Dienstag, 23. Juni
2015
Als Mitglied der Partei „ Die
Linke“ hat mich wieder einmal die Bundestagsabgeordnete meiner
Partei „ Die Linke“ Sevim Dagdelen entsetzt. Die „ Genossin“
sprach zur Entwicklung in Kosova vor einigen Tagen im Bundestag.
Seit dieser Rede sind die Zeitungen in Kosova voll mit Auszügen
aus diesem Text.
Die reaktionären kosovarischen
Medien benützen die Rede dazu,, die Linke in Kosova und
Deutschland zu diskreditieren. Die ahnungslose Dagdelen
erklärte zur Situation in Kosova und Mazedonien: „ Die UCK überzieht
Mazedonien unter dem Schutz deutscher Panzer mit Terror“ und weiter-
„ mit der Anerkennung Kosovas wurde das Völkerrecht gebrochen“. Frau
Dagdelen belegt mit diesen Äußerungen wiederum ihre reaktionäre
Grundhaltung, welche mit dem Marxismus nichts gemein hat und völlig
von der konkreten Situation abstrahiert. In Mazedonien ist eine
rechte Regierung unter Grusevski an der Macht. In Mazedonien hat der
Privatisierungsprozess zu extremer Armut geführt. Die
Arbeitslosigkeit liegt offiziell bei über 30%. Besonders hoch ist
die Arbeitslosigkeit unter der albanischen Bevölkerung. Albaner und
Roma werden in Mazedonien, bei der Vergabe von staatlichen Stellen
und der wenigen Sozialleistungen extrem benachteiligt. Gleichzeitig
erzielen internationale Investoren aufgrund der niedrigen Löhne in
Mazedonien, enorme Extraprofite. Grusevski regiert zusammen mit der
Partei des Ex – UCK Führers in Mazedonien, Ali Ahmeti. Beide
Parteien bereicherten sich auf der Basis der Korruption, sowie der
Klientelwirtschaft. Rebellion ist demzufolge gerechtfertigt. Der
wichtigste Handelspartner aus den EU Staaten ist für Mazedonien
Deutschland-. Auch Mazedonien wurde durch deutsche Exporteure kaputt
exportiert. In Mazedonien werden kritische Journalisten verfolgt und
verhaftet.
All dies interessiert diese
sogenannte deutsche Linke Dagdelen nicht. Sie steht objektiv an der
Seite der mazedonischen Regierung. Die Kämpfe in Komanova waren eine
Provokation der mazedonischen Regierung, um den sozialen Protest der
einfachen Menschen in Mazedonien im nationalistischen Taumel zu
ersäufen. Gleichzeitig nahm Dagdelen wieder gegen das
Selbstbestimmungsrecht Kosovas Stellung. Offensichtlich übersieht
sie die Tatsache, dass Kosova faktisch eine EU Kolonie ist. Kosova
hat keinerlei Souveränität. Als Lösungsmittel empfiehlt sie den
alten serbischen Kolonialismus Sie fordert Kosova bei Serbien zu
belassen. Denn für die abstrakte Metaphysikerin Dagdelen haben einst
bestehende Grenzen faktisch einen Heiligenschein. Dies hat mit einer
marxistischen Position soviel gemein wie eine Kuh mit dem
Schlittschuhlaufen.
Lenin sprach sich 1905 für die
Unabhängigkeit Norwegens von Schweden aus, um die Beziehungen
zwischen norwegischen und schwedischen Arbeitern nicht zu belasten.
Die Bolschewiki akzeptierten das Selbstbestimmungsrecht Finnlands.
Lenin führte seinen letzten Kampf gegen Stalin in der georgischen
Frage. Lenin war der Meinung, dass Stalin das Selbstbestimmungsrecht
Georgiens verletzte. Der serbische Sozialistenführer Tucevic
forderte im Januar 1914 in seinem Buch „ Serben und Albaner“ die
serbischen Sozialisten dazu auf ,dass „Recht Kosovas auf Loslösung
von Serbien“ zu akzeptieren. All dies hat die Sevim Dagdelen nicht
auf ihrem politischen Schirm. Mit ihrem abstrakten Bezug auf das
Völkerrecht und den „ heiligen Grenzen“ hat sie die einstige Haltung
der französischen Kolonialisten gegenüber Algerien. Bis 1962
bezeichneten die französischen Kolonialisten Algerien als „
unveräußerlichen Bestandteil Frankreichs“. Frau Dagdelen hat
gegenüber Kosova, die selbe Haltung wie einst General De Gaulle
gegenüber Algerien. Eine linke Haltung ist dies nicht. Zudem schadet
Frau Dagdelen mit ihrer Rede im Bundestag vor wenigen Tagen der
kosovarischen Linken. Die rechte albanische Presse nützt den
reaktionären Unfug von Frau Dagdelen aus, um die Linke in Kosova zu
schwächen. An all dies denkt die Dame in Berlin nicht.
Es bleibt jedoch zu bilanzieren:
Frau Dagdelen hat zum Balkan und zu Kosova eine reaktionäre Haltung.
Ihre Position gegenüber Kosova ist identisch mit der Haltung der
serbischen Tschetniks.
Editorische
Hinweise
Der Kommentar
wurde am 23.6.2015 bei Kosova-Aktuell veröffentlicht. Wir
erhielten ihn von Max Brym, der bei uns die Rubrik Berichte aus
Kosova redigiert zur Zweitveröffentlichung.
"Kommentare zum
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