Betrieb & Gewerkschaft
Stahltarifrunde: Entschlossene Warnstreiks mit großer Beteiligung  

von Red. Rote Fahne
09/06

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12.09.06 - Seit letzten Freitag haben die Warnstreiks in der Stahlindustrie für die Durchsetzung von 7 Prozent mehr Lohn und Gehalt bei einer Laufzeit von 12 Monaten begonnen. Das Angebot der Stahlunternehmer nach der dritten Verhandlungsrunde betrug 3 Prozent auf 19 Monate und eine Einmalzahlungzahlung von 500 Euro. Dass sie damit auf die eher üblichen Provokationen verzichten, zeigt, dass sie aus wirtschaftlichen und politischen Gründen tunlichst vermeiden wollen, Öl ins Feuer zu gießen. "Wenn sie jetzt schon 3 Prozent anbieten, ist da mehr drin, diesmal können wir es denen zeigen", meinte dazu ein Kollege von ThyssenKrupp Steel (TKS) in Duisburg.

Am gestrigen Montag beteiligten sich nach Angaben des IG-Metall-Bezirks in Düsseldorf über 1.550 Stahlarbeiter in Bochum, Düsseldorf, Essen und Witten an Warnstreiks. Über die heutigen Aktionen sprach "rote fahne news" mit Gerd Pfisterer, dem Betriebsratsvorsitzenden von HSP in Dortmund: "Heute war wohl die größte Beteiligung mit den großen Werken in Duisburg, Bochum, Dortmund und Salzgitter. Es zeigt sich eine große Kampfbereitschaft der Stahlarbeiter, die sich eigentlich einen gemeinsamen Warnstreik wünschen. Die Aktionen sind auch immer mit Produktionsausfällen verbunden. In Dortmund nahm die Mittagsschicht die Arbeit nicht mehr auf.

Ein großer Teil der Kollegen rechnet insgeheim noch damit, dass die Hälfte der Sieben rauskommt. Aber der Teil der Kollegen, der sagt, dass die sieben Prozent durchgesetzt werden müssen, wächst. Sie nehmen dabei durchaus auch die Politik mit ins Visier, und machen die Rechnung mit der Mehrwertsteuerung auf, was dann teils von Gewerkschaftssekretären, wie gestern in Bochum auch, aufgegriffen werden muss.

Die HSP-Kollegen führten heute eine Demonstration zur Funktionärskonferenz mit Jürgens Peters durch und sie verteilten dabei ein Flugblatt, das sie selbst gemacht hatten, an die Bevölkerung. Darin brachten sie zum Ausdruck, dass sie die Stahltarifrunde in einer Reihe sehen mit dem Verdi-Streik, den Ärztestreiks und mit der sozialen Bewegung insgesamt, dem Sternmarsch gegen die Regierung in Berlin am 16.9. Die Montagsdemonstration Dortmund beteiligte sich, es gab Grußadressen von der MLPD und anderen Parteien. Insgesamt wächst die Erkenntnis und Bereitschaft, dass zur vollen Einsatz der gewerkschaftlichen Kampf Initiative und selbständige Elemente an der Basis unbedingt gefragt sind!"  

Für den morgen Mittwoch, 13. September, sind Warnstreiks in Salzgitter, Bremen, Krefeld, Peine, Hagen und Remscheid sowie in Ostdeutschland geplant. Auch am Tag der vierten Verhandlungsrunde, am Donnerstag, den 14. September, wird es weitere Warnstreiks in Mülheim an der Ruhr, Siegen, Herborn und weiteren Orten geben. Die vierte Verhandlung beginnt am Donnerstag um 15 Uhr im Scandic Hotel Essen "Hotel Bredeney", Theodor-Althoff-Str. 5.

Editorische Anmerkungen

Der Artikel erschien bei www.rf-news.de