Betrieb &  Gewerkschaft

Dresden am 29.5.2020
24-Stunden-Streik bei Global Foundries


eine RF-News-Korrespondenz

06/2020

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Beim Chiphersteller Global Foundries in Dresden begann heute, pünktlich um 14 Uhr am Tor 2, unter dem Motto: „Wir lassen uns nicht für dumm verkaufen! Geschäftsführung blockiert weiter Verhandlungen. 24h-Streik - jetzt!“ der gewerkschaftliche Streik um einen Tarifvertrag.

Im Flugblatt der IGBCE, das schon ab 13.30 Uhr am Tor verteilt wurde, heißt es:

"Liebe Kolleginnen und Kollegen,

nach unserem Warnstreik im März haben wir aufgrund der Krisensituation unseren Kampf für einen Tarifvertrag kurzfristig zurückgestellt.Solidarisch zusammenhalten gegen die Corona- Krise ist für uns selbstverständlich!

Die Geschäftsführung von Globalfoundries missbraucht unsere Solidarität und Einsatzbereitschaft und blockiert die notwendigen Tarifverhandlungen jetzt komplett. Wir sind bereit zu verhandeln und haben das immer wieder klar kommuniziert. Wir lassen uns aber nicht wieder auf Monate oder Jahre vertrösten und für dumm verkaufen!

Für viele Probleme gibt es von der Geschäftsführung keine Lösungsvorschläge. Im Gegenteil, die momentane Situation ist ausgenutzt worden:

  • Den Kollegen im CPS3.0 wurde grundlos Urlaub gestrichen
  • Es wurden zusätzliche Schichten angewiesen, die nicht von einer Betriebsvereinbarung abgedeckt sind
  • In den Teilzeitverträgen werden die Kollegen zu Dingen genötigt, die das Teilzeitbefristungsgesetz nicht hergibt
    die betriebliche Altersvorsorge ist für viele völlig intransparent geändert worden.

Corona ist keine Entschuldigung für dieses Verhalten und zeigt einmal mehr, dass ein Tarifvertrag bitter nötig und überfällig ist! Es gibt volle Auftragsbücher und Geldtöpfe und die Einsatzbereitschaft der Kolleginnen und Kollegen muss endlich tariflich anerkannt werden!


… Unser Ziel ist nach wie vor: Reduzierung der Arbeitszeit um 90 Minuten in der Wechsel- und E- Schicht. Und zwar ohne Urlaubskürzungen und ohne Extra- Schichten!
Außerdem: ein gerechtes und transparentes Entgeltsystem….“

Natürlich ließen wir es uns von der MLPD nicht nehmen, unsere Glückwünsche und unsere Solidarität mit diesem berechtigten Streik auszudrücken!

Da wir vor dem Betrieb schon oft Flugblätter oder Erklärungen der MLPD verteilt hatten, kennen wir auch einige Kolleginnen und Kollegen, die sich sichtlich gefreut haben, dass wir zu Beginn der Aktion selbstverständlich gekommen sind.

Die Kollegen (mit schickem IGBCE-Mund-Nasenschutz) sind sehr selbstbewusst, die Stimmung ist kämpferisch und aufgeschlossen. Ein Kollege berichtete, dass im Betrieb ausgehend von der Geschäftsführung eine ziemliche Hetze gegen diesen Streik betrieben wird, dass einige kämpferische Kollegen schon „entsprechende Droh-Mails“ bekommen hätten, aber der Rückhalt und die Wut, v.a. der Kollegen im Schichtbetrieb sehr groß sei.

In den bürgerlichen Medien in Dresden wird ebenfalls gegen diesen Streik Stimmung gemacht. So zitierte die DNN (Dresdner Neueste Nachrichten) in einem Artikel heute den Sprecher der Geschäftsführung: Er kritisierte den Streik als „verantwortungslos, mitten in der größten Wirtschaftskrise unseres Landes“. Außerdem wird seine Ansicht zitiert, dass die Gewerkschaftsführer jeden „Realitätssinn verloren“ hätten!

Ein Schelm, wer Böses dabei denkt, dass nur der Sprecher der Geschäftsleitung nicht aber Kollegen oder die IGBCE Stellung nehmen durften!

In einer Zeit, in der die Konzerne mithilfe ihrer Regierungen die Krisenlasten der Weltwirtschaftskrise, die sich durch die Corona- Pandemie verschärft hat, voll auf die Massen abwälzen wollen, ist ihnen so ein Streik natürlich ein Dorn im Auge. Das ist ein bedeutendes Signal über die Konzerngrenzen hinaus und muss auch weiter verbreitet und unterstützt werden.

Wir finden ihn genau richtig und ein Kollege war sofort bereit, der Roten Fahne ein Interview zu geben, nachdem ich ihn fragte, ob er einem Magazin ein Interview geben möchte, die an der Seite der kämpfenden Kollegen steht und über die berechtigten Forderungen berichtet, anstatt einseitig zu hetzen!

Wir werden die Aktion weiterhin tatkräftig unterstützen und zu den Schichtwechseln - bis morgen um 14 Uhr - natürlich vor Ort sein! Die Diskussion um den berechtigten gewerkschaftlichen Kampf wollen wir mit dem Kampf gegen jede Ausbeutung und Unterdrückung verbinden - dem Kampf um den echten Sozialismus!

Die Kollegen freuen sich sicher auch über Stimmen aus anderen Branchen oder Städten, wir werden Euch weiter Bericht erstatten! 

Quelle: https://www.rf-news.de/2020/kw22/24-stunden-streik-bei-global-foundries