Gesellschaftlicher Formzusammenhang
Anmerkungen zur Arbeit als Stoffwechsel mit der Natur

von
Peter Engels

08/04

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Marx schreibt in den Grundrissen: “Die Produktion ist durch allgemeine Naturgesetze bestimmt“ d.h. “dass das Subjekt, die Menschheit, und das Objekt, die Natur“ (...) Dass diese wesentlichen Verschiedenheiten die allgemeinen Bestimmungen ausmachen, d.h. “alle Epochen der Produktion haben gewisse Merkmale (...) gemeinsame Bestimmungen“. Es ist eine Abstraktion, und diese Abstraktion bezieht sich auf die historischen Daseinsform, die  soziale Existenz der menschlichen Arbeit und wird als geschichtlicher Entwicklungsprozess dargestellt. Da “das menschliche Arbeitsvermögen ein Stück Natur, ein natürliches Vermögen der Menschen nur sein kann“, das sich durch die Arbeit vergegenständlicht, d.h. “die produktive Fähigkeit, gehören zu seiner menschlich natürlichen Begabung (...), und (ist) “physiologisch bestimmt“ (R. Schlosser), zeigt, das der Mensch als ein Naturwesen im Bande des Naturzusammenhang steht, dem er nicht entfliehen kann.  

K. Marx sagte: “dass keine Produktion möglich (ist) ohne ein Produktionsinstrument, wäre diese Instrument auch nur die Hand“ Das bedeutet auch zugleich, das es sonst keine Gattungsgeschichte der Menschheit geben könnte und  dass dieser Prozess nur geschehen kann durch die Aneignung der Natur in der Form des menschlichen  Stoffwechsels, der gesellschaftlichen notwendigen Arbeit, als Produktion- und Reproduktion als ein Verhältnis zur äußeren Natur. 

Nur so erzeugt der Mensch sein Leben, und konsumiert die Natur. (...) “Eine Aneignung, die sich nichts zu eigen macht, ist contradictio in subjecto“. “Die Produktion bringt die den Bedürfnissen entsprechenden Gegenstände hervor; die Distribution verteilt sie nach gesellschaftlichen Gesetzen; der Austausch verteilt wieder das schon Verteilte nach dem einzelnen Bedürfnis; endlich in der Konsumtion tritt das Produkt aus dieser gesellschaftlichen Bewegung heraus, wird direkt Gegenstand und Diener des einzelnen Bedürfnisses und befriedigt es im Genuss" (K. Marx, Grundrisse). 

Aber dieser Natur-Zusammenhang zwischen der “Produktion, Distribution, Austausch und Konsumtion“, der menschliche Stoffwechsel, ist durch die geschichtliche Tat der Menschen, zerrissen worden. So wird ihre “Gemeinschaftliche Produktion- und Reproduktion“ in der kapitalistischen Produktion vollkommen vernichtet und zerstört bzw. aufgehoben und durch das Privateigentum ersetzt.

“Die Ware ist die Zellenform des bürgerlichen Privateigentums“ (...) Die bürgerliche Subjektivität vermittelt sich über das Privateigentum, das als Tauschwert die soziale Beziehungen der Bürger untereinander regelt“ (H.-J Krahl). Die Produktion und Reproduktion erscheint jetzt als eine Verdoppelung, die durch verschiedenen gesellschaftliche Sphären nebeneinander verselbständigt bestehen. Z.B. in der Form der private Arbeitsteilung, als Doppelcharakter der in der Ware dargestellten Arbeit, als abstrakte und konkrete Arbeit, Gebrauchswert und Wert etc. 

Erst durch die verschiednen Erscheinungen der Gesellschaft konnte Marx durch die wissenschaflich-geschichtliche Analyse die innere Organisation der kapitalistischen Produktionsweise bestimmen, dass die Produktion- und Reproduktion der kapitalistischen Gesellschaft  zur einer “äusserlichen Notwendigkeit“ geworden ist, d.h. “In der Produktion objektiviert sich die Person, in die Person subjektiviert sich die Sache“, und es “treten (dann) die verschiednen Formen des gesellschaftlichen Zusammenhang dem Einzelnen als blosses Mittel für seine Privatzwecke entgegen“. 

Diese Form des Stoffwechsels wird von der bürgerlich-kapitalistischen Ökonomie, vom Kapital, als ein allgemeines, ewiges und umumstössliches Naturgesetz und Naturverhältnis“ aufgefasst. Gerade diese Entfremdung der ArbeiterInnen von der Produktion, “Arbeit in der Form von Lohnarbeit, Nicht-Eigentum an Produktionsmittel sowie das individuelle Recht sich als Ware Arbeitskraft mehrwertproduzierend ausbeuten zu lassen“ (H.-J Krahl), wird durch die kapitalistische Produktion und Reproduktion hergestellt und ist ihre Grundlage, die immer wieder auf’s neue entsteht: Ein gesellschaftlichen Formzusammenhang mit verdinglichten, verselbständigten Kategorien, unkontrolliert und  ohne vermittelten Plan naturwüchsig fungierend.

Editorische Anmerkungen:

Dieser Artikel wurde uns vom Autor mit der Bitte um Veröffentlichung überlassen.