Betrieb & Gewerkschaft
Von Kollegen für Kollegen

Berliner Betriebsflugblätter

Diesmal: "Vitamin C" (Charité) vom 16. Juni  2016

06/2016

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Von Kollegen für Kollegen...

Solidarische Enteritis

Was das ist? Nun, ganz plötzliche Bauchschmerzen und Durchfälle, die auch über einige Tage anhalten können und einem am Arbeiten hindern. Gehört hat davon wohl schon jeder einmal. Und Solidarische Enteritis? Genau! Diese Bauchschmerzen treten auf, wenn einem zusätzliche Arbeit zum Brechen eines Streiks übergeholfen wird und man, warum auch immer, sich nicht traut „Nein“ zu sagen. Wie wir darauf kommen? Nun, die Vivantes - Grebe (dortige Chefin) lässt es nicht nur den Focus wissen. Trotz Streiks soll der Betrieb regulär weiter laufen. Die Ärzt_innen, Schwestern und Patient_ innen berichten von eher ziemlich chaotischen Zuständen.
Siebe fehlen, Oberärzte schieben die Betten, elektive OPs werden abgesagt. Also brauchen sie bei Vivantes doch Streikbrecher. Leitungen, Leasingpersonal und Werkverträgler_ innen vor Ort. Und fast sicher unsere Steri - Straßen an der Charité. Und spätestens dann überkommt es einen, dieses unheimliche Bauchgrummeln!

Oder KOTZEN

Das geht auch ganz ohne Finger in den Hals stecken. Man muss nur den Forderungskatalog des Wirtschaftsrates der CDU Berlin anschauen. Nach diesem soll Berlin zur führenden
„Medizintourismusdestination“ werden. 150 Mio würden ja schon heute von 20.000 Patient_innen nach Berlin gebracht. Die CDU und wohl nicht nur die will also Medizin für die Reichen dieser Welt statt einer Gesundheitsversorgung für alle! Es geht noch weiter: Der Rat schlägt doch glatt die Einführung einer digitalen Patientenakte vor. Ganz neu und so innovativ… fast so wie der Vorschlag, diese Patientenakte „unter pragmatischer Anwendung des Datenschutzes“ zu gebrauchen. Herrlich passend zur Gesundheitsdestination wird Berlin auch zur Hauptstadt der Papparazi, die auf diese Art sicher ganz neue Bilder und Informationen direkt aus der Patientenakte verwursten können.

Zutiefst moralisch verlogen

Gleich vorweg – natürlich ist die Reaktion vom Bosporus - Sultan Reccep Tayip Erdogan und seiner AKP-Getreuen auf die Armenien-Resolution des Bundestages zum Kotzen. Geschenkt
– war zu erwarten. Aber mal ehrlich – den Völkermord an den Armeniern zu verurteilen, ohne auch nur zu erwähnen, dass damals maßgebliche Teile des osmanischen Heeres unter dem Kommando preußisch-deutscher Generäle und Offiziere standen. (von denen dann viele bei der Niederschlagung der deutschen Revolution wieder auftauchen). Also kurz, ohne zu sagen, dass es keinen Völkermord ohne deutsche Billigung gegeben hätte – wer das fertig bringt, der kann
sich seine Moral an den Hut nageln. Und wer hats erfunden? Der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts wurde von der deutschen Schutztruppe unter General von Trotha an den
Herero und Naama begangen. Klar, die Briten im Burenkrieg und die Franzosen in Indochina waren keinen Deut besser – wir wollten nur mal den deutschen Heiligenschein etwas geraderücken…

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 Editorische Hinweise

Wir erhielten die Betriebsflugblätter von den AutorInnen. Wir veröffentlichen sie zu dokumentarischen Zwecken. Für die Richtigkeit des Inhalts übernehmen wir keine Gewähr.

 "Sozialistische Arbeiterstimme"