Hetzkampagne gegen die Positionen der französischen A.L. oder unterstützen libertäre Kommunisten wirklich die Hisbollah im Libanon?
Kritische Anmerkungen zu einem durch die Jungle World publizierten Interview

von Bernard Schmid
09/07

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Es ist zwar ein bisschen delikat, wenn mensch sich zu einer Debatte zu Wort meldet, die vorwiegend unter Anarchisten bzw. Anarchokommunisten geführt wird - wenn man dabei selbst kein Anarchist ist (sondern, wie der Autor dieser Zeilen, eher antiautoritärer Kommunist). Aber sofern die Diskussion auch für die übrigen staats- und kapitalismuskritische Linke im Prinzip von hoher Bedeutung ist, also nicht nur die unmittelbar beteiligten Gruppen als solche betrifft, darf man sich dies wohl einmal erlauben. 

Höchst erstaunt war der Verfasser dieser Zeilen, als er jüngst in einem Interview in der Berliner Wochenzeitung‚Jungle World' lesen musste, die französische AL (Alternative Libertaire) hätte angeblich libanesische Anarchisten dazu aufgefordert, „mit der Hizbollah zusammenzuarbeiten“, und für den Fall des Zuwiderhandelns bedroht. (Vgl. http://www.jungle-world.com/seiten/2007/30/10333.php

Die mit ihrem Hauptsitz im 19. Pariser Bezirk ansässige Alternative Libertaire ist eine Gruppierung mit einigen hundert Mitgliedern, die zum Spektrum der „libertären Kommunisten“ gehört. Letztere bilden, neben den Anarchosyndikalisten (die vor allem in der CNT organisiert sind) und den Individualanarchisten, eine der drei Hauptströmungen des französischen Anarchismus. Ihre Strömung steht wohl den verschiedenen politischen Ausformungen des Marxismus mit Abstand am nächsten. Die französische AL unterhält Aktivitäten etwa im Gewerkschaftsbereich, wo sie eine Reihe von Mitgliedern in den linken Basisgewerkschaften SUD/Solidaires zählt, und im Bereich des Antirassismus und der Solidarität mit Immigranten. Anderen linken Gruppen ist sie als ziemlich offene Bündnispartnerin – sofern die inhaltlichen Grundlagen stimmen -, die politischen und gesellschaftlichen Realitätsbezug über simple Parolen stellt, bekannt. Kurz, die Gruppe kann als eher angenehm gelten. Sie tritt in der Regel mit differenzierten Argumenten und dem Bemühen um eine nuancierte Sicht auf die gesellschaftlichen Widersprüche hervor. 

Da die französische AL bisher nicht damit auffiel, dass sie selbst die Hizbollah im Libanon unterstützt hätte –- noch am 27. Juni dieses Jahres organisierte sie in ihren Pariser Räumlichkeiten eine gröbere Diskussionsveranstaltung zum Nahen Osten (vgl. http://www.alternativelibertaire.org), wo die Hizbollah u.a. durch libanesische Teilnehmer offen kritisiert wurde --, musste diese Behauptung in einem Interview doch verwundern. 

Da die Dokumente, die dem Streit zwischen einer früher mit ihr verbundenen libanesischen Gruppe und der französischen AL zugrunde liegen, öffentlich zugänglich sind, bot sich eine sorgfältige Überprüfung dieser Vorwürfe an. Und hier das Ergebnis. 

Ergebnisse einer Überprüfung 

Um es vorwegzunehmen: Die Behauptung, die durch eine libanesische Kleingruppe in dem Interview aufgestellt (und durch den Interviewer Thomas Schmidinger -- Kopf des österreichischen Ablegers der mit finanzieller Unterstützung durch die US-Bundesagentur ‚US Aid’ im Iraq tätigen deutschen NGO ‚Wadi e.V.’ -- unkommentiert in die Druckfassung übernommen wird), ist übelste Polemik. Der Kern des Streits liegt denn auch keinswegs darin begründet, dass die französische AL oder die jetzt noch (nach der erfolgten Trennung innerhalb des libanesischen Spektrums) mit ihr kooperierende Fraktion der libanesischen Anarchisten mit der Hizbollah zusammenarbeiten wurde, sondern in einem anderen Punkt. Nämlich darin, dass der „widerstreitende“Flügel des libanesischen Anarchismus (der sich an der Frage gespalten hat) selbst eine andere, weitaus gröbere politische Kraft „kritisch unterstützt“ bzw. solidarisch-kritisch begleitet. Nämlich die „Koalition des 14. März“, die in den Wochen nach dem Tod von Ex-Premierminister Rafiq Hariri im Februar 2005 entstand und die christliche Rechte, einen Teil der sunnitischen Bourgeoisie und ähnliche Kräfte umfasst. 

Die libanesische Gruppe ‚Al-Badil al-taharrouri’ (dieser Name ist die wörtliche Übersetzung des Namens ‚Alternative Libertaire’, wobei der Neologismus für „libertär“ nach den Regeln der arabischen Grammatik aus der Wurzel ‚el-hourriya’ für „Freiheit/liberté“ abgeleitet ist) vertritt dazu eine klare Auffassung. Und diese drückt sie in dem Interview, das Ende Juli 2007 in der ‚Jungle World’ publiziert worden ist, in den Worten aus, dass „wenn ich zwischen Hassan Nasrallah und Jacques Chirac wählen müsste, sofort für Chirac votieren würde“. Kleines Problem dabei: Im Libanon stehen die politischen Repräsentanten der dominierenden Fraktion der Bourgeoisie eben nicht in Form eines postgaullistischen bürgerlichen Demokraten zur Wahl. Sondern sie werden u.a. verkörpert durch eine postfaschistische christliche Rechte (deren stärkste Partei, die ‚Falange’, historisch direkt aus der libanesischen Adaptation des europäischen Faschismus im Jahr 1936 stammt und u.a. die Mörder von Sabra und Schatila in ihren Reihen zählt). (FUSSNOTE 1[1]) Und ferner durch eine sunnitische Mafia, deren wichtigster Repräsentant nämlicher Rafiq Hariri war, bevor er einem Attentat zum Opfer fiel; und die dem – nun ja – wirklich superdemokratischen Saudi-Arabien (dem historischen Hort der Reaktion in der ganzen Region) nahe steht. Frankreich wird zwar im Inneren von einem bürgerlichen Demokraten – früher dem Postgaullisten Chirac, jetzt dem Neoliberalen Nicolas Sarkozy – regiert. Aber im Libanon setzt es eindeutig auf diese nicht wirklich demokratischen, vorherrschenden Fraktionen der örtlichen Bourgeoisie. Chirac etwa lebt heute, nach seinem Abgang aus dem Amt, in einem Pariser Luxusappartement, das ihm niemand anders als der Familienclan Hariri kostenlos zur Verfügung stellt...  So ist das eben mit den früheren Kolonialmetropolen und den Ländern der „Peripherie“: Die Tatsache, dass im Inneren der Erstgenannten bürgerlich-demokratische Verhältnisse herrschen, bedeutet eben noch lange nicht, dass sie auch solche bürgerlich-demokratischen Verhältnisse für die Letztgenannten garantieren möchten. 

Die christliche Rechte im Libanon steht also nicht in gaullistischer, sondern in postfaschistischer Tradition: Clangründer Pierre Gemayel schuf seine ‚Falange’ -- deren Name aus dem spanischen Bewegungsfaschismus kommt und ferner so viel wie Phalanx, für Kampfpartei, bedeutet – im Jahr 1936 nach seiner begeisterten Rückkehr aus Berlin von der Hitler-Olympiade. Die christlichen Rechten im Libanon sind ein mindestens so übles Gesocks wie die reaktionärsten Kader der Hizbollah, die selbst aus der schiitischen Bourgeoisie – welche sich bislang im konfessionalisierten System des Libanon nicht gegen ihre christlichen und sunnistischen Klassenbrüder durchsetzen konnte, sondern zurückgesetzt blieb – stammen. Wahrscheinlich sogar noch verachtenswerter, da sie zudem die sozialdarwinistischen Oberklassen des Libanon vertreten, die Massenbasis der Hizbollah dagegen aus ziemlich armen Schweinen aus der Plebs von Süd-Beirut besteht. 

Normal daher, dass die französische AL die (pardon!) krétinistische Position der libanesischen Kleingruppe ablehnt. Das macht aus AL aber noch keine Unterstützerin der Hizbollah...

Dokumente eines Streits 

Hingegen sind verschiedene Interpretationen möglich, was das von ‚Alternative Libertaire’ an die libanesischen Gruppe geschickte E-Mail betrifft, die zur Eskalation des Streits geführt hat. Man KANN es so interpretieren, dass der Vorwurf zutrifft, die französische AL habe ihren früheren libanesischen Ableger damit bedroht, ihn auch im internationalen Rahmen aktiv zu isolieren. Man KANN es so interpretieren, MUSS es aber nicht. Denn die französische AL schreibt in ihrer E-Mail, dass sie von der libanesischen Gruppe eine politische Klarstellung fordert; dass Letztere sich aber darüber im Klaren sein müsse, dass sie sich (bliebe eine solche ‚clarification’ aus) dann „auch im internationalen Rahmen von anderen Gruppen“ isolieren werde. 

Man kann, wenn man möchte, das als Drohung auffassen. Die Formulierung ist tatsächlich unglücklich. Real war aber damit wohl eine Tatsachenfeststellung gemeint, im Sinne von: „Wir weisen Euch darauf hin, dass Eure jetzige Position (falls das wirklich Eure Position ist, weshalb wir Euch zur genaueren Klärung auffordern) nicht die im internationalen Spektrum geteilte Position ist, und dass es deswegen auch mit anderen Gruppen noch politischen Streit geben dürfte.“ Wenn diese Tatsachenfeststellung gemeint war (dazu müsste man den Autor der fraglichen E-Mail wohl selbst befragen), dann trifft sie erst einmal zu. Sagen wir, HOFFENTLICH trifft sie zu, denn eine Position, die es akzeptiert, die christliche (bourgeoise und faschistoide) Rechte im Libanon gegen die schiitische (plebeiische und nationalreligiöse) Rechte zu verteidigen, ist eine gravierende politische Verirrung. 

Vgl. dazu die Dokumentation, durch die libanesische Gruppe, unter: http://www.albadilaltaharrouri.com/greve.htm . Die E-Mail der französischen ‚Alternative Libertaire’ ist im Inneren der Stellungnahme ihrer ehemaligen libanesischen Schwesterorganisation wiedergegegeben. Sie fängt an mit den Worten: „Uns liegt es fern, Euch Eure politische Linie vorschreiben zu wollen. Wir wünschen aber mit Eurer Organisation eine Debatte zu mehreren Punkten...“ (Im Original: ‚Loin de nous l’idée de vous dicter votre ligne politique. Nous souhaitons toutefois avoir avec votre organisation un débat sur plusieurs points.  ....’) Die libanesische Gruppe macht hingegen der französischen ihren, angeblichen, „Kolonialismus“ zum Vorwurf. So lautet die Überschrift der gesamten Dokumentation, übersetzt: „Der anarchistische Kolonialismus von Alternative Liberataire/Frankreich und die Drohungen gegen die kleinen Organisationen“. Im Text heibt es ferner unter anderem: „So glaubt Alternative Libertaire Frankreich, der Kreml der libertären Kommunisten und Anarchos der ganzen Erde zu sein (...)“ Gegen Schluss liest man: „Es gibt sehr gute Elemente bei Alternative Libertaire Frankreich. Wir bitten, eine Säuberungsoperation vorzunehmen.“ Das klingt wiederum nicht unbedingt libertär, sondern eher stalinistisch... 

Auf diesen Text vom 23. Februar 2007 antwortete dann die französischen Alternative Libertaire am 20. März 2007 (vgl. hier die Antwort, ausführlich dokumentiert: http://www.alternativelibertaire.org/spip.php?article955

In ihrem Erwiderungsschreiben liest man unter anderem: „(Die libanesische Gruppe) unterstreicht zu Recht, dass wir nicht einverstanden sind bezüglich der Einschätzung der politischen Situatiuon im Libanon. Es stimmt, dass ‚Al-Badil al-chouyouii al-taharrouri’ (Anm.: diese ausführliche Version des Gruppennamens bedeutet ‚Libertäre kommunistische Alternative’) öffentlich Position für die ‚Bewegung des 14. März’ bezogen hat und gegen die ‚Bewegung des 8. März“ (Anm. BhS: also den gegnerischen groben Flügel des libanesischen politischen Establishments). Letztere wird durch die französische AL wie folgt charakterisiert: „...die durch die religiöse Fundamentalistenpartei Hizbollah unterwandert/durchsetzt und ist zutiefst pro-syrische Positonen einnimmt.“ (Die Hizbollah ist tatsächlich Bestandteil dieser so genannt „pro-syrischen“ Koalition, die sich in Reaktion auf die Mobilisierung der Hariri-Anhänger und der christlichen Parteien nach der Ermordung des Expremierministers gebildet hat.) Und ferner heibt es: „Alternative Libertaire ist über diese Position verwundert, zumindenst über ihren ersten Teil“. Also über die Unterstützung für die „pro-westliche“ und „anti-syrische“ Koalition der christlichen/sunnisischen Parteien (doch demnach nicht über die Ablehnung der „pro-syrischen“ Koalition und der Hizbollah). Die französische Alternative Libertaire listet sodann einige der Parteien der „Koalition des 14. März“ auf, die sie richtig charakterisiert – die Klammern stammen aus dem Originaltext: „die Partei des Milliardärs Hariri (der 2005 zweifellos durch den syrischen Staat ermordet wurde), die Partei ‚Kataeb’ (die libanesische Falange) und die ‚Forces libanaises’ (rechtsextreme rassistische Partei)“. Um hinzuzufügen: „Es ist nicht stalinistisch, kolonialistisch und eitel“ – diese Begriffe waren Bestandteil der Vorwürfe seitens der libanesischen Ex-Schwesterorganisation gewesen – „diese drei Parteien als hauptsächliche Verteidiger der Interessen der libanesischen Bourgeoisie (Anm. BhS: oder genauer, ihrer dominierenden christlichen Fraktion) zu bezeichnen (.....). Im Übrigen ist es falsch, den Eindruck zu erwecken, (die französische) Alternative Libertaire würfe (der libanesischen Gruppe) vor, dass sie gegen die ‚Bewegung des 8. März’ opponiert, die von der fundamentalistischen, pro-syrischen und antisemitischen Religionspartei Hizbollah dominiert wird.“ (Soweit Originalton) 

 HIERIN liegt also der wahre Kern des Streits zwischen der libanesischen Ex-Schwesterorganisation und der französischen AL, die inzwischen mit einer anderen kleinen libanesischen Gruppe (RASH Liban) zusammenarbeitet. Nicht in einer angeblichen „Unterstützung“ der Letztgenannten für die schiitische Hizbollah – wohl aber in ihrer Ablehnung einer Unterstützung für die „pro-westliche“ Koalition, die ihrerseits höchst reaktionäre politische Kräfte enthält. Sollte es etwa dies sein, was den Interviewer von ‚Wadi e.V. Österreich’ und für die ‚Jungle World’ – Thomas Schmidinger – an die Positionen der libanesischen Widersacher von ‚AL Frankreich’ annähert? Noch wagen wir schwer zu hoffen, dass dem ein Irrtum zugrunde liegt... 

Schlussbemerkungen

Zum Abschluss noch zwei Anmerkungen -  Die erste: Zwar dürfte klar geworden sein, dass die libanesische Anarchogruppe (wie ihrerseits auch die französische AL) gegen die Positionen der schiitischen Hizbollah eintritt. Dennoch unterscheidet sich der Tonfall ihrer Äuberungen über die schiitische Partei und Miliz –- noch in den Text, in denen die libanesische Gruppe sich mit der französischen AL streitet – doch erhebblich von dem, den deutschsprachige Autoren wie etwa die Mehrzahl der ‚Jungle World’-Autoren an den Tag legen. Sprechen letztere schlicht von einer „antisemitischen Terrororganisation“, so hört sich das doch bei den libanesischen Anarchisten ziemlich anders. 

Nehmen wir als Beispiel einen Text von derselben libanesischen Gruppe, der während des israelischen Angriffskrieges im Juli/August 2006 (u.a. auch in Frankreich, wo ‚Alternative Libertaire’ damals ihre Text übernommen hat) publiziert wurde (vgl. hier: http://www.alternativelibertaire.org/spip.php?article374 )

Darin wird die Hizbollah zwar u.a. auch für ihr reaktionäres politisches Projekt kritisiert. Aber man liest daneben auch etwa folgende Kritik: „Andererseits ist die Hizbollah (Partei Gottes) eine Partei, die, trotz allem, was sie getan hat, um Israel aus dem (Anm. BhS: vor 2000 besetzten) Südlibanon zu vertreiben, und trotz der groben Zahl der ‚Märtyrer’, die sie losgeschickt hat (...) nicht mehr, seit langen Jahren nicht mehr, die Erwartungen der Libanesen und Libanesinnen erfüllt“. Danach kommen Ausführungen zur Freiheitsfeindlichkeit der Hizbollah, aber auch folgende Passage: „Aus einer Partei des Widerstands und des Opferbringens ist die Hizbollah zu einer unerträglichen Partei geworden. (...) Tatsächlich weigert sich die Hizbollah, ihre Waffen der libanesischen Armee abzugeben, und bildet einen Staat im Staate. Aber sie unternahm seit einigen Jahren nichts mehr gegen die zionistische Politik des Staates Israel, auber vielleicht dass sie den libanesischen Charakter der Chebaa-Farmen (Anm. BhS: kleines Territorium im Südlibanon, das Israel noch immer okkupiert hält und unter dem wesentliche Wasserreserven der gesamten Region lagern) reklamierte.“ Nun, richtig oder falsch: Jedenfalls haben wir an dieser Stelle eine Kritik vorliegen, die sich anders anhört als jene, die in der ‚Jungle World’ üblicherweise formuliert wird (und derzufolge der israelische Staat tendenziell die Seite der Guten bildet, und die Hizbollah DESHALB böse ist, weil sie ihm widersteht).

Zweite Anmerkung: An anderer Stelle (in einem Text, den ebenfalls die französische AL noch von ihrer damalige – frühere – libanesische Ablegergruppe publiziert hat) wird die „pro-westliche“ Koalition der ‚Bewegung des 14. März’ triumphierend in folgenden Worten charakterisiert: „Die Bewegung des 14. März bildet unserer Auffassung nach sehr wohl eine relativ revolutionäre Bewegung, auch wenn dies sehr relativ ist (...)“ (sic!). (Vgl. hier: http://mapage.noos.fr/alalsace/tract9.htm ). Der Artikel fährt fort: „Wirklich skandalös ist die Haltung der Libanesischen kommunistichen Partei. Zusammen mit einer bestimmten Anzahl von Leuten, mehrheitlich (Ex-Nasseristen), hat sie eine farb- und geruchslose und sehr schwache Strömung gebildet (...)“ Diese Passage spielt auf die Tatsache an, dass die libanesische KP rund 40.000 Personen zu eigenen Demonstrationen mobilisieren konnte, die sich sowohl gegen die „pro-westliche“ als auch die „pro-syrische“ Koalition richtete – während die Monsterdemonstrationen der beiden Letztgenannten, an den beiden Daten im März 2005 (nach denen sie jeweils benannt wurden) je mehrere Hunderttausend Menschen auf den Asphalt brachten.

Dies kann man nun „schwach“ und „profillos“ finden -- wobei es schon nicht gar so schlecht war, 40.000 Leute auf der Position einer politischen Unabhängigkeit gegenüber beiden Blöcken des libanesischen politischen Establishments (und der Überkonfessionalität, die die KP des Libanon auszeichnet) mobilisieren zu können. Amüsant, richtig pikant wird aber der Vorwurf, dies sei „schwer schwach“ (très faible) gewesen, wenn er von einer Combo kommt, die im besagten ‚Jungle World’-Interview stolz einräumt, aus „10 bis 15 Personen“ zu bestehen. Da wird der Vorwurf wirklich zum Lacherfolg.

Fussnoten

[1] In den Reihen seiner ‚Forces libanaises’ kämpften in den 1980er Jahren auch französische Rechtsextremisten aktiv als Söldner, unter ihnen in den Jahren 1982 bis 84 Thibault de la Tocnaye, Kommunalparlamentarier des rechtsextremen Front National in Avignon. Thibault de la Tocnaye hatte im Präsidentschaftswahlkampf 2006/07 eine leitende Funktion im Team für die Wahlkampagne Jean-Marie Le Pens inne. (Vgl. auch sein Interview unter dem Titel „Rückkehr aus dem Libanon“, wohin er 2006 erneut reiste, vom Dezember desselben Jahres hier:  http://www.frontnational.com/multimedia_conf_detail.php?id=7  )

 

Editorische Anmerkungen

Den Artikel erhielten wir am 3.9.07 vom Autor zur Veröffentlichung.