Ich hatte sechs Ein-Euro-Jobs.
War zuerst als "hausmeisterliche Hilfskraft" bei der Diakonie
in Düsseldorf eingesetzt. Ich bin ausgebildete
Sozialarbeiterin u.a., und dann diese Herabsetzung meiner
Person und Arbeitskraft. Am nächsten Einsatzort gab es 300
Ein-Euro-Jobber und nur fünf Festangestellte im "Betrieb", da
war ich in der Kinder- und Jugendarbeit eingesetzt:
"Kinderspielhaus", "Jugendclub" (mit kriminellen Jugendlichen)
und Hausaufgabenbetreuung, insgesamt ein Jahr. Dann bei der
Caritas: Schulsozialarbeit. Die arbeiten mit Ein-Euro-Kräften,
Praktikannten/-innen, Honorarkräften, Zivis und
Ehrenamtlichen. Auch kaum Leute, die richtige Arbeitsverträge
haben, und dann auch nur schlecht bezahlt. Körperlich schwere
Arbeit, Lärmpegel unerträglich und schwierige Kinder: 90
Prozent Ausländeranteil.
Danach habe ich bei einem berühmten Künstler im Ein-Euro-Job
gearbeitet: Der hat als Gründer eines sozialen Vereins
mindestens das halbe Büro mit Ein-EuroKräften besetzt. Ich
durfte sein Silber putzen und viele Handlangertätigkeiten
machen. Als ich nicht noch ganz unentgeltlich für ihn arbeiten
wollte, konnte ich gehen! Da ich nach der 58er Regelung nur
96,15 Stunden arbeiten durfte. Was da an Personalkosten
gespart wird! Und dann sollen die Leute im Land noch spenden
für die Kirche und diese sozialen Organisationen? Lohnwucher
ist kein Kavaliersdelikt, auch wenn es als sozial verkauft
wird. Keine Spenden für Organisationen, die Ein-Euro-Kräfte
ausbeuten!
Eine Ein-Euro-Kraft muss alles machen und alles können und
wird gedemütigt, wenn das nicht klappt. Integration in den
ersten Arbeitsmarkt wird so verhindert. Nur die Armut treibt
einen in die "Freiwilligkeit" eines Ein-Euro-Jobs, und die
Leute, für die es gemacht wurde (?), wollen die Arbeitgeber
nicht, die nehmen die gutausgebildeten Arbeitslosen lieber,
die als neue Zwangsarbeiter dafür sorgen, dass die Löhne und
Gehälter sinken.
Mehr Jobs, auch in Teilzeit, die richtig bezahlt werden mit
Rentenversicherung! Ein-Euro-Jobs müssen weg oder wirklich
freiwillig sein.
Gesine Unger, Düsseldorf
Editorische
Anmerkungen
Den Text fanden wir in der FR am
14.5.2009
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