NaO-Nachlese
Texte zum Niedergang des Versuchs,
eine "neue antikapitalistische Organisation" aufzubauen


Offener Brief an die
SoKo-Mitglieder(1) von Frank Braun

08-2013

trend
onlinezeitung

Liebe GenossInnen,

das wird mir jetzt langsam zu viel, es gibt - mit Verlaub - Wichtigeres zu tun, als Kartenhäusch- en vor dem Zusamenklappen zu bewahren.

Daher im Folgenden hoffentlich ein paar abschließende Worte zum Thema 'SoKo-Perspektive'.

Da ist den sieben Unterzeichnenden unter der Hand - von den einen mehr, von den an- deren weniger beabsichtigt – ein bißchen Propaganda 'rausgerutscht. Damit inbegriffen auch die für Beobachter kaum überprüfbaren Behauptung, SoKo sei weiterhin aktiv.

Um mit Letzterem zu beginnen: Jede/r kann behaupten, neben kleinteiligem und sicher wichtigen Engagement in der einen oder anderen Initiative vor Ort sei man via geeignetem Verteiler irgendwie auch 'bundesweit organisiert'. Und nur Insider wissen dann wirklich, wie ich selber im Fall SoKo, was die Behauptung z.B. von 'bundesweit organisiert' rechtfertigt. Qualitativ und quantitativ sollte da schon ein bißchen Sichtbares sein - ist aber nicht! Und rein personell laufen sich die sieben Aktiven nun auch nicht gerade in einer Erfolgsspur warm ...

Solcher Anspruch aber war u.a. Gegenstand des Gründungsprozesses der SoKo und den einzulösen reichten die vergangenen fünf Jahre nicht. Das hat Gründe. Diese Gründe, soweit ich sie kenne, habe ich in einem Beitrag bei trend-online unter „Die SoKo's gehen verschiedene Wege" [2] ausreichend dargelegt und dort geäußert: "Nach gut fünf Jahren trennen sich unsere Wege und die Gruppe löst sich in der bisherigen Form auf. "

Voila, genau das passiert jetzt und das übrigens schon seit einigen Monaten !

Daß das einigen nicht paßt, daß da Enttäuschung empfunden wird, verstehe ich, kann dem aber nicht abhelfen. Irrtümer muß man nicht vertuschen wollen, sonst geht das so aus, wie die 'naO' - Initiative, die inzwischen belächelt und als nun wirklich extrem kleinteilige 'nano - Initiative' bezeichnet wird und, wie sich inzwischen herausstellt, als Spielwiese von Traditionstrotzkisten...

Wer glaubt, es reiche unter diesen Umständen bzgl. SoKo die erklärte Absicht, formell Kontinuität herstellen und möglicherweise ein Relaunch starten zu wollen, kann von mir ich nicht Unterstützung erwarten - das wäre Mitwirkung an Roßtäuscherei.

Zu dem eher propagandistischen Gehalt eurer Erklärung gehört auch, daß ihr auf ein Datum erst im Oktober verweist, an dem die dann verbliebenen SoKo-Mitglieder über eine, wie es heißt, "weitere Arbeit der SoKo" bescheiden sollen. Gleichwohl vergeßt ihr die andere Alternative, von der in den letzten Monaten häufig oft die Rede war, überhaupt zu erwähnen: Ob sich nämlich unter den gegebenen Umständen die SoKo nicht mehr oder minder organisiert auflösen müsse, wenn die darin handelnden Individuen politisch glaubwürdig bleiben wollen. Ich selbst halte diese zweite Alternative nicht nur für die deutlich bessere, sondern wohl auch einzig richtige Konsequenz einer gescheiterten Organisationsidee.

Und: So, so! Da sollen also in der SoKo, wie es in euren Zeilen heißt, „programmatische und strategische Diskussion" stattfinden! Macht euch doch nichts vor, euch und auch nicht unvorsichtigen LeserInnen eurer Zeilen. Meint ihr damit die gerade bei einzelnen von euch als Pflichtübung empfundene und dementsprechend mit sehr bescheidenem Energieaufwand betriebene Leitgedankendiskussion ?

Gestern hat ein Genosse bei seiner Erklärung zum Austritt aus der SoKo zurecht darauf hingewiesen, daß eine inhaltliche Auseinandersetzung eigentlich weder zu den Positionspapieren in Sachen SoKo-Perspektive noch zu den 'Knackpunkten' bei der Leitgedankendiskussion stattfindet.

Was die Positionspapiere betrifft, kneifen einige der Unterzeichner/innen und möchten doch lieber das eigene 'Nichts' auf der SoKo-website nicht offenbaren, nachdem sie übrigens vorher dem website-öffentlichen Diskurs schon zugesagt hatten. 

Was die Leitgedankendiskussion betrifft, so leidet diese neben einer, um es milde zu formulieren, sehr bescheidenen Intensität im Quantitativen auch noch an anhaltendem Verschieben von qualitativem Diskurs in Richtung bloßen Protokollierens von Widersprüchen.

Dabei sind diese Widersprüche so erheblich, daß eine kollektive politische Praxis damit gar keinen rechten Sinn mehr macht. In dem o.g. Papier hatte ich dazu geschrieben: "Etwa zum Thema ‚Krieg und Frieden’ ist eben nichts Gemeinsames zu gestalten, wenn der eine gegen die imperialistische Aggression in Syrien eintreten will und dem andern fällt nur ‚Assad’ dazu ein. Es ist auch nicht egal, wenn, wie im Fall Opel in Bochum, die Führung der IG-Metall von den einen attackiert, von anderen aber geschont wird.“

Dem muß ich nichts hinzufügen. Die letzten Austrittserklärungen, kurz nach Veröffentlichung eurer Stellungnahme, treffen mit ihrer Kritik voll ins Schwarze.

Soweit zur Substanz eurer Stellungnahme im Hinblick auf meine Erklärung "Die SoKo's gehen verschiedene Wege". Unter diesen Bedingungen sehe ich es als ziemlich sinnfrei an, mich weiter an der Leitgedankendiskussion zu beteiligen, deswegen tue ich es nicht, das ist vertane Zeit, die ich nun wirklich nicht habe. Meine SoKo-Mitgliedschaft ist hiermit beendet.

Frank Braun, Köln, 05.07.2013


1) Stellungnahme von SoKo-Mitgliedern zu Frank Braun
2) Die SoKo’s gehen verschiedene Wege

Editorischer Hinweis
Da wir im Juli 2013 kein Update durchführten, erfolgt die o.a. Veröffentlichung erst in dieser Ausgabe.