trend spezial: Berichte aus Kosova redigiert von Max Brym
Kosova-Willkommen in der Wirklichkeit des Realen

von Enver Zogani Brüssel

08/2015

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Die Bewohner Kosovas sehnten sich einst nach Freiheit und Demokratie. Die genannten Dinge gab es im alten Jugoslawien und speziell unter direkter serbischer Herrschaft in der Ära Milosevic nicht. Der Widerstand der Albaner und Albanerinnen, gegen das titoistische Jugoslawien und erst recht gegen die mit faschistischen Zügen ausgestattete Milosevic Regierung, war gerechtfertigt und legitim. Keinesfalls war dieser Kampf jedoch verbunden mit dem Ziel, soziale Rechte abzuschaffen. Heute gibt es formale Freiheit und Demokratie aber keinerlei soziale Gleichheit in Kosova . Im Rahmen der Matrix müssen die Menschen, die Wirklichkeit des Realen nicht nur begreifen, sondern aus dieser Realität auch die nötigen Schlüsse ziehen. Massenelend und soziale Not sind nicht hinnehmbar. Es muss darum gehen zu erkennen dass es reale Freiheit nur auf der Basis der sozialen Gleichheit gibt. Es muss darum gehen eine Gesellschaft zu erkämpfen, in der soziale Gleichheit und Freiheit keinen Gegensatz mehr darstellen. Nötig ist die Reaktivierung der Arbeiterbewegung in Kosova..Diese Reaktivierung sollte sich gegen die Grausamkeiten des Neoliberalismus und den Privatisierungsprozess stellen. Es ist ein Unding zuzulassen, dass die Reichtümer Kosovas privatisiert, abgebaut und abtransportiert werden. Im Rahmen dieses Prozesses haben knapp 77.000 Arbeiter und Arbeiterinnen ihre Arbeitsplätze verloren. Es ist nötig nicht vor dieser Realität zu fliehen , sondern diese traurige Realität zu bekämpfen. Es kann keine Freiheit sein an der Autobahn zu stehen und zuschauen was alles durch Kosova transportiert wird . Der Neoliberalismus sieht Kosova als Transitland und als Land in dem billig Rohstoffe abgebaut werden können . Es steht nicht auf der internationalen Agenda des Kapitals in Kosova zu produzieren . Nur durch die Eigenaktivität der Bürger kann dieser Prozess gestoppt werden. Wer das Land liebt kämpft für Freiheit, soziale Gleichheit und das Recht auf Selbstbestimmung . Alles andere sind nur bedeutungslose Phrasen. Die angestrebte Integration in die EU stellt keine Lösung der sozialen Probleme in Kosova dar. Ein Blick auf die soziale Lage in Bulgarien, Rumänien und in der Ukraine dürfte genügen . Kürzlich besuchte die deutsche Kanzlerin Belgrad und Tirana. Sowohl in Albanien, als auch in Serbien betonte sie die Notwendigkeit soziale Leistungen zu kürzen und Staatsbedienstete zu entlassen. Ergo es muss darum gehen auf dem gesamten Balkan eine soziale Alternative zu diesem Europa zu entwickeln . Im Rahmen dieses Prozesses gilt es den serbischen Chauvinismus, aber auch den belanglosen und dummen albanischen Nationalismus welcher alles heil von der EU erwartet, zu bekämpfen . Notwendig ist die Reaktivierung des Internationalismus auf dem Balkan, bei gleichzeitiger Akzeptanz des Selbstbestimmungsrechtes, bis hin zum Recht auf staatliche Lostrennung. Das Betrifft speziell das Recht Kosovas sich endgültig von Serbien zu trennen. Letzteres ist die einzige Chance den Kampf gegen den Neoliberalismus erfolgreich zu führen. Denn ohne Beendigung der nationalen Konflikte kann die soziale Frage nicht gelöst werden.

 Übersetzung Max Brym