HDTV: "HD ready"
Kopierschutz betrifft jeden

von Ein Kameramann
08/05

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Der HDTV-Standard soll den PAL-Standard ablösen. Dabei wird jedoch dem Kunden selten deutlich gemacht, dass er gleichzeitig mit einem "HD ready"-Gerät das Kopierschutzsystem HDCP erwirbt, mit dem der Rechteinhaber bestimmen kann, ob das Programm in HDTV, DVD-, VHS-Qualität oder gar nicht aufgenommen werden kann.

Laut Marktforscher Gfk waren im Mai nur 13 Prozent der verkauften 95.000 Flachbildschirme. Financial Times Deutschland schriebt: "Solange kaum HDTV-Programm gesendet wird, lohnt für die Zuschauer allerdings der Kauf eines mehrere Tausend Euro teuren Flachbildschirmes plus Receiver nicht."

Nur Pay TV Sender Premiere wird in absehbarer Zeit HDTV Programm senden.

Die sehr restriktiven Maßnahmen der Industrie könnten die Akzeptanz des hoch auflösenden Fernsehens in der Öffentlichkeit gefährden und die Durchsetzung der neuen Technik verhindern. Es bleibt zu hoffen, dass nicht das gesamte Programm vom Kopierverbot betroffen sein wird, schreibt AOL.

Viele "HD ready"-Fernseher können das normale Fernsehbild nur recht schlecht darstellen und haben Probleme mit HDTV Bildern, die nicht in der Standard-Auflösung des Geräts gesendet werden, da entsprechend skaliert und interpoliert werden muss.

Zwar haben ARD und ZDF erst kürzlich erklärt kein HDTV zu senden, so dass nur der Pay TV Sender in absehbarer Zeit HDTV Programm bring. doch langfrist könnte HDTV Standart werden, womit es für alle vorbei wäre mit dem Aufnehmen des Fernsehprogramms. Schon jetzt werden HDTV Kameras angeboten, die sich problemlos in eine PAL Umgebung integrieren lassen. Langfristig könnte HDTV also PAL ablösen. Das ZDF, der WDR und der MDR haben aber erst kürlich in PAL Equipment investiert.

HDCP Kopierschutz

Die HDCP-Technik erlaubt auch ein Abregeln der Analogausgänge von HD-Auflösung auf PAL-Auflösung herunter, da die schon erhältlichen HD-Geräte eventuell über keinen Anschluss mit HDCP-Fähigkeit verfügen, der allein zur Ausgabe der HD-Auflösung bestimmt werden könnte. Auch ein komplettes Abschalten der Analogausgänge und der Stereo oder Surroundsound-Ausgänge ist möglich.

Desweiteren können auch durch digitale Steuersignale (Broadcast flag) ein Aufnehmen des geschützten Programmes unterbunden werden. Inwieweit dies tatsächlich umgesetzt wird, ist zur Zeit noch nicht bekannt. Laut Premiere bestimmt der Inhaber der Filmrechte darüber.

Entäuschter HDTV Entusiast

In einigen Presseartikeln wurde die HDTV PR 1:1 übernommen und suggeriert HDTV hätte die 5fache Qualität von PAL.

Es macht aber u.a. deshalb wenig Sinn, die Gesamtpixelzahl zu vergleichen, weil PAL wie HDV mit nicht-quadratischen Pixeln arbeitet. Geräte die unter dem Label "HD ready" verkauft werden, haben mit meist 720 Zeilen Auflösung 144 Zeilen mehr als herkömmliche PAL Geräte. Der Unterschied zwischen HDTV und SDTV ist also oft nur genauso gering wie zwischen einer 16:9 PAL Letterbox und einer 4:3 PAL bzw. einer 16:9 PALplus Ausstrahlung oder einer 16:9 DVD (anamorph).

Studien der BBC und des Schwedischen Fernsehns haben ergeben das, bis zu eine Bildschirmgröße von 42 Zoll (Bildschirmdiagonale von 106 cm) 720p gegenüber 1080i als besser empfunden wird, obwohl 1080i 2,2 mal mehr Pixel hat als 720p.

Progessive PAL Bilder können von einigen Fernsehern problemlos in Vollbildbern dargestellt werden, ohne interpolieren zu müssen, da sie im psF Format vorliegen, bzw. gesendet werden.

Die Auflösung ist nur einer der die Bildqualität bestimmenden Faktoren. Eine aufwändige PAL-Produktion hat eine bessere Qualität als ein durchschnittlicher HDTV-Beitrag.

Die Details die HDTV zeichnen kann verlieren sich mit dem Betrachtungsabstand. Wer im Abstand von etwa dem 4fachen der Höhe seines TVs zuschaut, wird kaum einen Unterschied in der Bildqualität zwischen HDTV und dem heute in Deutschland gebräuchlichem PAL erkennen.

Ein enttäuschter HDTV Entusiast schrieb Ende 2004 im Forum Digitalfernsehen: "Es ist eigentlich nicht mein Ding, vorschnell zu urteilen. Aber eine Viertelstunde nach der Sendung "neues spezial" muß ich mir jetzt doch Luft machen : Das Ganze war für mich eine Enttäuschung. Eine HDTV-Produktion, die kaum Bilder von bestechender Schärfe oder Farbbrillianz, geschweige denn einen Vernünftigen Ton anbot."  http://forum.digitalfernsehen.de/forum/showthread.php?t=32146   

Beim Vergleich von HDTV und PAL sollte man nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Wer PAL mit HDTV vergleicht sollte immer den selben Film/Trailer miteinander aus den normalen Fernsehabstand vergleichen. Denn natürlich werden für HDTV aufwändig Werbetrailer produziert. Auf einem hochauflösenden 21 Zoll TFT aus nächster Nähe konnte ich keinen nenneswerten Unterschied zwischen HDTV 720p und PAL 576p (via psF) endecken. Die Produktion der Filmakademie Baden Würtemberg heißt "Die letzten Tage" und wurde vom SWR und von arte koproduziert und u.a. durch Panasonic gesponsert.

Schöne Aussichten - Kein HDTV für heutige PCs

Viele HDTV Begeisterte schauen die Testsendungen auf ihrem PC. Durch den restrikiven "HD ready" Kopierschutz werden sie verprellt, da sie einen neuen Monitor, eine HDCP fähige Grafikarte und eine HDCP fähige Empfangskarte kaufen müssen, um das Pay TV Angebot wahrnehmen zu können.

Siehe Boykottaufruf:HDTV-Skandal: Filmindustrie fordert Kopierschutz, der Hardwareneukauf vorraussetzt!  http://www.spieleforum.de/forum/showthread.php?t=199713

HDTV soll PAL schleichend ablösen. Geräte die mit "HD ready" gekenzeichntet sind, können mittels HDCP das Aufnehmen und/oder kopieren von Filmen unterbinden.

Im Unterschied zu den bisherigen Kopierschutztechniken können Geräte, von denen die zuständigen Gremium annehmen dass sie "korrumpiert" wurden, still gelegt werden, indem die Schlüssel der entsprechenden hdcp-chips gesperrt werden. Das HDCP System ließe sich evtl. durch (illegale?) MOD-Chips knacken.

Wenn nur wenige "HD ready" Geräte und andere HDCP Geräte nur wenig kauft, besteht die Hoffnung, dass die Sender auf HDCP verzichten werden.

Premiere verkaufen

"HDTV wird die wichtigste Entwicklung sein, die das Fernsehen der nächsten Jahre prägen wird", zitiert Spiegel-online den Premiere Vorsitzenden Georg Kofler am 29. Juni. Kofler rührte damals kräftig und vollmündig die Werbetrommel in eigener Sache, da feststand, dass Premiere die WM nächstes Jahr in meist 3. klassiger HDTV Qualität für 45,-- bis 50,-- Euro monatlich via Satellit empfangbar machen wird. "Wir öffnen die Tore für ein neues Fernsehzeitalter." Man spüre die Hitze der Begeisterung bei den Hersteller,meinte Kofler. Jürgen Doetz, Präsident des Privatfunkverbandes VPRT ist skeptisch: "Vor jeder Ifa wird HDTV als Sau durchs Dorf getrieben." zitiert ihn die Financial Times Deutschland.

Mittlerweile dürfte Kofler das Spotten über eine 2. klassen TV Gesellschaft vergangen sein. Nachdem Erscheinen des Financial Times Deutschland Artikels "Abosender Premiere kämpft allein für HDTV"  http://www.boerse-online.de  gab es eine Verkaufsempfehlung für die Premiere Aktie. http://www.finanztreff.de

Kürzlich titelte die FAZ "Premiere verschreckt die Börse". "Premiere hat damit bereits zum zweiten Mal seit dem Börsengang im Frühjahr mit neuen Geschäftszahlen die Börse enttäuscht."  http://www.faz.net/

Nebenschauplatz "Balken WM"

In die Promotion von HDTV und "HD ready" werden wohl noch Millionen investiert. Die Branche erhofft sich Riesen Umsätze. Ein Nebenschauplatz ist der Beschluss von ARD und ZDF die WM im 16:9 Format auszustrahlen, obwohl nur 15% einen 16:9 Fernseher haben, bei dessen Begründung der ARD Chef wohl nicht ganz bei Wahrheit blieb.

Er behauptete, dass die Fifa 16:9 verlange. Das macht sie nach derzeitigem Stand der Dinge er 2010 auf drängen des Sponsors Philips (und vieleicht auch anderer). Philips sponsort auch Premiere in Sachen HDTV.

Ferner behauptete der ARD Chef bei 4:3 könnten die Zuschauer was verpassen. Das ist völliger Humbug. Die Monitore von Regie, Schnitt und Kamera werden bei der Produktion entsprechend abgecascht. Im wesentlichen wird nur der 4:3 Ausschnitt beachtet. Die 16:9 Zuschauer bekommen im Prinziep ein unwesentlichen Auschnitt links und Rechts mehr, auf den jeder Gut und Gerne verzichten kann. Als der ARD Chef seine Behauptung verkündetet stand schon fest, dass die meisten anderen Sender 4:3 abnehmen werden und das Premiere auch 4:3 sendet.

In der NZZ war einige Tage später ein HDTV Promoartikel in dem die Falschen Behauptungen noch mal wiederholt wurden, und sogar ein extra (falsch) gestelltes Bild von einer HDTV Kamera mit Monitor beim Conferderation Cup zu sehen war. Ansonstemn war der Artikel voll von den üblichen wenig aussagkräftigen Vergleichen über die Pixelzahl.

Sugeriert wird, dass HDTV um dass 5,1 fache bzw. um das 2,2 fache besser sei als PAL. Bei Rechnungen habe mal den Faktor nicht-quadratische Pixel mit einbezogen, und kam dabei auf das 1,25 - 1,5 fache im Vergleich zu "HD ready" Geräten.

Sowohl Premiere als auch ARD und ZDF sind bei der WM in der Klemme. Die allermeisten "HD ready" Geräte haben nur die 720er Auflösung. Displays mit 1080er Auflösung kosten derzeit noch über 5000,-- Euro. Dann betrüge der Unterschied zu PAL aber gerade mal 144 Zeilen vertikale Auflösung. Genaus so viel Unterschied wie zwischen einem PAL bzw. PALplus 16:9 bzw. DVD 16:9 (Anamorphop) und eine PAL 16:9 Letterbox Bild. Zu wenig um groß zu tönen, dass bei Premiere der Zuschauer 1 Klasse fahre. Nebenschauplatz Balken WM

In die Promotion von HDTV und "HD ready" werden wohl noch Millionen investiert. Die Branche erhofft sich Riesen Umsätze. Ein Nebenschauplatz ist der Beschluss von ARD und ZDF die WM im 16:9 Format auszustrahlen, obwohl nur 15% einen 16:9 Fernseher haben, bei dessen Begründung der ARD Chef wohl nicht ganz bei Wahrheit blieb.

Mehrkosten nur für TV Produktionen

Die hochauflösende Technik erfordert detailgenauere Kulissen und mehr Arbeit der Maskenbildner. Die TV Produktionskosten steigen mit HDTV um etwa 25 Prozent schätzt ZDF-Intendant Markus Schächter.

Nach den Vorstellung von der Industrie soll HDTV schleichend eingeführt werden und PAL ablösen. Wenn alle "HD ready" Geräte mit "Intel inside" Kopierschutzsystem HDCP haben, kann der Rechtinhaber bestimmen, ob du in HDTV, DVD oder VHS Qualität oder gar nicht aufnehmen kannst. Begründet wird das mit der besseren Qualität von HDTV. Die kostet die US Studios, die im wesentlichen vom Kopierschutz profitieren dürften aber keinen Cent. Die Filme werden eh in HD Formaten am Computer geschnitten, und zwar in einer Auflösung von 2k oder 4k. Warum soll der Verbraucher HDTV nicht aufnehmen dürfen? Der Zuschauer hat den Film doch bezahlt. Sei es durch Rundfunktgebühren, Pay TV Kosten oder durch Aufschläge auf die Produkte für die geworben wird. Zudem sind Filme, die im TV gelaufen sind für den Raubkopiermarkt uninteressant.

Hinter "HD ready" steht eine dicke Kopierschutz Allianz. Fast alle Markenhersteller und viele Hard- und Software Unternehem sind in der angeblich Europäischen Lobbyvereinung Eicta und/oder im HDTV Forum vertreten. Fifa Sponsor Phillips sponsert auch Premiere bei der HDTV Vermarktung der WM. Seltsamerweise fehlen die, die am meisten von der Sache profitieren. Die US Hollywood Studios. Dabei kostet sie HDTV wie gesagt keinen Cent mehr. siehe:  http://www.eicta.org und  http://www.hdtvforum.org

HDTV schmälert den Genuss

Ich finde es bedauerlich, dass mit HDTV das 4:3 Format beerdigt würde. 16:9 sollte eigendlich Spielfilmen und ausergewöhnlichen Dokus vorbehalten sein. Wenn in ferner Zukunft auch noch die News in 16:9 kommen sollten, dann wird der Genuss von wirklich guten Filmen geschmälert. Fußball macht läßt sich sehr gut im 4:3 Format aufnehmen und anschauen. 16:9 halte ich bei Fußball für eine Formatverschwendung.

Editorische Anmerkungen

Der Autor des Artikel ist freier Kameramann, seinr Artikel erschien am - 18.08.2005 bei Indymedia.