Ein Arbeitsleben mit Niedriglohn und Mini-"Mindestlohn" reicht nicht für die Rente!

von Reinhold Schramm

06/09

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Ungeschminkte Wahrheiten: Auch die "Mindestlohn"-Forderungen von 7,50 €  bzw. 10,00 € Brutto/Std. sind ein Schwindel nach unten!

Ein 'durchschnittlicher Niedriglohnbeschäftigter hat keine Chance, mit seinen Beiträgen eine Rente über der geringen Grundsicherung zu erzielen - auch nicht nach 45 Arbeitsjahren!
Bei einem "Mindeststundenlohn" von 7,50 Euro liegt nach 45 Beitragsjahren die 'durchschnittliche' monatliche Netto-Rente bei 535,49 Euro. Bei einem Mindest-Stundenlohn von 9,47 liegt die 'durchschnittliche' monatliche Netto-Rente bei 676,21 Euro. - Die geringe Grundsicherung liegt bei 676,00 Euro.

Rente unter Sozialhilfeniveau nach 45 Beitragsjahren:

7,50 €            535,49 €
9,47 €            676,21 €

Grundsicherung im Alter 676,00 €

Das Rentenniveau ist in den vergangenen Jahren abgesenkt worden. Kapital- und Vermögenseinkommen sind im vergangenen Jahrzehnt deutlich gestiegen. Die Renten sind "hinter der allgemeinen Wirtschaftsentwicklung zurückgeblieben", so der WSI-Tarifexperte
Thorsten Schulten. Die Lohnentwicklung ist in Deutschland zurückgegangen, während in den anderen EU-Staaten die Löhne stiegen. Ein Grund war der vom Kapital erwünschte und von deren Administration und Politik beförderte wachsende Niedriglohnsektor in Deutschland: 1995 verdienten rund 15 Prozent der Beschäftigten weniger als zwei Drittel
des 'mittleren' Stundenlohns, 2005 waren es bereits 22 Prozent. Nur wenigen Gering- und Unterbezahlten gelingt der Aufstieg aus der prekären Lohnzone; zwischen 2000 und 2005 schafften es lediglich nur 15,4 Prozent. Dies hat zugleich "die Finanzierungsgrundlagen der gesetzlichen Rentenversicherung erheblich eingeschränkt", so Thorsten Schulten.

Nach einer Modellrechnung von Johannes Steffen: Die Grundsicherung, die Bedürftige über 65 Jahren bekommen, beträgt derzeit 676 Euro. Um eine vergleichbare Nettorente zu erhalten, müsste ein Vollzeitbeschäftigter 45 Jahre lang mindestens 9,47 Euro brutto pro Stunde verdienen und Rentenbeiträge zahlen. Die westdeutschen Niedriglohnbeschäftigten
erhielten 2006 im 'Durchschnitt' nur 6,89 Euro pro Stunde; in Ostdeutschland waren es nur 4,86 Euro pro Stunde, 'durchschnittlich'.

Nach dem derzeitigen deutschen Rentensystem bekommen Niedriglohnverdiener viereinhalb Prozentpunkte weniger Rente als ein 'Durchschnittsverdiener'. In anderen europäischen Ländern wird die Quote für Geringverdiener aufgestockt: In Großbrittanien liegt sie bei 66 Prozent und in Dänemark bis zu knapp 133 Prozent.

Quelle: Böcklerimpuls 8/2009: Ein Arbeitsleben mit Niedriglohn reicht nicht für die Rente.
Internet: http://www.boeckler.de/pdf/impuls_2009_08_3.pdf  

Empfehlung:
Richtig wäre die aktuelle Forderung und praktische Umsetzung nach einem Bruttostundenlohn von (derzeit) 13,00 Euro. - Siehe auch bei LabourNet.de Germany: Ohne Kampf gibt es keinen 'auskömmlichen' "Mindestlohn"! Hier: Die Berechnung des (überfälligen) flächendeckenden Mindestlohnes von 12,00 Euro, bereits am 15.08.2008:
http://www.labournet.de/diskussion/arbeit/realpolitik/kombilohn/mindeschramm.pdf
 

Editorische Anmerkungen

Den Text  erhielten wir vom Autor.