Quelle: www.nadir.org 

Rock gegen Rechts - street parade 
Gemeinsam gegen Faschismus, Rassismus und Sexismus 

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Das Rock gegen Rechts, das seit zehn Jahren eine klare Botschaft gegen jede Form von Unterdrückung von Menschen durch Menschen formuliert, wird auch in diesem Jahr stattfinden. Da es sich jedoch als unmöglich erwiesen hat, das erfolgreiche Konzept der letzten Jahre gegen den Widerstand der Stadtverwaltung durchzusetzen, werden wir am 22. Juli die Rock gegen Rechts - street parade feiern. 

Diese Demonstration soll allen Interessierten offen stehen; sie soll keine Demonstration im klassischen Sinne sein, sondern den Charakter eines bunten Straßenfestes haben, das alle Menschen ansprechen soll. 

An diesem Tag wollen wir darauf aufmerksam machen, dass Rassismus, Faschismus und Sexismus in unserer Gesellschaft alltäglich und in verschiedensten Formen auftreten. Dem wollen wir offen und entschieden entgegentreten. 

Das Rock gegen Rechts schreibt Geschichte 

Seit 1990 findet das Rock gegen Rechts - Festival unter dem Motto gemeinsam gegen Faschismus, Rassismus und Sexismus statt, um ein Zeichen gegen den Rechtsruck der Gesellschaft und fremdenfeindliche Übergriffe, die auch hier in Bietigheim - Bissingen keine Seltenheit waren und sind, zu setzen. Bis einschließlich 1995 wurde die Veranstaltung als Open Air - Konzert durchgeführt und erreichte bis zu 3000 Menschen. In den Jahren 98 & 99 wurde das Festival wegen Regens in das Jugendhaus Farbstrasse verlegt, wo trotz begrenzter räumlicher Möglichkeiten über 1000 Gäste gezählt wurden. 

Das Echo, das diese Veranstaltungen erfahren haben, war durchweg positiv. Die Probleme mit der Stadtverwaltung Das Rock gegen Rechts sollte im Jahr 2000 erstmals unter Regie des Polikult e.V. vorbereitet und veranstaltet werden. Damit wäre an sich bereits der Erfolg dieser inzwischen traditionellen Veranstaltung demonstriert worden: Jugendliche und junge Erwachsene beziehen in Eigenverantwortung und unter Aufbringung großen ehrenamtlichen Engagements Stellung gegen Rechtsextremismus und Gewalt. 

Doch allem Anschein nach wird dieser Thematik in den Reihen der Stadtverwaltung keine allzu große Bedeutung beigemessen. Zunächst erteilten die Verantwortlichen im Rathaus dem Konzept, das sich in den letzten zwei Jahren auf hervorragende Weise bewährt hat, eine Absage: einer Rock gegen Rechts - Veranstaltung im Jugendhaus wurde die Genehmigung verweigert. Mangels stichhaltiger Argumentation wurde das große Ausmaß der zu erwartenden Ruhestörung vorgeschoben. Jedoch sind die Rock gegen Rechts - Festivals der Jahre 98 & 99 Gegenbeweis genug, denn damals gab es praktisch keine Lärmbelästigung ( abgesehen von der, die von einer zeitgleich durchgeführten städtischen Veranstaltung im Bürgergarten herrührte). Auch ein daraufhin eingereichter Antrag für die Genehmigung eines Open Airs in Bissingen wurde abgelehnt. Die Begründung war in diesem Fall gleichfalls Ruhestörung. 

Doch das Leben scheint tatsächlich voller Ironie zu sein: nur eine Woche vor dem von unserer Seite genannten Termin, dem 22. Juli, wird auf eben jenem Gelände in Bissingen, (dem Ernst Silcher Platz), ein zweitägiges Volksfest inklusive Bierzelt und Kapelle, vermutlich jedoch ohne das geringste Geräusch, stattfinden. Selbst wenn die "Argumente", mit denen die Stadtverwaltung uns abzuwickeln versuchte, sich nicht selbst widerlegten, wären derlei Probleme mit Sicherheit zu lösen gewesen, wäre nicht so sehr deutlich gewesen, dass im Rathaus ein grundsätzliches Interesse am Verbot des Rock gegen Rechts besteht. Ob die Verantwortlichen aus der Stadtverwaltung am Ende gar denken, sie seien mit der Aussage gegen Rechts ebenfalls gemeint? 

Der Faktor Polit-Kult 

Kein Zweifel besteht aus unserer Sicht daran, dass mitentscheidend für die Haltung der Stadtverwaltung die Tatsache ist, dass in diesem Jahr der Polikult e. V. eigenständig für das Rock gegen Rechts verantwortlich ist. Das Verbot dieser kulturellen und politischen Veranstaltung, die stets für Toleranz und ein friedliches Miteinander warb und die wir als ein Kernstück unserer Arbeit betrachten, kommt für uns einer völligen Missachtung und plakativen Geringschätzung unserer kulturellen und politischen Arbeit im Verlaufe der letzten Jahre gleich. 

Allein seit Anfang 2000 organisierte der Polikult e.V. zahlreiche Konzerte und Partys mit durchschnittlich ca. 400 Gästen im Jugendhaus Farbstrasse, deren bestbesuchte über 700 Jugendliche anzog. Anstatt diese Leistungen zu würdigen, zog es die Stadtverwaltung vor, uns Steine in den Weg zu legen und unsere Arbeit zu blockieren. 

Fest steht, dass die Message des Rock gegen Rechts nichts von ihrer Aktualität eingebüßt hat. Aktueller Bezug Nach wie vor existiert in Bietigheim - Bisssingen und Umgebung eine rechte Szene mit festen Treffpunkten. Ihre Mitglieder kommen gleichermaßen aus Bietigheim selbst wie aus kleineren Ortschaften in der Nähe, z.B. Ingersheim und Bönnigheim. Obwohl sie sich zum großen Teil erst im Alter von 14 - 18 Jahren befinden, zeichnen sie sich durch Aggressivität und Gewalttätigkeiten aus. So ist es auch in jüngster Vergangenheit zu Pöbeleien und Übergriffen in Bietigheim - Bissingen, vor allem am Bahnhof, gekommen. 

Aus diesem Grund halten wir es für unverantwortlich und werten es als Signal in die falsche Richtung, eine Veranstaltung wie das Rock gegen Rechts zu verbieten. 

Technix zur street-parade 

  • Treffpunkt für die street-parade ist der Bietigheimer Bahnhof am Samstag, den 22.Juli 2000 ab 15:00 Uhr. Ab 16:00 Uhr wird sich der Demonstrationszug in Richtung Altstadt bewegen, und schließlich am Pferdemarktplatz (beim Dreschschuppen) ausklingen. 

Wenn es keinen Ort für ein Rock gegen Rechts 2000- Festival gibt, nehmen wir uns die Straße!