Die “Herrin” und die “Magd”
Globalisierung und die neue
internationale Arbeitsteilung im Haushalt

von Brigitte F. Young

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Vortrag von Prof. Dr. Brigitte F. Young (Institut der Politikwissenschaft Westfälische Wilhelms-Universität Münster), gehalten im Rahmen der Abendveranstaltung des Renner-Instituts am 8. September 1999 in Wien

Die Globalisierung hat die Flexibilisierung und Individualisierung der Arbeitsmärkte verstärkt. Diese globalen Prozesse wiederholen bekannte Segregationsmechanismen und schaffen neue Formen der Marginalisierung. Die Globalisierungsliteratur hat sich bisher vor allem mit den revolutionären Entwicklungen im Bereich der Informationstechnologien und ihren Auswirkungen auf Produktion, Kommunikation und Management der globalen Wirtschaft beschäftigt. Weit weniger Aufmerksamkeit wurde der Bildung neuer sozialer Machtverhältnisse im Bereich des Haushalts gewidmet. In dem Maße, wie der Trend der weiblichen Professionalisierung voranschreitet, werden wir Zeugen der Entstehung einer bedeutenden “unsichtbaren” weiblichen Dienstleistungsklasse. Eine immer größere Zahl von Migrantinnen ist im informellen Bereich der Dienstleistungsindustrie tätig, als Reinigungskräfte oder Kindermädchen. Sie werden Teil der sozialen Unterstützungsstruktur, die es nationalen Frauen ermöglicht, an professionellen Karrieren teilzuhaben. Die Flexibilisierung des globalen Arbeitsmarktes hat mehr Gleichheit zwischen gebildeten Frauen und Männern der Mittelklasse geschaffen, doch zu größerer Ungleichheit unter Frauen geführt. Ob diese Tätigkeiten im Haushaltsbereich nun von überqualifizierten Frauen aus Osteuropa in Deutschland, von Afrikan-Amerikanerinnen und Südamerikanerinnen in Nordamerika oder von philipinischen Frauen in Italien oder Kanada erledigt werden, sie führen zu einer neuen internationalen Arbeitsteilung im privaten Haushalt. Auf der einen Seite steht die “Herrin” und auf der anderen Seite die “Magd”, getrennt durch unterschiedliche Ethnie, Klasse und nationale Zugehörigkeit. Diese zunehmende ethnische und soziale Ausdifferenzierung zwischen Frauen ist nicht als “beabsichtigte” Handlungsstrategien von professionellen Frauen zu verstehen. Vielmehr ist diese Ausdifferenzierung ein zentrales strukturelles Element der zunehmenden Reprivatisierung der Reproduktionsarbeit im neoliberalen Diskurs der Globalisierung. Resultat dieser strukturellen Verschiebung ist eine Überschneidung von Frauenkarrieren der Mittelklasse und das Abhängigkeitsverhältnis von Migrantinnen. Beide Seiten sind gleichermaßen voneinander abhängig.

Die neue Ungleichheit zwischen Frauen

Feministinnen haben zu Recht die Mainstreamstudien zu Globalisierung für ihren Ausschluß einer ganzen Reihe von Akteuren, die nicht in das Gebilde des globalen Kapitalismus passen, kritisiert. Saskia Sassen stellt dar, daß solche Mainstreambetrachtungen wie ein Bericht über Zwangsvertreibungen klingen (“narratives of evictions” - Sassen 1996) und Isabella Bakker (1994) spricht von der “konzeptionellen Stille”, die den herrschenden Diskurs über die globale Restrukturierung umgibt. Die meisten Studien über ökonomische Restrukturierung konzentrieren sich auf die Hypermobilität des Kapitals, die Macht der transnationalen Konzerne und auf Fragen einer globalen Kultur. Durch die Vernachlässigung des ortsgebundenen Kapitals, das zumindest noch in Teilen in nationale Territorien eingebettet ist, übersehen wir die materiellen Produktionsstätten für den Betrieb der globalen Informations- und Kommunikationstechnologien. Konzentrieren wir uns auf die Handlungen, welche die Infrastruktur für die Produktion und Reproduktion des globalen Kapitals schaffen, erscheint eine Vielzahl verschiedener Arbeitskulturen, wo in Migranten- bis zu reinen Frauenarbeitskulturen die notwendige Arbeit der Globalisierung erledigt wird. Dies schließt Sekretärinnen, Pizzaservice, Reinigungsgesellschaften, Lastwagenfahrer, Hundeausführer (dog-walker), Dienstleistungsarbeiter in der Industrie, Hausangestellte und eine Menge anderer, Blue-collar-ArbeiterInnen mit niedrigen Ausbildungsniveau, die in den Berichten und Erzählungen über die Hypermobilität des Kapitals “unsichtbar” geworden sind, ein. Diese Unsichtbarkeit materieller Arbeitskulturen hat zu einer Veränderung der Bewertung des Arbeitseinsatzes geführt. Viele der Hilfsarbeiten werden als irrelevant und als in der globalen Wirtschaft nicht länger benötigt betrachtet. Saskia Sassen weist darauf hin, daß die kollektive Kultur mit ihrer Betonung auf spezialisierte Informationsdienstleistungen überbewertet wird, während andere Arten von Arbeitskulturen abgewertet werden. In einfachen Worten, die Arbeiten von Frauen und Migranten wird unterbewertet.

Doch der Prozeß der Ent- und Überbewertung von Arbeit findet nicht nur zwischen den beruflichen Klassen der (meist männlichen) globalen “Informationskarrieren” und den ungelernten, ortsgebundenen ArbeiterInnen statt. Er findet auch zwischen Frauen auf der Ebene des privaten Haushalts statt. Globalisierung und die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes hat im Haushaltsbereich zwei Kategorien von Frauen geschaffen: Die professionelle Frau und ihre “Magd”. Die wachsende Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt wird begleitet von einer weitestgehend “unsichtbaren” Entwicklung bezahlter Arbeitskraft im privaten Haushalt. Immer mehr Migrantinnen arbeiten in nicht deklarierten Jobs in der haushaltsorientierten Dienstleistungsindustrie, wie Reinigung und Kinderbetreuung. Sie werden Teil der Unterstützungsstrukturen, die nationalen Frauen berufliche Karrieren erlauben. Es ist also eine unsichtbare Verbindung entstanden zwischen der wachsenden wirtschaftlichen Aktivität von nationalen Frauen und der Arbeitsmarktfunktion von Migrantinnen und Immigrantinnen (Knocke 1995). Solange sich Wohlfahrtsstaaten weigern geeignete Strukturen zur Unterstützung von arbeitenden Frauen zu schaffen, sind die Bedingungen für den Zugang von Frauen zu “männlichen Arbeitsstrukturen” nicht nur geschlechts-, sondern auch klassen- und rassenspezifisch. Berufstätige Frauen haben den Vorteil auf meist billige, illegale Migrantinnen zurückgreifen zu können, um den Haushalt zu versorgen. Ohne geeignete öffentliche Kinderbetreuung und ohne die Möglichkeit, die Arbeitskraft von Frauen aus Entwicklungs- und Transitionsländern nutzen zu können, wäre es Frauen nicht möglich auf der Karriereleiter Positionen zu erklimmen, die ein hohes Maß an persönlicher Mobilität und Flexibilität erfordern. Ob diese Tätigkeiten im Haushaltsbereich nun von überqualifizierten Frauen aus Osteuropa in Deutschland, von Afrikan-Amerikanerinnen, Süd- und Mittelamerikanerinnen in Nordamerika oder von phillipinischen Frauen in Italien oder Kanada erledigt werden, sie führen zu einer neuen internationalen Arbeitsteilung im privatem Haushalt. Auf der einen Seite steht die “Herrin” und auf der anderen Seite die “Magd”, getrennt durch unterschiedliche Ethnie, Klasse und nationale Zugehörigkeit (Friese 1995; Mahnkopf 1997; Andall 1992). In diesem Konflikt treffen sich, wie Wuokko Knocke gezeigt hat, “die Mehrheits- und Minderheitsinteressen von Frauen, ungeachtet ihrer unterschiedlichen sozialen Realität und Herkunft” (Knocke 1995:235).

Die gegenwärtige Segmentation des Arbeitsmarktes in eine gutbezahlte “globale Informationsgesellschaft” und den expandierenden informellen Sektor der “arbeitenden Armen” weist nicht länger eine klare Trennungslinie zwischen männlich und weiblich auf. Statt dessen hat die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes zu mehr Gleichberechtigung zwischen gebildeten Frauen und Männern der Mittelklasse geschaffen, während sie zu größerer Ungleichheit zwischen Frauen geführt hat. Dieser Prozeß wird begleitet von einer Transformation der Bewertung von Arbeit: Die berufliche Integration von Frauen in formale Wirtschaftsstrukturen wird hoch bewertet, während die “bezahlte” reproduktive Arbeit im informellen Wirtschaftsbereich (dem Haushalt) weiterhin abgewertet und minderbewertet wird. Kurz, die bezahlte Arbeit von Frauen außerhalb des Hauses ist der bezahlten Arbeit von Frauen innerhalb des Hauses nicht gleichgestellt. Globalisierung und der Prozeß der Individualisierung (d.h. der sozialen Differenzierung) sind zwei komplementäre Prozesse. Sie sind das Ergebnis der globalen Restrukturierung der privaten und öffentlichen Arena (Young 1998).

Dieser Artikel diskutiert zunächst die existierenden fordistischen Genderregime. Die zugrundeliegende These geht von der methodologischen Annahme aus, daß die Transformation spezifischer historischer Akkumulationsregime (Fordismus) Hand in Hand geht mit der Rekonfiguration von Geschlechterregimes und Geschlechterordnungen. Das Konzept des Geschlechterregime verweist in diesem Zusammenhang auf institutionalisierte Praktiken und Formen des vergeschlechtlichten Systems der Herrschaft, welche die sozialen Ordnungsprinzipien in allen Gesellschaften konstituieren. Soziale Normen, Regeln, Regulierungen und Prinzipien sind nicht geschlechtsneutral, sondern bestehen aus spezifischen Normen für das Rollenverhalten, das Männer und Frauen im Gemeinwesen zu spielen bestimmt sind. Geschlechterordnungen sind entsprechend die Ansammlung dieser Regime auf der makropolitischen Ebene. Die Interaktion zwischen staatlicher Macht, die auf Geschlechterregime aufbaut, kulturellen Definitionen von Geschlecht und die historischen Möglichkeiten der Geschlechterverhältnisse konstituieren diese Ordnungen (Connell 1987).

Die hier aufgezeigte Argumentation beruht auf der Annahme, daß der fordistische Nachkriegskompromiß von 1945 auf der Synchronisation der (männlichen) Reallöhne und des Produktivitätswachstums, verbunden mit einer antizyklischen Geld- und Finanzpolitik, basierte, was zu einer der längsten wirtschaftlichen Wachstumsperioden in der Geschichte führte. Der keynesianische Wohlfahrtsstaat war für die Stabilisierung der Konsumnachfrage und die Erweiterung der sozialen Rechte für den Durchschnittsbürger ausschlaggebend, dem, zum erstenmal, der Zugang zu Konsumgütern ermöglicht wurde. Seit 1973 ist der “Erfolgskreis” zwischen Massenproduktion und Massenkonsum zunehmend unter Druck geraten. Die neoliberale Antwort auf die Krise war Deregulierung und Flexibilisierung des fordistischen Modells eines national gebundenen Wirtschafts- und Sozialsystems (Aglietta 1979; Jessop 1988). Die globale Restrukturierung nationaler Ökonomien und ihrer keynesianischen institutionellen Regulationsstrukturen haben zu einer Rekonfiguration der produktiven und reproduktiven Wirtschaft und zu einer Reprivatisierung der häuslichen Sphäre geführt.

Im zweiten Teil dieses Artikels argumentiere ich, daß das geschlechtspezifische fordistische Regime des “Brotverdieners” der Vergangenheit angehört. Anstatt dessen stehen wir neuen Trennunglinien gegenüber, die nicht länger allein auf dem Geschlecht beruhen, sondern Rassen- und Klassenzugehörigkeit eine ebenso wichtige Rolle für die Bestimmung sozialer Differenzierungen spielen. Die “alte” hierarchische Trennungslinie zwischen Männern und Frauen verwischt. Zwischen Männern und Frauen der Mittelklasse besteht mehr Gleichberechtigung, während die Ungleichheit zwischen berufstätigen, professionellen Frauen und einer ethnisch definierten weibliche “Unterklasse” größer wird. Diese zunehmende ethnische und soziale Ausdifferenzierung zwischen Frauen ist nicht als “beabsichtigte” Handlungsstrategien von professionellen Frauen zu verstehen. Vielmehr ist diese Ausdifferenzierung ein zentrales strukturelles Element der zunehmenden “Re-Privatisierung” der Reproduktionsarbeit im neoliberalen Diskurs der Globalisierung.

Im dritten Teil dieses Papiers greife ich Esping-Andersens Vorschlag auf, die Haushaltsproduktion auszulagern und zu professionalisieren um dadurch drei Probleme gleichzeitig zu lösen: das Problem der Arbeitslosigkeit, die Armut zu verringern und die Krise des Wohlfahrtsstaates aufzuheben. Im Anschluß daran argumentiere ich, daß dieser Vorschlag die geschlechtsspezifische Segmentierung nicht aufhebt, sondern eine ethnisch definierte weibliche Unterklasse produziert.

Produktion und Reproduktion im fordistischen Regime

Der Fordismus ist bereits als “das goldenen Zeitalter des Kapitalismus” in die Geschichtsbücher eingegangen. Es mag ein “goldenes Zeitalter” für weiße, männliche Industriearbeiter in einem westlichen kapitalistischen Staat gewesen sein. Die fordistische Produktion hat den weißen Mann zum Mittelpunkt des industriellen Kapitalismus gemacht. Männer erlebten dieses neue Produktionsparadigma als Manager in den neu entstandenen, vertikal organisierten multinationalen Firmen der 20er Jahre (Chandler 1977) und als Fabrikarbeiter zusammengetrieben an den Orten der Massenproduktion (Hagen and Jenson 1988). Dennoch war das fordistische Akkumulationsregime für Frauen nicht vollständig ausschließend, bezog sie aber nur in einer spezifisch abhängigen Rolle mit ein. Inklusion wurde durch den Status des Ehemannes und in der erklärten Funktion der Frau als “Karrierehausfrauen” möglich. Frauen aus der Mittelklasse wurden erst nach dem zweiten Weltkrieg vermehrt in den Arbeitsmarkt integriert. Diese Integration von Frauen als Teilzeitarbeitskräfte war funktional für die Nachfrage nach Massenkonsumgütern. Eine Möglichkeit, Frauen in bezahlte Arbeitsverhältnisse einzubinden, war die Expansion des keynesianischen Wohlfahrtsstaates. Frauen wurden für Kinder- und Altenpflege angestellt, als Krankenschwestern, Lehrerinnen, und um andere Pflegedienstleistungen zu erledigen. Gleichzeitig wurden Frauen als Sozialarbeiterinnen in der sozialen Dienstleistungshierarchie angeworben. Frauen waren so in dreifacher Weise an den Wohlfahrtsstaat gebunden: Als Sozialarbeiterinnen, Klientinnen und Konsumentinnen öffentlicher Dienstleistungen.

In praktisch allen westlichen Industrieländern expandierte während der fordistischen Periode das öffentliche Sozialsystem, was sich für Frauen als förderlich herausstellte. Dennoch muß diese Aussage relativiert werden: Die neu gebildeten Dienstleistungsjobs waren in keiner Weise vergleichbar mit den gut bezahlten Industriejobs der männlichen Arbeitnehmer; der Arbeitsmarkt wies klare Trennungslinien auf, die geschlechtspezifische Arbeitsteilung zwischen produktiver und reproduktiver Arbeit widerspiegelnd. Elisabeth Hagen und Jane Jenson haben richtig hervorgehoben, daß Stereotypen, die auf fest verwurzelten Annahmen über ordnungsgemäße Geschlechterverhältnisse und -rollen gründen, den Arbeitsmarkt in “fortschrittlichen” und egalitären Ländern wie Schweden nicht weniger beeinflußt haben als anderswo (1988:9). Dies ist nicht weiter erstaunlich, zieht man in Betracht, daß das fordistische Produktionsmodell eine Geschlechterordnung geschaffen hat, die, abgesehen von einigen Unterschieden, sich allgemein um das “Brotverdiener-Modell” organisierte. Feministinnen haben europäische Länder in starke, mittlere und schwache Brotverdiener-Modelle kategorisiert (Ostner 1995). Abgesehen von diesen Differenzierungen hat keines der kapitalistischen Industrieländer eine Geschlechterordnung entwickelt, die außerhalb des Brotverdienermodells liegt.

Die Geschlechterordnung reflektiert die sozialen Normen einer geschlechtspezifischen Trennung zwischen Öffentlich und Privat. In diesem Prozess wird die nicht-monetarisierte Hausarbeit der Frauen stark entwertet; Frauen werden, trotz ihrer Integration in den Arbeitsmarkt, dem Brotverdiener untergeordnet, und ihre Tätigkeiten werden als sekundär und nur zur Deckung von Konsumwünschen betrachtet (Hage und Jenson 1988; Kurz-Scherf 1996).

Die Geschlechterordnungen des Fordismus bestehen zusammenfassend aus drei zentralen Elementen:

Die Rolle von Frauen war, trotz ihrer Integration als Teilzeitarbeitskräfte, an die reproduktive/private Sphäre gekoppelt.

Die Identifikation der weiblichen Rolle mit der privaten Sphäre ging einher mit der männlichen Rolle des Brotverdieners.

Eine geschlechtsspezifische Trennung zwischen dem Öffentlichen und dem Privaten charakterisierte die Periode des Fordismus.

In der Geometrie von Klasse und Geschlecht waren Männer direkt den Marktkräften untergeordnet. Frauen waren direkt Männern untergeordnet und nur indirekt dem Markt.

Die gegenwärtige Restrukturierung der globalen Wirtschaft und die zunehmende Internationalisierung des Kapitalismus haben das existierende fordistische Akkumulationsregime und Regulierungsmodus untergraben. Die Verbindung von Massenkonsum und Massenproduktion ist zusammengebrochen, und es scheint, daß wir einem neuen, ungewissen Wirtschaftsregime ohne institutionelle Strukturen, die die entfesselten Marktkräfte lenken würden, gegenüberstehen. Diese grundlegende Restrukturierung hin zu einem System des “maximalen Marktes” und “minimalen Staates” hat auch das Brotverdienermodell und die gesamte Geschlechterordnung des Fordismus geschwächt (Young 1998; im Erscheinen).

Geschlechterregime in der Globalisierungsära

Die neuen dezentralisierten “flexiblen Akkumulationsprozesse” (Harvey 1989) haben die Organisation von Arbeit verändert. Wir sind Zeugen der Polarisierung zwischen der “Feminisierung von Arbeit” und Bildung von “Billiglohnzonen”, auch in hoch industrialisierten Ländern (Mahnkopf 1997), und der Entstehung einer neuen beruflichen Kaste der globalen “Arbeiter”, die auch gut ausgebildete Frauen miteinschließt. In der Europäischen Union gingen zwei Drittel der zwischen 1985 und 1989 neu gebildeten Jobs an Frauen (Europäische Kommission 1991). Linda McDowell (1997) zeigte in ihrer Studie über die männliche Finanzhochburg London, daß sich ein Spalt für eine neue Klasse professioneller Frauen geöffnet hat. Als ein Ergebnis des expandierenden internationalen Dienstleistungssektors ist es jungen, gut ausgebildeten Frauen gelungen, in die mittleren und oberen Ränge der Wirtschafts- und Finanzwelt der “global cities” einzudringen; allerdings mit der Einschränkung, wie Saskia Sassen hervorgehoben hat, “daß ungeachtet der wachsenden Zahl von Frauen in Topmanagementpositionen im globalen Wirtschaftssystem und internationalen Beziehungen, diese Welten insofern als “männlich” spezifiziert werden können, als daß jede in ihrer eigenen Weise kulturelle Eigenschaften und Machtdynamiken aufweist, die wir historisch mit Männern und Macht, oder zumindest mit einer gewissen Macht, assoziiert haben.” (Sassen, 1996:10).

Jennifer Hunt, Ökonomin an der Yale University, hat die Aufmerksamkeit auf das widersprüchliche Bild des nordamerikanischen Jobwunders gelenkt: Während die Beschäftigungsrate von Männern in den 70er Jahren anfing zu sinken und sich seitdem stabilisiert hat, hat die Teilnahmerate von Frauen seit den 70ern stark zugenommen. Es ist sicherlich wahr, daß viele dieser Beschäftigungen Teil der flexiblen, schlecht bezahlten und unsicheren “McJobs” sind. Dennoch bestätigen aktuelle Zahlen diesen Trend nur bedingt. Der Teil des Beschäftigungswachstums in USA zwischen Februar 1994 und 1996 zeigt, daß die Beschäftigung vor allem in den Kategorien der besser bezahlten Jobs zugenommen hat. Mehr als die Hälfte (52 Prozent) der neu gebildeten Jobs waren in den oberen 30 Prozent der Jobkategorien angesiedelt und 32 Prozent in schwächer bezahlten Jobkategorien (Hunt 1998). Berufstätige, professionelle Frauen haben von diesem Trend profitiert. Trotzdem stehen wir einer neuen Arbeitsmarktsegregation gegenüber: Mehr Gleichberechtigung zwischen professionallen Männern und Frauen, wachsende Ungleichheit zwischen den gesellschaftlichen Klassen. Aber das “Amerikanische Jobwunder” hat auch andere Konsequenzen: die durchschnittliche Arbeitszeit ist drastisch angestiegen. Francis Fox Piven hat kürzlich auf einer Konferenz in Berlin über den amerikanischen Arbeitsmarkt verdeutlicht, daß die durchschnittliche Arbeitszeit einer Familie, in der beide Elternteile berufstätig sind, um sechs Wochen pro Jahr zugenommen hat. Piven fragte: “Wer erledigt die Hausarbeit? Wer macht die ‚Mutterarbeit‘“? (Berlin 1998).

Bevor ich mich dieser Frage im nächsten Abschnitt widme, möchte ich die neuen Konturen des entstehenden Geschlechterregime in der Globalisierungsära hervorheben. Zur Erinnerung:

Die drei Elemente der fordistischen Ära sind:

Das Modell des männlichen Brotverdieners,

die Assoziierung von Frauen mit Reproduktion und privater Sphäre,

die geschlechtsspezifische Trennung von privater und öffentlicher Sphäre.

Die Rekonfiguration dieser Geschlechterordnungen scheint auf verschiedenen Ebenen stattzufinden. Erstens, das fordistische Modell des männlichen Brotverdieners wird langsam zu einem Phänomen der Vergangenheit. Zweitens, die deutliche geschlechtsspezifische Trennung zwischen öffentlicher und privater Sphäre und die entsprechende Assoziierung mit produktiver und reproduktiver Wirtschaft reflektiert nicht mehr die realen Verhältnisse. Drittens, während zwischen Männern und Frauen der Mittelklasse eine größere Gleichberechtigung entsteht, wächst die Ungleichheit und soziale und ethnische Differenzierung unter den Frauen selbst. Es entsteht eine neue gesellschaftliche Trennung zwischen denen, die Teil der hypermobilen “Geldgesellschaft” sind und jenen, die an das nationale “Arbeitsterritorium” gebunden bleiben (Altvater/Mahnkopf 1996).

Das Verschwinden des fordistischen Modells des “Brotverdieners”

Die Globalisierung hat die materiellen Bedingungen des männlichen Brotverdieners und seiner abhängigen Frau/Familie aufgelöst. Die Zunahme von Doppelverdienern seit 1970 ist ein Nebenprodukt dieser Entwicklung. Doppelverdienerfamilien können in zwei Gruppen unterteilt werden: Auf der einen Seite stehen relativ gutsituierte Berufstätige, die Teil der formellen Wirtschaft sind. Eine weit größere Gruppe findet sich in der mittleren und unteren Ebene der Wirtschaft, die das zusätzliche Einkommen der Frau benötigen, um den Lebensstandard der Familie zu halten oder zu verbessern. Als dritte Gruppe erscheint die Gruppe der alleinerziehenden Eltern (meist Frauen), deren Zahl dramatisch zugenommen hat. Ende der achtziger Jahre waren 67 Prozent von alleinstehenden Müttern, 65 Prozent Mütter in zwei-Eltern Haushalten, und 53 Prozent von Müttern mit Kindern unter drei Jahren als Arbeitskräfte tätig (Fernandez Kelly/Sassen 1995: 117). Die zunehmende “Feminisierung der Arbeit” hat das Familieneinkommenssystem untergraben. Die meisten Einkommen können weder eine Familie ernähren, noch finanzielle Sicherheit schaffen (Mahnkopf 1997), und dies nicht allein in den Billiglohnbranchen der informellen Wirtschaft. Durch die Tatsache, daß die Lebensdauer von Unternehmen in den USA durch den globalen Konkurrenzkampf von dreizehn Jahren auf vier Jahre geschrumpft ist, ist ein enormer Druck zum häufigen Arbeitsplatzwechsel entstanden, und die Gefahr der Beschäftigungsunterbrechung hat stark zugenommen (Sennett 1999).

Die wachsende Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt hat neue Definitionen von Geschlechterrollen ermöglicht und zu Veränderungen in der Struktur der sozialen Werteskala

geführt. Die fordistische Norm der vom männlichen Brotverdiener abhängigen Frau wird durch die zunehmende Individualisierung der Frau ersetzt. Frauen aus Mexiko, die in den USA leben, drücken diese Werteveränderung folgendermaßen aus: “Wenn du früher [außerhalb des Hauses] gearbeitet hast, dann wußten alle, daß es war, um deinem Mann zu helfen, aber es war seine Verpflichtung [die Familie zu ernähren]. Heute ist es deine Verpflichtung; Man erwartet, daß Frauen [außerhalb des Hauses] arbeiten, ob sie es mögen oder nicht.” (Fernández-Kelly and Sassen, 1995:113).

Die Rekonfiguration von Öffentlich/Privat und Produktion/Reproduktion

Die Flexibilisierung des Arbeitsmarktes hat die Trennung zwischen produktiver und reproduktiver Wirtschaft stark untergraben (Young 1998). Diese Trennung war einst das Kennzeichen der fordistischen Geschlechterordnung. Die Produktions- und Reproduktionsprozesse (auch gesellschaftlicher Reproduktion) finden zunehmend in der ganzen Bandbreite von informeller, formeller und Haushaltswirtschaft statt. Die konzeptionelle Trennung zwischen Privat und Öffentlich zieht nicht in Betracht, daß die tägliche Arbeit vieler Frauen in “dreifacher Schicht” (Hossfeld 1990) zwischen formellen, informellen und Familienaktivitäten erledigt wird. Ob diese Arbeit in der Karibik, in Asien oder in den “global cities” getan wird, die Gemeinsamkeit besteht darin, daß Frauenarbeit eine Kombination von Tätigkeiten in der formellen transnationalen Produktion, im informellen Sektor und in der Subsistenzwirtschaft ist. Die Grenzen dieser “dreifachen Schicht” sind für Frauen fließend, während sie für Männer relativ klar sind. Frauen sind oftmals über 16 Stunden in ihrer dreifachen Schicht tätig, um ihr Überleben zu sichern. Im Gegensatz dazu finden sich selten Männer in der Hauswirtschaft, sie arbeiten entweder als Subunternehmer im informellen Wirtschaftsbereich oder in der formellen Wirtschaft (Ward/Pyle 1995).

In den 1970ern stellten Feministinnen fest, daß die Opposition zwischen dem Markt einerseits und der Familie andererseits eine Ambivalenz zum Ausdruck bringt, die voll von Widersprüchen ist. Regina Becker-Schmidt argumentierte, “daß das, was wir allgemein als öffentlich verstehen (d.h. die soziale Marktwirtschaft), als kapitalistische Wirtschaftsform viele private Eigentumscharakteristiken aufweist, und vice versa die privateste aller Institutionen (d.h. die Familie) öffentliche Funktionen im Bereich der Erziehung, der Reproduktion der Arbeitskraft und der Altersversorgung unter vielen anderen wahrnimmt” (Becker-Schmidt 1993:219).

Die feministische Expansion des Konzeptes “Arbeit”, welches den nicht-monetarisierten Sektor der reproduktiven Sphäre miteinschließt, bleibt weiterhin eng an konventionelle Vorstellungen von zwei komplementären Sphären gebunden. In dem Maße, in dem die Rolle des männlichen Brotverdieners weiter in den Hintergrund rückt, werden immer mehr Frauen der unteren Endes der Lohnskala gezwungen, ihren Lebensunterhalt in einer Kombination zwischen privater und öffentlicher Sphäre zu bestreiten. Sie arbeiten auf Abruf in Tele- oder Heimarbeit (private Sphäre), man findet sie in “sweatshops” (weder privat noch öffentlich), oder mit ihren Babys auf ihrem Rücken in den “globalen Fabriken” (Mischung aus Produktion/Reproduktion), als “bezahlte Hausarbeitskraft” in der privaten Sphäre (öffentliche Sphäre für diejenigen, die als Hausangestellte arbeiten). Dies bedeutet unter anderem, daß das Konzept der regulären, statistisch definierten Arbeitszeit und der klaren Arbeitsplatzbeschreibungen einer formellen Wirtschaft der fordistischen Periode nicht länger angebracht ist, um diese neuen Formen der “globalen Arbeit” zu beschreiben.

Diese neuen Formen von “Arbeit” redefinieren auch die gegenwärtige Geschlechteridentität. Während im Fordismus die Frau mit der Familie identifiziert wurde und dem Mann als untergeordnet galt, wird sie in der globalen Wirtschaft immer mehr “individualisiert”. Ob sie in der formellen Wirtschaft als hochbezahlte professionelle Kraft angestellt ist, im informellen Sektor der freien Exportzonen und globalen “sweatshops” oder als “Mägde” arbeiten, alle diese Frauen teilen die Erfahrung, daß es immer schwieriger wird, produktive und reproduktive Arbeit zu kombinieren. Die neuen “gefragten” globalen Frauen sind ohne Familien- und Versorgungsverantwortung. Für die professionelle Frau ist das Familienleben ein Hindernis und greift in die Mobilität und Karrieremöglichkeiten ein, für Arbeiterinnen in freien Wirtschaftszonen kann ein krankes Kind das Ende des Arbeitsplatzes sein, und für die Magd bedeutet die Versorgung der Kinder ihrer Arbeitgeber, daß sie ihre eigenen wiederum an andere “outsourcen” muß. Die Vereinbarkeit von notwendiger bezahlter Arbeit und Kinderversorgung wird im neoliberalen Diskurs totgeschwiegen. Aus wirtschaftlicher Perspektive werden reproduktive Tätigkeiten “unsichtbar” gemacht. So haben Frauen die lang ersehnte abstrakte Gleichheit mit Männern erreicht! Nicht in Fragen der Entlohnung, aber bezüglich einer abstrakten Vorstellung von Individualität, die sich von Kindererziehung und -versorgung befreit hat. Abgesehen von ihrem Einschluß in die private Sphäre wurde die reproduktive Arbeit im Fordismus zumindest gesellschaftlich anerkannt. Mit der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ist die Kinderversorgung wieder zu einer wirtschaftlichen und sozialen Externalität geworden, und die dialektische Beziehung zwischen marktlichen und nicht-marktlichen Aktivitäten ist aus dem neoliberalen Diskurs der globalen Wirtschaft verschwunden (Elson 1994).

Die wachsende Ungleichheit unter Frauen

Die zunehmende Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt hat auch zu einer größeren Disparität zwischen Frauen aus unterschiedlichen Klassen, Rassen und nationalen Zugehörigkeiten geführt. Auch wenn die Mitglieder der neuen “Clubgesellschaft” meist “neue Jungs” sind, wie Wendy Larner (1996) die neuen “global players” des neuseeländischen Modells des Neoliberalismus nennt, sind weiße Mittelklassefrauen in den Wissens- und Informationsindustrien keine Seltenheit mehr. Demgegenüber stehen die ArbeiterInnen der Dienstleistungsindustrie die nicht nur ein wichtiger Teil der Infrastruktur der formellen Wirtschaft sind. Sie sind essentiell, um Frauen den Zugang zum Arbeitsmarkt zu ermöglichen. Hausangestellte sind von zentraler Bedeutung, um Frauen der Mittelklasse Berufskarrieren zu ermöglichen. Hier treffen sich die “Herrin” und die “Magd”. Eine kann nicht ohne die andere (Fölster 1999:3). Es ist wichtig hervorzuheben, daß die neue Abhängigkeit zwischen der “Herrin” und ihrer “Magd” ein strukturelles Problem westlicher kapitalistischer Gesellschaften ist und kein “Frauenproblem”. So lange Kinderversorgung und -verantwortung privatisiert bleiben, sind berufstätige Frauen gezwungen, das “System der Hausangestellten” des letzten Jahrhunderts zu re-institutionalisieren.

Globalisierung hat zu einer sozialen Trennung geführt zwischen denjenigen, die zu der territorial gebundenen “Arbeitsgesellschaft” gehören, und jenen, welche die entterritorialsierte “Geldgesellschaft” bewohnen. Trotz der “grenzenlosen” globalen Wirtschaft bleibt die Mehrzahl der Männer und Frauen abhängig von der “Schicksalgemeinschaft” (Held 1991) nationaler Gesellschaften. Innerhalb der Grenzen des nationalen Territoriums verschafften die keynesianischen Vollbeschäftigungsgarantien dem fordistischen Modell wirtschaftliche Stabilität. Ebenso war der Nationalstaat Vehikel für nationale Identitätsstiftung. Diese politischen Rechte, wie Carole Pateman (1988) hervorgehoben hat, gingen Hand in Hand mit einer spezifisch modernen Form des patriarchalen Wohlfahrtstaates. In ihrer dreifachen Abhängigkeit vom Wohlfahrtsstaat (als Sozialarbeiterinnen, Klientinnen und Konsumentinnen) werden Frauen von der Krise des Sozialstaates besonders hart getroffen. Die Reduzierung öffentlicher Dienstleistungen “bestraft” Frauen in mehreren Formen. Erstens bedeutet die Reduzierung öffentlicher Dienstleistungen, daß diese Leistungen wieder der nicht-monetarisierten privaten Sphäre zugeordnet werden. Einsparungen bei der Altersversorgung, im Gesundheitsbereich und der Kindererziehung gehen vorwiegend auf Lasten der Frauen. Zweitens zerstört die Reprivatisierung dieser Dienstleistungen die zentralen Bedingungen, die Frauen den Zugang zu den Arbeitsmärkten ermöglicht haben. Besonders für unqualifizierte weibliche Arbeitskräfte ist die Möglichkeit öffentlicher Kinderversorgung maßgebend für die Entscheidung zwischen “Arbeit suchen” oder “zu Hause bleiben”. Drittens verschwinden durch die Auflösung der öffentlichen Dienstleistungen die durch den keynesianischen Wohlfahrtsstaat geschaffenen sozialen Dienstleistungsjobs (Hagen and Jenson 1988).

Globalisierung hat somit fundamental die Auffassung von dem, was Privat und was Öffentlich ist, in Frage gestellt. In diesem Prozeß hat sie die soziale, geschlechtsspezifische Trennung verstärkt. Der neoliberale “Reprivatisierungsdiskurs” (Fraser 1989) versucht, das Soziale in die häusliche Enklave zurückzudrängen. Die Reprivatisierung des Häuslichen, so argumentiert Janine Brodie, hat die hetero-patriarchale Familie neu erweckt und gestärkt (Brodie 1996:57). Diese beruht auf den zweifelhaften Annahmen, daß die Familie für die soziale Reproduktion verantwortlich sei, und daß die Familie nach wie vor aus einem männlichen Brotverdiener und seiner “Abhängigen” bestehe. Neben der konservativen und ideologischen Prämissen dieser Annahmen, verweigern sie, die Veränderung der Familienrealitäten in Betracht zu ziehen. Die fordistische Geschlechterordnung existiert nicht mehr; die heutige Realität ist, daß Frauen - auch wenn sie wollten - sich nicht länger den “Luxus” erlauben können, als Versorgungs- und Erziehungsverantwortliche zu Hause zu bleiben. In immer größeren Zahlen nehmen Frauen am Arbeitsleben teil, während der Arbeitsmarktanteil von Männern sich stabilisiert oder sogar abgenommen hat. Wie diese Fragen des Reproduktionsprozesses in der “grenzenlosen” globalen Wirtschaft geregelt werden sollen ist die “one-million-dollar” Frage.

Die Lösung: Auslagerung der Hauswirtschaft?

In einer provozierenden Rede vor der International Association for Feminists an der Universität von Amsterdam 1998 stellte Gosta Esping-Andersen dar, daß trotz der oft wiederholten feministischen Forderung nach der verstärkten Einbindung von Männern in die unbezahlte Hausarbeit, sich ihre geleistete Menge unbezahlter Arbeitsstunden nur wenig verändert habe und international auch nur wenig Veränderung aufweise - typischerweise liege sie zwischen 10 und 15 Stunden wöchentlich. Im Gegensatz dazu variieren die von Frauen geleisteten unbezahlten Arbeitsstunden international, von 25 Stunden in Dänemark bis zu 45 Stunden in Spanien. Männer füllen das entstandene Zeitloch in den Familien nicht, und sie werden es auch in Zukunft nicht füllen. Für Esping-Andersen ist dies eigentlich eine gute Sache. Frauen sollen aufhören ihre Männer zu “nerven”, und statt dessen die Haushaltsproduktion auf den Markt bringen. Das würde Arbeitsplätze schaffen, Armut verringern und möglicherweise die Krise des Wohlfahrtsstaates beenden. Anstatt einen frauenfreundlichen Wohlfahrtsstaat zu schaffen, sollte ein kollektiver Wohlfahrtsstaat geschaffen werden (Esping-Andersen, 1998). In ihrer Antwort auf Esping-Andersen, kritisierte Janneke Platenga Esping-Andersens Sichtweise, daß der Bedarf zur Auslagerung der Hauswirtschaft praktisch auf dem Zusammenspiel dreier Faktoren beruhe:

  • steigende Einkommen
  • Dienstleistungen zu günstigen (annehmbaren) Preisen
  • Zeitmangel.

Platenga widmete sich insbesondere der zweiten Bedingung “Dienstleistungen zu günstigen Preisen”. Esping-Andersen vertrat die Ansicht, daß Globalisierung nicht die Hauptbedrohung für Vollbeschäftigung sei, sondern eher die hohen Preise für Waren und Dienstleistungen, die die Hausarbeit ersetzen sollen (z.B. private Kinderbetreuung, Hausarbeit). Die hohen Marktpreise haben zu einer geringeren Nachfrage geführt, da diese Dienstleistungen zu einem niedrigeren Preis im Haus selbst geleistet werden können. Esping-Andersen empfiehlt Männern und Frauen daher, diese Dienstleistungen nicht mehr selber zu leisten, sondern sie über den Markt zu besorgen. Das Problem fußt jedoch auf Esping-Andersens Betonung der “Dienstleistungen zu niedrigen Kosten”. Werden diese Dienstleistungen über den Markt eingekauft, dann müssen folglich auch große Einkommensunterschiede in Kauf genommen werden. Sind Gesellschaften nicht bereit, so hohe Differenzen des Lohnniveaus zu akzeptieren, dann wird diese Entwicklung durch das Baumolsche “Kostendilemma” verhindert werden. Baumol (1972) hat gezeigt, daß die Annahme der unelastischen Preise dann nicht gerechtfertigt ist, wenn der Konsument das entsprechende Gut substituieren kann. Einfache Dienstleistungen im Haus haben schon immer mit “Selbstversorgung” konkurriert. Die Produktivität dieser “Selbstversorgung” ist im Zuge der Industrialisierung durch die Herstellung von Haushaltsgeräten, Werkzeugen und anderen mechanischen und elektronischen Spielereien stark gestiegen. Wenn als ein Ergebnis wirtschaftlicher Entwicklung die relativen Preise für Industrieprodukte sinken während die Preise für Dienstleistungen steigen, dann ist zu erwarten, daß bei einer Erhöhung der Masseneinkommen die industriell gestützte “Selbstversorgung” auf Kosten der Nachfrage nach Dienstleistungen am Markt expandieren wird. Diese Schlußfolgerung hat Fritz Scharpf zu der Annahme kommen lassen, daß wir uns nicht auf den Weg in die Dienstleistungsgesellschaft befinden; statt dessen erleben wir die Entstehung einer “Selbstversorgungsgesellschaft” (Scharpf 1986; vgl. Meyer 1997; Weinkopf 1997).

Soll das Baumolsche “Kostendilemma” vermieden werden, gibt es drei Lösungen zu dem Problem. Die erste besteht darin, daß der Staat die Dienstleistungen zur Verfügung stellt oder entsprechend subventioniert. Dies geschieht in Schweden, Dänemark und Norwegen, wo Steuerbeiträge und Sozialversicherung hoch sind, der Anteil privater Dienstleistungen in der Hauswirtschaftsindustrie aber entsprechend niedrig. Gleichzeitig sind in den nordischen Ländern die Einkommensunterschiede relativ gering.

Zweitens können hohe Einkommensunterschiede akzeptiert werden und soziale Dienstleistungen am Markt eingekauft werden. In den USA ist der Anteil privater Dienstleistungen der höchste aller industrialisierten Länder, während gleichzeitig sehr große Einkommensunterschiede bestehen. Die dritte Ländergruppe (Deutschland, Österreich, Frankreich, Belgien und Holland) haben keinen großen privaten oder öffentlichen Dienstleistungssektor. Es ist nicht weiter erstaunlich, daß diese Länder auch den geringsten Anteil Beschäftigter in der Dienstleistungsindustrie aufweisen.

Wir stehen somit drei Modellen gegenüber: Staatlich subventionierte Versorgung, private Dienstleistungen zu “niedrigen Preisen” und private Versorgungsarbeit, die nach wie vor hauptsächlich durch die private Familie geleistet wird (d.h. von Frauen). Diese Modelle haben gemeinsam, daß sie geschlechts-, klassen- und rassenblind sind und keine innovativen Ideen zur Neuorganisation von Arbeit und Arbeitszeit liefern. Esping-Andersen beginnt mit der Annahme, daß Doppelverdienerfamilien zwar über ein gutes Einkommen verfügen, aber unter großem Zeitmangel leiden. Die Auslagerung der Hausarbeit wäre ein Ausweg aus diesem Dilemma. Es ist natürlich nicht von der Hand zu weisen, daß heutzutage viele Menschen unter wachsenden Zeitmangel leiden. Arlie Hochschild kommt in ihrer einsichtigen Studie The Time Bind (1997) zu dem gleichen Ergebnis. Dennoch schließt sie: “Die Wahrheit ist, daß viele Eltern unter Zeitmangel leiden, weil der Arbeitsplatz einen vorrangigen Anspruch auf ihre Zeit hat” (1997:245). Esping-Andersen ignoriert die neuen Anforderungen des Kapitalismus, der durch die “Beschleunigung der Zeit” neue Formen der sozialen Kontrolle institutionalisiert (Sennett 1999). Durch die Komprimierung der Zeit wird die Wahrnehmung von Zeit an sich willkürlich. Mehr Zeit wird auf der Arbeit verbracht und weniger Zeit verbleibt für “emotionale Investitionen”. Auch wenn Richard Sennet und Arlie Hochschild die Wahrnehmung von Zeit aus verschiedenen epistemologischen und ontologischen Gesichtspunkten heraus betrachten, kommen beide zu dem Ergebnis, daß die kapitalistische Zeit die Frage nach neuen “spaces” im Kapitalismus eröffnet. In dem Maße, in dem das Unternehmen immer mehr Zeit beansprucht, leben die Bewohner des Kapitalismus zunehmend in “Zeitgefängissen”. Als Folge dieser Zeitkompression entsteht “zu Hause” eine angespannte Atmosphäre, die Arlie Hochschild mit “inner city” vergleicht, aus denen Männer und Frauen in die “ruhigen Vororte” des Arbeitsplatzes fliehen. Anstatt daß Männer bereit wären, “weibliche” Verantwortungen im Haus wahrzunehmen, hat der globale Kapitalismus die Wahrnehmung und Auffassung von Zeit so rekonstruiert, daß Männer und Frauen gleichermaßen gezwungen werden, diese neue “kapitalistische Zeit” anzunehmen (Sennet 1999).

In Esping-Andersens Welt hat Francis Fox Pivens Frage “wer erledigt die Mutterarbeit”? eine einfache Antwort: Der Markt. Der Autor räumt ein, daß “der Zunahme männlicher unbezahlter Arbeit Raum gegeben werden müsse, aber aus der Sicht einer Beschäftigtenperspektive wäre es vorzuziehen, wenn Ehemänner und -frauen ihre Selbstversorgungszeit auf ein Minimum reduzieren würden” (Esping-Andersen, 1998). Diese Ansicht findet - natürlich - große Zustimmung im The Economist: Die “Auslagerung der Hausarbeit” (“domestic outsourcing”) wird die Antwort auf die wachsende Zahl wohlhabender Angestellter, besonders Frauen, sein, die immer mehr Zeit in ihren Büros verbringen. Aber, so The Economist, auch die weniger Wohlhabenden, die weniger Stunden arbeiten, mögen es attraktiv finden. “Heutige Tätigkeiten stellen oft hohe geistige und intellektuelle Anforderungen, so daß die Menschen wenig geneigt zu sein scheinen, ihre Zeit mit profanen, irdischen Pflichten zu vergeuden. Laut Geoffrey Godbey, der das ‚American‘s Use of Time Project‘ mitgeschrieben hat, ist ‚Hausarbeit zu einer anspruchslosen Hilfstätigkeit geworden - wer will schon jeden Tag kochen, außer einem Gourmetchef?” (The Economist, September 26, 1998). Interessant ist die Behauptung, daß die Zeit verbracht mit Hausarbeit, Kinderversorgung und Einkaufen in Amerika von 27 Stunden in der Woche in 1965 auf 22 Stunden in 1995 gesunken ist. Trotz der außerordentlichen Mechanisierung des Haushalts in diesen 30 Jahren wurde die für den Haushalt aufgebrachte Zeit lediglich um fünf Stunden reduziert. The Economist erklärt diese Reduzierung mit dem Argument, daß Tätigkeiten im Haushalt immer weniger Zeit beanspruchen. Eine andere Lesart kann allerdings zu dem gegenteiligen Ergebnis kommen, daß Kinderbetreuung und andere Versorgungsarbeiten nicht “Zeitkomprimiert” werden können. Doch The Economist sorgt sich um solch weltliche Beschäftigungen, wie ein Baby alle vier Stunden zu füttern oder ein weinendes Kind zu trösten, nicht sonderlich. Vielmehr wird die Möglichkeit gepriesen, “vorgeschälte Apfelsinen kaufen zu können, für jene, die ihre Fingernägel schonen wollen” (September 26, 1998:80).

Nachfrage- versus Angebotsüberlegungen

In Esping-Andersens Verteidigung der “Auslagerung der Haushaltsproduktion” fehlt noch ein weiterer Bestandteil: Er beschäftigt sich nur mit der Nachfrage. Da Berufstätige steigende Einkommen und weniger Zeit zur Verfügung haben, sind sie interessiert, Dienstleistungen zu günstigen Preisen einzukaufen; die Angebotsseite fehlt in dieser Rechnung völlig. Wer sind die Arbeiter und Arbeiterinnen, die bereit sind, ihre Arbeitskraft zu “günstigen” Preisen zu verkaufen? Ab welchem Niveau können Dienstleistungen als “günstig” bezeichnet werden? Erstens wissen wir, daß die Anbieter solcher Dienstleistungen überwiegend Frauen sind und nicht Männer. Zweitens sind es hauptsächlich Frauen der Arbeiterklasse, deren Gehalt das Überleben der Familie bedeutet. Drittens sind viele dieser Frauen Migrantinnen, die nur selten Zugang zu den grundlegenden Bürgerrechten in den Aufenthaltsländern haben. Niedrige Marktpreise für Dienstleistungen um die Nachfrage im Haushaltsbereich zu steigern, wie Esping-Andersen es vorschlägt, bedeutet, daß auf der Ebene des privaten Haushaltes eine neue, ethnisch definierte weibliche Unterklasse entsteht. Ausgeblendet werden außerdem die Machtdynamiken zwischen der “Herrin”, die ausnahmslos im Besitz aller Bürgerrechte ist, und der “Magd”, die oftmals noch nicht einmal über eine Aufenthaltsgenehmigung verfügt. Illegale Arbeiterinnen zu beschäftigen bleibt nicht auf finanziell schlechter gestellte Familien beschränkt. Die Kontroverse um Zoe Baird, Präsident Bill Clintons erster Justizministerin, hat gezeigt wie weitverbreitet die Beschäftigung illegaler Zuwanderer unter wohlhabenden amerikanischen Familien ist. Somit haben sich der Abbau staatlicher sozialer Leistungen und die “Krise in der privaten Sphäre” (Arat-Koc 1989) und die Flüchtlingsbewegungen und andere Migrationen gegenseitig bedingt (Bakan und Stasilius 1995; Knocke 1995; 1996).

Studien über weibliche Migrantinnen in Italien, Kanada, den USA, England oder Deutschland zeigen, daß sie in großer Mehrheit Arbeit in privaten Haushalten finden. Cohen (1987) schätzt, daß 40% der MigrantInnen in Italien Frauen sind und 25% der Arbeitskraft stellen, und “daß die Dunkelziffer aufgrund des hohen Anteils nicht registrierter Arbeit (Hausarbeit, illegale “sweatshop” Arbeit, oder private Dienstleistungen), die charakteristisch für Migrantinnen ist, weit höher liegt” (Cohen, 1987:115). Es wird geschätzt, daß 90% aller arbeitenden afrikanischen und asiatischen Migrantinnen in privaten Haushalten beschäftigt sind. Doch das Bild der Migrantin, die “bezahlte Hausarbeit” leistet, ist voll von Widersprüchen. Erstens hat die Befreiung amerikanischer und europäischer Frauen von der Hausarbeit auf Kosten einer anderen, schwächeren und marginalisierten Gruppe, die diese Arbeit nun erledigt, stattgefunden. Um die 43% US-amerikanischer berufstätiger Frauen beschäftigen Hausangestellte (Romero 1992). In Westdeutschland wird die Zahl der in prekären Verhältnissen beschäftigten Hausangestellten auf 2,4 Millionen geschätzt. Eine signifikante Zahl dieser Frauen sind keine Deutschen: Migrantinnen der zweiten Generation, Asylsuchende, Emigrantinnen aus Polen, Rumänien und der ehemaligen Sowjetunion. Kürzlich ist eine neue Gruppe “hochqualifizierter” arbeitsloser Akademikerinnen aus Osteuropa zu den Lieferantinnen “bezahlter Hausarbeit” in deutschen Haushalten gestoßen. Zeitungsanzeigen wie “deutsch-, französisch-, russisch- und polnischsprechende Frauen, 40 Jahre alt, mit pädagogischer Erfahrung, Logis erwünscht” sind in Deutschland keine Seltenheit mehr (Friese 1995:158). Werfen wir einen Blick auf offizielle Zahlen der Reinigungswirtschaft, stellt sich heraus, daß 13,3% ausländischer Frauen solche Jobs innehaben, im Gegensatz zu 5,7% deutscher Frauen (ebd.).

Zweitens gibt es noch eine rassische Komponente bei der Beschäftigung von Hausangestellten; gewisse ethnische Gruppen werden anderen vorgezogen. Beispielsweise werden in Kanada und Italien Philipininnen ihren afrikanischen oder westindischen Konkurrentinnen bevorzugt (Andell 1992; Bakan und Stasilius 1995). Drittens verstärkt Hausarbeit die Position von Frauen als versteckte Arbeiterinnen mit peripheren Problemen. Ob sie nun mit sexueller Belästigung, langen Arbeitszeiten, willkürlicher Behandlung ihrer Arbeitgeber, Unsicherheit oder mit Angst um ihre Stelle und um ihr Recht, im Land bleiben zu dürfen, sie haben mit “verdeckten” Problemen zu tun, die keinerlei Beachtung seitens des Staates gewürdigt werden. Viertens wird “bezahlte Hausarbeit” für viele Migrantinnen zu einer Langzeitbeschäftigung. Dies hat zwei Konsequenzen: Diese Jobs bieten keinerlei Möglichkeiten zur Entwicklung oder beruflichen Karriere, die eine Beschäftigung außerhalb der privaten Haushaltssphäre ermöglichen würden. Hinzu kommt die oft verschwiegene Tatsache, daß es Migrantinnen nicht möglich ist, ihre Kinder in das Land ihrer Anstellung mitzunehmen. 30% der philipinischen Frauen in Rom haben Mann und Kinder zurückgelassen, um in Italien zu arbeiten (Andall 1992). Wir müssen uns die Frage stellen: Wer versorgt die Kinder der Mägde?

Schlußfolgerungen

Globalisierung hat die Flexibilisierung und Individualisierung der Arbeitsmärkte verstärkt. Diese globalen Prozesse setzen traditionelle Segregationsmechanismen fort und bilden neue Formen von Marginalisierung. Die Globalisierungsliteratur hat sich in der Hauptsache auf die Revolution der Informationstechnologie mit ihren neuen Kommunikations-, Produktions- und Managementformen konzentriert. Weit weniger Aufmerksamkeit wurde den neuen sozialen Verhältnissen auf der Ebene des Haushaltes geschenkt. Während der Trend zur Professionalisierung und zur Berufstätigkeit von Frauen zunimmt, wird angesichts der Abwesenheit staatlicher Kinder- und Haushaltsversorgung der Bedarf an “Haushaltsarbeiterinnen” ebenfalls größer. Die Hoffnung auf eine Reorganisation der Versorgungsarbeit zwischen Männern und Frauen hat sich nicht erfüllt. Statt dessen sind wir Zeugen einer neuen internationalen Arbeitsteilung zwischen Frauen unterschiedlicher Ethnien, Klassen, Generationen und nationaler Zugehörigkeit. Die neue Klasse der Hausangestellten sind meist Migrantinnen, die keinen unabhängigen rechtlichen Status haben, noch Teil der offiziellen Migrantenbevölkerung sind. In Ländern ohne gesicherte Aufenthaltsgenehmigung stehen diese Migrantinnen unter ständigem Risiko der Abschiebung und Ausbeutung. Anderson zeichnet ein dunkles Bild des Abhängigkeitsgrades und der Rechtlosigkeit der Migrantinnen in England (Anderson 1993).

Diese Entwicklung weist auf ein neues Machtverhältnis auf der Ebene des privaten Haushaltes unter Frauen hin. Während eine neue privilegierte Klasse berufstätiger Frauen entsteht, wächst die Klasse einer ethnisch definierten weiblichen Unterklasse. Beide Seiten sind gleichermaßen voneinander abhängig. Wie Marianne Friese (1995) gezeigt hat, besteht für beide Seiten ein Risiko, daß nicht Teil des traditionellen Geschlechtervertrages zwischen verheirateten Eheleuten ist. Während der Ehemann durch den Ehevertrag lebenslang von der Hausarbeit befreit ist, kann sich die berufstätige Ehefrau nur durch eine “Magd” eine partielle Freiheit erkaufen. Die prekären Vertragsbedingungen zwischen Frauen können weder der “Herrin” noch der “Magd” die Sicherheit eines “Ehevertrages” verschaffen. Noch wichtiger, “die Tätigkeiten, die ehemals Frauen unterschiedlicher Herkunft in einer “Frauensphäre” zusammengeführt haben, bringen nun Rassenbeziehungen in die Haushalte der Mittelklasse” (Romero 1992). Die Privatisierung, Deregulierung und Liberalisierung der Ökonomie hat gleichzeitig zu mehr Ungleichheit zwischen Frauen unterschiedlicher Klassenherkunft geführt bei zunehmender Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen der gleichen Klasse und gleicher ethnischer Zugehörigkeit. Die Auffassung von “Differenz” zwischen Männern und Frauen wird weiterhin eine zentrale Rolle im feministischen Diskurs spielen. Er muß sich in Zukunft jedoch um die analytische Differenz unter Frauen erweitern.

 

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