Betrieb & Gewerkschaft
Feuer und Flamme für die FR
(Slogan der FR-Vertrauensleute)

von FAU

06/08

trend
onlinezeitung

Am Nachmittag des 12. Juni fand in Neu Isenburg ein Warnstreik bei der Frankfurter Rundschau statt. In der Folge wurde beschlossen, dass die heutige Ausgabe der FR nicht gedruckt wird.

Bei Madsack in Hannover sollen ca. 50.000 Streikbrecher-Zeitung hergestellt worden sein. Die Datenübermittlung dazu fand durch Streikbrecher aus der Kölner Belegschaft statt. Damit soll der Widerstandswille der Belegschaft der Frankfurter Rundschau gebrochen werden.

Mitglieder der betrieblichen Streikleitung rufen auf:

Kauft heute am 13. Juni 2008 keine Frankfurter Rundschau, ihr macht euch mit Streikbruchdreck die Hände schmutzig. Gebt diese Info bitte schnell weiter.
Handeln ist erlaubt.

Als Hintergrundinformation drucken wir einen Aufruf der express-Redaktion zur Unterstützung der gestrigen Aktion ab, unten auf der Seite haben wir weitere Informationen zur Aktion verlinkt.


Liebe KollegInnen,

aus der FR-Belegschaft hat uns heute die Bitte erreicht, deren Arbeitskampf gegen die Verlagsgruppe DuMont Schauberg (MDS) zu unterstützen. MDS ist - neben der sozialdemokratischen DDVG - seit 2006 Mehrheitseignerin des Druck- und Verlagshauses (DuV) der Frankfurter Rundschau und fährt einen harten Rationalisierungs- und "Modernisierungs"-Kurs.

Aktuell forciert DuMont, dem auch der Kölner Express und andere Boulevard-Blätter gehören, eine Zerschlagung der Belegschaft (Ausgliederung der technischen Redaktion in eine Niedriglohn-GmbH, Entlassungen, Tarifflucht mit dem Ziel längerer Arbeitszeiten und niedrigerer Löhne), angekündigt wurde darüberhinaus auch "Modernisierungs-" und "Verjüngungsbedarf" in den Redaktionen, die als "privilegiert", nicht leistungsfähig genug und überbezahlt gelten. Im Hintergrund stehen Strategien wie das "Newdesk-Modell", das zu einer (weiteren) Konformisierung der Inhalte - und nicht zuletzt zu einer Gefährdung der äußeren und inneren Pressefreiheit führen wird.

Selten genug in der deutschen Verlagslandschaft hat der Vertrauenskörper heute zum Warnstreik aufgerufen, an dem sich RedakteurInnen und Druckereibeschäftigte beteiligen. Die Belegschaft hat damit auch neue Wege des Arbeitskampfes beschritten: Während das Unternehmen auf eine Betriebsvereinbarung und Verhandlungen mit dem Betriebsrat setzt (aktuell jedoch auch hier blockiert), hat die gewerkschaftliche Interessenvertretung im Betrieb einen Katalog von Tarifforderungen entwickelt, um streikfähig zu sein (Sozialtarifvertrag, u.a. mit der Forderung nach einer gemeinsamen Interessenvertretung für die Beschäftigten aller Gesellschaften, einem einheitlichen Tarifwerk etc.).

Die Belegschaft wurde seit 2002 bereits von 1.680 Beschäftigten auf jetzt noch ca. 580 reduziert, das hat sich auch auf die Qualität der FR ausgewirkt. Betriebsräten und Vertrauensleuten, die sich öffentlich Sorgen um weitere Qualitätsverluste in Folge des Personalabbaus, der arbeitsorganisatorischen Umstrukturierungen und der industrialisierten Content-Produktion machen, wird ihre Mitsprache-Kompetenz abgesprochen. Wir meinen: Die ProduzentInnen der Zeitung haben ein sehr feines Gespür für die Qualität ihres Produkts, und weder wir als LeserInnen noch die politische Kultur hierzulande brauchen ein weiteres Mainstream-Blatt aus dem Sortiment eines Medienmultis.

Kirsten Huckenbeck
(express-Redaktion)

Weitere Informationen vom 12. Juni

Editorische Anmerkungen

Den Text spiegelten wir von der FAU Website.