trend spezial:  Berichte aus Kosova redigiert von Max Brym

Die Armut und die Spannung bleibt- Notizen aus Prishtina

von Max Brym

08/2016

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Es ist den Menschen in Kosova zu wünschen, dass ihr Leben endlich verbessert und Perspektiven deutlich werden. Leider zeigt ein Aufenthalt im Land wie wenig davon in Aussicht steht. Die Arbeitslosigkeit ist nach wie vor die höchste in ganz Europa. Rund 80 % der Jugendlichen verfügen über keinen regulären Arbeitsplatz, oder gar eine Ausbildungsstätte. Immer noch sind mehr als 18 % der Bevölkerung von extremer Armut betroffen. Unter extremer Armut ist zu verstehen,diese Menschen haben weniger als einen Euro pro Tag zum leben zur Verfügung . Knapp 38 % der Bevölkerung fristen ihr Dasein mit weniger als zwei Euro am Tag. Auf der anderen Seite der Medaille genügt ein Besuch in einem Geschäft, um einen davon zu überzeugen, dass die Preislage mit den Preisen in Deutschland vergleichbar ist. Hygienische Artikel kosten beispielsweise mehr als in München. Etwas billiger hingegen sind noch Zigaretten und der Kaffee . Überspielt werden soll das ganze mit seitenlangen Artikel in der örtlichen Presse, über die Fußballeuropameisterschaft in Frankreich. Der Schreiber dieser Zeilen ist selbst einen ziemlicher Fußballfan, aber die Begeisterung für den Fußball wird nicht nur in Kosova missbraucht, um von den wahren Problemen der Menschen abzulenken. Es tut einem in der Seele weh zu sehen wie Roma Kinder -statt staatliche Schule zu besuchen- an den Ampelanlagen in Prishtina auf die Autohauben hüpfen und beginnen die Fensterscheiben zu putzen. Andererseits ist es immer wieder erschreckend Angehörige der politischen Kaste oder der Business Leute im Stadtzentrum herum- hocken oder herumschlendern zu sehen. Ihre Arroganz gegenüber, der sie umgebenden Armut ist grenzenlos. Empathie oder Freundlichkeit von diesen Leuten zu erwarten ist ein hoffnungsloses Unterfangen. Diese Clique in Armani Anzügen lebt von Korruption und Diebstahl und davon internationalen Investoren billiges Ausbeutungsmaterial anzubieten. Hoffnung hingegen macht, dass gerade viele studentische Jugendliche nicht mehr bereit sind diese Zustände hinzunehmen. Marx ist in Kosova wieder IN. An den Häuserwenden finden sich Parolen auf denen steht:“ Keine Konflikte im Volk- keinen Frieden zwischen den Klassen“.