Die Entstehungsgeschichte Israels von 1882-1948

von Nathan Weinstock

08/04

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9. Die arabische Nationalbewegung in Palästina zwischen den beiden Weltkriegen Zur Kapitelübersicht

Im Unterschied zu den nationalistischen arabischen Strömungen der Nachbarländer (Syrien, Ägypten, Irak), ist die Führung der arabischen Nationalbewegung Palästinas in den Händen der Feudalherren geblieben. Diese Besonderheit resultiert offensichtlich aus der besonderen Struktur der arabischen Gesellschaft in Palästina. Wenn man von einigen zehntausend Beduinen-Hirten absieht, deren halb nomadische Lebensbedingungen sie von dem Leben Palästinas fernbleiben läßt, kann man summarisch die arabische Gesellschaft in vier soziale Schichten aufteilen: [1] Die Grund- und Bodeneigentum besitzende Aristokratie, die intellektuelle Elite, die sich um diese herum bildet, die Fellachen und die kaum differenzierte städtische Mittelschicht, von der sich ein sich bildendes Proletariat absondert.

An der Spitze der sozialen Pyramide, die durch undurchlässige traditionelle Strukturen gekennzeichnet ist, findet man die Schicht der »Effendis«. Der Effendi ist »diese besondere Erscheinung des Vorderen Orients, der städtische Würdenträger (Notabel), ein von seinen Gütern abwesender Grundeigentümer, dessen hauptsächliche Funktion es ist, Kredit zu gewähren, und der sich nicht im geringsten um die Landwirtschaft kümmert«. [2] Die Effendis gehören einer Handvoll großer Familien an, die ihre Einkünfte aus den von den Fellachen bebauten Landgütern und aus dem Geldverleih beziehen. Damit ist nicht gesagt, daß sie es etwa unter ihrer Würde hielten, Immobilienspekulationen zu betreiben. Die Indifferenz, mit der sie alles, was das Leben auf dem Lande angeht, betrachten, ihre wirtschaftlichen Tätigkeiten (Geldanlagen) [3] und ihre parasitäre Rolle bringen sie in gewisser Hinsicht in Verwandtschaft mit der Kompradoren-Bourgeoisie der Kolonialländer. [4] Sie beginnen, ihr Geld in die Zitrusplantagen zu investieren, und die wirtschaftliche Expansion im Verlaufe des 2. Weltkrieges gibt das Startzeichen für die arabische Industrie. Um diese zahlenmäßig kleine Aristokratie - die, das sei nebenbei gesagt, mit den führenden Kreisen des türkischen Reiches verbündet war -besteht eine städtische intellektuelle Elite, die strukturell mit ihr verknüpft ist: Rechtsanwälte, Mediziner, Architekten. Innerhalb der herrschenden Klasse, die sozial abgeschlossen ist, stehen sich mehrere feindliche Familien gegenüber, die faktisch über das Land herrschen: die Hussein!, die Naschaschibi, die Dajani, die Chalidi, die Abdul Hadi, usw. Auf Grund der feudalen und partikularistischen Struktur der ländlichen Gebiete, wo die Scheichs den Schutz der mächtigen rivalisierenden Familien suchen, herrscht die Grund-und-Boden-Aristokratie faktisch konkurrenzlos über das politische Leben. Keine soziale Kraft der arabischen Welt ist während der gesamten Periode zwischen Jen zwei Kriegen in der Lage, dazu ein Gegengewicht zu bilden. Arn anderen Ende der Sozialpyramide befinden sich die Fellachen, die die große Masse der Bevölkerung ausmachen (beinahe 70%) und in den 850 arabischen Dörfern auf dem Lande wohnen. Wir haben oben ihre schreckliche Situation und die gräßliche Ausbeutung beschrieben der sie in den Händen der Bodeneigentümer und der Wucherer ausgesetzt sind. 1936 beträgt das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen des arabischen Landarbeiters 7 Palästinensische Pfund gegenüber 34 P. Pfund für den jüdischen Bauern. Die durchschnittliche Verschuldung einer arabischen Bauernfamilie - 25-30 Pfund pro Jahr - entspricht oder übersteigt noch das durchschnittliche Einkommen einer Fellachenfamilie: 27 P. Pfund. Unter diesen Bedingungen besteht kaum Hoffnung, der Verschuldung zu entgehen, die permanent erneuert und verschärft wird, bis es zum Verlust des Landes kommt. [5]

Unter den Fellachen steigt der Anteil der »Bauern ohne Land», das sind landwirtschaftliche Saisonarbeiter oder solche, die permanent in einem landwirtschaftlichen Gut beschäftigt sind, beträchtlich an. Es sind 30000 Familien, etwa 22% der ländlichen Bevölkerung, im Jahre 1931. [6] Die durch die zionistischen Landkäufe bewirkten zügellosen Bodenspekulationen sind nicht dazu geeignet, die Bodeneigentümer zu bewegen, ihre unmäßigen Pachtgebühren zu senken.

Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes und die Landflucht bewirken eine Wanderung in die Städte. Die arabische Stadtbevölkerung steigt schnell an: im Jahre 1922 beträgt sie 194 000 Personen, im Jahre 1936 298 000 Personen. [7] In den Städten kann man zum einen eine heterogene Mittelschicht feststellen, ein entstehendes Bürgertum aus Händlern, Ladenbesitzern, Handwerkern und liberalen Berufen, das »oft kaum zu unterscheiden war von dem Adel, deren Mitglieder gegen Mitte der 30er Jahre in größerer Zahl begannen, typische Berufe der Mittelschicht auszuüben«. [8] Es bleiben übrig die städtischen Massen, die aus der unteren Schicht der Handwerker, aus Arbeitern, im allgemeinen Handarbeiter, und aus einem Lumpenproletariat der wirtschaftlich Abgestiegenen bestehen. Insgesamt gesehen ist die mohammedanische Gesellschaft » atomisiert in eine Aufsplitterung zwischen den herrschenden Familien«. [9] Diese feudale Mentalität durchdringt die palästinensische Politik. Die unsichere Lage des Bürgertums, dessen organische Bindung mit der Feudalschicht, und das Fortbestehen der patriarchalischen Strukturen sichern der Aristokratie die Aufrechterhaltung ihrer Vorherrschaft, selbst noch als ihre soziale Basis beseitigt war in der Folge des Verkaufs ihrer Länder. Dieselben Gründe erklären, daß es der christlichen Elite nicht gelingt, sich als herrschende Klasse zu konstituieren. [10] 194l beträgt die arabische Bevölkerung 1045000 Einwohner, von denen 125000 Christen sind, ungefähr 12%. Die Wachstumsrate des mohammedanischen Gemeinwesens von Palästina ist die höchste, die man kennt. [11]

Das bezeichnende Merkmal der palästinensischen Wirtschaft ist die Aufteilung des Landes in zwei voneinander getrennte Wirtschaftsbereiche, den jüdischen und den arabischen. Diese »wirtschaftliche Teilung«, die - wie wir gesehen haben - aus der Natur der zionistischen Kolonisierung resultiert, kann wie folgt zusammengefaßt werden. [12]

"1. Mit Ausnahme einer kleinen Zahl von Experten gibt es keine jüdischen Arbeiter in arabischen Unternehmen, und mit Ausnahme der Zitrusplantagen (wo einige Araber als Saisonarbeiter in jüdischen Plantagen arbeiten) sind nur wenig Araber in jüdischen Unternehmen angestellt; so sind in der Praxis die Regierungsunternehmen, die Potash Company und die Petroleum-Raffinerie, beinahe die einzigen Orte, wo Juden und Araber als Arbeiter zusammenarbeiten und gemeinsamen Organisationen angehören.

2. Es gibt beachtliche Unterschiede zwischen dem Lohnniveau jüdischer und arabischer Arbeiter in vergleichbaren Beschäftigungszweigen; Unterschiede im Umfang der Investitionen und Unterschiede in der Produktivität und in den Kosten der Arbeitskräfte, die nur aus dem Fehlen einer direkten Konkurrenz zwischen beiden Gruppen erklärt werden können.

3. Die arabische Landwirtschaft basiert in einem beachtlichen Maße auf der Produktion von Getreide und tendiert dazu, lediglich den Lebensunterhalt zu erwirtschaften; nur 20-25% der arabischen landwirtschaftlichen Produktion, ausgenommen bei Zitrusfrüchten, werden auf dem Markt verkauft; die jüdische Landwirtschaft dagegen besteht zum großen Teil aus intensiver Landwirtschaft und ist am Verkauf orientiert (cashcrop farming). Ungefähr 75% der jüdischen landwirtschaftlichen Produktion wird auf dem Markte verkauft; sie wird hauptsächlich von jüdischen Verkaufsorganisationen an jüdische Kleinhändler abgesetzt.

4. Die Berufsstruktur der jüdischen Bevölkerung ist derjenigen von einigen homogenen Industriegesellschaften vergleichbar, während die Berufsstruktur der Araber eher dem Typ einer lediglich den Lebensunterhalt produzierenden landwirtschaftlichen Gesellschaft entspricht."

Diese Aufteilung der Wirtschaft Palästinas, die sich nach den Zusammenstößen von 1929 erheblich verschärft, ist dennoch keineswegs lückenlos. Die jüdische Landwirtschaft liefert nur 15% des Kalorienverbrauchs der jüdischen Stadtbevölkerung. So könnte z.B. die jüdische Getreideproduktion in keiner Weise den Bedarf des Yischuw decken. Die Absonderung besteht nur in den Bereichen, wo die beiden Sektoren sich sonst Konkurrenz machen würden.

Der Fellache wird von der auf Wucher beruhenden Ausbeutung des Effendi zu Grunde gerichtet. Die Verschuldung nimmt katastrophale Ausmaße an. Die Zinssätze - gewöhnlich etwa 30% - erreichen stellenweise 50%. [13] Unter solchen Bedingungen und in Anbetracht der parasitären Mentalität der Großgrundbesitzer, die ihre Länder vor allem als eine Spekulationsinvestition betrachten, bleibt die arabische Landwirtschaft dem technischen Fortschritt verschlossen. Bis zum Hals verschuldet, kann der Fellache seine Anbaumethoden nicht modernisieren. Der Effendi findet in der Immobilienspekulation lukrativere Verwertungsmöglichkeiten für sein Kapital und interessiert sich nicht für seine Länder. Vom technologischen Gesichtspunkt läßt sich die Modernisierung der Landwirtschaft als ein Bewässerungsproblem zusammenfassen. Nach den Berechnungen von Horowitz [14] ist das Nettoeinkommen eines bewässerten Bauerngutes von 20 Dunam um 171% höher als das eines nicht bewässerten Anbaues von 100 Dunam, selbst wenn man den Lohn mit einberechnet, der von dem Fellachen verdient wird, der als Saisonarbeiter während der Erntezeit auf dem Felde arbeitet. Dennoch werden die Rückwirkungen des Kapitalzuflusses nach Palästina und der wirtschaftlichen Expansion des Landes mit der Zeit auch für die arabische Wirtschaft spürbar. Die Landwirtschaft weist beachtliche Fortschritte während dieser Periode auf, in der sich eine Entwicklung in Richtung auf eine intensive Landwirtschaftsausnutzung einleitet. Die arabischen Schäfer, die 1921 332000 Dunam bewirtschaften, dehnen sich bis 1942 auf 832000 Dunam aus. .Die Vieh- und Geflügelzucht erhält raschen Aufschwung. Die Orangenplantagen entwickeln sich schnell. Insgesamt gesehen leidet die arabische Wirtschaft jedoch weiterhin an Kapitalknappheit, - und hieran läßt sich die Unbeweglichkeit und die Rückständigkeit der sozialen Strukturen erkennen. [15]

Die auf Grund der Hochkonjunkturperiode und auf Grund der massiven Einwanderung erfolgte Knappheit der Arbeitskräfte und der starke Aufschwung im Baugewerbe begünstigen andererseits die Einstellung von arabischen Arbeitern. Darüberhinaus beschäftigen die öffentlichen Dienste eine wachsende Zahl von arabischen Palästinensern, 1938 18000 Personen, 1945 mehr als 30000 Personen. [16] Man muß außerdem noch die Fälle hinzufügen, in denen Unternehmen mit jüdischer Kapitalmehrheit durch ihre Statute festgelegt werden, eine bestimmte Anzahl arabischer Lohnarbeiter zu beschäftigen (= Lohnarbeiter in Konzessionsbetrieben). Gleichzeitig entsteht eine arabische Industrie. Um 1942 beschäftigt sie 8 804 Arbeiter, und das dort investierte Kapital beläuft sich auf etwa 2000000 P. Pfund. [17] Diese Unternehmen entwickeln sich hauptsächlich in den Bereichen der Textil-, der Ernährungs- und der weiterverarbeitenden Industrie, d.h. in den Industriebereichen, die sich aus dem Umwandlungsprozeß des Handwerks herausbilden.

Die Herrschaft der Effendis bleibt unangefochten, da ein echtes nationales arabisches Bürgertum fehlt. Die politisch-soziale Machtverschiebung auf Grund der durch die zionistische Kolonisierung entstellten sozialen Strukturen ist sogar im Vergleich zu den Nachbarländern offensichtlich. So erweist sich die Nationalbewegung Palästinas auf Grund dieser archaischen Strukturen der palästinensischen Gesellschaft und auf Grund der Aufsplitterung der Landbevölkerung in einer Vielzahl isolierter Dörfer als unfähig während dieser Phase, mit der wir uns hier beschäftigen, sich auf den Stand ähnlicher Strömungen in den Nachbarländern zu stellen und echte politische Parteien zu bilden. So wird die entstehende arabische Arbeiterklasse, die sich in den öffentlichen Betrieben und »konzessionierten« Betrieben konzentriert, im allgemeinen jedoch unorganisiert bleibt, politisch überlagert von einer absolut anachronistischen Richtung reaktionärer Feudalanhänger. Das arabische politische Leben ist nur eine Widerspiegelung der kleinlichen Rivalitäten, die die großen Familien untereinander austragen. Man kann es während der zwanziger Jahre kurz zusammenfassen in dem erbitterten Kampf, den sich die Familie der Husseini, die den Mufti stellt, mit der Familie der Naschaschibi liefert, der es gelingt, ihren Führer als Bürgermeister von Jerusalem ernennen zu lassen.

Der Preis eines Dunams bei Rischon Lezion betrug ursprünglich 8 Shilling. Er erreicht im Jahre 1931 jedoch 10-25 Pfund. [18] Die Landübereignung von den arabischen Großgrundbesitzern zur Zionistischen Organisation - für beide Seiten ein rentables Geschäft -bewirkte die Vertreibung der Fellachen von den von ihnen bearbeiteten Boden. Einige Autoren bemühen sich, diese direkte Konsequenz der zionistischen Tätigkeit zu verschweigen, von der die Pauperisierung und das Bettlerleben der enteigneten Fellachen Zeugen sind, wie man es z. B. in den Vorstädten von Haifa vorfindet. Dennoch erreicht die Unzufriedenheit im Volke bald eine solche Intensität, daß die englischen Behörden vorschlagen müssen, die zu den Domänen gehörenden Weidegebiete den vertriebenen Pächtern zur Verfügung zu stellen.

Um die Auswirkungen der zionistischen Kolonisierung auf die arabischen landwirtschaftlichen Gebiete möglichst gering erscheinen zu lassen, beruft man sich gewöhnlich auf das Ergebnis der von Lewis French durchgeführten Untersuchung: Die Verwaltung hat nur 664 Unterstützungsanträge von »Bauern ohne Land« als zulässig erachtet. [19] Dabei übersieht man, daß in den Begriffen dieser Untersuchung mehrere Kategorien von um ihren Besitz gebrachter arabischer Bauern von vorneherein außer acht gelassen werden: [20]

a) die Fellachen, die ihr Land auf Grund von Landkäufen zwischen Nicht-Juden verlassen müssen, was z.B. bei arabischen Zwischenhändlern oder Wucherern der Fall ist, die die erworbenen Länder aber sofort einer zionistischen Organisation weiterveräußern;

b) die Bauern, die keine Pächter sind, sowie die kleineren Landbesitzer, die einen Teil ihres Bodens verpachten und die Landarbeiter und die auf die Lebensbedingungen von Tagelöhnern herabgesunkenen Landeigentümer;

c) die Fellachen, die anderes Land nach dem Verkauf erhalten haben, und sei es nur zeitweise, und selbst wenn es sich um unbebaubare Gebiete handelte;

d) diejenigen vertriebenen Bauern, die eine mehr oder weniger dauerhafte andere Beschäftigung gefunden haben.

Die Definition dieser »Araber ohne Land« ist also »sehr restringiert ausgelegt worden«, wie Hyamson bemerkt. Wie selbst der Vertreter Englands 1936 vor dem Völkerbund erklärte, stand die Zahl der amtlich anerkannten Anträge in keinem Verhältnis zur wirklichen Situation. Die Zionistische Organisation und der Arabische Exekutivrat blockierten systematisch die Feststellungsarbeit. [21] Schließlich hat die Verwaltung, um »nicht begründete Anträge« zu vermeiden, es unterlassen, das Gesetz öffentlich bekanntzumachen, das die Untersuchung im Hinblick auf eine mögliche Entschädigung der vertriebenen Fellachen vorsah. Die Beamten wurden bei ihrer Tätigkeit darauf verwiesen, selbst festzustellen, in welchen Dörfern Vertreibungen geschehen konnten. Bevor über die Zulässigkeit der Anträge entschieden wurde, wurden die Unterlagen der Jüdischen Agentur zur Stellungnahme übergeben. [22]

Bei der Tatsache, daß allein der Landverkauf von Sursuk an die Palestine Land Development Company im Jahre 1920 - 200000 Dunam! - die Auswanderung von Bewohnern von etwa 20 Dörfern zur Folge hatte, kann man abschätzen, in welchem Maße lächerlich die Zahl von 664 Vertreibungen ist. Das um so mehr, als die zionistischen Organisationen fortfahren, hauptsächlich Land von Großgrundbesitzern zu erwerben.

Während die Feudalherren mit diesen gewinnbringenden Transaktionen fortfahren (die Bodentransaktionen bringen ihnen die nette Summe von 854796 Pfund im Jahre 1933, von 1647836 Pfund im Jahre 1934 und von 1699488 Pfund im Jahre 1935 ein), [23] erlaubt eine verborgene Zusammenarbeit mit den Engländern und mit den Zionisten es ihnen dennoch, ihre herrschende Position aufrechtzuerhalten. So sind die Husseini ein Beispiel für eine »gemäßigte Haltung« während der ersten Jahre des Mandats (nach den Ereignissen von 1920, die einem ihrer führenden Familienmitglieder, Mussa Pascha Kasim al-Husseini, den Posten des Bürgermeisters von Jerusalem gekostet haben). [24] Die Naschaschibi umschmeicheln ihrerseits die Engländer und pflegen Freundschaften zum Zionistischen Exekutivrat. [25] Die Abd al-Hadi - die größten Landbesitzer Palästinas - schließen ein geheimes Abkommen mit den zionistischen Führern im Jahre 1928, am Vorabend der 7. arabischen Konferenz, in dem man übereinkommt) daß die übliche Verurteilung der Balfour-Deklaration nicht stattfinden soll. [26]

Aber während diese Führer in der Öffentlichkeit Brandreden gegen den Zionismus verstärkt führen und jede Übergabe des von den Vorfahren erhaltenen Bodens an die Juden als »Verrat« bezeichnen, bereichern sie sich insgeheim dennoch damit, indem sie weiterhin genau jene denunzierten Geschäfte mit ausgesprochenem Eifer fortführen. Die fanatischen Tiraden sind zum Scheine für die Öffentlichkeit bestimmt. Sie gestatten es, die Unterstützung der Massen zu erschleichen. Sie dienen jedoch ohne Zweifel auch zu anderen, weniger beschämenden Zielen. Unter dem nationalistischen Druck wagen es die kleinen arabischen Bodenbesitzer nicht mehr, offen ihr Land an die Juden zu verkaufen. [27] Während der Revolte von 1936 bis 1939 richten die Anhänger der Hussein! sogar die »Verräter« hin. »Aber in derselben Zeit machte ein naher Verwandter des Mufti einen einträglichen Handel damit, daß er sich gerade auf diesen angeblich kriminellen Märkten dieser Art bewegte, allerdings mit einem entscheidenden Unterschied, denn diese Person zwang kleine arabische Bodenbesitzer, ihr Land ihm zu Spottpreisen zu verkaufen, und er verkaufte das Land sofort zu den üblichen übermäßig überhöhten Preisen an die Juden weiter.« [28]

Mit anderen Worten ist die überspitzte nationalistische Propaganda für die Feudalherren ein einträgliches Geschäft geworden, das mit amerikanischen Gangstermethoden vergleichbar ist. Wenn man weiß, in welchem Maße die arabischen Feudalisten opportunistisch waren, dann wundert man sich kaum noch zu erfahren, daß geheime Verhandlungen wiederholt - aucn1 während der Revolte von 1936 bis 1939 - zwischen den zionistischen Führern und Arabern stattgefunden haben (Verhandlungen, die auf einer Linie liegen mit den geheimen Unterredungen im Jahre 1913). Und es ist auch nicht verwunderlich, daß sie paradoxerweise an der Unnachgiebigkeit gerade der zionistischen Führer gescheitert sind. [29] Ben Gurion hat an die geheimen Unterredungen erinnert, die er mit Ouni Abd al-Hadi, dem Führer der Istiklal, ebenso wie mit dem Mufti geführt hat. [30] Die Verhandlungen zwischen dem Emir Abdallah und den zionistischen Führern über die Ansiedlung von zionistischen Siedlern in Transjordanien wurden 1922 mit der Teilnahme von Weizmann und dem berühmten englischen Unterhändler St. John Philby [31] und im Jahre 1933 unter der Führung von Shertok und von Arlosoroff [3 2] in mehreren Folgen weitergeführt. Diese Unterredungen wurden einige Monate nach dem Mißerfolg der Verhandlungen zwischen den Vertretern der Zionistischen Organisation und dem Kongreß der Konföderation der arabischen Staaten von Kairo im März 1922 eröffnet (Scheich Raschid Rida, Scheich Kamel, Riad Bey Sohl, Emil Churi). Die arabische Delegation hatte sich einer englischen Kolonisierung und einer zionistischen Ansiedlung gegenüber geneigt gezeigt, wies aber die Balfour-Deklaration zurück. Andere geheime Unterredungen, an denen Schertok und Nun es-Said teilnahmen, fanden während der arabischen Revolte statt. [33] Schließlich wurde im Jahre 1937 ein Versöhnungsversuch durch die Vermittlung von Albert Hyamson, einem nicht-zionistischen jüdischen Beamten, und dem Offizier Newcombe unternommen. Der Vorschlag, der den Führern des Hohen Islamischen Rates geeignet schien, näher in Betracht gezogen zu werden, sah eine örtliche Autonomie der beiden Gemeinwesen vor und bestimmte, daß die jüdische Bevölkerung auf jeden Fall unterhalb 50% der Gesamtbevölkerung Palästinas und Transjordaniens bleiben müsse. Aber die zionistischen Führer zeigten keinerlei Interesse für einen Vorschlag, der offensichtlich die Perspektive einer jüdischen Mehrheit in diesem Lande ausschloß. [34] Verlassen wir nun die Betrachtung der palästinensischen Bewegung. Man muß diese Strömung in das allgemeine Erwachen der arabischen Welt einordnen, das sich im Vorderen Orient zur Zeit des l. Weltkrieges zeigt. Die Aufstände von 1920 und 1921 gegen die jüdische Bevölkerung erscheinen schon damals als das palästinensische Pendant der ägyptischen Revolte, des irakischen Aufstandes und der nationalen Erhebung Syriens in derselben Zeit. Rufen wir uns jedoch einen entscheidenden Unterschied ins Gedächtnis zurück: Während der Kampf in den Nachbarländern sich bewußt gegen den englischfranzösischen Kolonialismus richtet und sich besonders in Streiks zeigt (z.B. in Ägypten), unterliegt die anti-kolonialistische Bewegung Palästinas einer rassistischen Verfälschung. Der entstellte nationale Kampf zeigt sich in der Form von antijüdischen Aufständen. Es handelt sich dennoch keineswegs um antisemitische Auswüchse auf der Basis der klassischen Hintergründe des jüdischen Problems, sondern um eine Äußerung des nationalen Bewußtseins. Dies ist um so mehr verständlich, wenn man bedenkt, daß die zionistischen Führer sich offen mit den Engländern verbündet haben und daß die letzteren wiederum diese Ablenkung vom anti-imperialistischen Kampf begünstigen. [35]

Die indirekte Konsequenz der Verbindung zwischen Zionisten und englischen Imperialisten muß in Verbindung gebracht werden mit der Tragödie der Assyrier, einer christlichen Minderheit, deren Mitglieder zum größten Teil durch die Iraker vernichtet wurden, nachdem sie als Verbündete des englischen Kolonialismus den Haß des Volkes auf sich gezogen hatten. Die im 20. Jahrhundert gegen die Armenier und Kurden verübten Völkermorde sind ebenfalls in einem gewissen Maße mit einer Ausnutzung deren nationaler Forderungen durch die imperialistischen Mächte verbunden. Damit soll nicht gesagt werden, daß diese Erklärung in irgendeiner Weise die Vernichtung ganzer Völker rechtfertigen könnte. Außerdem ist klar, daß die rassistischen Verfälschungen des Kampfes für die nationale Emanzipation im übrigen den reaktionären Charakter der nationalen Kräfte widerspiegeln, die darin die Führung übernommen haben. Chauvinistische Auswüchse sind in dem Maße zu befürchten, wie die Umstände noch nicht reif sind für eine führende Rolle der Arbeiterklasse im Kampf gegen den Kolonialismus.

Im Dezember 1920findetinHaifaderGründungskongreßeiner im eigentlichen Sinne palästinensischen arabischen Bewegung statt. Der Kongreß wählt einen Arabischen Exekutivrat, der einige Zeit lang mit den syrischen Nationalisten zusammenarbeiten wird. Der palästinensische Arabische Kongreß verfügte über ein Netz von lokalen Sektionen und hätte so der demokratische Ausdruck der nationalen Bewegung werden können. In der Realität aber degenerierte er auf Grund der feudalen Struktur der arabischen Gesellschaft zu einem Instrument für die Interessen ausschließlich der Husseini-Familie. Die Bewegung überlebte bis 1934. Seit 1920 fordern die palästinensischen Nationalisten die Einsetzung einer nationalen Regierung, die einem repräsentativen Gremium der arabisch sprechenden Bevölkerung verantwortlich sein sollte. Im Verlauf der folgenden Jahre fordern die Nationalisten ständig eine Verfassung, die den Palästinensern die Kontrolle ihrer Angelegenheiten zuerkennt, und sie lehnen jede, auch nur implizite, Anerkennung der jüdischen nationalen Heimstatt ab. [36] Die erste Phase der Nationalbewegung Palästinas ist, wie man gesehen hat, durch die antijüdischen Aufstände gekennzeichnet. Aber der legitime Haß der Massen gegen den Zionismus lenkt einen Kampf auf ein Epiphänomen ab, der, um konsequent zu sein, eigentlich dem englischen Imperialismus und seinen feudalen Verbündeten hätte gelten müssen, die diejenige politische Struktur aufrecht erhielten, die erst die Realisierung der zionistischen Vorhaben erlaubte. Schlimmer noch, die chauvinistischen und rassistischen Auswüchse der arabischen Massen unter der Führung fanatischer Reaktionäre werfen die jüdischen Arbeiter in die Arme ihrer zionistischen Führer zurück. Bei dem besonderen Zusammenhang der zionistischen Kolonisierung, die darauf ausgerichtet ist, in Palästina eine hebräische Nation mit ihrem eigenen Proletariat zu errichten, und nicht die einheimischen Arbeiter nach dem gewöhnlichen kolonialen Modell auszubeuten, kompromittieren die arabischen »Pogrome« den historischen fortschrittlichen Charakter der palästinensischen Volksbefreiungsbewegung. Im Gegenteil dienen die antisemitischen Auswüchse der beabsichtigten politischen Uneinigkeit und Spaltung, die im Interesse des englischen Imperialismus, der arabischen Reaktion und - in letzter Hinsicht sogar, soweit sie nämlich die englische Anwesenheit in Palästina aufrechterhalten, im Interesse der zionistischen Führer liegt. (Unter diesem Aspekt hat der interne Konflikt dieselbe Rolle wie der Antagonismus zwischen Hindus und Mohammedanern in Indien oder zwischen Griechen und Türken auf Zypern.) In der folgenden Zeit, ab Beginn der 30er Jahre, stößt die palästinensische Nationalbewegung zielstrebig auf rein politisches Gebiet vor und bekämpft direkt die britische Anwesenheit. Dennoch hält die entstellte Struktur der arabischen Gesellschaft die Herrschaft der Effendis über die Bewegung derart aufrecht, daß der Nationalismus Palästinas antijüdisch bleibt. Es ist in diesem Zusammenhang bezeichnend, daß die verschiedenen arabischen politischen Parteien, die zwischen 1932 und 1935 entstehen, kaum etwas anderes sind als organisierte halbfeudale Cliquen. Zunächst haben diese Parteien weder eine demokratische Struktur noch - mit einer Ausnahme ansatzweise - ein echtes Programm. Sie liefern sich einen harten Wettbewerb, um die politische Richtung der nationalistischen Bewegung an sich zu reißen. Jede dieser politischen Vereinigungen ist in Wirklichkeit das Leben einer der großen Feudalfamilien Palästinas und diese bedienen sich der politischen Organisationen als Stützpunkte in ihren internen Kämpfen. So ist die Arabische Partei Palästinas das Anhängsel der Husseini, die Partei der Nationalen Verteidigung, mit bürgerlichen Tendenzen, das Anhängsel der Naschaschibi (die dem haschemitischen Thron Transjordaniens sehr nahe stehen), die Reformpartei das Anhängsel der Chalidi, die Partei des Nationalen Blocks wird von Würdenträgern aus Nablus beherrscht, und die Partei des Kongresses der arabischen Jugend, die von dem städtischen Bürgertum gegründet wurde, gerät schnell in die Abhängigkeit eines Mitgliedes einer reichen Familie aus Ramallah. Selbst die Istiklal, die palästinensische Sektion der Panarabischen Bewegung, findet sich sehr schnell unter der Herrschaft der Abd al-Hadi, trotz ihres antikolonialistischen Programms. Ihr Generalsekretär, Ouni Bey Abd al-Hadi, war 1920 der Privatsekretär des Emir Faissal, »und er stand in engen Beziehungen zu den arabischen Politikern, die hohe Funktionen überall im Vorderen Orient bekleideten«, wie man in einer Regierungsveröffentlichung nachlesen kann. Sagen wir prosaischer, daß sie 1946 das Instrument der Feudalisten im Solde der Engländer geworden ist. [37] Die mächtigste dieser »Anhängsel «-Parteien ist natürlich die der Husseini. Sie beherrscht den Arabischen Exekutivrat vermittels des Mussa Kasim Pascha (diese Einrichtung verschwindet übrigens wieder kurz nach ihrem Entstehen im Jahre 1934). Dank des religiösen Prestiges des Mufti von Jerusalem, der gleichzeitig Präsident des Hohen Islamischen Rates ist, verstärken die Husseini ihren Einfluß auf das ungebildete Bauerntum. Der Mufti weiß die ihm durch seine Funktionen eröffneten Möglichkeiten voll auszuschöpfen. Er verwaltet die beträchtlichen Einkommen der religiösen Güter (Waqfs) und gründet ein Netz von islamischen Schulen, die von dem Obersten Rat kontrolliert werden. Indem er die antizionistische Propaganda mit religiösem Fanatismus verbindet, dient er einer ultra-reaktionären Politik. Der Führer der Arabischen Partei Palästinas ist Dschamal al-Husseini, der Cousin des Mufti und dessen engster Mitarbeiter. Die Vorherrschaft der Husseini über die arabische politische Welt wurde jedoch ernsthaft durch die Partei der Naschaschibi bedroht, und die Kämpfe der beiden Familien absorbieren alle ihre Kräfte bis 1936. Es sind die einzigen beiden Organisationen, die sich wirklich einer nationalen Beachtung erfreuen. Das Auftauchen neuer Parteien zeigt die wachsenden Gelüste anderer Teile des Boden besitzenden Adels.

Die arabische Revolte von 1936 bis 1939 bildet den Höhepunkt der Bewegung. [38] Seit 1932 hatte die zionistische Einwanderung ein vorher nicht erreichtes Ausmaß erlangt (61 854 Einwanderungen per Schiff im Jahre 1935). Diese massive Einwanderung trägt Panik unter die arabischen Intellektuellen, die sich bewußt werden, daß die arabischen Palästinenser bei diesem Rhythmus riskieren, innerhalb kurzer Zeit zu einer Minderheit in ihrem eigenen Lande zu werden. Dennoch reagieren die arabischen Massen schwach. Dank der zionistischen Kapitalzufuhr (30000000 Pfund zwischen den Jahren 1932 und 1936) und dank der Kreditpolitik bleibt die Wirtschaft Palästinas trotz der Weltwirtschaftskrise des kapitalistischen Systems in blühendem Zustand. Darüber hinaus bewirkt die Wirtschaftsexpansion eine Knappheit an Arbeitskräften, durch die es den arabischen Arbeitern gelingt, ein weitgehendes Eindringen in den jüdischen Wirtschaftssektor zu erreichen (im Orangenanbau, im Baugewerbe, in der Industrie). Unter diesen Bedingungen erstickt die Vollbeschäftigung die nationalen Forderungen.

1935 beginnt die Situation sich zu verschlechtern. Als Folge auf die internationalen Komplikationen steigen die Frachttarife und verringern sich die Kapitaleinfuhren, so daß die Wirtschaftskrise das Land erreicht. Der Kredit fällt zusammen, es gibt wieder Arbeitslosigkeit. »Im Baugewerbe nimmt die Beschäftigung beträchtlich ab. Die arabischen Arbeiter werden aus ihren jüdischen oder arabischen Stellen geworfen und kehren, teilweise wenigstens, in ihre Dörfer zurück.« [39] Seit diesem Augenblick findet die nationalistische Agitation in der Wirtschaftsdepression ein aufnahmebereites Wirkungsfeld. Bauer [40] stellt das Entstehen zwei neuer Faktoren in der Nationalbewegung fest: ein noch im Entstehen begriffenes neues, radikales Bürgertum, das sich der Istiklal anschließt, und eine arabische Arbeiterklasse, die noch schwach ist, wenig organisiert und unfähig, einen bedeutenden Einfluß auf das politische Leben auszuüben. Im ganzen Vorderen Orient verzeichnet man einen revolutionären Aufschwung.

Unter den Vorzeichen des Aufstandes muß man den Auseinandersetzungen und dem Generalstreik vom Oktober 1933 besondere Beachtung schenken. Unter der Führung des Mufti von Jerusalem sind sie dennoch nicht mehr, wie vorher, gegen die Juden gerichtet, sondern gerade gegen die Mandatsregierung. Nach dem Mißerfolg der Bewegung gründet der Scheich As a-Din al-Kassim eine fanatische Terrororganisation nach dem Beispiel der »Mörder« (Dschihad) zur Zeit der Kreuzzüge, die den heiligen Krieg gegen die Juden und die christlichen Araber predigt. Diese Bande führt bis 1935 einen kleinen Guerillakrieg in den Bergen, aber sie erhält überhaupt keine Reaktion in den Städten. Ihr Führer wird in demselben Jahr in der Nähe von Jenin getötet. Aber die Ehrerbietungen bei der Beerdigung des Scheichs erhalten symbolischen Wert: [41] »Seine Bestattung wird in eine beeindruckende nationalistische Demonstration verwandelt. Im Gegensatz zu seinen eigenen Ideen bietet das Begräbnis die Gelegenheit zur Bildung einer Liga, die die religiösen, politischen, weltanschaulichen und klassenspezifischen Unterschiede überwindet. Es gab in dieser Bewegung ursprünglich ein Element, das an die Bauernkriege des feudalen Europa erinnerte, ein Element von religiösem und sozialem, wildem und verzweifeltem Charakter. Unter den Bedingungen Palästinas wurde diese Bewegung die Basis und sogar das Symbol einer Front, die ohne Unterschied die Träger eines ähnlichen Bauernkrieges mit den verschiedenen nationalen und nationalistischen politischen Strömungen vereinigte.« Man muß auch den wachsenden Druck aus der Bevölkerung festhalten, die von der Unterordnung der nationalen Ziele unter die Familienrivalitäten aufgebracht war. [42] Im November 1935 bilden die Führer von fünf arabischen Parteien eine vereinigte Front, um mit den Kolonialbehörden zu verhandeln. Nur die Istiklal weigert sich, sich der Einheitsfront anzuschließen und fordert eine Politik der Nicht-Zusammenarbeit mit der Mandatsmacht. Die arabische Front formuliert drei Forderungen an den englischen Hochkommissar Wauchope: Die Beendigung der jüdischen Einwanderung, das Verbot des Landverkaufs an die Juden, und das Versprechen, dem Mandatsregime eine durch die Vertreter der Bevölkerungsmehrheit gebildete Regierung zu unterstellen. Die Engländer akzeptieren die erste Forderung teilweise, indem sie den Begriff der »wirtschaftlichen Aufnahmekapäzität« einschränkend interpretieren. Andererseits gestehen sie im Prinzip die Einführung der internen Autonomie unter englischer Oberherrschaft zu. Jedenfalls hatte der beabsichtigte Legislativrat, der in allgemeinen Wahlen gewählt werden sollte, keine Kompetenz in Einwanderungsfragen. [43] Aber dieser Plan scheint den zionistischen Führern unannehmbar, die von vornherein das Mehrheitsprinzip zurückweisen. Die zionistische Obstruktion blockiert beharrlich jeden Verhandlungserfolg.

Die Revolte bricht nach der Ermordung von zwei Juden durch arabische Räuber am 15. 4. 1936 aus. Die Beerdigung der Opfer am 17. 4. in Tel-Aviv war der Anlaß für die ersten Auseinandersetzungen und für eine Verstärkung der Kampagne gegen die Anstellung arabischer Arbeitskräfte in der jüdischen Hauptstadt. Das politische Klima verschlechtert sich im Laufe der folgenden Tage, und die Spannung entlädt sich rasch in gegenseitigen Terroraktionen zwischen Juden und Arabern in Tel-Aviv und in Jaffa. [44] Am 20. April bilden arabische Nationalisten von Nablus ein Nationales Komitee, das zum arabischen Generalstreik aufruft, bis die Engländer vollständig das nationalistische Programm akzeptieren. Das arabische Hochkomitee, das vom Mufti geleitet wird, erklärt, daß der Generalstreik die Annahme der drei nationalen Programmpunkte durch die Regierung zum Ziele hat, und daß er fortgesetzt würde, bis die jüdische Einwanderung gestoppt sei. Der Streik, der sich an das syrische Beispiel anlehnt, dauert sechs Monate (bis zum 12. 10. 193 6). Er wird finanziell vom Bürgertum in den Städten und auf dem Land sowie durch verschiedene Spenden und durch die Einkommen der Waqfs unterstützt. Darüber hinaus betrachtet die nationalistische arabische Öffentlichkeit der benachbarten arabischen Länder die palästinensische Sache als die ihre, und Unterstützungskomitees entstehen in Syrien, im Libanon, im Irak, in Ägypten und in Transjordanien. Der Zionismus wirkt wie ein mächtiges Stimulans für den Nationalismus in diesem Gebiet. Die praktischen Ziele des Streiks bestehen darin, das Wirtschaftsleben und die Kommunikationsmittel lahmzulegen. Er ist begleitet von einem Boykott gegenüber dem jüdischen Gemeinwesen. Aber man sieht erneut, daß der palästinensische Nationalismus sich nicht völlig von seinem chauvinistischen Aspekt zu trennen wußte. [45]

Schrittweise führt die Bewegung zur Rebellion. In den Bergen erscheinen arabische Guerillas. Sie bringen Züge zum Entgleisen, sprengen Straßen und die Pipeline der Irac Petroleum Company; sie stellen den englischen Militärfahrzeugen Hinterhalte und greifen die jüdischen Kolonien an. Syrische, libanesische und irakische Freiwillige werden nach Palästina eingeschleust, darunter auch Fausi al-Kaugdschi, ein glühender Deutschenfreund. Während des Sommers 1936 besetzen ungefähr 5000 Kämpfer die Berge. Sie genießen zumindest gelegentlich die Unterstützung der in der Nähe gelegenen Dörfer. Sie bemühen sich, eine Guerillaorganisation zu gründen und die Landstriche um ihre Stützpunkte herum zu kontrollieren. Theoretisch steht die Bewegung unter der Führung des Mufti, aber an ihrer Spitze findet man bäuerliche Nationalisten, wie Abd a-Rahim Hadsch Muhammed. Unter ihren Anführern tauchen eine ziemlich große Anzahl von örtlichen Straßenräubern unter. »Hier wird man sehr deutlich wieder an das ursprüngliche Element des Bauernkrieges mit seinen Helden ä la Robin Hood erinnert.« [46] Aber insbesondere wegen des Fehlens einer politischen Artikulation der Arbeiterschaft kann sich der Haufen nicht in eine dauerhafte revolutionäre Volksorganisation verwandeln. Er wird keine echte Guerillaorganisation. [47] Diese Kampfform spiegelt genau die Veränderung der arabischen Gesellschaft auf halbem Wege zwischen Feudalismus und Kapitalismus wider. »Soweit die Intellektuellen der Städte sich zu Beginn der Revolte in den Bergen angeschlossen haben, ziehen sie sich bald wieder zurück, so daß die von Straßenräubern und Großgrundbesitzern geführte Bauernarmee allein weiterkämpft.« [48] Obwohl die Rebellen die Angriffe gegen jüdische Autokonvois, gegen jüdische Kolonien und gegen jüdisches Eigentum verstärkt haben, sind diese Nadelstiche reichlich nebensächlich geblieben in bezug auf das eigentliche Ziel, nämlich den Kampf gegen die englische Anwesenheit.

Angesichts der Ausdehnung des Aufstandes - die Rebellen sichern sich die Kontrolle über mehrere Gebiete, darunter über die Gegend von Nablus - leiten die englischen Behörden systematische Gegenmaßnahmen ein.

Schon im Mai kommen englische Truppenverstärkungen in das Land. Im September sind nach Hurewitz 20000 britische Soldaten in Palästina stationiert, nach Sykes sogar 30000. [49] Am 23. Mai werden sechzig Streikführer verhaftet. In der Folge werden noch weitere arabische Führer verhaftet.

Dennoch unterläßt es der Hochkommissar sehr geschickt, eine verfrühte Offensive gegen die Guerillas zu starten. Er verstärkt demgegenüber den Schutz der Juden, er verdoppelt die Stärke der jüdischen Polizei und rekrutiert noch etwa 2700 zusätzliche jüdische Beamte. In äußerst geschickter Überlegung wird die Haganä nicht als Polizeitruppe anerkannt. Die Engländer wenden so weiterhin ihre auf Spaltung abzielende Politik an.

Im Herbst wird die englische Gegenoffensive gestartet. Die Schlacht von Dsch'aba endet im September 1936 mit einer schmerzlichen Niederlage der Partisanen. Inzwischen treten die ersten Unstimmigkeiten innerhalb der Feudalanhänger zutage. Die Familien Chalidi und Naschaschibi geben die Schlacht verloren. Raghib al-Naschaschibi und der Emir Abdallah werden beauftragt, den Teilungsvorschlag der Peel-Kommission zu akzeptieren. [50] Die arabischen Eigentümer der Orangenplantagen beunruhigen sich über den Fortgang des Streiks während der Erntezeit. Der Streik kommt dem Bürgertum, den Arbeitslosen und den Fellachen teuer zu stehen. Unter diesen Bedingungen erlaubt es das Eingreifen der arabischen Feudalherren (auf Grund englischen Drucks), den Streik zu beenden, ohne das Gesicht zu verlieren. Die englische Militärführung läßt auf Befehl Londons die ausländischen Gruppen das Land verlassen. Der organisierte Widerstand ist zerschlagen. Die Kämpfer kehren in ihre Dörfer zurück. Im Juli 1937 beginnt die Revolte von neuem. Die Regierung antwortet mit einer erheblichen Verstärkung der Verhaftungen. Nachdem die Rebellen den Kommissar des Gebietes von Galiläa, Andres, ermordet haben, werden die Repressionen noch sehr viel härter. Auf Grund neuer Anordnungen, die die Deportationen aller unerwünschten vorsehen, löst die Regierung das arabische Hochkomitee und seine örtlichen Gliederungen auf. Sie enthebt Amin al-Husseini aller seiner Ämter als Präsident des Obersten Islamischen Rates und fährt mit der Verhaftung aller Mitglieder des Hochkomitees fort, außer ausgerechnet des Mufti, den man sicherlich schonen möchte. Der Mufti, Dscha-mal al-Husseini und andere Führer, denen es gelungen war, das Land zu verlassen, bilden das Hochkomitee in Damaskus neu. Der Guerillakrieg breitet sich von neuem aus, aber diesmal unter der ausschließlichen Führung der Husseini, die einen Partisanenterror gegen ihre Rivalen ausüben. Die englischen Repressionen eskalieren weiter: Es werden Militärgerichte geschaffen, die das Tragen einer Waffe mit der Todesstrafe bestrafen, der englische Terror in den Dörfern nimmt wieder zu, und bei Operationen gegen die Guerillas wird die Luftwaffe eingesetzt. Die englische Verwaltung und Zivilmacht wird aus den arabischen Dörfern und Städten verjagt. Die Rebellen kontrollieren die Altstadt von Jerusalem, das Bergland im Zentrum Palästinas, Galiläa, Hebron, Beer-Sheba und Gaza. Sie gründen in den befreiten Gebieten eine parallele Verwaltung, erweisen sich aber als unfähig, sich untereinander zu unterstützen oder ihre Anstrengungen zu koordinieren. Die Feudalherren fliehen in die Nachbarländer und »lösen sich als Klasse damit faktisch auf«. [51]

Ab Oktober 1938 (Rückeroberung der Altstadt von Jerusalem durch die Engländer) gewinnen die Engländer die Oberhand. Die von siebzehn Infanteriebataillonen geführte Offensive wird begleitet von der Hinrichtung der ergriffenen Partisanen, von kollektiven Strafaktionen gegen die Fellachen, von der massiven Zerstörung von Häusern, von der Verhaftung von über 2500 Arabern und von der Bombardierung aufständischer Dörfer durch die Luftwaffe. Diese blutigen Gegenmaßnahmen brechen die Rebellion, die schon durch die internen Auseinandersetzungen und durch das große Elend der Dorfbewohner geschwächt ist. Die Arbeitslosigkeit, die Zerstörung, der Guerillakrieg und der gegenseitige Boykott von Arabern und Juden rufen mit der Zeit unweigerlich sehr schwere Schäden für die arabische Wirtschaft hervor. Insgesamt sind nach Hurewitz 3000 bis 5000 Araber in den Kämpfen getötet worden, und die Zahl der Verwundeten soll mindestens 2000 betragen. [52] Die englischen Behörden beginnen Verhandlungen mit der Opposition der Naschaschibi. Sie wurden schon im November 1938 durch die Vorschläge vorbereitet, die Fahri Bey Al-Naschaschibi in diesem Sinne im Namen seiner Partei unterbreitet hatte. [53] Die Revolte bricht im Verlaufe des Jahres 1939 allmählich zusammen.

Zu Beginn war die Erhebung von 1936 ein Bündnis zwischen den Großgrundbesitzern, den Mittelklassen und den Intellektuellen. Es wurde von einem Teil der Arbeiterklasse unterstützt, aber von den religiösen und feudalen Vorstellungen der Effendis getragen. [54] Die feudale und bürgerliche Richtung der Bewegung hat den Aufstand zum Mißerfolg geführt. Die Sache Palästinas wurde durch den Waffenstillstand von 1936 verraten, die kämpfenden Fellachen wurden von den städtischen Mittelklassen im Stich gelassen. Der anti-imperialistische Kampf entartete in einen internen Konflikt und glitt immer mehr ab zu einer Unterstützung des Faschismus. (Der Mufti näherte sich mehr und mehr den Nazis an.) Unter diesen Gesichtspunkten erscheint der Ablauf der arabischen Revolte wie eine negative Bestätigung der Theorie der permanenten Revolution. Wir werden in der Folge sehen, daß die Arbeiter-Avantgarde in einem gewissen Maße die Schuld daran trägt, daß die Feudalanhänger und das Bürgertum die Richtung des nationalen Kampfes in ihrer Hand halten konnten. Aber hierbei wirken noch die Folgen der zionistischen Kolonisierung nach: das arabische Proletariat bleibt noch zu schwach, um eine führende Rolle im nationalen Kampf zu übernehmen.

Die Analyse der Revolte bestärkt die Beobachtung Trotzkys, nach der die Bauern strukturell unfähig sind, sich eine eigene politische Richtung zu geben, so daß sie also verurteilt sind, entweder dem Bürgertum oder dem Proletariat zu folgen. Das Beispiel Palästinas zeigt, daß die nationale Revolte der Bauern auf Grund des Fehlens der Arbeiterschaft verraten und von ihrem Ziel abgelenkt wurde. Ohne ein Bündnis zwischen dem Proletariat und den Bauern können die Aufgaben der demokratischen Revolution nicht gelöst werden, ja sie können noch nicht einmal ernsthaft gestellt werden.

Infolge der Niederlage, und auf Grund der Schwächung der Bevölkerung, lösen sich die arabischen politischen Parteien auf. Das arabische politische Leben reduziert sich erneut auf einen ewigen Kampf zwischen den Familien der Hussein! und der Naschaschibi. Diese Rivalität nimmt 1939 die Form einer blutigen Blutrache an. Mehr als je zuvor ist die feudale Herrschaft unangetastet. Die Familie der Naschaschibi profitiert aus dem Exil der führenden Mitglieder der Hussein! und aus der Veröffentlichung des Weißbuches (1939). Sie erhält die Erlaubnis, Selbstverteidigungstruppen gegen die Hussein! aufzustellen und bemüht sich, die Spitze der Nationalbewegung zu übernehmen und die arabische Öffentlichkeit für England zu gewinnen. Auf englischer Seite hütet man sich jedoch davor, alle Verbindung mit der feindlichen Familie abreißen zu lassen. Die Hussein! und besonders der Mufti werden geschont. In dem Maße, in dem es dem Mufti gelingt, die Nationalbewegung voll in seine Hand zu bekommen, veröffentlicht er in seiner Propaganda und in der Presse deutlich antisemitische Inhalte, die direkt vom Hitler-Deutschland beeinflußt sind (während des Weltkrieges wird er mohammedanische Regimenter für die Achsenmächte in Jugoslawien aufstellen). Berlin und Rom unterstützen natürlich jede politische Richtung, die geeignet ist, den rivalisierenden englischen Imperialismus zu schwächen.

Die Volkshetze für Palästina in den arabischen Staaten und deren chauvinistische Verfälschung zeigen direkte Auswirkungen: die jüdischen Minderheiten im Vorderen Orient, die überhaupt nichts mit dem Zionismus zu tun haben, werden trotzdem mit der jüdischen Kolonisierung identifiziert und werden die Objekte feindlicher Demonstrationen. In Ägypten allerdings haben die Nationalisten eingegriffen, um ihre Mitbürger zu verteidigen. [55]

Anmerkungen

 

1 rony E. gabbay, A Polittcal History ofthe Arab-Jewish Conflict, The Arab Refugee Problem (A Case Study), Genf 1959, S. 8ff.; siehe ebenso: Palestine Royal Commis-sion Report 1937, S. 44.

2 WARRINER,a.a.O.S.15.

3 Ebd. S. 24.

4 Vgl. die Beschreibung, die ernest mandel gibt, a. a. 0.II S.116.

5 WARRINER, a. a. 0. S. 61; A Survey of Palestine, I, S. 364.

6 WARRlNER,a.a.O.S.63.

7 hurewitz, The Struggle..., S. 29.

8 Ebd. S. 35.

9 Ebd. S. 35. 10 The Palestine Problem. S. 5.

11 Report für die Vollversammlung der UNO, von der Sonderkommission in Palästina, Genf, 31.8. 1947, London, S. 16; Vgl. WARRINER a. a. 0. S. 54 und A Survey ofPa-fesftne,II,S.704.

12 Ebd. Nr.25,S. 19.

13 D. horowitz, a. a. 0. S. 56; und WARRINER, a. a. 0. S. 126.

14 D. horowitz, a.a.O. S. 58.

15 Die statistischen Angaben sind der Studie von horowitz entnommen, S. 56-62.

16 Bericht an die Vollversammlung..., Nr. 72, S. 30.

17 D.horowitz,a.a.O.S.65.

18 BÖHM,a.a.O.S.22.

19 COHEN, Le mouvement sioniste, S. 204 f. et 240; koestler, Analyse d'un miracle, Paris 1949, S. 38 f.; revusky, a. a. 0. S. 322; A survey of Palestine, I, S. 295; sowie granovsky in La Palestine de Balfour..., S. 263 ff.

20 A Survey of Palestine, I, S. 296; Palestine Royal Commission Report 1937, S, 239 f.

21 hyamson, Palestine under the Mandate, S. 89 (Zitate); die Peel-Kommission bestätigt in ihrem Bericht den Widerstand arabischer und zionistischer Stellen, in Palestine Royal Commission Report 1937, S. 80. Femer: Societe des Naüons, Commission Permanente des Mandats. Proces-Verbal de la Trente-Deuxieme Session (Extraordinaire), Genfl937,S.114.

22 Great Britain and Palestine, S. 58, Anm. l.

23 Palestine Royal Commission Report 1937, S. 126.

24 STORRS,a.a.O.S.333f.

25 KISCH, a.a.O.

26 The Palestine Problem, S. 5.

27 revusky, a.a.O. S. 314.

28 SYKES Orde Wingate, S. 109.

29 Vgl. rodinson, Israel, fait colonial? S. 68, Anm. 91.

30 Siehe die Auszüge des Briefes von D. Ben Gurion an General de Gaulle: Le Monde v. 10.2.1968, und die Stellungnahme v. Ouni Abd al-Hadi, Le Monde v. 4./5.2.1968.

31 gabbay, a. a. 0. S. 33; perlmann, a. a. 0. S. 148 ff.

32 horowitz, The Struggle..., S. 70.

33 revusky, a. a. 0. S. 3 32 f. Ein Bild von der Begegnung ist abgedruckt bei dem Artikel von moshe kohn: Moshe Sharett, Servant of his People, Israel Youth Horizon, Bd. VII, Nr. 4 (1965), S. 32.

34 herbert parzen, A Chapter in Arab-Jewish Relations During the Mandate Era, Jewish Sodal Studies, Bd. XXIX, Nr. 4, Okt. 1967, S. 203 bis 233;

35 Vgl. tony cliff, Le Proche-Orient au Carrefour, II (Le role du sionisme) in Quatrieme Internationale, Okt./Nov. 1946, S. 21 f.

36 HUREWITZ, The Struggle.. „S. 51; parkes, a.a.O. S. 41.

37 A Survey of Palestine, W, S. 949.

38 Wir folgen der Darstellung der Revolte von yehuda bauer in The Arab Revolt of 1936, New Outlook, Bd. 9, Nr. 6 (Juli/August 1966) und Nr. 7 (September 1966), S. 49-57 und 21-28, unter ergänzender Hinzuziehung von hurewitz, The Struggle.. „S. 67-93.

39 bauer, The Arab Revolt..., New Outlook, Bd. 9, Nr. 7, S. 51.

40 Ebd.S.52.

41 Zitate: Ebd. S. 53; siehe ebenso: A Survey of Palestine, I, S. 33 und Palestine Royal Commission Report 1937, S. 88.

42 hurewitz, The Struggle..., S. 63.

43 bauer, The Arab Revolt, New Outlook, Bd. 9, Nr. 6, S. 54.

44 Societe des Nations, Conunission Permanente des Mandats, Proces-Verbal de la Trente-Deuxieme Session (Extraordinaire), Genf 1937, S. 57 und 145.

45 hurewitz, The Struggle..., S. 67.

46 bauer, The Arab Revolt, New Outlook, Bd. 9, Nr. 6, S. 56.

47 Vgl. eric hobsbawn, Le bandit social, in Les priminfs de la revolte dans L'Europe moderne, Paris 1966, S. 27-44 (insbesondere S. 38-39).

48  bauer The Arab Revolte..., New Outlook, Bd. 9, Nr. 6, S. 56.

49 hurewitz, The Struggle..., S. 71. sykes, Orde Wingate, S. 107.

50 hurewitz, The Struggle..., S. 78.

51 BAUER, The Arab Revolt..., New Outlook, Bd. 9, Nr. 7, S. 24.

52 hurewitz, The Struggle..., S. 112.

53 Ebd. S. 97.

54 BAUER, The Arab Revolt..., New Outlook, Bd. 9, Nr. 7, S. 24.

55 hurewitz, The Struggle..., S. 89.

Editorische Anmerkungen:

Der Text wurde von der Red. trend gescannt. Als Vorlage diente "Das Ende Israels?" 1975 Berlin-West, S. 146 - 161. Bei diesem Buch handelte es sich um eine auszugsweise Übersetzung von „Le Sionism contre Israel" (Der Zionismus gegen Israel), dessen frz. Neuherausgabe vom Autor jetzt untersagt wurde.

"Das Ende Israels?" wurde übersetzt und bearbeitet von Eike Geisel und Mario Offenberg und in der Politikreihe (Nr. 61) bei Wagenbach 1975 in Westberlin herausgegeben. Es unterscheidet sich vom Originaltext, der 1969 erschienen, folgendermaßen:

"Zur editorischen Technik dieser Ausgabe sei noch folgendes vermerkt: es erwies sich aus mehreren Gründen als undurchführbar, die umfangreiche französische Originalausgabe ohne größere Kürzungen in deutscher Übersetzung herauszubringen. Der Mühe, sich komplizierte gesellschaftliche Prozesse begrifflich und historisch anzueignen, entsagt, wer einer um sich greifenden Tendenz sich unterwirft, die den Horizont der Aufklärung auf Umfang und Inhalt von Schulungsheften festschreibt. Der fortschreitende politische Analphabetismus, der auch für die hier untersuchten Fragen nur eine Handvoll erstarrter Formeln parat hat, ist Ausdruck dieser Entwicklung. Wichtige Bücher sind leider oft auch dicke Bücher. Weshalb die deutsche Fassung nun so drastisch ihres ursprünglichen Umfanges beschnitten ist, hat seinen Grund in der Logik des Marktes, gegen die ein progressives Verlagskonzept wenig ausrichtet. Vor der Alternative: Schublade oder Kürzung entschieden wir uns einmal für die vom Autor selbst mit erstellte Zusammenfassung von Teil II (die aus einer spanischen Ausgabe übernommen und mit geringfügigen Korrekturen versehen wurde) und eine kürzende Bearbeitung von Teil I. Die Kürzungen betreffen in der Hauptsache die Auseinandersetzung mit in der Tendenz gleichen, in der Nuancierung aber unterschiedlichen Interpretationen zionistischer Autoren, zum anderen eine ganze Reihe von aufgeführten Belegen. Wir hoffen, daß durch diese Beschränkung der wissenschaftliche Charakter und die Anschaulichkeit der Untersuchung von Weinstock keine entscheidende Einbuße erleiden. Eigennamen, politisch-organisatorische Termini, Institutions- und Ortsbezeichnungen wurden transkribiert aus dem Hebräischen bzw. Arabischen, und - soweit erforderlich - durch von den Herausgebern in Klammem eingefügte Erläuterungen erklärt. Nach Möglichkeit haben wir versucht, Zitate Weinstocks aus deutschen Quellen nach den Originalen zu zitieren, in anderen Fällen aber zugängliche deutsche Ausgaben zu benutzen. Der Anhang des französischen Originals (u.a. über marxistische Theoretiker zur Judenfrage, Grundsatzerklärungen von der I.S.O.-Matzpen) wurde nicht übernommen." (S.26)