Betrieb & Gewerkschaft
Mit zugenähten Lippen : ehemalige GM-Arbeiter in der dritten Woche Hungerstreik in Kolumbien

von
 Victoria Cavaliere (Übersetzt von Michèle Mialane )

08-2012

trend
onlinezeitung

Der Ex-Angestellte von Colmotores Jorge Parra behauptet, dass er gekündigt wurde aufgrund von Gesundheitsproblemen, die mit seiner Arbeit im in der Nähe von Bogotá gelegenen Werk zusammenhingen. Andere erzählen Ähnliches. GM weist diese Behauptungen zurück.

Mit zugenähtem Mund hat Mittwoch eine Gruppe ehemaliger Arbeiter bei General-Motors- Kolumbien die dritte Hungerstreikwoche angetreten. Sie fordern eine Wiedergutmachung für ihre Kündigung, die nach einer Verletzung am Arbeitsplatz erfolgt war.

„Wir sind durchaus bereit, zu sterben“ - so Jorge Parra, ehemaliger Metallarbeiter im Werk Colmotores in einem Vorort von Bogotá. Er flüstert nur, da seine Lippen sich nur so weit öffnen können, dass Worte zwar heraus, Nahrung aber nicht herein kann.

„Ich hab furchtbare Magenschmerzen, meine Lippen sind geschwollen und tun weh, und Schlafprobleme hab ich auch... Aber ich geb’s nicht auf.“ So seine Erklärung an den Toronto Star.

Seit dem 1. August haben sieben Ex-Arbeiter mit Hilfe einer Nähnadel ihre Lippen zusammengenäht. Sie behaupten dass andere noch sich an ihrer Aktion zu beteiligen vorhaben.

Die Protestler sagen, dass sie bereit sind, für ihre Sache zu sterben.

Auch haben die Arbeiter vor dem US-Gesandtschaftsgebäude in Bogotá seit über einem Jahr demonstriert, um von dem Unternehmen mit Sitz in Detroit und von den kolumbianischen Behörden eine Antwort auf ihre Klage zu verlangen.

Sie haben zwei Forderungen: eine Entschädigung für die Kosten der ärztlichen Pflege und eine Hilfe bei der Suche nach einem neuen Job.

Der 35jährige Parra, sagt, dass er von GM gekündigt wurde, nachem er sich jahrelang bei der Arbeit Verletztzungen zugezogen hatte, inklusive Bandscheibenbrüche und Muskelrisse. Er behauptet, dass er sich drei aufwendigen chirurgischen Eingriffen habe unterziehen müssen und GM habe ihm jede Entschädigung verweigert.

"Wir befinden uns nun in einer Notlage und mussten etwas Ernstes unterbnehmen"- so weit über seine zugenähten Mund.

Die Männer beschuldigen GM, sie entlassen zu haben, als sie krank oder verletzt wurden.

Auch beschuldigen sie GM, die Patientenakten ausgelöscht und die im Werk Colmotores bei der Arbeit verletzten Lohnempfänger nicht entschädigt zu haben.

Diese Behauptungen hat GM aber zurückgewiesen.

Ihre Lippen können sie nur so weit öffnen, dass Nahrung zwar nicht herein, geflüsterte Worte aber heraus können, damit sie ihren Standpunkt verkünden können

„GM Colmotores achtet auf das Gesetz und hat nie die Gesundheit oder das Wohlergehen seiner Angestellten gefährdet“ - so GM Anfang des Monats in einem Kommuniqué. „Außerdem möchte die Firma vor allem die Gemüter beruhigen und versichern, dass kein Angestellter je aufgrund von Gesundheitsproblemen gekündigt wurde.“

Auch beschuldigen die Arbeiter die Firma, sich die laxen kolumbianischen Arbeitsregelungen zunutze zu machen.

Sie behaupten, dass sowie Kolumbien als auch Multis wie GM einen neuen Handlungsplan, den Washington und Bogotá gemeinsam erarbeitet hatten, angeblich zur Verbesserung der Normen bei den Arbeitsverhältnissen, weitgehend ignoriert haben.

Kolumbien wird weitgehend als eines der für Gewerkschaften weltweit gefährlichsten Länder angesehen. Laut Schätzungen der AFL/CIO wurden im Laufe der letzten 20 Jahre ungefähr 4000 kolumbianische Gewerkschafter ermordet.

Mehr erfahren: http://www.asotrecol.com/

Editorische Hinweise

Wir spiegelten den Artikel von: http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=7977