Stadtumbau & Stadtteilkämpfe

Die Häuserbesetzung in der Via Tibaldi (Mailand)
Berichte aus "Il Manifesto" vom 2.6.1971 bis 13.6.1971

 

08-2013

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40 Familien besetzen in Mailand Luxuswohnungen

Gestern früh um 5.45 Uhr haben 40 Arbeiterfamilien ein Haus des neuen Wohnblocks des Istituto Autonome Case Popolari in der  Via Tibaldi besetzt.

Diese Familien haben vorher in alten baufälligen Häusern, in Baracken oder in viel zu teuren Wohnungen in den Vorstädten gewohnt. Mit der Häuserbesetzung wollen sie ihr Recht auf eine angemessene und bezahlbare Wohnung mit entsprechenden sanitären Anlagen durchsetzen. Sie sind entschlossen, sich kollektiv zu organisieren, um ihre Probleme zu lösen; sie wollen nicht länger auf irgendwelchen Wartelisten stehen, sondern aus ihrer neu gewonnenen Machtposition mit IACP verhandeln. Diese Familien sind schon seit langem von den Genossen, vor allem von Lotta continua, mobilisiert worden. Auch in den Betrieben und den benachbarten Schulen haben sie Solidarität und Hilfe gefunden. (Il Manifesto,, 2. 6. 1971)

40 Familien haben mit einer Besetzung auf die reformistische Wohnungspolitik geantwortet

Die 40 Arbeiterfamilien, die gestern früh das Haus in der via Tibaldi besetzt haben, kommen in ihrer Aktion voran. Das besetzte Haus ist ein neues noch unfertiges Gebäude; Bauherr ist das Istituto Autonomo Case Popolari, das die Wohnungen zum Verkauf anbietet (es sind Luxuswohnungen, jede kostet 20 Millionen Lire).

Dazu die Arbeiterfamilien: »Das IACP baut mit dem Geld der Proletarier Luxuswohnungen, in denen Proletarier niemals wohnen können.« Jetzt wehen rote Fahnen auf dem besetzten Haus, und ein Plakat am Eingang verkündet: »Die KPI ruht sich aus bei der Wohnungsreform - die Proletarier kämpfen.«

Die Familien (insgesamt 200 Personen) sind Arbeiter von Pirelli, Brion Varga und aus anderen Fabriken; die meisten sind vor nicht allzu langer Zeit aus dem Süden zugezogen. Einige von ihnen hatten vor der Besetzung zwar schon eine anständige Wohnung, aber sie konnten die hohen Mieten nicht bezahlen und mußten sie deshalb räumen; deshalb haben auch sie sich der Besetzung gestern angeschlossen.

»Wir wollen nicht hier bleiben, denn das Haus ist noch nicht fertig; Wasser, Licht, sanitäre Anlagen - alles fehlt noch. Selbst wenn die Polizei nicht sofort eingreift und uns rausschmeißt, können wir hier nicht länger bleiben. Wir brauchen Wohnungen, und die müssen sie uns geben. Immer wieder haben wir Wohnungen gefordert; einige von uns haben schon vor mehr als vier Jahren Anträge an das IACP gestellt. Aber dann haben wir gesehen, daß nicht nur wir dieses Problem haben, es betrifft viele von uns.




Die Häuser gehören uns.
Die ganze Stadt gehört uns.

Deshalb haben wir uns organisiert, zuerst innerhalb eines Häuserblocks. Wir haben Versammlungen gemacht und Verantwortliche gewählt. Dann haben wir uns mit weiteren Familien zusammengeschlossen, um eine gemeinsame Aktion zu machen. Um uns zu spalten, hat man einigen von uns eine Wohnung angeboten; aber wir haben uns geweigert, das Problem individuell zu lösen: alle müssen eine Wohnung bekommen. So haben wir alle gemeinsam diese Besetzung beschlossen: wir haben es satt, noch länger zu warten; was sie uns nicht geben, das nehmen wir uns.«

Inzwischen versuchen alle, das Haus ein bißchen wohnlicher zu machen und die notwendigsten Dinge zu besorgen. Im ersten Stock sind eine Kantine und ein technischer Versorgungsraum eingerichtet worden. Außerdem ist ein Solidaritätsfonds eingerichtet worden.

Vor dem Haus stehen ständig einige Genossen von Lotta continua und anderen linken Gruppen Wache. Sie organisieren auch die Mobilisierung und Propaganda in den Stadtteilen. Die traditionellen politischen Kräfte reagieren kalt und zynisch. Die Unita von heute wirft den Besetzern vor, ihre Aktion sei »unfruchtbar« und werde von sektiererischen Gruppen manipuliert; die Zeitung der KPI schreibt: »Die Mechanismen, die den Arbeitern das Recht auf eine anständige Wohnung verweigern, sind viel zu kompliziert und mächtig, als daß man sie mit einer simplen Besetzung außer Kraft setzen könnte, einer Besetzung von unfertigen Wohnungen, die dazu noch Volkseigentum sind. Die Millionen italienischen (und Mailänder) Arbeiter, die eine wirkliche Kraft sind, machen keine Häuserbesetzungen, sondern sie kämpfen geduldig für eine neue Wohnungspolitik, damit das Problem nicht nur für ein paar Familien, sondern für alle gelöst werden kann.«

Hat die KPI etwa in den vergangenen Jahren eine »fruchtbarere« Kampf form vorgeschlagen? Hat sie denn wirklich gekämpft, um diese »komplizierten Mechanismen« zu zerschlagen? Das ewige und erfolglose Hin und Her um das Reformgesetz belehrt uns vom Gegenteil.

(Sandro Bianchi, in: Il Manifesto, 3. 6. 1971)

Der Kampf dehnt sich aus. Immer mehr Proletarier beteiligen sich an der Besetzung

Die Nachricht von der Besetzung hat sich wie ein Lauffeuer in den proletarischen Stadtteilen verbreitet. Weitere Familien haben ihre Baracken, in denen sie bisher gehaust haben, aufgegeben und sich der Besetzung angeschlossen.

Jetzt halten schon 53 Familien das Haus des IACP besetzt. Das IACP aber hüllt sich in Schweigen und teilt nur mit, es habe das Problem dem Bürgermeister und der Gemeindeversammlung überantwortet, die heute nachmittag um 17.00 Uhr tagt, um die Sache zu prüfen. Die Delegierten der Familien haben härtere Kampfformen angedroht, falls die Gemeindeverwaltung ihre Sache verschleppt. Gestern haben sie eine Demonstration gemacht: »Wohnungen sofort!«, »Die Miete zahlt man nicht, die Wohnung nimmt man sich«, »Nein zu den Kündigungen, ja zu den Besetzungen: die Kapitalisten sollen die Krise bezahlen!« - mit diesen Parolen sind Hunderte von Demonstranten durch die umliegenden Straßen gezogen. Inzwischen hat eine Familie ganz allein ein anderes, altes Haus in der via Tibaldi besetzt. ..

 (Il Manifesto,, 4. 6. 1971)

Die Familien aus dem besetzten Haus in der Via Tibaldi demonstrieren vor dem Rathaus

Am Donnerstag haben die Familien, die das Haus in der via Tibaldi besetzt halten, ein Go-in im Palazzo Marino, dem Sitz der Gemeindeverwaltung, gemacht. Der Bürgermeister Aniasi hat es nicht für nötig befunden, die Proletarier zu empfangen - vielleicht war er beleidigt, weil seit einigen Tagen vor dem Eingang des besetzten Hauses ein Hampelmann baumelt, mit einem Schild um den Hals: »Aniasi, du kriechst den Kapitalisten in den Arsch«. Im Gegenteil, da die Proletarier schließlich die heilige Ordnung des Palazzo Marino empfindlich störten, wurden sie von den Stadtwachen auf die Straße geworfen; auf dem Platz gegenüber machten Polizisten und Carabinieri sich einsatzbereit. Durch die Besetzung in der via Tibaldi ist das Wohnungsproblem wieder zum Thema Nummer i geworden und die politischen Kräfte werden gezwungen, sich in aller Öffentlichkeit zu kompromittieren. Die KPI wirft den Besetzern permanent vor, sie hätten sich in ihrer Verzweiflung von bestimmten Individuen benutzen lassen, die nur ihr eigenes Süppchen kochen wollten; sie stellt aber auch fest, daß es bereits die dritte Besetzung innerhalb weniger Monate ist. Daher fordert sie die Verwaltung auf, zwei Aufgaben in Angriff zu nehmen: erstens soll jeder Polizeieinsatz vermieden werden; zweitens soll die Gemeinde für die zahlreichen Einwanderer aus dem Süden, die kein Dach über dem Kopf haben, leere Wohnungen beschaffen. Auch die PSI hat sich in diesem Sinn geäußert und hat vorgeschlagen, man soll die 700 leeren Wohnungen im Bezirk Pieve Emanuele dazu benutzen. Die PSIUP hat die Spekulationen des Istituto Autonomo Case Popolari (IACP) angeprangert; es lasse die alten Häuser abreißen und neue luxuriöse Häuser bauen, die wegen der hohen Kosten nur für die Mittelschichten in Frage kämen und nicht für die Arbeiterfamilien. Wie auch immer. Bisher ist noch keine praktische Entscheidung gefallen und die Familien leben weiter in dem besetzten Haus und verstärken ihren Kampf. Am Donnerstag Nachmittag haben sie die Straßen blockiert, um die Öffentlichkeit über ihre Aktion aufzuklären und Solidarität zu fordern. Durch die Blockaden hat es starke Verkehrstauungen gegeben, aber die Bevölkerung war ganz und gar nicht verärgert, wie die bürgerliche Presse uns weismachen will. Abgesehen von einigen Dauerhupern haben die meisten Geld für die Familien gespendet.

(Sandro Bianchi, in: // Manifesto, 5.6. 1971)

Jeder hat das Recht auf eine Wohnung; im Namen dieses Rechts müssen wir gegen die Gesetze und Institutionen der Bourgeoisie rebellieren. Der Kampf um dieses Recht muss zu einer Massenbewegung werden

2000 Polizisten gegen 40 Familien. Aber inzwischen haben schon 30000 Mailänder Mieter ihre Mieten selber gesenkt.

Alles hat ganz früh am Sonntag Morgen begonnen. Etwa 2000 Polizisten waren unerwartet in das besetzte Haus in der via Tibaldi eingedrungen und hatten die Räumung angeordnet. Schlaftrunken haben die Leute keinen Widerstand geleistet. Die Familienväter sind auf Anordnung des Oberstaatsanwalts in grünen Minnas zum Polizeipräsidium abtransportiert worden. Die Frauen und Kinder weigerten sich, in die anderen Polizeiwagen zu steigen; statt dessen haben sie zwei öffentliche Autobusse besetzt; sie wollten zum Rathaus fahren und dort gegen den Polizeieinsatz protestieren.

Die beiden Autobusse fahren los, eskortiert von zwei Funkstreifenwagen. Aber statt zum Rathaus leiten die Bullen die Autobusse zu zwei Obdachlosenasylen; sie versuchen den Frauen diese jämmerlichen Unterkünfte aufzuschwatzen, aber die Frauen weigern sich. Da fragt die Polizei sie nach ihren Adressen und will sie in die Baracken zurücktransportieren, aus denen sie erst vor wenigen Tagen ausgezogen waren, um endlich eine anständige Wohnung zu bekommen. Die weiblichen Polizisten versuchen, Panik zu verbreiten: sie behaupten, es drohe eine Masern-Epedemie, die Kinder müßten unbedingt voneinander getrennt werden; jeder solle in seine alte Wohnung zurückkehren oder eine Unterkunft im Obdachlosenasyl suchen. Aber die Frauen bleiben hart: sie steigen nicht aus und erreichen schließlich, daß sie zur Piazza XXIV Maggio gebracht und dort abgesetzt werden. Nur wenige Schritte davon entfernt ist das Mailänder Büro des Manifeste, und genau da wollen sie hin. In der Zwischenzeit haben sich hier alle Genossen der Linken versammelt, um über die nächsten Schritte zu beraten. Über 170 Personen, Frauen und Kinder, werden, so gut es geht, in dem großen Zimmer untergebracht. Die Genossen vom Manifeste und von Lotta continua versuchen Geld, Essen und Trinken herbeizuschaffen. Inzwischen ist es Abend geworden. Für die vielen Kinder muß eine Schlafgelegenheit gefunden werden. In den Räumen des Manifeste können sie unmöglich bleiben, der Platz reicht nicht aus. Also beschließt man, sie zur Architekturfakultät zu bringen, die schon seit Wochen von den Studenten besetzt gehalten wird. Die Familien richten sich in den HÖr-sälen des obersten Stockwerkes ein; ein Krankensaal wird provisorisch hergerichtet. Endlich können sich alle ausruhen. Am anderen Morgen wird man schon sehen, wie es weitergeht.

Um sieben Uhr abends taucht der Vizepräsident der Polizei auf und erklärt, er wolle in der Fakultät nach dem Rechten sehen. Die Genossen sind einverstanden: soll er ruhig nachsehen, daß alles in Ordnung ist. Aber es kommen immer mehr Polizisten und nach kurzer Zeit sind es 2000. Sie umstellen die Fakultät und brechen nach einer kurzen Warnung in das Gebäude ein, obwohl der Dekan selbst sie daran zu hindern versucht. Die Studenten versuchen, die große Eingangstür zu verbarrikadieren, damit die Frauen und Kinder, die nicht wissen wohin, nicht mitten in der Nacht auf die Straße geworfen werden. Aber es ist schon zu spät. Die Polizisten fangen an zu prügeln, die Verfolgungsjagden beginnen, allgemeines Durcheinander und die Luft ist voll von dem vielen Tränengas.

Die Auseinandersetzungen dauern Stunden, denn inzwischen sind die Leute aus dem ganzen Viertel zusammengelaufen und blockieren zusammen mit den Studenten die Straße. Aber schließlich haben es die Polizisten geschafft: sie schleppen Frauen und Kinder auf die Straße; zahlreiche Studenten werden verhaftet.

Der Plan der Polizei ist klar: den Sonntag ausnutzen, um eine breite Mobilisierung der Bevölkerung zu verhindern. Als die Familien aber in die Architekturfakultät umziehen, gibt es für Polizei und Rektor kein Zögern: um jeden Preis verhindern, daß es zwischen den 40 Familien und den Tausenden Studenten des Polytechnikums zu einem praktischen Bündnis kommt.

Die Stellungnahme der KPI zu diesen Ereignissen ist einigermaßen merkwürdig. Die Unita spricht von »einer abenteuerlichen Aktion, bei der die Sicherheit von 40 Familien aufs Spiel gesetzt worden ist«. Nicht ein Wort zu den unglaublichen Angriffen der Polizei; nicht eine Andeutung, daß sie auf der Seite der Familien steht. Sie reagiert mit dem Unverständnis einer Partei, die zu solchen Kämpfen keine Verbindung mehr hat. Sie kann nicht begreifen, welche Bedeutung eine Ausdehnung dieses Kampfes haben könnte: in Mailand gibt es schon mehr als 30000 Familien, die ihre Mieten nicht mehr bezahlen. Und diese Bewegung breitet sich noch aus. Die Familien der via Tibaldi sind nur eine Avantgarde, sie bilden die kämpferische Vorhut von Tausenden, die nur wenig Verbindung miteinander haben und noch nicht organisiert sind.

Trincale verläßt die KPI

Zu der Versammlung der Studenten und der 40 Familien in der Architekturfakultät ist der berühmte sizilianische Sänger Franco Trincale gekommen und hat erklärt: er sei schon viele Jahre in der Partei, aber angesichts der Stellungnahme der Partei zur Wohnungsreform und der Kommentare der Unitä zu den Angriffen der Polizei lege er seine Mitgliedschaft in der KPI jetzt nieder, und zwar nicht vor der Partei selbst, sondern mitten im Kampf vor den versammelten Linken.

(Sandro Bianchi, in: // Manifesto, 8.6. 1971)

Ein Kind der vertriebenen Familien ist gestorben. Der Zorn und die Mobilisierung nehmen zu. FIOM und FIM solidarisieren sich. Am Samstag findet eine gemeinsame Demonstration aller Gruppen der revolutionären Linken statt.

Heute Morgen - Begräbnis des kleinen Ferretti. Der Widerstand in der Architekturfakultät hält an.

Massimiliano Ferretti, der sieben Monate alte Sohn einer der Obdachlosenfamilien, ist in der Kinderklinik der Universität an einem Lungenödem gestorben; er hatte es sich zugezogen, als die Polizei die Familien aus dem besetzten Haus in der via Tibaldi vertrieb. Der Tod trat am Sonntag Abend um 6 Uhr ein, aber der Vater wurde erst am Dienstag

um 10 Uhr davon unterrichtet. Massimiliano war der Sohn von Ugo Fer-retti und Silvana Salice; sie kommen aus Foggia und haben zusammen mit den anderen Familien das Haus in der via Tibaldi besetzt. Die Familie hatte früher in einer elenden feuchten Behausung zu ebener Erde gewohnt. Die Wohnung bestand aus einem Raum, einer Küche und hatte eine Außentoilette, sie kostete 22.000 Lire im Monat. Da die Familie die Miete nicht mehr aufbringen konnte, hatte sie einen Räumungsbefehl erhalten, der übermorgen in Kraft treten sollte. Das ist die Geschichte der Ferrettis. Massimiliano hatte von Geburt an einen Herzfehler und war bereits zweimal wegen eines Lungenödems im Kinderkrankenhaus. Jedesmal ist er gerettet worden.

Die Ärzte hatten wegen Massimilianos Herzfehler von der Teilnahme an der Besetzung abgeraten. Aber die Eltern bestanden darauf, weil sie davon überzeugt waren, das Kind könne in einer trockenen Wohnung wieder gesund werden. Die Ärzte hatten früher schon mal ein Attest ausgeschrieben: »Das Kind muß normale Lebensbedingungen erhalten; es darf sich nicht in einer Umgebung aufhalten, die gesundheitsschädlich ist, sonst zieht es sich Infektionen zu.«

Am Sonntag Morgen um 5 Uhr war die Polizei in der via Tibaldi erschienen. Von da an saß Massimiliano zusammen mit den ändern 3 Stunden auf der Straße, im strömenden Regen und in der Kälte: mit seinem Fieber war er diesen Anstrengungen nicht gewachsen.

Massimiliano ist ein Opfer der Kämpfe gegen das alte Unrecht, das die Proletarier von allen Seiten bedrängt. Die wirklichen Verantwortlichen, die Mörder, sind die Kapitalisten und ihre Lakaien. Und gerade die - so unglaublich es ist — versuchen die Schuld den Proletariern anzuhängen. Es gibt ein Gerücht, daß der Vater tatsächlich verklagt werden soll, weil er sein Kind in die via Tibaldi gebracht hat.

Das Begräbnis soll heute Morgen stattfinden. Die vertriebenen Familien, die Mitglieder der revolutionären Linken und Tausende Studenten des Polytechnikums werden vom Platz vor der Architekturfakultät losgehen: »Mein Sohn wird unter roten Fahnen beerdigt werden«, hat der Vater heute Morgen gesagt.

Gestern haben sich die vertriebenen Familien wieder in der Architekturfakultät versammelt. Der Rat der Fakultät hat am Nachmittag ein Kommunique herausgegeben, worin die Entlassung des Rektors gefordert wird (er trug die Verantwortung für den Polizeieinsatz und die nächtliche Deportation der Familien); außerdem wurde beschlossen, ein ständiges Seminar über Wohnungsprobleme einzurichten, an dem alle politischen Kräfte der Stadt und die betroffenen Familien teilnehmen sollen, damit den 70 obdachlosen Familien endlich geholfen wird. Bis zur Lösung des Wohnungsrpoblems sollen sie Gäste der Architekturfakultät sein.

Am Abend hat das Seminar begonnen. Hunderte von Genossen der revolutionären linken Gruppen aus Mailand haben daran teilgenommen. Inzwischen haben sich auch FIM und FIOM getroffen; sie begrüßen in ihrem Kommunique die Initiative des Rats der Architekturfakultät und versprechen ihre volle politische und organisatorische Unterstützung. Auf einer Pressekonferenz in der Architekturfakultät haben die vertriebenen Familien unter anderem gesagt: »Wir wissen, daß Tausende von Arbeitern denselben Kampf gegen die Unterdrückung der Bourgeoisie führen müssen. Die bürgerlichen Zeitungen verbreiten weiterhin falsche Nachrichten über die Arbeiter und die Obdachlosen. Die Presse hat sich auf die Seite der Bourgeoisie geschlagen. Ihr seht Leute vor euch, die nur das genommen haben, was ihnen längst gehört. Der Kampf aller Unterdrückten ist unser Kampf, wir werden ihn weiterführen und ihn mit dem Kampf aller Proletarier verbinden.« (II Manifesto, 9. 6. 1971)

5000 Polizisten vertreiben die Obdachlosen aus der Architekturfakultät. Am Samstag Massenprotest.

Das Universitätsviertel ist militärisch besetzt. Gestern Morgen haben 5000 Polizisten die Architekturfakultät endgültig geräumt und sämtliche Gebäude umstellt. Die Gemeinde hat die Stadtpolizei zur Verfügung gestellt, um den Verkehr nötigenfalls umzuleiten. Die Mailänder Christdemokraten haben in einem Kommunique die Schließung der Architekturfakultät gefordert; der Rektor der Fakultät hat die sofortige Einstellung der Lehrbetriebs bis Montag verfügt. Mehr als rooo Studenten haben gestern Morgen vor dem Rektorat des Polytechnikums gegen die Räumung der Fakultät protestiert.

Die Räumung der Fakultät begann gestern morgen um 5 Uhr. Das Seminar über Wohnungsprobleme war noch in vollem Gang. Die Polizisten hatten buchstäblich das gesamte Gebiet besetzt, alle Zufahrtsstraßen waren gesperrt. Die Polizei drang ein, als gerade ein Dozent eine Vorlesung vor Hunderten von Studenten, Arbeitern und Mitgliedern der linken Gruppen hielt. Die Polizisten brüllten, unterbrachen den Professor und hinderten ihn daran weiterzusprechen. Dann befahlen sie die Räumung und fingen gleich an, einige Studenten aus dem Saal zu stoßen. Obwohl die Beamten offensichtlich Zusammenstöße provozieren wollten, verließen alle ruhig und mit erhobenen Händen den Saal. Ein Polizeihauptmann soll gerufen haben: »Seid froh, daß es so gelaufen ist, sonst wäre heute mein großer Tag gewesen.«

Die Studenten und Arbeiter müssen sich mit dem Rücken an die Wand stellen und dort einige Zeit mit erhobenen Händen stehenbleiben. Dann werden sie in grüne Minnas geladen und zum Polizeirevier gebracht.

Kommentar: Damit der Kreis sich nicht schließt

Die Wohnungsbesetzung in Mailand nehmen eine geradezu beispielhafte Wendung. Nach der ersten Verwirrung haben die herrschenden politischen Kreise sich krampfhaft bemüht, das Gleichgewicht wieder herzustellen, das die 70 Proletarierfamilien mit ihrem verzweifelten Protest ins Wanken gebracht haben.

Ein jeder übernimmt seine Rolle und versucht sie auszufüllen: Die Polizei räumt und besetzt die Architekturfakultät und versucht den Studenten, die den Kampf für bessere Wohnungen unterstützen und weitertreiben, den politischen und materiellen Boden zu entziehen; die Gemeinde und die KPI bemühen sich um ein Notstandsprogramm, um den Besetzern und weiteren 200 obdachlosen Familien Wohnungen zu beschaffen. Die Gewerkschaften und die ACLI kümmern sich zum einen um die unmittelbaren Bedürfnisse der betroffenen Familien, zum ändern beschränken sie sich auf einen ganz allgemeinen Protest gegen die Wohnungsmisere in Mailand; die Studentenbewegung von Capanna, die ständig gegen den Revisionismus tönt und stets zu allen Demonstrationen der KPI hinmarschiert, will sich nicht an der Demonstration der linken Gruppen für die Lösung des Wohnungsproblems und gegen die Unterdrückung der Polizei beteiligen.

Die Gründe sind verschieden, aber alle wollen dasselbe: das Wohnungsproblem der Familien aus der via Tibaldi muß schleunigst gelöst werden, damit der Fall abgeschlossen wird. Ihre Aktion soll auf keinen Fall einen allgemeinen Kampf breiterer Massen für die Lösung des Wohnungsproblems in Mailand und anderswo auslösen.

Wir halten das Ziel, den 70 Familien eine Wohnung zu beschaffen, keineswegs für zweitrangig. Gerade sie haben ein Recht darauf, weil sie hart gekämpft und teuer dafür bezahlt haben; und ihr Sieg kann weitere Aktionen und eine breitere Bewegung auslösen. Soll die Gemeinde, sollen die reformistischen Parteien und Gewerkschaften sich dafür verwenden, wir werden nicht so dumm und sektiererisch sein, uns darüber zu beklagen. Aber das politische Problem ist damit nicht gelöst.

In Mailand gibt es zweihundert obdachlose Familien. Und es gibt zehn-tausende Familien, die in elenden Wohnungen hausen oder die Miete nicht aufbringen können. Die KPI, die Gewerkschaften, die ACLI müssen uns erklären, was sie für richtig halten. Sollen diese Familien heute kämpfen, Häuser besetzen, die skandalöserweise leerstehen, die Mieten selbst senken oder gar nicht bezahlen; oder sollen sie auf die Auswirkungen eines Gesetzes warten, das die Reformisten selbst für völlig unangemessen halten und das die Christdemokraten im Senat dazu noch blockieren und verschlechtern werden.

Für uns und für alle revolutionären Gruppen ist das Problem sehr einfach: der Kreis darf sich um diesen Kampf nicht schließen, wir müssen ihn über den Fall der 70 Familien hinaus ausweiten. Das aber hängt von zwei Bedingungen ab: von der Form der Einheit und der politischen Mobilisierung für die kommende Demonstration am Sonnabend; und von der Fähigkeit, die Propaganda und die Organisation in den proletarischen Vierteln über die Demonstration hinaus zu entwickeln und das Wohnungsproblem und den Kampf der Obdachlosen mit dem allgemeinen Kampf aller Arbeiter zu verbinden.

(Sandro Bianchi, in: // Manifesto), 10. 6. 1971)

Polizei und Erzbischof in niederträchtigem Komplott erpressen die Obdachlosen. Begräbnis des kleinen Ferretti verschoben.

Schon seit einigen Tagen kursieren in Mailand Gerüchte über irgendwelche Vorstrafen von Ugo Ferretti, dem Vater des am vergangenen Sonntag verstorbenen Kindes; er soll aus einer Strafanstalt nahe Venedig entflohen sein. Diese Nachricht erschien zunächst ganz klein in den Sonntagsausgaben der Mailänder Zeitungen. Am Donnerstag Abend haben die Zeitungsredaktionen eine schriftliche Erklärung von Ugo Ferretti gebracht; darin spricht er von »allen möglichen Spekulationen« über den Tod seines Sohnes und gibt seine Entscheidung bekannt, das Begräbnis seines Sohnes »ganz einfach und nicht mit roten Fahnen, sondern nach religiösem Brauch« ablaufen zu lassen. Ugo Ferretti distanziert sich in seiner Erklärung von der ganzen Bewegung und klagt sie des politischen Mißbrauchs an. Die Glaubwürdigkeit dieser Erklärung, die in allen Zeitungen veröffentlicht worden ist, wird nur von einem Redakteur der Katholischen Nachrichtenagentur, und zwar von einem gewissen Tagliabue, bestätigt.

Kaum ist die Nachricht bekannt, machen sich zwei Genossen auf die Suche nach dem Priester, »der seine Hand hilfreich ausgestreckt hat«, und stellen sich in der Wohnung des Don Fernando Tagliabue um 8 Uhr abends vor. Sie treten in den Arbeitsraum des Priesters; hinter dem Schreibtisch hängt ein Plakat: »Der Herr hat mich belohnt, weil ich gehorsam gewesen bin«. Die Genossen erklären dem Priester: »Wir kennen Ugo gut. Er ist ein Proletarier, der an den Kampf glaubt; er kann diesen Brief nicht geschrieben haben. Heute Morgen hat er uns angerufen und über den Brief gesprochen und gesagt, daß er so etwas nie unterzeichnen würde. Jetzt wollen wir Ugo persönlich sehen, lassen Sie uns mit ihm sprechen. Wir müssen diese Sache klären.« Der Priester will nichts davon wissen und leugnet, Ferretti irgendwie beeinflußt zu haben. Aber die Genossen bestehen weiter auf ihrer Forderung und erreichen schließlich, daß Ugo geholt wird.

Endlich kommt der Priester mit Ugo und seiner Frau zurück. Einer der Genossen steht auf und geht ihm entgegen, sie begrüßen sich. Die Genossen wollen allein mit Ugo und seiner Frau sprechen. Der Priester willigt ein und geht hinaus. Ugo zischt seine Frau an, sie solle schweigen, er wolle reden: »Ich bin noch ein Genösse, aber jetzt kann ich es euch nicht erklären; heute Abend kann ich diesen Brief nicht widerrufen. Wartet noch, ich kann euch noch nicht alles sagen, sie drohen mir mit zwei Jahren Zuchthaus; wenn ich schweige, wollen sie sie mir erlassen. Ich war arbeitslos, ich habe zwei oder drei Autos geklaut.« »Es war das erste mal, daß wir schwach wurden«, sagte die Frau dazwischen, »Ugo ist ein braver Kerl«. »Aber das gibt dir kein Recht, so zu handeln«, antworten die Genossen, »die Proletarier sind oft gezwungen, zu stehlen, deswegen darfst du nicht den Kampf aufgeben und uns in den Rücken fallen. Du weißt genau, daß alle Sachen, die du unterschrieben hast, nicht wahr sind. Du mußt uns sagen, wie das geschehen konnte.«

Ugo Ferretti sagt jetzt die Wahrheit: »Sie haben mir Straferlaß versprochen. Sie haben mich mit einem Beamten des Bischofs sprechen lassen, der sich dafür verbürgt hat. Und dann noch mit einem Journalisten des Avve-nire; und ein Monsignore hat mir 50.000 Lire gegeben. Sie haben mir sofort eine Wohnung versprochen und auch eine Arbeit.« - Dann senkt er die Stimme: »Ich bin noch ein Genösse, ich glaube, daß dieser Kampf richtig ist, aber heute Abend kann ich nicht widerrufen. Ein Polizeibeamter ist wegen meines Sohnes in meiner Wohnung und einer auch hier unten. Morgen müßt ihr aber kommen und mich mit einem Wagen abholen.« Und er schreibt schnell die Adresse auf ein Stückchen Papier. Da schrillt das Telephon. Der eine Genösse nimmt den Hörer ab, aber der Priester ist schon da und reißt ihm den Hörer aus der Hand. Er spricht ziemlich lange und dann beginnt eine Komödie. In Gegenwart des Priesters spielt Ugo Ferretti seine aufgezwungene pathetische Rolle weiter. »Das Geld, das ihr mir gegeben habt, könnt ihr zurückhaben; ich will nichts mehr mit euch zu tun haben.« Die Genossen gehen auf das Spiel ein; sie wissen jetzt genug.

Was bedeutet das ganze? Ugo Ferretti ist erpreßt worden; er sitzt praktisch fest bei diesen Leuten, die »im Namen Gottes« heimtückisch den Kampf der Obdachlosen sabotieren. Aber es ist klar, daß der Priester nur das letzte und schwächste Glied einer Kette ist, die von der Polizei (die alles gewußt hat, sie hat ihn zwei Tage lang im Polizeipräsidium festgehalten, sie wußte, daß er gesucht wurde, und so konnte sie ihn erpressen und jede seiner Bewegungen beobachten) über hohe Persönlichkeiten der Kirche bis hin zu den Gerichten in Mailand und zur Mailänder Christdemokratischen Partei und ihren Zeitungen reicht. Das Ziel ist klar: nicht nur ein Mann und Proletarier soll vernichtet wer-

den, sie wollen den Kampf seiner Genossen sabotieren, die politischen Avantgarden (Lotta continua, Manifeste, usw.), die diesen Kampf unterstützt und verteidigt haben, wollen sie diffamieren. Die neue kämpferische Einheit der Arbeiterklasse, die sich durch den Kampf der Obdachlosen in Mailand entwickelt hat, und vor allem die ACLI und die FIM-CISL wollen sie zerschlagen.

(Sandro Bianchi, in: // Manifesto, 12. 6. 1971)

Die »heimliche« Pressekonferenz von Ugo Ferretti auf Tonband

Wir geben im folgenden Teile des Tonbands wieder, das Ugo Ferretti während der Pressekonferenz im Sitz der ACLI in Mailand besprochen hat.

»Ich bin der Vater Massimiliano Ferrettis. Ich muß etwas richtigstellen. Ich habe weder den Priestern noch der Presse irgendeine Erklärung gegeben. Nachdem die Polizei die Architekturfakultät geräumt hatte, bin ich nach Hause gegangen, aber da war schon die Polizei. Ich wußte nicht wohin. In der via Tibaldi hatte mich einmal ein Priester besucht und mir seine Adresse gegeben. Er hatte mir gesagt, falls ich wollte, könnte ich zu ihm kommen. Ich hatte keine Ahnung, wo ich die Genossen von Lotta continua oder Manifeste erreichen konnte, deshalb bin ich zu dem Priester gegangen.

In diesem Augenblick war mir die Wohnung gleichgültig geworden, weil mein Sohn tot war. Ich bat den Priester nur, er solle in Erfahrung bringen, ob es meinem anderen Sohn Fabio gut ginge. Der Priester brachte meine Frau und das Kind zu mir. Und ich muß sagen, der Priester war sehr freundlich. Im Gespräch mit ihm rutschte mir raus, daß ich polizeilich gesucht wurde. Er ließ Journalisten kommen und informierte sie darüber. Sie stellten mir furchtbar viel Fragen und sagten, ich solle meine Erklärungen zu dem Begräbnis mit roten Fahnen zurücknehmen, es gäbe Leute, die mir dann helfen würden. Ich habe gefragt, warum sie, statt uns schon früher zu helfen, 3000 oder 4000 Polizisten geschickt hätten, als wären wir Verbrecher.

Der Priester verhörte mich nach allen Regeln der Kunst und riet mir, ein Gnadengesuch zu stellen. Verkauft habe ich mich nicht. Ich wollte die Genossen von Manifeste und von Lotta continua sehen, aber ich konnte das Zimmer nicht verlassen, weil draußen Polizei war. Immer wieder sind sie gekommen und haben mir Geld angeboten, erst 20000 Lire, dann 10000 und noch einmal 10000. Ich will nicht sagen, daß ich es ausgeschlagen hätte. Ich habe es angenommen, weil ich es brauchte. Ich habe nicht geglaubt, daß sie es so gegen meine Kampfgenossen benutzen würden. Es ist wahr, ich habe den Brief leider wirklich unterschrieben, vielleicht aus

Ahnungslosigkeit. Ein Vertreter des Bischofs ist gekommen und sie haben mir gesagt, daß sie mir alles geben und mir auch die Strafe erlassen würden, wenn ich den Brief unterschriebe. Ich habe nicht nein gesagt, ich habe eingewilligt, aber ich habe nicht geglaubt, daß sie das daraus machen würden, was dann kam. Sie haben den Brief geschrieben, und schon als ich ihn sah, überlief es mich kalt. Von dem, was da stand, war kein Wort wahr. Als wir in der via Tibaldi das Haus gemeinsam besetzten, habe ich das erste mal in meinem Leben Menschlichkeit gefunden, vom ersten Tag an.

Dem Kind, das später gestorben ist, schien es in der via Tibaldi zunächst besser zu gehen. Dann ist es krank geworden, wegen der Kälte und der Feuchtigkeit, weil wir auf die Tragbahre warten mußten. Ich bleibe dabei, das Kind ist gestorben, weil die Polizei solch ein Durcheinander angerichtet hat. Ich verlange, daß das Begräbnis so gemacht wird, wie ich es will, und niemand kann mich daran hindern. Es muß von der ACLI ausgehen. Ich kann leider nicht mitgehen, weil die Polizei mich sonst verhaftet, und wenn sie mich fangen, kann ich nicht mehr für meine Frau und für meinen anderen Sohn arbeiten. Ich will keinen Priester dabei haben, nicht weil ich Priester nicht mag, sondern weil ich nicht zum Schluß das Elend meines Sohnes beschönigen will. Ich will das Begräbnis mit den Genossen, mit den Obdachlosen, mit allen, die mit mir gekämpft haben; und alle sollen rote Fahnen tragen, weil mein Sohn im Kampf gestorben ist. Ich will den Barackenbewohnern sagen, daß ich sie nicht verraten werde. Und wenn ich es getan habe, dann nur, weil ich auf Versprechungen reingefallen bin. Der Leichnam meines Sohnes gehört mir. Mut, Genossen, laßt uns weiterkämpfen, auch wenn ich bei eurem Kampf nicht dabeisein kann, weil ich wie ein Hund gehetzt werde.«

(// Manifesto, 13. 6. 1971)

Die Einheit der Linken wächst im Kampf um das Wohnungsproblem. Die Reformisten werden zunehmend isoliert.

Eine breite Einheitsfront entwickelt sich für die Demonstration am Samstag Nachmittag. Ein Mitglied der proletarischen Familien und ein von allen beteiligten Gruppen delegierter Genösse werden eine Rede halten. Die Demonstration ist bis jetzt noch erlaubt; aber falls sie noch verboten oder von der Polizei angegriffen werden sollte, sind die verantwortlichen Gruppen entschlossen, sie wie geplant durchzuführen. Inzwischen sind in Mailand starke Truppenverbände der Polizei zusammengezogen worden.

Das neue Bündnis der linken Kräfte gründet sich auf zwei politische Entscheidungen: die entschiedene Gegenposition zum Reformismus und die Entschlossenheit, die Massen und nicht nur kleine Avantgardegruppen zu mobilisieren. Der harte Kampf der 70 proletarischen Familien um Wohnungen hat einen starken Einfluß auf die politischen Kräfte ausgeübt und einen qualitativen Sprung bewirkt. Die revolutionäre Linke hat sich zu einer neuen, höheren Einheit zusammengefunden, und im Lager der traditionellen Linken haben sich die inneren Widersprüche bedeutend verschärft.

Die Gruppe um Contropotere, die Zeitung der Linken in der PSIUP, beteiligt sich an der Demonstration. Einige Gruppen der ACLI werden ebenfalls teilnehmen; die gesamte Organisation hat inzwischen eine andere Position zum Kampf der proletarischen Familien eingenommen als die KPI. Außerdem werden noch einige Genossen der FIM-CISL am Samstag mitziehen. Das Movimento Studentesco der Staatsuniversität weiß noch nicht so recht, wie es sich verhalten soll. Zunächst hatte es eine eigene Demonstration geplant, aber viele Genossen haben erklärt, sie wollten an der großen Einheitsdemonstration teilnehmen. Deshalb haben sie gestern die revolutionären politischen Gruppen aufgefordert, sich mit ihnen zu treffen, um eine Übereinkunft zu erzielen.

Durch diese Bewegungen im reformistischen Lager wird die KPI mehr und mehr isoliert; und auch dadurch, daß sie die Angriffe auf die verschiedenen Gruppen noch verschärft hat: »Sie mobilisieren gegen die Reformen und spalten mit ihrer verwirrten Agitation die Arbeiterbewegung; sie nehmen die Verantwortung auf sich, Unterdrückungsmaßnahmen zu provozieren.« Für Montag hat die KPI eine eigene Mieterdemonstration für ihr Reformgesetz angekündigt.

Am besten kann man die außerordentliche politische Situation, die sich in Mailand entwickelt hat, an der Versammlung und der Diskussion im Sitz der ACLI ablesen. Anwesend bei der Versammlung waren die ACLI, die PSIUP, die FIM (die FIOM war eingeladen, ist aber nicht erschienen), die KPI (sie hat sich selbst eingeladen) und die DC (sie ist von der KPI eingeladen worden). Die KPI hat zunächst ihren alten Vorschlag unterbreitet, wie sie sich die Lösung der Wohnungsprobleme denkt. Dann hat sie die Demonstration vom Samstag hart verurteilt und wütend gegen ihre Inhalte polemisiert; schließlich hat sie ausdrücklich erklärt, daß diese Demonstration nicht durchgeführt werden dürfe, weil sie eine Gefahr im Hinblick auf die Wahlen darstelle. Die offizielle PSIUP hat sich sofort auf die Seite der KPI geschlagen, und zwar gegen die eigene Linke. Der Sekretär der FIM hat folgendes gesagt: Wer es zuläßt, daß die Polizei am Samstag die Demonstration angreift, der ist auch verantwortlich, wenn die Repression in den Betrieben zunimmt. Dann hat er den Abzug der Polizei aus dem Polytechnikum gefordert. Dieser Forderung haben sich die Delegierten aller anwesenden Gruppen außer der DC angeschlossen. Auch zwei Stadträte von der PSI und von der DC nahmen an der Versammlung teil. Der von der PSI sagte, die Proletarierfamilien, die das Haus in der via Tibaldi besetzt haben, seien gar keine Obdachlosen, sondern politische Berufsagitatoren. Daraufhin haben FIM und ACLI die Proletarierfamilien geholt. Einige Mitglieder dieser Familien sind in den Saal getreten (während der PSI-Mann schnell verschwand) und haben die Versammlung im Nu in ein echtes politisches Volksgericht über die anwesenden politischen und gewerkschaftlichen Gruppen und Parteien verwandelt. Die Familienväter haben die Verleumdungen des PSI-Mannes hart zurückgewiesen und haben die untragbaren Wohnungsbedingungen, unter denen sie vor der Besetzung gelebt haben, aufgezählt. In diesem Augenblick betrat ein hoher Beamter aus dem Rathaus den Raum und gab bekannt, daß 200 Wohnungen zur Verfügung stünden.

Aber die Proletarier haben daraufhin den Saal nicht verlassen, sondern geantwortet: »Wir sind nicht die einzigen, die obdachlos sind, und wir wollen, daß jeder eine Wohnung bekommt und nicht nur einige wenige; wir wissen zu gut, daß Tausende von Proletarierfamilien in Mailand unter denselben Bedingungen leben wie wir. Wir, die versammelten Proletarier, fordern, daß wir über die Prioritäten bei der Zuweisung von Wohnungen entscheiden. Wir fordern von der Gemeinde eine Aufstellung der Wohnungen, mit dem genauen Datum, wann sie bezugsfertig sind.«

(Sandro Bianchi, in: // Manifesto, n. 6. 1971)

Die ausgewiesenen Familien fragen: wer ist der Verbrecher? Der eine Wohnung besetzt oder der 40000 Lire für drei kleine Zimmer nimmt? Frauen, Kinder, Jugendliche und alte Leute mit Säuglingen auf dem Arm sind schon in dem großen Versammlungsraum der ACLI. Sie wechseln sich vor dem Mikrophon auf dem Tisch ab, wo sonst der Vorstand die Sitzung führt, und jeder erzählt seine Geschichte; dann singt irgendeiner Kampflieder zur Guitarre. Alle skandieren den Refrain: »Die Miete zahlt man nicht, die Wohnung nimmt man sich«. In den oberen Stockwerken sind Betten aufgebaut und die Büros sind als Krankenzimmer eingerichtet. Die Genossinnen passen auf die vielen Kinder auf, die durch das ganze Haus rennen. Draußen stehen Genossen Wache, damit keine ungebetenen Eindringlinge in das Haus kommen.

Jede Entscheidung, jede Mitteilung wird von der Versammlung der Familiendelegierten kontrolliert, der Kampf wird wirklich kollektiv geführt. Es ist ein politischer Organismus, der die Bedeutung dieser Bewegung sehr gut einschätzen kann; von dem einfachen Protest einer isolierten Gruppe von Obdachlosen ist das weit entfernt.

Die Familien werden heute alle an der Demonstration teilnehmen und den Zug anführen. Sie wollen allen zeigen, daß ihr Kampf um Wohnungen eng mit dem Kampf der Genossen bei Fiat, der Arbeiter in allen Betrieben und der Studenten verbunden ist. »Wir wollen Wohnungen für alle«, sagen sie. »Wir lassen uns nicht mit allgemeinen Versprechungen abspeisen, und auch nicht mit irgendwelchen Zugeständnissen.« Die Obdachlosen, die diesen Kampf führen, sind keine arbeitslosen Lumpenproletarier oder besonders elende Familien aus den Randschichten: sie arbeiten in den großer Mailänder Betrieben, in den modernen privaten und staatlichen Unternehmen, Alfa Romeo, Innocenti, Pirelli, Brown Bo-veri etc. Es sind Arbeiter, die ihre Wohnungen entweder nicht bezahlen können oder gar keine haben.

»Ich arbeite bei Innocenti«, erzählt G. B. (sie haben beschlossen, die Namen lieber nicht zu nennen, um den Kampf nicht zu personalisieren, damit er geschlossen und einheitlich bleibt); »ich bin vor einem Jahr und vier Monaten von Salerno nach Mailand gekommen, auf einem Lastwagen, hinten drauf die Möbel und die Familie, die Frau und drei Söhne. Sieben Tage lang haben wir alle auf dem Lastwagen geschlafen, weil uns niemand eine Wohnung geben wollte: weil wir aus dem Süden kamen, weil ich zu viele Kinder habe. Aber in Mailand mußte ich bleiben, weil ich nicht mehr nach Salerno zurückkehren konnte. Ich arbeitete tageweise und mußte irgendwie auskommen. Nach einer Woche hat uns ein Verwandter aufgenommen. Dann hat mir schließlich eine Frau eine Bürgschaft gegeben, und so konnte ich eine Wohnung für 33.000 Lire im Monat mieten. In der Zwischenzeit hatte ich Arbeit in einem metallverarbeitenden Betrieb gefunden, bei Clemen. Dann bin ich zu Innocenti gegangen, da habe ich 100.000 Lire brutto verdient. Netto bleiben mir 67.000 Lire, davon mußten fünf Personen leben; deshalb konnte ich nach sechs bis sieben Monaten die Miete einfach nicht mehr bezahlen. Ich hatte keine andere Wahl.«

G. D. erzählt folgende Geschichte: »Ich bin mit meiner Frau und zwei Kindern vor vier Jahren aus Torre Annunziata gekommen. Am Anfang habe ich bei einer Verwandten gewohnt; sie hatte neun Kinder und so haben in der Wohnung etwa fünfzehn Personen gelebt. Es war nicht auszuhalten. Nach einem Monat habe ich eine Zweizimmerwohnung gemietet, die 18 km von Mailand entfernt war und 30.000 Lire kostete. Um bei Tecnomasio Brown Boveri zu arbeiten, mußte ich monatlich über 10.000 Lire allein für den Autobus ausgeben, und das bei einem Monatslohn von 95.000 Lire.«

P. G. ist vor zwei Jahren mit seiner Frau aus Enna gekommen. »Vorher war ich in England, in einer Wollfabrik; aber da habe ich es nur ein Jahr ausgehalten und habe dann gehofft, in Mailand wirds was. Zuerst habe ich Akkord gearbeitet, ohne Arbeitserlaubnis. Sie haben mich wie ein Tier ausgebeutet. Als ich Krach geschlagen habe, haben sie mich rausgeworfen.

Drei Monate arbeitslos; meine Frau schwanger. Als sie ins Krankenhaus kam, mußten wir Schmuck und Trauringe verkaufen. Jetzt arbeite ich bei Montecatini in der dritten Kategorie und bekomme 100.000 Lire im Monat, weil ich auch noch nachts arbeite. Für ein Zimmer von 12 qm mit Außentoilette bezahle ich 30.000 Lire. Das Haus besteht aus winzigen Zimmerchen, in denen bis zu sechs Personen leben; dann verlangt die Hausbesitzerin Frau Bianca Maria Invernizzi sogar 46.000 Lire im Monat, weil es zu viel Leute sind, wie sie sagt. Eine Zeitlang habe ich es geschafft, jetzt bezahle ich schon seit sieben Monaten nichts mehr.« V. G. ist von Neapel nach Mailand gekommen. Um überhaupt eine Wohnung mieten zu können, mußte er für sechs Monate im voraus bezahlen, 300.000 Lire auf einmal. »Ich arbeite bei Sepra, einem metallverarbeitenden Betrieb und bekomme im Monat 92.000 Lire. Ich habe Frau und drei Kinder. Acht Monate lang habe ich mich unter großen Opfern durchgeschlagen: Überstunden, Schwarzarbeit nach Schichtende. Dann habe ich gemerkt: es hat keinen Zweck, immerzu zu kämpfen, nur um alles bezahlen zu können; es ist besser darum zu kämpfen, nicht mehr zu bezahlen.«

(Luciana Castellina, in: // Manifesto, 12. 6. 1971)

30000 in Mailand folgen dem Aufruf der neuen Linken.

Es ist also möglich, einen politischen Massenkampf zu führen und diese Klassengesellschaft erfolgreich zu bekämpfen.

Wir waren mehr als 30.000, als sich der große Demonstrationszug von der Piazza Leonardo da Vinci aus in Bewegung setzte. Überall rote Fahnen. Die vielfältigsten Kräfte sind hier zusammengeströmt; die Avantgardegruppen haben sich mit der wirklichen Bewegung an der Basis vereint, wo ihr eigentliches Wirkungsfeld liegt und wo sie sich allzu oft - aber nicht heute - zerstreiten. Nach und nach sind wir immer mehr geworden: wir, die »Grüppchen«, zusammen mit den obdachlosen Arbeitern. Der Demonstrationszug ist den Corso Buenos Aires entlanggezogen, dann über die Piazza del Duomo und hat schließlich die Piazza Castello erreicht. Dort hat ein Vertreter der Versammlung der obdachlosen Proletarier eine Rede gehalten, und im Namen der verschiednen Gruppen hat Stefano Levi von Lotta continua gesprochen.

An der Spitze ziehen die obdachlosen Familien: sie sind alle da, Männer, Frauen und Kinder, auch die kleinsten. Sie haben bereits einen Sieg in ihrem Kampf errungen: allen wurde eine Wohnung zugesagt. Dann folgen die Blöcke der verschiedenen Gruppen und anderer Organisationen, die sich im Laufe des vergangenen Tages noch angeschlossen haben: die interne Kommission der Rinascente, die Gruppe der Angestellten und das Comitato unitario di Base (CUB) der SIP, die Schu»ungsgruppe der Arbeiter bei Marelli, das CUB Borletti, das CUB Atm, die Arbeiterschulungsgruppe bei Philips, das CUB von Pirelli und von Crouzet, die IV. Internationale. Hunderte von Plakaten mit Tagesparolen für den Wohnungskampf, für den Kampf der Arbeiter, für den Kampf der Studenten. Die Genossen des Manifeste tragen ein großes Spruchband vor sich her: »Jeder hat das Recht auf eine Wohnung. Deswegen ist es gerechtfertigt, gegen die Gesetze und die bürgerlichen Institutionen zu rebellieren.« Die Gruppe Potere operaio marschiert unter der Parole, die die Fiat-Arbeiter bei den Barrikadenkämpfen in Turin im Juli 1969 erfanden: »Was sagen wir: Schluß jetzt! Was wollen wir: Alles!« Die Gruppe Lotta continua rief mit diesem Plakat zur Demonstration auf: »Die Proletarier haben das Recht, sich Wohnungen zu nehmen, denn sie haben sie gebaut. 70 proletarische Familien haben Widerstand geleistet gegen die Gewalttaten der Polizei, gegen die Lügen der Presse, gegen die Erpressungen der Unternehmer. Sie haben sich nicht auf die falschen Versprechungen und die falschen Reformen verlassen. Sie haben ein Beispiel für wahre proletarische Solidarität gegeben und die Arbeiter und Studenten von ganz Mailand um sich vereint. Das ist der richtige Weg: kämpfen vor und in der Fabrik, damit beginnen, sich als Proletarier zu verhalten und zu leben, also als Menschen, die sich nicht mehr ducken und ausbeuten lassen.

Nehmen wir uns Häuser, Verkehrsmittel, Schulen, die Möglichkeit, kollektiv zu leben. Organisieren wir uns gegen den Unternehmerstaat in der ganzen Stadt, für den Kommunismus.«

An den Seiten ein Ordnungsdienst, den die Gruppen gemeinsam organisierthaben. Auch die Genossen von der ACLI sind dabei. Dann folgen Tausende von Personen aus anderen politischen und gewerkschaftlichen Gruppen, aus der PSIUP und aus der FIM; die FIM hatte sich nicht offiziell angeschlossen, aber selbst ihr Sekretär Antoniazzi ist da. In einem am Freitag veröffentlichten Kommunique der FIM heißt es: »Wir begrüßen alle Initiativen - auch die von den Studenten und verschiedenen politischen Gruppen angekündigten Demonstrationen -, die die wirklichen Probleme der Barackenbewohner, der Obdachlosen, der Einwanderer aus dem Süden und überhaupt das Wohnungsproblem der Arbeiter in Angriff nehmen.« 23 Sektionen der PSIUP in Mailand sind der Aufforderung von Contrepotere, dem Zeitungsorgan der linken Fraktion in der Partei, gefolgt und haben sich der Demonstration angeschlossen. Auf die telegraphische Warnung der lächerlichen Parteibürokraten haben sie gepfiffen. Außerdem ist noch eine Gruppe von Mitgliedern der Partito Socialista da, die am Freitag ihre Teilnahme an der Demonstration erklärt hatten.

(Il Manifesto, 13. 6. 1971)

Die obdachlosen Familien verteilen die Wohnungen, die sie von der Gemeinde erkämpft haben. Die in der Architekturfakultät verhafteten Jugendlichen sind aus dem Gefängnis entlassen.

Am Montag werden die obdachlosen Proletarier die ersten Wohnungen beziehen können. Weitere Wohnungen werden in den folgenden Wochen von dem gewählten Komitee der Versammlung der Familien nach einer sorgfältig erarbeiteen Prioritätsliste verteilt. Bis zum 31. Juli 1971 werden jedenfalls alle eine Wohnung bezogen haben. Auch die 200 Familien, die in den »provisorischen Unterkünften« wohnen. So lautet das Abkommen, das Bürgermeister und Stadträte am Freitag Abend unterzeichnen mußten. Damit haben sie einen Vertrag anerkannt, der ohne Beispiel ist und einen ersten großen Sieg der Proletarier bedeutet. Vier Delegierte des Komitees haben die Verantwortung für die genaue Zuweisung der Wohnungen übernommen.

Die obdachlosen Familien müssen eine Aufstellung machen über die Schulden der Gekündigten und über alle Ausgaben, die nötig sein werden und die von den Familien nicht aufgebracht werden können; außerdem sollen die Unternehmer die Kündigungen zurücknehmen, die sie gegen 24 Arbeiter, die am Wohnungskampf teilnahmen, ausgesprochen haben. Über diesen Punkt wird bereits verhandelt: die Delegierten wissen zu gut, daß Unterschriften auf einem Stück Papier nichts wert sind, daß die einzige Garantie für ihren Erfolg eine weitergehende Mobilisierung ist. Deshalb hat die Versammlung der 53 Familien beschlossen, sich auch in Zukunft zweimal in der Woche zu treffen, am Donnerstag Abend und am Sonntag Morgen. Die vier Delegierten des Komitees werden die Koordinierung übernehmen, damit der Kampf weitergehen kann, auch wenn die Familien in den neuen Wohnungen zerstreut sein werden. Außerdem haben sie beschlossen, in den entsprechenden Wohngebieten Mietstreiks zu organisieren, um die Kampffront zu verbreitern.

Am späten Freitagabend sind 20 Genossen wieder freigelassen worden, die bei den Auseinandersetzungen mit der Polizei Sonntag Nacht in der Architekturfakultät verhaftet worden waren. Der Oberstaatsanwalt hat sie vorläufig freigelassen, weil »die Indizien nicht ausreichen, um eine Untersuchungshaft zu rechtfertigen«.

(Sandro Bianchi, in:Il Manifesto 13. 6. 1971)

Editorische Hinweise

Die Berichte erschienen in deutscher Sprache in: Kursbuch 26, Westberlin Dezember 1971, S.112 - 134

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