95 Jahre Mikis Theodorakis
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eltbekannter Künstler und Antifaschist

FIR gratuliert

08/2020

trend
onlinezeitung

Die FIR gratuliert dem legendären griechischen Komponisten und Antifaschisten Mikis Theodorakis, der Ende Juli 2020 seinen 95. Geburtstag feiern konnte.

Theodorakis gilt als der bekannteste griechische Komponist des 20. Jahrhunderts. Unvergessen sind seine Kompositionen zu den Filmen „Alexis Sorbas“ und „Z“ sowie die großartige Vertonung des „Canto General“ nach Versen von Pablo Neruda. Zu seinen über 1000 Kompositionen gehören Symphonien und eine Vielzahl von Volksliedern.
Die FIR erinnert besonders an den antifaschistischen Kämpfer.
Während der Besatzung Griechenlands 1941 bis 1944 schloss sich der junge Theodorakis dem Widerstand an. Mit 18 Jahren wurde er erstmals inhaftiert und gefoltert. Im Befreiungskampf von Athen schloss er sich den Linken an und wurde Mitglied der Nationalen Befreiungsfront EAM in den Reihen der Griechischen Volksbefreiungsarmee.
Als kommunistischer Kämpfer wurde Theodorakis im Juli 1947 während des Bürgerkriegs erneut verhaftet und mehrfach verbannt, im Dezember 1948 auf die Lager-Insel Makronisos.

Nach der Freilassung ging er nach Paris, wo er Musik studierte. Schon 1957 erhielt er für seine Kompositionen ersten Auszeichnungen. 1960 kehrte er nach Athen zurück, wo er als Komponist und Politiker wirkte. So gründete er 1963 als Reaktion auf die Ermordung eines linken Abgeordneten die Lambrakis-Jugend. Ein Jahr später veröffentlichte er mit der Sängerin Maria Farantouri den Mauthausen-Liederzyklus, eine Hommage an die ehemaligen KZ-Häftlinge.

Mit dem Putsch der faschistischen Obristen 1967 musste Theodorakis erneut in den Untergrund gehen. Als Mitbegründer der Patriotischen Front PAM rief er zum Widerstand auf. Die Putschisten verboten seine Musik, sogar das Singen und Hören seiner Lieder wurden mit Gefängnisstrafe geahndet. Ende August 1967 wurde er verhaftet, gefoltert und später – trotz schwerer Krankheit – ins KZ Oropos verschleppt. Erst einer internationalen Solidaritätsbewegung gelang 1970 seine Freilassung. Theodorakis ging erneut ins Exil nach Frankreich. International wurde er zum Symbol des ungebrochenen Widerstands gegen die griechische Diktatur.

1972 traf er Pablo Neruda und Salvador Allende und versprach ihnen, Nerudas „Canto General“ zu vertonen. Auch diese Komposition wurde nach dem Putsch gegen Allende im September 1973 zu einer Hymne des Widerstands des chilenischen Volkes.


Mikis Theodorakis 1974 erstes öffentliches Konzert im Karaiskakis Stadion Athen
[Einfügung red. trend]

Als parteiloser Linker wurde er nach dem Ende der Obristen-Herrschaft mehrfach ins griechische Parlament gewählt, 1990 sogar als Minister ohne Geschäftsbereich beim Premierminister in die Regierung von Konstantinos Mitsotakis berufen. Seit er sich von der Tagespolitik zurückgezogen hat, äußert sich Theodorakis mit teilweise sehr deutlichen öffentlichen Erklärungen zu aktuellen Fragen, vor allem, wenn in seinen Augen das antifaschistische Vermächtnis und der Friede in Gefahr sind.

Im Juni 2013 veröffentlichte er einen flammenden Appell gegen einen Holocaustleugner, einen Abgeordneten der Partei „Goldene Morgenröte“. Ein solcher Auftritt eines Abgeordneten, diskreditiere das Land in den Augen der Weltöffentlichkeit, „wenn man in Betracht zieht, dass unser Volk eines derjenigen ist, denen die grausame Hitlerbarbarei die schwersten Opfer abverlangte. … Erstens, weil sie unser Land total zerstört und Tausende Griechen getötet haben, und zweitens, weil unter den sechs Millionen Juden, die ermordet wurden, 70.000 jüdische Landsleute aus Thessaloniki waren. … Bis heute leidet Thessaloniki an dieser Wunde, und es ist eine unerträgliche Angelegenheit, wenn ein junger Mensch das kollektive Gedächtnis eines gemarterten und uns freundschaftlich verbundenen Volkes und insbesondere die Erinnerungen an diese griechischen jüdischen Opfer der Hitlerbarbarei – die einst Teil unseres Lebens waren – so grausam verhöhnt.“

Die FIR wünscht Mikis Theodorakis Gesundheit und viel Kraft für seine weiteren Lebensjahre.

Zusendung per Email am 31.7.2020