Betrieb & Gewerkschaft
Instandbesetzte Fabriken
von Carlos el Coyote
08/05

trend
onlinezeitung

Die mehr als 470 ArbeiterInnen der instandbesetzten Kachelfabrik ZANON in Neuquén (Patagonien) haben einen Teilerfolg errungen in ihrem Kampf für eine Verstaatlichung ihrer Fabrik unter Beibehaltung der Arbeiterkontrolle. Die Justiz ordnete die Eröffnung des Konkursverfahrens an. Damit ist der Familie Zanón das Recht zur Geschäftsführung aus der Hand genommen worden.

Im Februar diesen Jahres hat ein Gläubiger die Eröffnung des Konkurverfahrens für die Eigentümerin der Fabrik angemeldet. Das argentinische Konkursgesetz sieht in diesem Falle vor, dass ohne weitere Prüfung das Konkursverfahren eröffnet wird. Der dafür zuständige Richter hat jedoch nicht den Konkurs, sondern vielmehr ein Verfahren zur Abwendung des Konkurses eingeleitet. Danach wird dem Eigentümer mittels der Gewährung staatlicher Finanzierungshilfen ermöglicht, die Geschäfte trotz Konkursreife des Unternehmens fortzuführen.

Aufgrund des angeordneten Verfahrens hat die Firma „Ocabamba SA“ - Eigentümerin ist die Ehefrau von Don Luis Zanón - im Juni diesen Jahres die Räumung der Fabrik beantragt.

Gegen die Eröffnung des Verfahrens zur Abwendung des Konkurses legten die Arbeiterinnen Rechtsmittel ein; und das mit Erfolg. Das Berufungsgericht entschied, dass die Eröffnung des Verfahrens zur Abwendung des Konkurses keinerlei rechtliche Stütze im Gesetz findet und ordnete stattdessen die Eröffnung des Konkursverfahrens an.

Die ArbeiterInnen werten diese Entscheidung als Erfolg. Das Verfahren zur Abwendung des Konkurses habe einzig den Zweck gehabt, die Selbstverwaltung der ArbeiterInnen zu brechen. Nunmehr bestünden keine Ausreden mehr, die rechtliche Anerkennung der Arbeiterverwaltung - organisiert in der Kooperative FaSinPat - einzuleiten. Dies bedeute zwar keine endgütige Lösung, sei aber ein großer Schritt nach vorne.

Die ArbeiterInnen streben eine entschädigungslose Enteignung der Familie Zanón an sowie die Beibehaltung der Arbeiterkontrolle. Entgegen der Entwicklung in den meisten instandbesetzten Betrieben in Argentinien wollen die Arbeiter jedoch kein Eigentum an der Fabrik als Kooperative erwerben. Im letzteren Falle wären sie dem Markt unterworfen, womit eine qualitative Änderung der Produktionsbedingungen nicht verbunden wäre. Vielmehr soll eine Verstaatlichung der Fabrik erreicht werden, in der die ArbeiterInnen Gebrauchsgegenstände für die Gesellschaft herstellen, ohne dabei den Marktgesetzen zu unterliegen und damit Waren zu produzieren.

ZANON ES DEL PUEBLO
 

Editorische Anmerkungen

Der Artikel erschien am  24.07.2005 bei Indymedia