Betrieb & Gewerkschaft
Streik in polnischer Sonderwirtschaftszone
Weiterer Protest vor LG und Chung Hong

von piątek

08-2012

trend
onlinezeitung

Vorbemerkung: Seit Ende Juni 2012 streiken bei LG Electronics und Chung Hong Eletronics in der Sonderwirtschaftszone bei Wroclaw KollegInnen. Die folgenden Informationen stammen von der Website der   Inicjatywa Pracownicza (Arbeiter-Initiative).

An die 60 Leute protestierten am 11. Juli vor dem Werken von LG Electronics und Chung Hong Eletronics in der Sonderwirtschaftszone bei Wroclaw. Unter den Protestierenden waren 25 entlassene ArbeiterInnen, denen der Arbeitgeber disziplinarisch gekündigt und damit gegen das Gesetz über Arbeitskämpfe verstoßen hat. Die Entlassungen sind illegal, die ArbeiterInnen werden vor Gericht auf Unwirksamkeit der Kündigung und Entschädigungen klagen.

Durch die disziplinarische Entlassung von 24 Beschäftigten führte die Firma am Dienstag eine Aussperrung durch, bei der sie sich ihrer ältesten und qualifiziertesten ArbeiterInnen "entledigte". Während der Kundgebung wurde immer wieder unterstrichen, dass der chinesische Arbeitgeber eins der wichtigsten Bürgerrechte, nämlich das Streikrecht verletzt.

Die Demonstration begann vor dem Werk von LG Eletronics, dem einzigen Auftraggeber von Chung Hong, während des Schichtwechsels. An diesem Tag lieh sich Chung Hong wegen des Arbeitskräftemangels ArbeiterInnen von LG aus, um die bis dahin vom Streik gelähmte Produktion weiterzuführen.

Vor den Fenstern des LG-Werks fanden auch zahlreiche Redebeiträge statt, u.a. von entlassenen Gewerkschafterinnen, die sagten: "Wir lassen uns nach fünf Jahren Arbeit nicht wie Müll behandeln und werden für unsere Rechte kämpfen." An die LG-ArbeiterInnen wurden Flugblätter zum Streik und den Entlassungen verteilt, in denen sie zum gemeinsamen Protest gegen die Ausbeutung in der Ausbeutungssonderzone aufgefordert werden. Es wurde unterstrichen, dass viele ArbeiterInnen in der Zone in einer ähnlichen Situation wie bei Chung Hong sind und daher ein solidarischer Kampf notwendig ist.

LG Electronics brachte seinen Standpunkt über die Medien zu Gehör, nämlich die absurde Aussage, der Verstoß gegen ArbeiterInnenrechte und die dadurch entstandenen Proteste würden "das Investitionsklima in Polen verderben und die wirtschaftliche Entwicklung in unserem Land blockieren". Das zeigt mal wieder, dass globale Konzerne (wie LG aus Korea), die gigantische öffentliche Hilfe von der polnischen Regierung (Steuerbefreiung) kassieren, sich nichts aus dem polnischen Recht und dem Streikrecht machen. Es zeigt sich, dass die polnische Regierung mit der Einrichtung der Sonderwirtschafszonen auch die permanente Ausbeutung von ArbeiterInnen eingerichtet hat.

Die Demo lief im Sambarhythmus durch die Zone und skandierte "Wer Elend sät, wird Wut ernten" vor dem Chung-Hong-Werk, um schließlich in die Fenster der Geschäftsführung zu rufen: "sie lügen". Die Protestierenden trugen eine Reihe von Transparenten, auch auf chinesisch an die Geschäftsführung gerichtet mit der Parole: "Wir sind keine Maschinen"; "Chung Hong beutet aus, LG profitiert", "Menschen vor Profiten". Die Protestierenden sangen auch ein Lied für die Geschäftsführung: "Hallo Vorstand, wie geht es dir? Sag mir, wann ich dich wieder seh!" Der von den paramilitärischen Werkschützern von Nord-Wacht umstellte Vorstand hatten offensichtlich Angst vor den protestierenden Menschen und kam wie üblich nicht raus, um mit den entlassenen GewerkschafterInnen zu reden.

Gegen 16 Uhr löste die Demo sich auf mit der Parole: "Wir geben niemals auf!" Die Inicjatywa Pracownicza (IP) kündigte die Fortsetzung der Proteste an.

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Die FAU Berlin hat es übernommen im deutschsprachigen Raum Spenden zur Unterstützung des Kampfes zu sammeln. Sie schreibt am 20.7.2012

Wroclaw/Berlin. Der Konflikt bei Chung Hong eskaliert. Nach dem 28. Juni ein Mitglied der Inicjatywa Pracownicza (IP) gefeuert worden war, wurden nun am 10. Juli 24 Streikende entlassen. Die Betriebskommission der IP kritisiert das Verhalten des Unternehmers in aller Schärfe. Formell besitzt das Unternehmen keine rechtlichen Mittel, die es ihm erlauben würden, Sanktionen gegen ArbeiterInnen zu verhängen oder gar den Arbeitsvertrag aufzulösen. Denn das Streikrecht gehört zu den grundlegenden Menschenrechten und Gewerkschaftsfreiheiten. Die IP ruft dringend zu finanzieller Solidarität mit den prekären ArbeiterInnen auf. Die FAU Berlin schließt sich diesem Aufruf an.

Die FAU Berlin sammelt Spenden, die Anfang August an die ArbeiterInnen übergeben werden. Überweisungen bitte eindeutig gekennzeichnet auf folgendes Konto:

Kontoinhaber: Allgemeines Syndikat Berlin
Kontonummer: 3703001711
Bankleitzahl: 16050000 (Mittelbrandenburgische Sparkasse)

Verwendungszweck: "Chung Hong Solidarity Strike Fund"