Vor 70 Jahren
Das faschistische Deutsche Reich überfällt die Sowjetunion

06/11

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Am 22. Juni 1941 überfiel Hitlerdeutschland ohne Kriegserklärung vertragsbrüchig die Sowjetunion. Am gleichen Tag begannen auch Deutschlands Satellitenstaaten Rumänien, Finnland und Italien und fünf Tage später Ungarn den Kampf gegen die UdSSR ; die Marionettenregierung der Slowakei beteiligte sich ebenfalls an der Aggression. Vichy-Frankreich brach die diplomatischen Beziehungen zur UdSSR ab. Die Völker der Sowjetunion folgten dem Aufruf der KPdSU und der Sowjetregierung und erhoben sich zur Verteidigung ihres Vaterlandes. Ziel ihres gerechten Krieges gegen die deutschen Aggressoren war nicht nur die Vernichtung des Faschismus und die Beseitigung dieser tödlichen Gefahr für das Sowjetland und die Errungenschaften der Oktoberrevolution, sondern auch die Hilfe für alle Völker Europas, die unter das Joch des Faschismus geraten waren.

Am 29. Juni 1941 betonten der Rat der Volkskommissare der UdSSR und das Zentralkomitee der KPdSU(B) in einer Direktive an alle Partei- und Sowjetorganisationen in den Frontgebieten: „In dem uns vom faschistischen Deutschland aufgezwungenen Krieg entscheidet sich für den Sowjetstaat die Frage Tod oder Leben und die Frage, ob die Völker der Sowjetunion frei bleiben oder versklavt werden." Zur Beseitigung der außerordentlichen Gefahr für das Sowjetland müßten alle Kräfte des Volkes mobilisiert werden, sei die gesamte Arbeit auf die Kriegsbedingungen umzustellen, die Front allseitig zu unterstützen und die Produktion von Waffen und Munition zu erhöhen. Die Partei rief die Bevölkerung der besetzten Gebiete auf, den Partisanenkampf im Rücken des Gegners zu organisieren, und prägte die Losung: „Alles für den Sieg!"

Am 30. Juni 1941 wurde auf Beschluß des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR, ies Zentralkomitees der KPdSU(B) und des Rats der Volkskommissare der UdSSR das staatliche Verteidigungskomitee geschaffen, das über alle Machtmittel des Sowjetstaates verfügte.

Protz des heldenhaften Widerstandes der Roten Armee entwickelte sich die Lage an allen Fronten zu Beginn des Großen Vaterländischen Krieges für die UdSSR sehr ungünstig. Die Rote Armee mußte Niederlagen hinnehmen. Zum Zeitpunkt des Überfalls waren die Verteidigungsvorbereitungen an der neuen sowjetischen Westgrenze noch nicht abgeschlossen, während die alten, weiter östlich gelegenen Befestigungen bereits demontiert worden waren. Das Netz von Flugplätzen, Chausseen und Verkehrswegen war in der Grenzzone noch unzureichend. Darüber hinaus konnten die Faschisten das Überraschungsmoment ausnutzen und dank ihres Kräfteübergewichts, ihrer starken Ausrüstung mit allen Arten moderner Kriegstechnik und ihrer Erfahrungen auf Grund einer zweijährigen Kriegführung in Europa tief in die Sowjetunion eindringen. Dabei besetzten sie große Industriezentren, vernichteten und eroberten zahlreiche Flugzeuge, Panzer und Geschütze sowie Warfen- und Munitionsvorräte.

Die Industrie der UdSSR hätte die Rote Armee ausreichend mit allen modernen Waffen versorgen können, war aber noch nicht auf die Kriegsbedürfnisse umgestellt worden, und die Rüstungsindustrie allein bewältigte die Massenherstellung der neuen Panzer- und Flugzeugtypen, die von sowjetischen Konstrukteuren entworfen waren und die deutsche Kriegstechnik übertrafen, noch nicht. Zu Beginn des Krieges besaßen die deutschen Truppen eine material- und mengenmäßige Überlegenheit.

Im Frühsommer 1941 traf J. W. Stalin eine Fehleinschätzung der militärisch-strategischen Lage, als er annahm, daß Hitlerdeutschland sich in der nächsten Zeit noch nicht zu einem Überfall auf die Sowjetunion entschließen werde; die wahrheitsgetreuen Meldungen über den Aufmarsch der faschistischen Truppen an der Westgrenze der UdSSR hielt er für Provokationen. Die Einleitung notwendiger Gegenmaßnahmen unterblieb, da Stalin die Auffassung vertrat, daß gerade derartige Handlungen Hitlerdeutschland erst den gesuchten Vorwand zum Überfall auf die UdSSR liefern könnten. Außerdem unterschätzte er die militärische Stärke der deutschen Faschisten.

Ungeachtet der gewaltigen Schwierigkeiten und aller Mißerfolge, bot das sowjetische Volk, geführt von der Kommunistischen Partei, alle Kräfte zur Abwehr des Feindes auf. Der selbstlose heroische Verteidigungskampf der Roten Armee ließ den faschistischen „Blitzkriegs"plan scheitern. Schwere Abwehrkämpfe, die von Gegenangriffen der sowjetischen Truppen unterstützt wurden, entwickelten sich in allen Richtungen des deutschen Angriffs. Die sowjetische militärische Führung bemühte sich, den Gegner verbluten zu lassen, um Zeit für die Mobilisierung der Streitkräfte und für die Umstellung der Wirtschaft auf die Kriegsbedürfnisse zu gewinnen.

Quelle:  Truchanowski, W.G., Geschichte der internationalen Beziehungen, Berlin 1965, S.111/112, OCR-Scan red. trend.