Eine Email aus aktuellem Anlass
SWR-Falsch-Berichterstattung über die Mauer in Bil'n


von
Hartmut Bart-Engelbart
09/07

trend
onlinezeitung

From: Hartmut Barth-Engelbart
To: info@swr.de ; online@swr.de
 ; nachrichten.hoerfunk@swr.de
Sent: Wednesday, September 05, 2007 12:07 PM
Subject: Mauer & Schießbefehl: SWR-Falsch-Berichterstattung über die mauer in Bil'n (Palästina)

Betr. Ihre Falsch-Berichterstattung vom 05.09.2007 u.a. in swr2 um 9 Uhr zur Entscheidung des Obersten israelischen Gerichtshofes bezüglich der Mauer in Bil'n

Sehr geehrte Damen und Herren, 

was zu begrüßen ist, dass Sie überhaupt davon berichten, dass das Gericht beschlossen hat: nicht Olmert selbst - leider nur seine Mauer muss zurücktreten - nur um wenige Meter, damit die einheimischen noch überlebenden Bauern und die noch übrigen Teile ihrer Familien wieder auf ihre Felder zur Arbeit gehen können. 

Nicht unwidersprochen darf allerdings Ihre Falsch-Aussage bleiben (Zitat): "Es fanden in Bil'n wiederholt gewaltsame Demonstrationen gegen diese Mauer statt ! " 

da ich als ehemaliger Deutschlehrer für RückkehrerINNEN aus Israel nach Deutschland über die Verhältnisse in Israel und den besetzten Gebieten umfasssend, detailliert und aktuell informiert bin, fallen mir bei der Berichterstattung in deutschen Medien und jetzt gerade bei Ihnen im swr doch einige und regelmäßige falsche Tatsachenbehauptungen auf. Die Demonstrationen gerade in Bil'n, von denen Sie in mehreren Ihrer Beiträge zur Entscheidung des Obersten Israelischen Gerichtshofes zur Versetzung der Mauer sprachen, waren entgegen Ihrer Behauptungen nicht gewaltsam. Gewaltsam ist die Errichtung und die Beibehaltung dieser Mauer und die Behandlung der Menschen in Palästina durch die israelischen Staatsorgane.

Wenn sie aber Farbbeutelattacken, Grafitties oder auch Steinwürfe gegen die Mauer und den Todesstreifen in Berlin als gewaltsame Demonstrationen bezeichnen, mögen Sie eventuell hie und da etwas Recht haben. Vielleicht hatte auch eine(r) ihrer Mitarbeiter(innen) die Lesebrille nicht dabei und so statt Berlin Bil'n gelesen.  Verzeihen Sie mir bitte meine etwas sarkastischen Bemerkungen, zu denen ich als Kabarettist allzuleicht neige.

Aber vielleicht könnten Sie in ihren Sendungen in diesem Zusammenjhang Mal von den Schießbefehlen an der dortigen Mauer berichten und die Frage aufwerfen, wann dort wer vor den DenHaager Gerichtshof gestellt wird.

Auch fände ich es nicht schlecht, wenn Sie von den Schießbefehlen an deutschen Kasernen-Mauern & -Zäunen berichten würden. Allein während meiner BundeswehrDienstzeit in den 60ern als Reserveoffiziersanwärter wurden mehrere Wehrpflichtige bei (Fahnen-) Fluchtversuchen an- und erschossen.  So etwas würde ich "gewaltsame Demonstrationen" nennen mit Anreicherungen wie "dienstlich angeordnete Körperverletzuing, ebensolche Freiheitsberaubung, Mord auf Schießbefehl".  Aber schließlich muss ja das Handwerk auch mal in Echtsituationen geübt werden. Damals gings nur im Innendienst, am eigenen Volkskörper, heute eröffnet der Außendienst doch erfreuliche Trainingsechtfelder an Fremdkörpern. TornadoBombenabwurf oder LeoFeuer muss man nicht gleich Massenmord nennen, das sind bisher bestenfalls Serientaten. Und Umfragen unter unseren weltweiten Befreiungsopfern ergeben ja regelmäßig, dass sie viel lieber bei Geburtstagsfeiern von ISAF-UNO-EU-ETC und anderen Befreiungsbomben getroffen werden als von islamistischen Selbstmordattentätern. Auch hier schätzt man deutsche Wertarbeit wegen der spürbar geringeren Kollateralschäden. So wurde nördlich von Kabul jüngst bei einer Hochzeitsfeier nur das halbe Paar von einer CruiseMissile getroffen, für die ein Humanitäraufkläreinsatz-Tornado der Bundesluftwaffe die Zielkoordinaten lieferte. Bei vergleichbaren Anschlägen der Taliban wurden und werden regelmässig die GANZEN Paare und ALLE Gäste zu Märthyrern. Auch die Flüchtlinge im Libanon wären viel lieber durch einen robustmandateten Seeschlag der Bundesmarine  von Leib und ein wenig Hab und Gut befreit worden als von der libanesischen Armee. 

Aber das lenkt jetzt etwas vom Thema ab. 

Ich fordere Sie hiermit in aller Höf- und Freundlichkeit auf, ihre Falsch-Berichterstattung über alle Ihnen zur Verfügung stehenden auch von mir finanzierten öffentlichen Kanäle öffentlich zu korrigieren. 

Mit freundlichen Grüßen

HaBE
Hartmut Bart-Engelbart

Editorische Anmerkungen

Der Autor schickte uns am 05. 09. 2007 den Artikel zur Veröffentlichung.

Weitere Infos siehe: www.barth-engelbart.de.vu