trend spezial: Berichte aus Kosova redigiert von Max Brym

Kosova - Zum Tod von Arbenor Dehari

von Max Brym am 13.06.2014

07-2014

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Es ist unfassbar mein Freund Arbenor Dehari ist diese Woche in Prishtina gestorben. Ich weine bin traurig und wütend. Die Natur ist grausam. Mit nur 28 Jahren verstarb der Aktivist der „ Bewegung für Selbstbestimmung“ (VV) Arbenor Dehari.  Arbenor war nicht nur ein enger Freund, er war ein furchtloser Kämpfer, ein Patriot und Internationalist.


Einige male wurde Arbenor von der UNMIK und EULEX Polizei in Kosova verhaftet. Nichts brach jedoch seine Überzeugung. Arbenor kämpfte für Demokratie, für das Recht auf Selbstbestimmung und für soziale Gleichheit.Daneben war er ein herzensguter Mensch, ein wahrer Freund, und politisch und sprachlich sehr talentiert. Wie grausam kann die Natur zuschlagen. Arbenor hinterlässt eine Ehefrau, Geschwister und Eltern. Ihnen gilt mein ganzes Mitgefühl. So ich kann jetzt nicht mehr schreiben, Tränen der Wut und der Trauer überfluten meinen Computer

Leb wohl Arbenor wir haben dich verloren werden aber in deinem Sinn weiterkämpfen.

Max Brym

Dokumentation – Interview mit Arbenor Dehari aus dem Jahr 2013 zu den Kommunalwahlen in Kosova in der „ Schaffhausner Arbeiterzeitung“ ( AZS )

TEST FÜR EINE JUNGE DEMOKRATIE
Eine linksoppositionelle Bewegung hat bei den Wahlen in ganz Kosova versucht, lokale Mandate zu erobern... 

Text und Bilder Mattias Greuter / schaffhauser az

Kurz vor den ersten Kommunalwahlen, an denen die gesamte Republik Kosova teilnehmen soll, ist die Stimmung in der Hauptstadt Prishtina ruhig und entspannt. Staatspräsidentin Atifete Jahjaga hat immer wieder betont, die Wahlen seien ein Test für die politische Reife der jungen Demokratie – schliesslich arbeitet die Regierung auf einen baldigen EU-Beitritt hin. Bei den Wahlen des Nationalparlaments vor knapp drei Jahren wurde der PDK (Demokratische Partei Kosovas) von Ministerpräsident Hashim Thaçi Wahlbetrug im grossen Stil nachgewiesen – unter anderem liess sie Tausende von Toten für sich wählen. Die Schweizer Botschafterin Krystyna Marty Lang zeigt sich beim Besuch der «az» optimistisch: «Dieses Mal werden die Wahlen fairer ablaufen. Einige der Betrüger wurden verurteilt, und es gibt erstmals eine EU-Wahlbeobachtungs-Mission, an der sich auch die Schweiz beteiligt.»

ARBNOR
Um möglichst faire Wahlen zu gewährleisten, haben alle teilnehmenden Parteien das Recht, ihrerseits ebenfalls Wahlbeobachter an den Urnen zu platzieren. Arbnor Dehari ist als Parteisekretär der linksoppositionellen Lëvizja Vetëvendosje (Bewegung für Selbstbestimmung) für die Organisation des Wahlkampfs und der «Sicherung der Stimmen» im Bezirk Pristina zuständig. Er wuchs in Bern auf, nachdem seine politisch aktiven Eltern in die Schweiz fliehen mussten. Nach dem Krieg (1998/99) kehrte Arbnor für ein Auslandjahr zurück. Die fast vergessene Heimat gefiel Arbnor, er blieb in Pristina und wurde bald Vetëvendosje-Aktivist.

«Die Bewegung für Selbsbestimmung hat sich mit friedlichen Aktionen wie Kundgebungen und Strassentheater dafür eingesetzt, dass der politische Status Kosovas geklärt wird», erklärt Arbnor in fast akzentfreiem Deutsch. «Mit der Unabhängigkeitserklärung hat Kosova einen Schritt vorwärts gemacht, aber gleichzeitig auch drei zurück», sagt der Aktivist und meint damit, dass es sich um eine international überwachte Unabhängigkeit handelt. Die Vetëvendosje kritisiert die Präsenz der EU- und UN-Missionen scharf und demonstrierte auch mit unzimperlichen Methoden dagegen: UN-Vertreter, die mit Serbien verhandelten, wurden mit Eiern beworfen, EU-Fahrzeuge auf das Dach gekippt und der Schriftzug auf UN-Fahrzeugen mit Farbsprays zu «FUND» (Ende) oder «TUNG» (Tschüss) erweitert.

Ein Schlüsselmoment in der Geschichte der Vetëvendosje ist der 10. Februar 2007: Bei einer Grosskundgebung gegen die UN-Präsenz wurde der Demonstrationszug von einer Polizeisperre aufgehalten. Die Aktivisten beschlossen, die unbewaffneten Polizisten zur Seite zu drängen, nicht wissend, dass dahinter eine rumänische UN-Spezialeinheit Stellung bezogen hatte. Diese reagierte mit brutaler Härte und schoss einzelnen Demonstranten aus nächster Nähe mit Gummi¬geschossen auf Kopf und Brust. Zwei Aktivisten starben, zahlreiche wurden verletzt. Die Gewalt gegen eine weitgehend friedliche Demonstration löste eine Welle der Sympathie für die Bewegung aus, der sich immer mehr Aktivisten an¬schlossen. «2010 haben wir basisdemokratisch entschieden, erstmals an den Wahlen für das nationale Parlament teil¬zunehmen», erinnert sich Arbnor. Die Vetëvendosje erreichte 14 von 100 Sitzen und wurde auf Anhieb zur drittstärksten Partei des Landes. Ihre Themen im Wahlkampf beinhalten unter anderem den Aufbau eines öffentlichen Verkehrs, die Schaffung von günstigen Kindergärten, die Verbesserung der Wasserversorgung und die Einführung des Referendums. Übergeordnet bleiben die Bekämpfung der grassierenden Korruption und die Selbstbestimmung des Landes ohne Einmischung der UNO- und EU-Missionen die wichtigsten Themen.

KOSOVA, UNABHÄNGIG SEIT FÜNF JAHREN
Am 17. Februar 2008 hat das kosovarische Parlament die Republik als unabhängigen Staat ausgerufen. 105 von 193 UNO-Ländern haben die Unabhängigkeit anerkannt. Dennoch liegt ein Teil der politischen Macht weiterhin bei den Missionen der UNO und der EU. 92 Prozent der Bevölkerung ist albanischstämmig. Grosse Teile der serbischstämmigen Minderheit, die im Norden eine lokale Mehrheit bildet, erkennt die Regierung in Prishtina nicht an. Aus Rücksicht auf diese Minderheit und die labilen Beziehungen zu Serbien wird der Staat von der internationalen Gemeinschaft «Kosovo» genannt, was der serbischen Schreibweise und Aussprache entspricht. Die Mehrheit der Bevölkerung bevorzugt jedoch die albanische Bezeichnung «Kosova».

Kosova ist der ärmste Staat des ehemaligen Jugoslavien. Die Arbeitslosigkeit liegt gemäss offiziellen Zahlen bei etwa 45 Prozent, die Jugendarbeitslosigkeit sogar bei 70 Prozent. Das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist über 20 mal kleiner als das der Schweiz, der Durchschnittslohn liegt bei 250 bis 300 Euro. (mg.)

 

Ne shenjë respekti e nderimi për mikun Arbnor Dehari, i cili dje u nda papritur nga ne, më poshtë po postoj pjesë nga një inetervistë në gjuhën gjermane (të cilën do të përpiqem që së shpejt ta përkethej edhe në shqip) të bërë nga gazetari i "Gazetës së punëtorëve" (AZS) të Schaffhausenit në tetor të vitit të kaluar: