Hans-Jürgen Smula, die Marga-Spiegel-Schule und die Lehrerschaft der NSDAP Werne 
Offener Brief an die SchülerInnen der Klassen ab 1933

von
Peter

08-2012

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Liebe Ehemalige,

vor einiger Zeit erhielt ich die Schulchronik der Schule. Eine Kritik an:

Smula, Hans-Jürgen: - 50 Jahre Städtische Konrad-Adenauer-Realschule
Werne 1939-1989.
Untersuchungen zur Geschichte einer Schule mit 650jähriger
Tradition. Mit Beiträgen von M. Tandel und H.-P, Worms. Herausgegeben von
der städtischen Konrad-Adenauer-Realschule Werne. - Werne, 1989. - 224
Seiten (mit Abbildungen) 24,5 cm,

weil ich glaube, dass Euch das Buch interessieren dürfte.

Die Lehrerinnen Gertrud Lüning, Antonia Elpers und die diversen fanatischen Nazis unter der Werner Lehrerschaft sind u. a. Themen der Chronik.

Am liebsten würde ich aber die Schulchronik des Realschullehrers Hans-Jürgen Smula totschweigen, denn was Herr Smula über die Werner Juden und die katholischen Lehrer, Monsignore Surmann und Antonia Elpers auffällig n i c h t erwähnt und wie er versucht, die NSDAP-Lehrer, u. a. den hochrangigen Berufs-Nazi und Konrektor unserer Schule, Dr. Wilhelm Deimann, 1933-1936 Ortsgruppenleiter der NSDAP Werne, ab 1938 Gauhauptstellenleiter im Gauschulungsamt, zu entlasten, geht auf keine Kuhhaut.

Bei Durchsicht der Chronik drängt sich die Frage auf, könnte die Städt. Konrad-Adenauer-Realschule Werne wirklich bewusst Partei für die Werner Nazi-Lehrerschaft und gegen die katholischen Lehrer ergriffen haben oder ist diese Geschichtsdeutung allein auf Herrn Smulas „Mist gewachsen“?

Es fällt auf, dass Herr Smula den Nazi-Terror in Werne und seine Opfer nicht beim Namen nennt. Die Namen der Werner Juden, Sklavenarbeiter, Kommunisten, Sozialdemokraten, Bauern, Katholiken, Behinderten, Homosexuellen, der Swing-Jugend usw. usf..

Er verschweigt, dass die Werner Synagoge zerstört wurde, was mit den jüdischen Schülerinnen letztendlich geschah und warum die katholische Lehrerin und Werner Heimatdichterin Antonia Elpers (auch Toni Schmedding-Elpers genannt) aus dem Nazi-Schuldienst ausschied. Wenn die Zeitzeugen sie nicht nennen würden, blieben auch die Werner SchülerInnen aus den „kommunistischen Elternhäusern“ unerwähnt.

Nicht einmal der Kardinal von Galen wird von Herrn Smula ausreichend gewürdigt.

Andererseits kann sich Herr Smula die gleichgeschaltete und „judenfreie“ Mittelschule Werne unter Führung der NSDAP-Lehrerschaft durchaus als „pädagogische Idylle“ vorstellen (vgl. S. 110, 1. Abs.).

In Herrn Smulas „Idylle“ bestehen die „Lager“ ausschließlich aus Ferienlagern.

Die Werner SchülerInnen und ihre „engagierten“ Nazi-Lehrer spielen Blockflöte in einem Schullandheim im Sauerland. Sie genießen die „erheblichen neuen pädagogischen Impulse“ und weitere „besondere Höhepunkte“ (lies und staune auf S. 108, Abs. 4 der Chronik).

Die Vernichtungslager, der Schlachthof in Dortmund, die Dortmunder Steinwache, das Lager Bergkamen-Schönhausen, die Sklavenarbeiter-Hinrichtungen in Münster usw. usf. werden von Herrn Smula mit keinem Wort erwähnt.

Der wichtigste neue „pädagogische Impuls“ der Nazi-Schule hieß Rassenkunde. Rassenkunde war ununterbrochen und vorrangig in allen Fächern zu unterrichten.

Diese sehr extremen Veränderungen werden von Herrn Smula wortkarg, distanziert und kalt aufgezählt, ohne die direkt zu den Vernichtungslagern und den in der Menschheitsgeschichte einmaligen Kriegsverbrechen führende Bedeutung der Rassenkunde/des Judenhasses darzustellen.

Was in der Werner Schule genau von den Werner Nazi-Lehrern gelehrt und wie der mörderische Judenhass den SchülerInnen eingetrichtert wurde, bleibt unklar. Die der Chronik beigefügten und ausgesucht harmlosen Vererbungslehreschaubilder lenken von der Hauptsache (Judenhass) ab.

Ausgesprochen gesprächig und warmherzig mitfühlend wird Herr Smula hingegen dann, wenn er in der Chronik literarische Auseinandersetzungen (Nazi-Gedichte etc.) und seine bunten Vermutungen über das Gefühlsleben des ranghöchsten Werner NSDAP-Funktionärs und der „engagierten“ und „fleißigen“ Werner Nazi-Lehrerschaft in den Vordergrund stellen kann. Mit sympathisierender Laienpsychologie führt Herr Smula uns durch die „pädagogische Idylle“ der Werner NSDAP-Lehrer.

Herr Smula bezieht sich bei seinen Betrachtungen u. a. auf einen Martin Broszat (Geschichtsforscher, Ex-NSDAP), vgl. S. 58/59 der Chronik.

Wenn NSDAP über NSDAP forscht, ist das wie Truppe schießt nicht auf Truppe. Erfahrungsgemäß ist dann keine Geschichtsverdrehung zu dumm und zu peinlich, um nicht einen Versuch zu starten, von den Tatsachen abzulenken, damit die Hauptschuldigen doch noch unerkannt davonkommen.

Herr Smula benutzt die Broszat-Thesen, um die Leser mit der absurden Frage zu verwirren: Ob denn nicht die Werner Jugend dafür verantwortlich gewesen sein könnte, dass ihre Lehrer fanatische Nazis wurden?

Das würde bedeuten, dass die SchülerInnen von sich aus ihre jüdischen Mitschüler quälten, ohne dass die NSDAP-Lehrer sie jemals dazu aufhetzen mussten. Dass die Schüler den Erwachsenen den Befehl gaben, die Werner Synagoge zu zerstören und sie die Nazi-Lehrer zu all den Schulaufsätzen mit den ewig gleichen Titeln wie „Die Juden sind unser Unglück“ gezwungen haben könnten.

Die NSDAP-Lehrer wollten also gar keine ständigen Schulaufmärsche in der Freilichtbühne im Adolf-Hitler-Park oder auf dem Marktplatz in Werne unter Parolen wie „Juda verrecke!“ veranstalten.

Die damals 12-/16jährigen Jugendlichen wären dann die Hauptschuldigen und diejenigen, die sie mit Rassenkunde/Judenhass in allen Schulfächern (auch Mathematik, Musik, Sport) geistig und moralisch Tag für Tag verseuchten, die Nazi-Lehrer, bekämen einen Persilschein.

Für den Realschullehrer Smula scheint denkbar, dass die Werner NSDAP-Lehrer nur widerwillige Mitläufer waren und ihre SchülerInnen die Unterrichtsinhalte diktiert haben könnten. Die Nazizeit in der Werner Real-/Mittelschule in einem Satz: Eine Diktatur der Schüler über ihre Lehrer.

Darüber sollte man sich mal Gedanken machen. Machen wir.

Ob Adolf Hitler tatsächlich ein Antisemit gewesen sein könnte und ähnlich „interessante“ Fragen auf Martin-Broszat-Niveau, muss sich der Geschichtslehrer Herr Smula allerdings zukünftig selbst beantworten.

Herr Smula benutzt die üblichen Nazi-Entlastungs- und Verdunklungskonstruktionen. Als Nazi-Lehrer war man „innerlich“ dagegen und täuschte nur vor, als wenn man ein begeisterter NS-Fanatiker gewesen wäre.

Mit Hilfe eines anonymen Zeugen (aus der NSDAP Werne?) und kitschiger Schrumpfgermanenprosa will Herr Smula uns z. B. auf die Nase binden, dass ausgerechnet der Werner NSDAP-Vorsitzende und Ex-Konrektor unserer Schule, Dr. Wilhelm Deimann, das Kunststück vollbracht haben soll, seine Opfer vor sich selber zu schützen (vgl. S. 55 der Chronik).

Der Geschichtslehrer Herr Smula vergaß allerdings zu erwähnen, dass Dr. Deimann es trotz dieser „Kunststücke“ in seiner NSDAP-Karriere doch noch zum Gauhaupt-stellenleiter (Oberlehrer und Hassprediger der Nazi-Ideologie) beim Gauschulungsamt (Glaubensbehörde der NSDAP) brachte.

Diese NSDAP-Karrieredaten fehlen im Lebenslauf des Dr. Deimann auf Seite 54 der Chronik.

Entweder hat Herr Smula den Lebenslauf des wichtigsten Werner NSDAP-Bonzen, Dr. Wilhelm Deimann, vorsätzlich entschärft oder er hat die Daten fahrlässig übersehen, weil er nicht mit der notwendigen Sorgfalt recherchierte.

Im Prinzip ist das das gleiche Problem wie aktuell mit dem Verfassungsschutz und den NSU-Nazi-Mördern. Entweder haben sie die Akten vorsätzlich (Truppe schießt nicht auf Truppe!) oder aus Unfähigkeit vernichtet.

Die nächsten Vorgesetzen des NSDAP-Gauhauptstellenleiters Dr. Deimann und ehemaligen Konrektors unserer Schule waren m. E. der Gauleiter und der Reichsführer. Es dürfte keinen Werner Nazi-Funktionär gegeben haben, der öfter mit Adolf Hitler zusammenkam und dem Führungszirkel der NS-Verbrecher ähnlich nahe stand und zuarbeitete wie Dr. Wilhelm Deimann aus Werne.

Dr. Deimann war nicht nur ein begeisterter und erfolgreicher Nazi, sondern auch ein begeisterter Hermann-Löns-Herausgeber.

Es fällt auf, dass Herr Smula lediglich nur 1 Buchveröffentlichung des Dr. Deimann über den deutschen Jäger und „Dackel-Dichter“ Löns in der Zeit von 1933-1945 erwähnt.

Sollte Herr Smula all die anderen Dr. Deimann Machwerke über Hermann („Wehrwolf“) Löns zwischen 1933-1945 ausgelassen haben, weil die „rassigen“ Buchtitel den braunen Ungeist des ranghöchsten Werner NSDAP-Funktionärs und seines Idols prompt verraten würden oder gab es hier weitere Ermittlungspannen? (vgl. S. 55)

Abgesehen davon, dass Hermann Löns sich einen Namen als alkoholkranker Judenfeind und Frauenhasser machte, handelt es sich bei ihm um den - völlig humorfreien - Vorläufer der Satire-Sendung „Hausmeister Krause“:

„Die Schnauze hoch, die Leine fest gezogen!“ (Horst Wessel-Lied: Die Fahne hoch, die Reihen fest geschlossen!)“ und „Alles für den Dackel, alles für Club! Unser Leben für den Hund!“ (Nazi-Schulspruch in den Klassenzimmern in Werne: Du bist nichts, dein Volk ist alles!).

Herrn Smulas Chronik ist n i c h t satirisch gemeint, er hält Hermann Löns und auch den Werner Nazi-Führer und Lehrer Dr. Deimann für achtbare Autoritäten.

Die NSDAP Werne bestand in Herrn Smulas Welt aus Nazi-Kleindarstellern, die aus Angst vor diffusen und sehr mysteriösen Werner „antijüdischen Bevölkerungskreisen“ zu ihrem Nazisein gezwungen wurden (S. 78, letzter Absatz).

Herr Smula kann auch keine „antijüdischen Vorstöße“ aus eigenen antisemitischen Motiven bei den Werner Nazi-Lehrern oder anderen Mitgliedern der NSDAP Werne erkennen.

Haben seine SchülerInnnen denn Herrn Smula auch dazu gezwungen, irgendetwas zu sagen oder zu unternehmen, mit dem er „innerlich“ nicht einverstanden, so dass er nur „äußerlich“ anwesend war?

Es könnte doch möglich sein, dass in den 1980ern die rechte Schüler-Szene in der Realschule Werne so stark war, dass der Geschichtslehrer Herr Smula gar nicht anders konnte, als eine derartige Schulchronik vorzulegen, weil er seine Arbeit nicht verlieren wollte, weil er bemüht war, „…. den eigenen Ruf zu wahren und politisch nicht unangenehm aufzufallen.“ (vgl. S. 78, 3. Abs. der Chronik).

Ist das so, ehemalige Werner Realschüler aus den 1980/90ern, ist Herr Smula für die Chronik letztendlich gar nicht verantwortlich, weil ihr ihn gezwungen habt?

Waren Böhse-Onkelz-/Hermann-Löns-Fans unter Euch, die Herrn Smula mit ihrer „frühreifen“ „forschen Brutalität“ nötigten (vgl. S. 59), z. B.

„Deutsche Frauen, deutsches Bier, Schwarz-Rot-Gold, wir steh'n zu Dir“ (Böhse Onkelz) oder „Lass mich deinen Leib umfangen, wilde Dirne, küsse mich" (Hermann Löns) und „Weiber sind keine Vollmenschen, denn sie haben keine Seele, sondern nur einen Uterus“ (Hermann Löns) vorzutragen und habt ihr ihm diese, für alle Werner RealschülerInnen e w i g peinliche Schulchronik diktiert?

Reichte Herrn Smulas „intellektuelle Disziplin“ und „moralische Sensibilität“ nicht aus, um euren „gestählten Körpern“ zu widerstehen (vgl. S. 59)?

Herrschte im Jahre 1989 bei Euch eine Schülerdiktatur über den Geschichtslehrer Herrn Smula?

Die Briten sind selbstverständlich zu einem anderen Urteil gekommen (was die Schuld der Erwachsenen, der Werner Nazi-Lehrer 1945 betrifft) und deswegen gab es auch eine Jugendamnestie, denn nur mit den wenigen überlebenden SPD-/KPD-Mitgliedern und unbelasteten Katholiken (Rote Fahne Rünthe und Herz Jesu Capelle) konnte kein Schulbetrieb, geschweige denn NRW, aufgebaut werden.

Eins ist sicher, die von Herrn Smula verfasste Schulchronik der Konrad-Adenauer-Realschule Werne hätte die Britische Militärzensur niemals passiert!

Allein die auf den Seiten 78/79 unternommenen Versuche, einen „Widerstand zwischen den Zeilen“ beim Werner NSDAP-Bürgermeister zu konstruieren und Herrn Smulas Formulierung, dass die Behandlung der jüdischen Schülerinnen in der Schule durch ihre Nazi-Lehrer „SCHEINBAR“  s c h e i n b a r… tragischer war, als nur die Führung des Klassenbuches an ihre „arischen“ Mitschüler abgeben zu müssen, hätte m. E. völlig gereicht, um Herrn Smulas Chronik berechtigt „aus dem Verkehr zu ziehen“, wie es ein Zeitzeuge über die vom Schuldienst entfernten NS-Lehrer formulierte.

Ein Werner Nazi-Lehrer aus Herrn Smulas „pädagogischer Idylle“ wurde von den Alliierten direkt „eingelocht“ (S. 149, Abs. 3).

Scheinbar hat der Realschullehrer Herr Smula in Geschichte gefehlt oder war dauernd abgelenkt, weil er sich mit Nazi-Trash (wie Hermann Löns „Wehrwolf“) beschäftigte?

Tragisch allerdings, dass Herr Smula heute Geschichte unterrichtet.

Konrad Adenauer, der bei den Nazis in Haft oder auf der Flucht war (seine Frau, Gussie Adenauer, wurde von den Nazis so misshandelt, dass sie sein Versteck verriet und kurz nach Kriegsende an den Spätfolgen der Folter starb) hatte eine einfache Antwort auf die Frage, wer denn die Hauptschuld an den in der Menschheits-geschichte einmaligen Naziverbrechen trägt.

Relativ gering belastet sind „wir“, die Rheinländer und Westfalen, denn „wir“ sind zuerst katholisch, sprach Konrad Adenauer. Hauptschuldig sind und bleiben die kriegslüsternen Preußen (Im Saarland z.B. hieß die Entnazifizierung Entpreußung.).

Die Alliierten sahen das ähnlich. Preußen wurde verboten. Und diese Schlussfolgerung kommt der Wahrheit näher, als das, was Herr Smula ausgerechnet in der Chronik einer Konrad-Adenauer-Schule im Münsterland (Stichworte: AKTION T4/Katholischer Widerstand) verbreiten darf.

Ein Werner Zeitzeuge (1), Vater Bergmann, beginnt seinen Bericht in der Schulchronik auf Seite 126 so:

„Ich erinnere mich an Frau Lüning, eine hübsche, rothaarige Lehrerin. Sie unterrichtete Englisch mit starkem amerikanischen Einschlag, weil sie lange Jahre in Amerika verbracht hatte. Sie war 1939 unsere Klassenlehrerin.“

Und damit endet alles Schöne in seiner Schulzeit.  Seite 128, 4. Abs.: „……..uns hat man die Jugend kaputtgemacht.“

„Man“ sind u. a. die Werner NSDAP-Lehrer wie Schuldirektor Dr. Kurt Walter, Duwendag, Holze usw..

Der Werner Zeitzeuge wurde mit 13 Jahren an die Front geschickt, durfte vorher noch einmal für 48 Stunden bei den Eltern sein, vielleicht die „Feuerzangenbowle“ im Kino sehen.

Das war auch der einzige dreckige Grund für den „schönen“ NS-Durchhaltefilm die „Feuerzangenbowle“, nämlich 13jährigen und anderen Schüler-Soldaten während der Endphase des Krieges möglichst gekonnt das Gefühl vorzugaukeln, sie hätten eine schöne Schulzeit gehabt, damit sie sich ohne „großes Theater“ dafür verheizen ließen, dass ihre Rassenkunde-Lehrer u. a. Nazis noch ein paar Wochen (um mehr ging es nicht!) länger in Freiheit blieben.

Hat der Zeitzeuge dann doch noch alles überstanden, darf er sich am Ende seines Lebens vorhalten lassen, dass er und die damals 12-16Jährigen die Verantwortung für die NS-Verbrechen tragen könnten, weil sie dumm genug waren, den Lügen ihrer Werner Nazi-Lehrer zu glauben.

Hätten die Werner SchülerInnen erkennen müssen, dass ihre Lehrer nur Heuchler und nicht Nazis und Heuchler waren?

Erst schickt man sie als Kindersoldaten mit Hermann Löns „Wehrwolf“ im Rucksack noch kurz vor Kriegsende in den sicheren Tod und dann will man denen, die doch noch überlebten, die Hauptschuld anhängen.

Merkwürdig, dass Herr Smula Gedichte des NSDAP-Dichters Will Vesper in die Chronik einfügt (zwischen S.61 und S.62 - ohne Seitenzahl). Es gab doch einen „Will Vesper“ in Werne, den Dr. Deimann, die zarte Nazi-Seele (S. 54/55)

Dr. Deimann war ja bereits in seiner NSDAP-Karriere aufgestiegen und eventuell nicht vor Ort, als ein heimatlicher Adolf-Hitler-Dichter und Nazi-Leitwolf dringend gebraucht wurde, um ein „gefühlstiefes“ Gedicht darüber zu schreiben, wie die Stadt „judenfrei“ und die Werner Synagoge zerstört wurde.

Sollte Herr Smula Höhepunkte der Werner NS-Gedichtkunst von Dr. Wilhelm Deimann bei seinen „Untersuchungen“ übersehen haben?

Sonderbar auch, dass Herr Smula das Grauen des Krieges in Werne nur in Form von einem Toten (Fliegerbombe bei Middelhoff am Bahnhof) darstellt. Gab es keine Kriegstoten unter den SchülerInnen, keine Schwerstbehinderten, Amputierten, Entstellten, Vergewaltigten, Traumatisierten?

Ohne die Zeitzeugen würde fehlen, dass der braune Ungeist der „pädagogischen Idylle“ nach „verbranntem Fleisch“ roch (S. 92, Abs. 6).

Die Unterrichtsausfälle aufgrund von alliierten „Brand- und Sprengbomben“ empfindet Herr Smula dagegen als „besonders prekär“.

Das wäre schlimm, als Werner Schüler-Soldat mit 13/16 für Adolf Hitler ohne einen Schulabschluss in Rassenkunde an der Front zu sterben. In Herrn Smulas Welt heißt der NS-Kindesmissbrauch allerdings „Verpflichtung für das Vaterland“ (S. 121, 4. Abs.).

Die diversen Kartoffelkäfereinsätze und Heilkräuter-/Lumpensammelaktionen der Schule werden von Herrn Smula in epischer Breite gelobt und akribisch beschrieben. Will Herr Smula den Leser mit Kartoffelkäferzählerei langweilen, um davon abzulenken, dass er seitenlang über eine Nazi-Schule schwadroniert, ohne den zentralen Sinn der „Nazi-Pädagogik“, nämlich die „Rassenkunde“/die Judenhass-Dressur, überhaupt ausreichend zu behandeln oder ist er tatsächlich so gestrickt?

Will er glauben machen, dass die „neuen Bücher“ und „Anschauungsbilder“ (für die die Stadt Werne so „viel Geld“ aufwendete) ernsthaft „pädagogisch wertvoll“ gewesen sein könnten und nicht einfach nur ein Haufen ekelerregender Nazidreck (vgl. S. 108, 4. Abs)?

Herrn Smulas Hang zum Kartoffelkäfer hätte allerdings ein Vorbild (vgl. Ernst Jüngers LSD-Käfer).

Ernst Jünger und Hermann Löns Literatur gehörten zum Marschgepäck der Freikorpssoldateska (u. a. Freikorps Jauch) im Ruhrgebiet.

Beide Schriftsteller verherrlichten den Lynchmord. Sie feierten das Lynchen unverstellt als Lustmorde. Jünger berichtet u. a. detailliert und ekelerregend-genüsslich in der „Kampf als inneres Erlebnis“, wie er einen französischen Gefangenen mit dem Bajonett ermordete. Löns lässt seinen Harm Wulf im „Wehrwolf“ das geliebte Totmachen/Beiroden mit dem Bleiknüppel erledigen.

Die Mehrheit, der in Pelkum von dem Freikorps Epp ermordeten gefangenen Bergarbeiter, wurde vor den Augen ihrer Familien mit dem Gewehrkolben erschlagen.

Schreiben bedeutete für Löns und Jünger, dass sie u. a. ihre Mordlust ungeniert und möglichst detailliert ausstellten, um ihre Gesinnungsgenossen zum hemmungslosen Morden, zur vorchristlichen Grausamkeit, anzustacheln. Es wurde eine heidnisch-germanische Brutalität verherrlicht, die keine Scham und auch keine Ekelgrenze mehr kannte.

Es genügt ein Blick in den „Wehrwolf“: „Kein Soldat kam mit heiler Haupt davon. Manche schrien: Gnade! Mutter! Aber das half ihnen auch nichts - ihnen gellte der Schrei entgegen: Auch junge Katzen können kratzen. Als ihre Körper an Bäumen hingen und der Wind die Leichen schaukeln ließ, da lachten die Werwölfe: Heute läuten die Glocken aber schön!“

http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/zweiter-weltkrieg/zusammenbruch-des-deutschen-reiches/370-werwoelfe-1945.html?q=werw%C3%B6lfe+warum

Da der Ex-Konrektor unserer Schule, Dr. Wilhelm Deimann, Hermann Löns „Wehrwolf“ herausgab und propagierte, war er u. a. ein Wegbereiter der Lynchmorde an amerikanischen/ britischen Gefangenen, die mit dem Spaten „beigerodet“ wurden.

Hermann Löns „Wehrwolf“ war die Theorie, die barbarischen „Fliegermorde“ waren die Praxis.

Abgesehen davon hat Dr. Deimann nicht nur als NSDAP-Bonze, sondern auch als Löns-Herausgeber an der NS-Diktatur verdient und zwar bis zum Ende, denn der 1945er „Wehrwolf“ ist das definitiv letzte Nazi-Buch des 2. Weltkrieges.

Löns „Wehrwolf“ war in den Tornistern der Schüler-Soldaten, um sie für den Endkampf zu mobilisieren. Eine letzte Grabbeigabe der Nazi-Verbrecher an die für den Opfertod vorgesehenen Schulkinder, herausgegeben von dem Ex-Konrektor unserer Schule, Dr. Wilhelm Deimann.

Ich gehe davon aus, dass in dieser Endkampf-Ausgabe des „Wehrwolfes“ auch ein markiges Grußwort von Dr. Deimann enthalten sein dürfte.

Die Gesamtzahl der Exemplare des „Wehrwolfes“ übertraf sogar die Auflagen von Hitlers „Mein Kampf“ ( Der „Wehrwolf“, gedruckt in Werne?).

http://www.zukunft-braucht-erinnerung.de/zweiter-weltkrieg/zusammenbruch-des-deutschen-reiches/370-werwoelfe-1945.html?q=werw%C3%B6lfe+warum

Es überrascht nicht, dass für Herrn Smula mit dem Ende der Nazi-Diktatur der „Zusammenbruch“ und nicht die Befreiung kam (S. 139, 2. Abs.).

Herr Smula schreibt: „Der Zusammenbruch Deutschlands“ und meint Dr. Deimanns Hitler-Deutschland.

Wessen Deutschland am 20. Juli 1944 (Stauffenberg) zusammengebrochen sein könnte, wird in Herrn Smulas Chronik erst gar nicht erwähnt.

Ich bin sicher, Karsamstag 1945 (die Befreiung vom Nazi-Faschismus in Werne) und der kommende Tag, Ostern, Wiederauferstehung, der Sieg des Lebens über den Tod, Pessach, Befreiung aus der Sklaverei, sind nicht nur die wichtigsten politischen, sondern auch die wichtigsten - spirituellen - Tage in der Werner Geschichte.

Wir erfahren in der Chronik nicht, wie die anständigen Menschen auf die Befreiung reagierten.

Was Monsignore Surmann (der katholische Direktor vor der Nazifizierung) zu diesen Tagen meinte, die Lehrerin Antonia Elpers, der Schlosser Alfred Schmidt (KPD Werne), der Bergmann Norbert Massing (SPD Werne) oder was andere über den Zusammenbruch des Absolut Bösen in Werne dachten oder schrieben, wird in der Chronik nicht erwähnt.

Manche Sätze des Herrn Smula verwundern. So schreibt er über den Nazi-Direktor unserer Schule, Dr. Kurt Walter: „Dabei soll aber nicht vergessen werden, dass er engagiert in NSDAP, SA und NSLB politisch tätig war.“ (vgl. S. 99, Abs. 3).

Warum soll auf einmal „nicht vergessen werden“, dass Dr. Walter auch außerhalb der Schule für Adolf Hitler engagiert im Einsatz war? Weil schon genug „vergessen“ wurde?

Andere Sätze der Chronik sprechen für sich, z.B.:

„Da an der Rektoratschule Werne zwischen 1933 und 1938 nur ein verschwindend geringer Teil der Schüler Juden war, kann man sich auf das Wesentliche beschränken.“ (vgl. S. 77, Abs. 2).

1. Es war der Werner Schule aufgrund der Nazi-Gesetze verboten, mehr jüdische  SchülerInnen anzunehmen

und

2. war der irre Judenhass genau das Wesentliche des Nazi-Schulalltages und zwar  völlig unabhängig davon, ob es noch Juden an der Werner Schule gab.

Als die Werner Schule bereits „judenfrei“ war, ließen die Nazi-Lehrer keinen Deut in ihrem antisemitischen Wahn nach, sondern wurden sogar noch extremer.

Wenn ein Zeuge schwindelt, dass sich die Balken biegen,

„Das Wort Jude habe ich niemals an der Mittelschule gehört.“ (S. 132, 6. Abs.), dann ist genau das Gegenteil wahr, nämlich ein hysterisches Dauer-Bombardement der SchülerInnen mit NS-Rassenkunde durch ihre Nazi-Lehrer. Es hagelte nur so NS-Rassenkunde.

Vom 30. Januar 1933 bis Karsamstag 1945 gab es nicht einen einzigen Tag  (- niemals - ), an dem nicht alle Werner das Wort Jude („Juda verrecke!“,  „Die Juden sind unser Unglück!“, usw. usf. ) gelesen, geschrieben, gesagt, gehört oder gesungen hätten. Man wurde ständig und massiv damit konfrontiert.

Eine Stadt, ein ganzes Land und vor allem die SchülerInnen paukten jahrelang in völlig überdrehter Mobilmachung NS-Judenhass, überall und immer (privat, öffentlich, Schule, Ferien, Kino, Radio, in den Geschäften…).

Es gab keine Ruhe, kein „inneres Exil“ im totalen „Krieg gegen die Juden“.

Auch der Werner Reit-, Turn- und jeder andere Sport hatte vorrangig dem Kampf gegen die Juden zu dienen. Keine Sportveranstaltung, überhaupt keine Veranstaltungen mehr ohne inbrünstigste Judenhetze.

War nicht der Werner NSDAP-Funktionär und unser Ex-Schulkonrektor Dr. Wilhelm Deimann u. a. für die extreme Inszenierung des Judenhasses gauweit verantwortlich?

Die Gefühle, die Bilder, die Sprache, der tollwütige Judenhass verseuchte alles.

Der Nazi-Dreck ist so tief in unser kollektives Gedächtnis eingedrungen, dass sich selbst die schlichteste Dumpfbacke noch Generationen später aus dieser unterirdischen Jauche unbewusst bedienen kann (z.B. Sportreporterinnen, die wie ferngesteuert in Nazi-Sprech fallen, ohne zu ahnen, was sie plappern).

Auch die Flucht in Rausch und Privatvergnügen (Tanzen - Swingjugend, Alkohol, verbotene Kunst, Bücher usw.) wurde von den Werner Nazis verfolgt und grausam bestraft. Wer in Werne Swing („Jüdische Negermusik“) tanzte, wurde in Dortmund gefoltert.

Man macht es am besten mit Herrn Smulas „Chronik“ wie die Briten mit den deutschen Schulbüchern nach dem Krieg. Was verdächtig ist, Holocaust, Nazis und Krieg rechtfertigen oder auch nur verharmlosen könnte, wird geschwärzt.

Herrn Smulas Beiträge einschließlich der „Kartoffelkäfer-Stories“ sind vorsichtshalber komplett zu schwärzen, denn was an dem Buch tatsächlich vielleicht noch wahr sein könnte, müsste Satz für Satz geprüft werden, weil selbst historische Begriffe verstellt wurden.

Z.B. auf Seite 143, 1. Abs.: Aus der amerikanischen Einheitsschule wird in der Chronik eine „Gesamtschule“.

Der Begriff „Gesamtschule“ muss in diesem Beispiel nur dann herbeiorakelt werden, wenn man den wahren Inhalt der Kontrollratsdirektiven bewusst verdeckt lassen will. In den Kontrollratsdirektiven geht es um amerikanische Einheitsschulen für Deutschland.

Selbst der Ex-„Republikaner“-Bundesvorstand und Werner Lehrer Burghard Schmanck hätte es nicht gewagt, dem Katholischen Widerstand im Münsterland den angemessenen Respekt zu verweigern und stattdessen eine Werner Schulchronik dafür zu nutzen, einen Gauhauptstellenleiter des Gauschulungsamtes der NSDAP und andere Nazi-Konsorten als ehrenwerte Lehrer (!) und Schöngeister (Löns!) zu verkaufen.

Nach der Befreiung am 08. Mai 1945

Die Interviews mit den Direktoren Alfons Bureick (1950er, Schulschwimmfest Bochum 1954),

Konrektor Franz Breier für Direktor Ahn in den 60ern (Fotos der Direktoren Bureick und Ahn fast als „Bravo-Starschnitt“), Direktor Helmut Peters (70er) und Direktor Dr. Lehnemann (80er), sind für diejenigen, die erkennen, was denn da so alles „vergessen“ wurde und vergessen bleiben soll, sicher sehr interessant.

Nur um ein Beispiel zu nennen, fehlt bei Herrn Direktor Peters, Schulleiter ab 2/1970, unter „Schulrechtliche Bestimmungen“, dass der mit Abstand wichtigste Realschullehrer Deutschlands, NRW-Kultusminister Jürgen Girgensohn (SPD) aus Kamen/NRW, Anfang 1971 seine Kollegen schriftlich aufforderte, nunmehr doch auf die Ausübung der Prügelstrafe (juristisch: das Züchtigungsrecht) zu verzichten.

So ist vielleicht verständlich, warum manche „Lieblingslehrerin“ so schlechte Laune gehabt haben könnte. Lehrerin studiert und dann darf man von heute auf morgen (1971) nicht mehr sorglos zuschlagen.

Hat jemand mitbekommen, wann die Rohrstöcke in der Realschule Werne eingesammelt wurden und wie das genau ablief?

Um nicht falsch verstanden zu werden, die Abschaffung der Prügelstrafe in den Schulen haben die SchülerInnen nicht Herrn Girgensohn oder gar der SPD zu verdanken, sondern der Rohrstock wurde allein als Folge der „Heimkampagne“ 1969 mit Gewalt gegen prügelnde Fürsorger und Erzieher, Massenausbrüchen und wilden Aufständen (Heime brennen, Erzieher rennen!) zerbrochen. Da mussten die Verantwortlichen ganz, ganz schnell nachgeben, damit der 1968er-Funke nicht auf andere Gesellschaftsbereiche (Schulen, Betriebe, Bundeswehr usw.) ebenso heftig übersprang und einen Steppenbrand auslöste.

Ohne die juristische - und vor allem politische - Geschichte der Abschaffung, Wiedereinführung und erneuten Abschaffung der Prügelstrafe nachzuerzählen, ist das der Vorlauf, warum alle Lehrer vor Dienstantritt/Einstellung ausdrücklich unterschreiben müssen, dass sie

1. von der Verfassung (der Würde des Menschen) gehört,

2. die Datenschutzbestimmungen zur Kenntnis nehmen,

3. ausdrücklich und eindeutig verstanden haben, dass ein Prügelverbot  (Züchtigungsverbot) in den Schulen besteht.

Auf Seite 163 der Schulchronik ist eine „Erklärung“ abgelichtet, die jeder Werner Lehrer dem Oberbefehlshaber der Britischen Militärregierung nach 1945 gegenüber abzugeben hatte, u. a. heißt es dort,

„….dass es im Unterricht nicht erlaubt ist, den Eindruck zu erwecken, als ob der Lehrer den Militarismus verherrlichen will und versucht, für die Lehren des Nationalsozialismus Propaganda zu machen, sie wiederzubeleben oder sie zu rechtfertigen.“

Nachdem ich die „Kartoffelkäfer-Chronik“ der Realschule Werne gesehen habe, scheint es ratsam, dass diese Verpflichtung der Lehrer gegenüber der Menschheit erneuert wird und der Erklärung über Verfassung, Datenschutz und Züchtigungsverbot hinzugefügt wird, damit die nächste Chronik der Schule nicht mehr hinter diese Vorgaben zurückfallen kann.

Mögen die SchülerInnen der Marga-Spiegel-Sekundarschule in Werne zukünftig  bessere Geschichtslehrer bekommen und lernen, die Gerechten unter den Völkern zu ehren und den Abschaum der Menschheit zu verurteilen!

Nie wieder Faschismus! Nie wieder Krieg!

Peter

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