Schweinemastbetriebe lohnen sich
erst ab einer Größe von über 1000
Tieren. Denn der Verdienst für ein
Schlachtschwein liegt bei etwa 10
bis 15 Euro nach Abzug aller Kosten.
Die meisten kleinen und mittleren
Landwirte haben die Schweinemast
aufgegeben oder nur noch für den
regionalen Bedarf aufrecht erhalten.
So berichtet ein Landwirt aus dem
Landkreis Offenbach, dessen Betrieb
bis vor einigen Jahren vor allem von
der Schweinemast lebte, dass er
einen 16-Stunden-Tag gehabt habe,
bis er schließlich krank wurde und
den Betrieb umstellen musste.
Die
Schweine werden in ca. sechs bis
sieben Monaten bis zu einem
Schlachtgewicht von 100 bis 120
Kilogramm gemästet. Der derzeitige
Durchschnittspreis pro Kilogramm
Schlachtgewicht liegt bei 1,66 Euro.
Ca. 63 Prozent Muskelfleisch hat
dann ein Schwein. Angenommen, diese
63 Prozent werden als
Schweineschnitzel für 7,80 Euro je
kg bei Aldi verkauft, so heißt das,
dass 65 Prozent dieses Preises beim
Schlachter und vor allem beim
Händler verbleiben. Auch bei diesem
billigen Fleisch ist der
Hauptprofiteur der Händler. Die
Aldi-Brüder und Dieter Schwarz
(Lidl-Gruppe) sind nicht durch
eigene Arbeit zu den drei reichsten
Männern Deutschlands aufgestiegen
mit einem Vermögen von zusammen ca.
60 Milliarden Euro.
Am
Freitag, dem 26. Juni 2020, führte
die Bundeslandwirtschaftsministerin
Julia Klöckner ein Branchen-Treffen
Fleisch „Vom Stall bis zum Teller“
durch. An ihm nahmen „Vertreter von
Landwirten, Schlachtbetrieben und
Handelsunternehmen teil,
Tierschützer, Verbraucherschützer
und Vertreter des Kartellamtes. Die
von Klöckner eingesetzte
Borchert-Kommission hatte im Februar
eine Steuer von 40 Cent pro Kilo
Fleisch vorgeschlagen. Das Geld
solle in einen Fonds fließen, aus
dem Landwirte dann Mittel für
Stallumbauten oder -neubauten
bekommen können. Dafür sprach sich
nun Klöckner aus.“
In
den großindustriellen
Schlachtbetrieben wie Tönnies, wo
25.000 Schweine pro Tag geschlachtet
werden, wird oft mit Werkverträgen
mit Subunternehmern aus östlichen
Ländern gearbeitet. Offiziell
bekommt ein Arbeiter bei Tönnies
zwar den Mindestlohn von 9,35 Euro
je Stunde. Der Arbeiter erhält davon
aber bestenfalls 6,60 Euro. Diese
Zustände sind ein Grund dafür, warum
die Agrarplattform im
Internationalistischen Bündnis
höhere Erzeugerpreise auf Kosten der
Handels- und Nahrungsmittelkonzerne
fordert. „Erzeugerpreise unter den
Produktionskosten müssen unterbunden
werden!“, erklären die Landwirte,
die sich in dieser Plattform im
Internationalistischen Bündnis
zusammengeschlossen haben.
Wer
wird nun hauptsächlich von den 40
Ct./kg „Tierwohl-Abgabe“
profitieren? Da dadurch das Fleisch
teurer werden soll, bleiben die
Profite der Großschlachtereien und
der Handelsmonopole wie Aldi, Lidl
und Edeka unangetastet. Im
Gegenteil, sie können ihre Preise
weiter mit der Begründung des
„Tierwohls“ nach oben treiben. Der
Tierschutz-Präsident Thomas Schröder
äußerte sich enttäuscht über das
Treffen: "Es wurde geredet, es wurde
sich ausgetauscht. Aber konkret
wurde es nicht."
Natürlich sind wir nicht für
billiges Fleisch um jeden Preis.
Übermäßiger Fleischkonsum ist ja
auch ungesund. Gesunde und
preiswerte Nahrungsmittel für die
Bevölkerung, Erzeugerpreise, die die
Produktions- und Investitionskosten
decken, nachhaltige
Landschaftspflege, dafür steht die
bereits erwähnte Agrarplattform im
Internationalistischen Bündnis, in
dem auch die MLPD mitarbeitet. Es
beschreibt sich selber so: „Sie
wurde von einigen Milchbauern aus
Brandenburg, der Eifel und vom
Niederrhein aus der Taufe gehoben
und versteht sich als kämpferische
Richtung unter den Klein- und
Mittelbauern“. Ihre Stärkung ist ein
richtiger und wichtiger Schritt,
dieser kämpferischen Richtung genau
die Schlagkraft zu verleihen, die
sie gegen die Monopole und ihre
Politiker in Berlin braucht.
Das
ist die Zukunft und nicht die
„Tierwohl-Abgabe“ von Frau Klöckner,
mit der die Massen dafür geschröpft
werden, dass die Monopolpolitiker
den Großagrarieren und
Großschlächterein seit Jahren
Maximalprofite zuschanzen, während
die Klein- und Mittelbauern
zunehmend ihre Höfe
dichtmachen müssen.