Raiffeisenbank bei 250-Mio.-€-Projekt in Prishtina dabei

von
Max Brym

09/08

trend
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Die österreichische Raiffeisenbank ist die zweitgrößte Bank in Kosova. Bekannt ist sie für ihre rigorose Kreditpolitik den Bauern gegenüber. Gegenwärtig liegt der Effektivzins der Raiffeisenbank für bäuerliche Kreditnehmer bei 14 %. Es leben nach einer Untersuchung aus dem Jahr 2004, 50,79% aller Familien in ländlichen Gebieten.

Die Familien in ländlichen Gebieten sind in der Regel größer als die Familien in der Stadt. Es leben demzufolge wesentlich mehr Menschen in Dörfern , als in Städten Kosovas. Einer Umfrage aus dem Jahre 2005 , besitzen von 4.446 befragten Familien, 1.712 zwischen 0 - 1.5 ha Land, 1.394 zwischen 1.5 - 3 ha und 1.081 über 3 ha Land. Die Landbevölkerung ist besonders der Not und dem Elend ausgeliefert. Viele Bauern geben ihre Höfe auf weil ihre Flächen zu klein und unrentabel sind und der Kredit bei der Raiffeisenbank nicht mehr bedient werden kann. Im Jahr 2008 sind die Preise für Saatgut und Düngemittel, welche die Bauern beziehen, um 100% gestiegen. Gleichzeitig werden die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise von den Abnehmern gedrückt, obwohl die Preise für die Konsumenten permanent steigen. Offiziell liegt die Inflation bei 14,1 %.Als Folge davon werden Felder nicht mehr bearbeitet, viele Bauern stehen vor der unmittelbaren Pfändung. Der Antragsteller dafür ist die Bank welche dann in profitable Immobiliengeschäfte einsteigt. Die österreichische Firma Kolm Pfluger kaufte kürzlich billig Grund in Kosova auf. Sie investiert in Zusammenarbeit mit der kosovarischen Firma Etlinger und mit finanzieller Unterstützung der „Österreichischen Entwicklungszusammenarbeit“ in Anbau und Verarbeitung von Gemüse in Kosova.

Das Investitionsvolumen beträgt ca. eine halbe Million Euro, wodurch über 100 neue Arbeitsplätze in Kosova entstehen werden. Diese in Kosova hergestellten Produkte sind für den österreichischen Markt bestimmt. Ergo kosovarische Bauern werden ruiniert und der landwirtschaftliche Reichtum nach Österreich exportiert. Gleichzeitig importiert Kosova wesentlich mehr landwirtschaftliche Produkte als es exportiert. In den Deal der Firma Pfluger war ganz wesentlich die Raiffeisenbank verwickelt. Durch solche Geschäfte wird der verbliebene Bauer weiter unter Druck gesetzt und Kosova voll in die Krise der weltweiten Nahrungsmittelproduktion involviert. Momentan steigen auf dem Weltmarkt die Preise für Nahrungsmittel und Energie systematisch an. Das Leben der einfachen Menschen in Kosova wird in sozialer und nationaler Hinsicht immer dramatischer. Doch was dem einen Leid bedeutet bringt dem anderen Freud und Profit. 

Raiffeisenbank Bank bei 250-Mio.-€-Projekt in Prishtina dabei 

Die kosovarische Firma ENK Invest Group, im Eigentum von fünf lokalen Unternehmern, plant einen Büro-, EKZ- und Wohnkomplex im Zentrum von Prishtina um stolze 250 Millionen € zu bauen. Auf einem 26.000 Quadratmeter großen Grundstück soll insgesamt 285.000 Bruttonutzfläche entstehen - geplant sind Bürotürme, Einkaufscenter, Wohnungen, ein Hotel und Garagen.

Nach Angaben von ENK-Miteigentümer Edmond Krliu wird bei dem Projekt die Raiffeisenbank die Hauptkreditgeberin sein. Auf Wirtschaftsblatt-Anfrage wollte Krliu die Kredithöhe aber nicht näher beziffern, für das Projekt werden aber noch Co-Investoren gesucht, so Krliu. Auch Raiffeisen Kosovo-Chef Oliver J. Whittle wollte "über Kundenbeziehungen" nicht mit Medien sprechen.

Umtriebiger Investor

Gerüchteweise soll Raiffeisen selbst eines der zu bauenden Gebäude beziehen, nämlich ein 5400 Quadratmeter großes Bürohaus. Krliu: "Wir haben darüber mit Raiffeisen gesprochen, aber noch ist nichts fix." Die Bauarbeiten haben begonnen, der gesamte Komplex soll in fünf bis sechs Jahren fertig sein, sagt Krliu. Das Gebäudekomplex soll das neue Wahrzeichen der Kosova-Hauptstadt Prishtina werden, die ja mit modernen Büros, Wohnungen und Hotels nicht gerade gesegnet ist.

Der in Mazedonien geborene Unternehmer ist in Österreich durchaus kein Unbekannter: Als sich die Telekom Austria Anfang 2007 um eine Mobilfunklizenz in Kosova bemühte , wurde sie vor Ort von Krliu vertreten. Krliu hat weiters Beteiligungen an einer Handvoll Firmen vor Ort, darunter im Bereich Medikamente-Einkauf und Polyethylen-Verarbeitung. Die ENK Invest Group hat fünf Aktionäre, außer Krliu sind das vier aus Albanien stammende Unternehmer.

Raiffeisen war im Kosovo ein "Early Mover": Die Bank wurde im November 2001 zunächst als American Bank of Kosovo gegründet, seit 2003 gehört sie zur Gänze dem Raiffeisen-Konzern. Heute ist die Bank die zweitgrößte Commerzbank in Kosova Land, das etwas mehr als zwei Millionen Einwohner zählt.

Editorische Anmerkungen

Wir erhielten den Text vom Autor zur Veröffentlichung in der Septemberausgabe.

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