Zensur in den USA
Der "Antiterrorkrieg" in den USA kollidiert mit der "Pressefreiheit"

von tierr@
07/05

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onlinezeitung

Der "Antiterrorkrieg" der vom Weißen Haus weiterhin aufrechterhalten wird, beginnt mit den Interessen der professionellen, nordamerikanischen Presse zu kollidieren, die sich in ihrer "Freiheit von Meinung und Ausdruck" durch die einschränkenden Normen, welche die "Antiterror"-Gesetzgebung beinhaltet, d.h. durch die Gesetze zur Verteidigung der "Nationalen Sicherheit", betroffen sieht. Medien, Organisationen und JournalistInnen rebellieren gegen die Anordnungen, durch welche sie gezwungen werden, ihre Quellen offenzulegen oder ihre Materialien an die CIA und die Gerichte der Justiz auszuhändigen.

Der sog. "Patriot-Act " ( die gesetzlich-juristische Verfahrensbasis des "Antiterrorkrieges" ), die nach dem 11-S eingeführt wurde gestattet, daß alle Angestellten im Bereich der Sicherheit ( Polizeien sowie Kräfte der "Intelligenz" ), ohne ausdrückliche Autorisierung, Zugang zu E-Mails, Telefongesprächen bis hin zu Videos über alltägliche Aktivitäten beliebiger BürgerInnen besitzen.

Von der willkürlichen Verhaftung der EinwohnerInnen ohne formelle Anschuldigung, der Verfolgung von MigrantInnen, juristischen Prozeßen ohne Rechtsgarantien und Datenschutz und der Nichtauschließbarkeit einer "undefinierten" Verhaftung ohne Verhandlung, bis zur heftigsten "Hexenjagd", zeigt das gegenwärtige politische und soziale Panorama Nordamerikas dominiert.

Die Organisationen der Presse und der Verteidigung der Meinungs-und Ausdrucksfreiheit weisen bereits seit geraumer Zeit darauf hin, daß der "Patriot-Akt" das Recht auf Information, welches durch die Nordamerikanische Verfassung erteilt wird, unterwirft und bricht.

" Während Krieg im Namen der Demokratie geführt wird, greift die Regierung der Vereinigten Staaten die Presse durch Beschneidungen an - obwohl jene JournalistInnen, die sich mit Gefängnisstrafen konfrontiert sehen, nichts anderes taten, als bestimmte Prinzipien zu wahren, welche durch die Verfassung bestätigt sind.", so vergangenen Donnerstag der Kommentar der Nachrichtenagentur Reuters.

Organisationen und Journalistinen klagen an, daß die Pressefreiheit in den USA - auf dem Rennpferd der "Antiterror-Gesetzgebung" - schwere Rückschritte erlitten hat und zugleich das Anwachsen der Manipulation von Informationen und die Verbreitung von Falschmeldungen / Nachrichten, welche das Weiße Haus mittels bezahlter JournalistInnen betreibt.

Die fachlich spezialisierte Organisation "Freedom House", kommt zu dem Schluß daß, entgegen der konventionellen Legende, die Medien der USA seien die "freiesten der Welt ", die Pressefreiheit in diesem Land " ganz entscheidene Rückschritte in der Materie " erlitten hat.

Mitte März schloßen sich mehr als 50 journalistische Organisationen der USA in einer Kampagne zusammen, deren Ziel es war, den "Sekretismus der Information" der republikanischen Administration unter George W. Bush zu bekämpfen.

Dieselben JournalistInnen und Organisationen klagen an, daß das Weiße Haus Gelder aus öffentlichen Fonds, zur Produktion von falschen oder manipulierten "Nachrichten" und deren Verbreitung in den Kommunikationsmedien benutzte - trotz der anwachsenden Kritik von Organisationen zur Verteidigung der Pressefreiheit.

Die Polemik bezüglich des "Sekretismus der Information" und die offizielle Zensur erlangte letzte Woche von Neuem Gültigkeit, als der Oberste Gerichtshof die Rechteingaben zweier JournalistInnen zurückwies, die sich geweigert hatten, Erklärungen über die Filterung der Idendität einer CIA-Agentin abzugeben.

Die BerichterstatterInnen hatten das Höchste Gericht ersucht, eine Frage, die bereits seit mehr als 30 Jahren diskutiert wird, einer neuerlichen Prüfung zu unterziehen: Können JournalistInnen in Haft genommen werden, wenn/weil sie sich weigern, ihre Quellen preiszugeben?!

Judith Miller, von der Tageszeitung The New York Times und Matthew Cooper von dem Wochenblatt Time, waren bis zur höchsten Instanz gegangen, um die Offenlegung ihrer vertraulichen Quellen zu verweigern, durch welche 2003 der Name der CIA-Agentin Valerie Plame aufgedeckt worden war.

Die Staatsanwälte forderten von beiden JournalistInnen, daß sie die Informationen in deren Besitz sie waren, übergeben sollten, woraufhin Miller und Cooper ihre Prozeße in der ersten Instanz verloren. Im Anschluß brachten sie ihre Fälle bis vor die Instanz des Obersten Gerichtshofes der Justiz.

Die Zurückweisung des Höchsten Gerichtes bedeutet, daß sich Matthew Cooper/Time und Judith Miller/ The New York Times mit einem Urteil von 18 Monaten Gefängnis konfrontiert sehen, weil sie sich weigern, die Quellen preiszugeben, welche zur Aufdeckung der CIA-Funktionärin Valerie Plame geführt hatten.

Der Direktor der New York Times, Arthur Sulzberger, klagte in einem Kommunique´ an: "Es ist unglaublich, daß Judy eine Gefängnisstrafe ableisten muß, weil sie auf routinemäßige Weise Informationen über einen öffentlich relevanten Fall sammelte und ihren Quellen gegenüber Wort gehalten hat."

JournalistInnen aus insgesamt 34 Ländern und verschiedenen Organisationen baten das Höchste Gericht um Intervention, indem sie darauf verwiesen, daß der Schutz vertraulicher Quellen ein unerlässlich wichtiges Moment der Nachrtichtenrecherche darstellt.

" In einer Zeit, in welcher die Medien, nach diversen Skandalen, darum kämpfen, das öffentliche Vertrauen zurück zu gewinnen, erleiden die BerichterstatterInnen den Druck, daß ihnen, in einem Moment, in dem die Regierung den "Krieg gegen den Terrorismus" erklärt hat, nicht gestattet wird durch ihre Prinzipien, die Seite der "Sicherheits"-Normen, zu verlassen. ", so Reuters vergangenen Donnerstag

Die Zeitschrift Time ihrerseits, gab letzte Woche zur Kenntniss, daß sie den Lap-Top des Journalisten Cooper ( der seine Weigerung gegenüber dem Gericht aufrechterhält ) an einen Geschworenen aushändigen wird; trotz Cooper´s "Wunsch" ins Gefängnis zu gehen, um damit das Versprechen, seine Quellen zu schützen, einzuhalten.

Dieses Vorgehen von Time wurde von der Internationalen JournalistInnen Föderation, mit ca. 500.000 MitgliederInnen in mehr als 100 Ländern, scharf kritisiert : "Dies ist ein " fundamentaler Verrat " an den Prinzipien der Pressefreiheit."

" Sie haben den Krieg gegen die JournalistInnen erklärt und, in Ausweitung, gegen jede Informationen, von welchen die Regierung will, daß die Leute sie nicht erfahren", lautete die Erklärung der Tageszeitung The Seattle Times in ihrem Editoral.

Lucy Dalglish, Vorsitzende des journalistischen Komitees für Pressefreiheit unterstrich, daß die gerichtliche Macht seit dem 11.Sep.2001 zusehehnds agressiver wurde/wird, um von den JournalistInnen die Herausgabe von Informationen zu erzwingen: "Wir haben in den letzten Monaten mehr entsprechende Fälle an den föderalen Gerichten erlebt, als in den vergangenen 35 Jahren. Seit dem 11-S werden mehr und mehr Geheimisse von der föderalen Regierung zurückgehalten ".

Das Komitee zum Schutz der JournalistInnen ( CPJ ) bezeichnet das Geschehen um die beiden KollegInnen der Time und der The New York Times als einen schlechten Präzidenzfall für Länder mit repressiven Regierungen. "Präsident George W. Bush verbreitet die Notwendigkeit einer größeren Freiheit der Presse in Rußland, dem Mittleren Orient und in Asien...aber die Botschaft der Staatsanwälte und Gerichte der Vereinigten Staaten wird von den Regionen der Welt, in welchen es Repression gibt, besser verstanden", so CPJ

Verschiedene SpezialistInnen verlautbaren, daß die Sicht der Mehrheit des amerikanischen Volkes und jene der Medien, sich in getrennter Weise entwickeln. "Für die Mehrheit der Leute ist es schwer erkenntlich, weshalb das Recht eines/einer Journalkisten/tin seine/ihre Quellen zu schützen, einen Angriff auf die nationale Sicherheit darstellen soll ", erklärt etwa Rodney Smolla, von der Universität zur Gesetzgebung, in Richmond.

 

Editorische Anmerkungen

Dieser Text ist eine Übersetzung des Artikels: " Secretismo" y censura " / IAR-Noticias:
http://iarnoticias.com/secciones_2005/norteamerica/0048_prensa_antiterrorismo_04jul05.html
 und erschien bei Indymedia.