Inland/
Berlin & Brandenburg
Am 12. August wird das Berliner
Wachbataillon der Bundeswehr anlässlich
der traditionellen „Köpenickiade“ vor dem Rathaus Köpenick, Sitz
des Bezirksamtes Treptow-Köpenick,
aufmarschieren, um Interessierte zu werben.
Das Antifaschistische Bündnis Südost [ABSO] und die
Berliner Vereinigung der Verfolgten des
Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und
Antifaschisten (VVN-BdA) finden das geschmacklos und ruft
zu Gegenprotesten auf.
Wie einer Pressemitteilung des Bezirksamtes zu entnehmen ist,
sollen statt Laienspielern, wie sonst
üblich, diesmal „echte Gardesoldaten des Berliner
Wachbataillons“ den Raub der Stadtkasse durch den
Schuster Wilhelm Voigt nachspielen und
dabei symbolisch das Köpenicker Rathaus besetzen. Man
wolle „zu Ehren des Bezirksbürgermeisters Oliver Igel
[...] aufmarschieren.“1 Bekannt wurde
Voigt als „Hauptmann von Köpenick“ durch
seine spektakuläre Besetzung des Rathauses der damals
selbständigen Stadt Cöpenick am 16.
Oktober 1906, in das er als Hauptmann verkleidet mit einem
Trupp gutgläubiger Soldaten eindrang, den Bürgermeister
verhaftete und die Stadtkasse entwendete.
Die Bundeswehr möchte die Veranstaltung für Werbezwecke nutzen
und versucht durch derlei Auftritte
zukünftige Rekrut*innen zu gewinnen. Daher
wird auch ein Informationsstand des „Karrierecenter
Berlin“ der Bundeswehr angekündigt. Immer
wieder gerät die deutsche Armee in die Kritik und sieht
sich mitunter massiven Protesten ausgesetzt, wenn sie in
der Öffentlichkeit, in Schulen und
Universitäten, in Arbeitsämtern oder bei
Messen und Veranstaltungen auftritt.
Zu Recht, denn der Job in der Bundeswehr ist tödlich.
Soldat*innen müssen bereit sein, auf
Befehl zu töten. Oder sie werden selbst getötet. Die
Bundeswehr ist überall auf der Welt in militärische
Einsätze involviert und braucht
Nachwuchskräfte. Daher konzentriert sie sich darauf, junge
Menschen mit der angeblichen Attraktivität der Bundeswehr
zu ködern.
Das Antifaschistische Bündnis
Südost [ABSO] und die Bertliner VVN-BdA
werden dem militaristischen Spektaktel nicht tatenlos zusehen
und fordert Antifaschist*innen und
Antimilitarist*innen zu vielfältigen Protesten vor
Ort am 12. August ab 15 Uhr auf.
ABSO-Pressesprecherin Tina Böhm stellt klar: „Vor 100 Jahren
begann der Erste Weltkrieg und endete mit
Millionen Toten, absolutem Chaos und der
trüben Aussicht auf einen Zweiten, noch viel
schlimmeren Weltkrieg. Dass
die Bundeswehr nun versucht, auf offener Straße Menschen
für ihre Zwecke zu rekrutieren, ist nicht
nur geschmacklos. In völliger historischer
Verdrehung den 'Hauptmann von Köpenick', eigentlich
Symbolfigur gegen den preußischen
Kadavergehorsam des Militärs, ist zudem regelrecht dumm. Dass
sich der Bezirksbürgermeister zu einer solchen
Schmierenkomödie herab lässt, ist nicht
akzeptabel. Wir werden protestieren, damit so etwas in
unserem Bezirk nicht zur Gewohnheit wird.“
Der Geschäftsführer der Berliner VVN-BdA Markus Tervooren
erklärt dazu: „Schon Kurt Tucholsky
wusste: 'Soldaten sind Mörder.' Wer für diesen Beruf
wirbt, muss sich entschiedenen Protest gefallen lassen.
Das in Köpenick Bundeswehrsoldaten
lediglich als trottelige Helfershelfer eines
sympathischen Diebes auftreten sollen, ändert daran
nichts.“
Informationen zum ABSO unter abso.blogsport.de
Informationen zur Berliner VVN-BdA unter berlin.vvn-bda.de
Anfragen richten Sie bitte per Email an uns: abso@no-log.org
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