Betrieb & Gewerkschaft

Hainburg und Ottakring
Kampf gegen die Schließung der Austria-Tabak!

Bericht  von Revolutionär-Kommunistischer Jugendverband (Österreich)

05/11

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Das Werk der Austria-Tabak (AT) in Hainburg soll geschlossen werden, was dort für 240 Arbeiterinnen und Arbeiter bedeutet, dass sie in unsichere Existenz und Arbeitslosigkeit geschickt werden. Neben der Schließung von AT Hainburg, sollen auch in Wien, genauer in Ottakring, noch weitere 80 Stellen abgebaut werden. Das ist der vorläufige Höhepunkt einer Entwicklung die zeigt, dass die Austria-Tabak (die nach wie vor extrem hohe Profite abwirft!) systematisch zerstückelt und zu Grunde gerichtet wurde – das jedoch nicht erst seit sie zuerst an Gallaher Tobacco und dann an Japan Tobacco International (JTI) verkauft wurde, sondern sehr wohl zu allererst vom österreichischen Kapital selbst…

Der berechtigten Unsicherheit die sich derzeit in Hainburg breit macht, sowie der Empörung innerhalb der Werktätigen die weit über Hainburg hinaus reicht, begegnen die unterschiedlichen Parteien und Institutionen des Kapitals mit unterschiedlichen Schuldzuweisungen. Schwarz/Blau und andere konservativ-rechte Kräfte verweisen darauf, dass der Börsengang der Austria-Tabak unter einer Regierung der die SPÖ vorstand erfolgte. Andere, wie die Gewerkschaftsführung oder die SPÖ selbst, wettern in ihrer Propaganda hingegen hauptsächlich gegen die Regierung Schwarz/Blau, die das „Tafelsilber verscherbelt“ habe. Einig sind sie sich alle darin, dass es der „multinationale Konzern“ (nämlich Japan Tobacco International – JTI) sei, der die ganze Misere verursacht hat. Das ist aber nur die halbe Wahrheit, denn so richtig es ist dass dieser Konzern die AT, die 2001 noch 3700 MitarbeiterInnen hatte, stückweise bewusst vernichtet hat, so falsch ist es, wenn dann behauptet wird, dass die österreichischen Kapitalisten etwas anders gemacht hätten – selbst wenn die AT nie privatisiert worden wäre. Sie alle – ob internationaler Konzern oder österreichischer kapitalistischer Staat – haben nur ein Interesse: ihre Profite so hoch wie möglich zu schrauben. Das geht aber nur auf Kosten der ArbeiterInnen, die mit wachsender Arbeitshetze, unsicheren und gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen, Stellenabbau und anderen profitbringenden Maßnahmen konfrontiert sind.

Jetzt trifft es 320 – gemeint sind wir alle!


Nicht anders ist es jetzt. Von der Konzernführung wird zwar beteuert, dass man das Werk zwar nicht zusperren wolle, doch wegen der Rauchergesetze in Österreich und dem zunehmenden Schmuggel leider keine andere Wahl habe. Das alles ist Lüge! Denn das AT-Werk Hainburg produzierte geplant seit letztem Jahr nur noch rund die Hälfte der Zigarettenanzahl von 2007 und auch davon wurden ca. 60% für den ausländischen Markt produziert. Wir sehen, dass das „Argument“ von Marktveränderungen in Österreich nur ein plumper Betrug ist, mehr nicht. Darüber hinaus fuhr der JTI-Konzern von 2009 auf 2010 einen Rekordgewinn von 2,6 Milliarden Euro ein, womit es klar gelogen ist, wenn sie von „Fabrikschließung aus Kostengründen“ sprechen. Von der mit Lüge und Betrug begründeten Werksschließung in Hainburg, sind junge ArbeiterInnenfamilien besonders betroffen, denn nicht wenige von ihnen begannen gerade erst sich eine eigene Existenz aufzubauen, eine Familie zu gründen, usw. – sie stehen mit der Streichung ihrer Arbeitsplätze vor dem möglichen Ruin. Darüber hinaus sind durch den gleichzeitigen Stellenabbau in der Zweigstelle Ottakring einerseits, weiter aber auch unmittelbar in der Region Hainburg selbst, noch viele andere ArbeiterInnen betroffen. Denn am Austria-Tabak Werk hängt viel dran: Zulieferbetriebe, kleine Handwerksbetriebe, Versorgungsstrukturen (wie Bäckereien, etc.) – sie alle waren zu einem wesentlichen Teil von den Aufträgen aus der Großfabrik Hainburg abhängig. Die Schließung betrifft also unmittelbar nicht nur die 320 Arbeiterinnen und Arbeiter denen die Kündigung bevorsteht, sondern auch eine ganze Reihe von ArbeiterInnen und unteren Angestellten aus den „angehängten“ Betrieben, wobei sich für sie die ganze Katastrophe erst mit der Zeit herausstellen wird. Für junge jene Menschen aus dem Raum Hainburg, die gerade die ersten Schritte in Richtung Berufstätigkeit machen, ist die Schließung der dortigen AT-Fabrik ebenfalls sehr schlimm, denn mit ihr gehen viele mögliche Lehrplätze verloren, womit nicht nur Lehrlinge des Werks, sondern auch Lehrstellensuchende in der Region zu unmittelbar Betroffenen werden.

Sozialpläne, bisherige Erfahrungen und Arbeitskampf

Gewerkschaftsbürokraten und Politik sprechen inzwischen von 2008/2009 konnten die ArbeiterInnen der italienischen Fabrik INNSE durch eine ausdauernde Betriebsbesetzung wichtige Ziele gegen die Kapitalisten erkämpfen.

„Sozialplänen“ und zielen damit bewusst darauf ab, den berechtigten Zorn und die Wut der ArbeiterInnen der Austria-Tabak schon im Keim zu ersticken und Widerstand zu verhindern. Dass ihre Sozialpläne einen Dreck wert sind, das zeigt uns das Beispiel der KollegInnen des Linzer Standortes der AT. Das Linzer Werk wurde 2007 zugesperrt, über 300 Arbeiterinnen und Arbeiter verloren damals ihren Job. Auch dort sprachen die gleichen Kräfte wie heute von einem „Sozialplan“ und ein großer Teil der KollegInnen ging ihnen auf den Leim. Von 140 der Linzer AT-ArbeiterInnen die eine im Sozialplan enthaltene „Arbeitsstiftung“ besuchten, konnten in Wirklichkeit aber nur 63 unmittelbar in einen neuen Job einsteigen! Als Erfahrung aus Linz können wir also durchaus sagen, dass ihre Sozialpläne nur dazu da sind, um uns ruhig zu halten und zu beschwichtigen. Existenzen werden dadurch aber in keiner Weise „abgesichert“, noch werden dadurch neue Arbeitsplätze geschaffen. Einer unserer größten Fehler im Fall der Schließung der AT-Fabrik in Linz war aber nicht, dass manche KollegInnen den Kapitalisten auf den Leim gingen, sondern dass nicht gekämpft wurde, dass durch das Vertrauen auf die Gewerkschaftsbürokratie Arbeitslosigkeit und Unsicherheit nicht nur zur Aussicht, sondern bittere Realität wurden. Andere Erfahrungen, teilweise aus Österreich, vor allem aber aus Frankreich, Italien, usw. zeigen uns dagegen, dass es sich lohnt, wenn wir als ArbeiterInnen gemeinsam und entschlossen kämpfen. Welche Mittel wir in unserem Kampf wählen, ob Werksblockaden, Streik, Betriebsbesetzungen oder andere, hängt von der konkreten Situation ab – wichtig ist, dass wir uns zusammenschließen, an der Basis kämpferische Betriebsgruppen bilden und unsere nächsten Schritte gemeinsam diskutieren, planen und umsetzen. Nur so können wir zumindest Teilerfolge erreichen und werden nicht wie eine Kuh zum Schlachthaus geführt! Nur so können wir im besten Fall sogar die Werksschließung verhindern – und dafür, auch wenn es auf unseren Erfolg keine Garantie gibt, lohnt es sich zu kämpfen!

Politik und Gewerkschaftsbürokratie wollen uns von Taten abhalten. Sie erklären, dass sie unsere Stellvertreter seien und „alles für uns in die Hand nehmen“ würden. Wir aber wissen: Was uns angeht, können wir auch nur selber lösen. Sie wollen uns spalten in In- und Ausländer, um damit unsere Kräfte als geeinte ArbeiterInnen zu schwächen. Wir aber wissen: Nur in unserer gemeinsamen Aktion liegt unsere Stärke. Sie meinen, dass es andere Politiker braucht und die Gewerkschaftsbürokraten entdecken in Situationen wie derzeit in Hainburg manchmal sogar kämpferische Floskeln. Wir aber wissen: es geht nicht um andere Politiker oder diverse Sonntagsansprachen, sondern darum, dass wir als ArbeiterInnen (egal woher wir kommen) grundsätzlich andere Interessen haben als die Fabriks- und Firmenbesitzer, als die Politiker und Gewerkschaftsbosse. Wir sehen, dass die Kapitalisten und ihre Handlanger von unserer Arbeit leben, dass sie all die Werte einstreifen, die wir erarbeiten – sie schmarotzen auf unsere Kosten, weshalb unser Kampf der heute gegen die Fabriksschließung gerichtet ist, ein Kampf ist, der sich auch gegen ihre ganze Ausbeuterordnung, in der wenige von der Arbeit vieler leben, richtet. Damit wir unser Leben schlussendlich selbst in die Hand nehmen können, damit wir in unserem Kampf weitere Erfahrungen sammeln, müssen wir heute, bei den konkreten Vorfällen in unseren Betrieben ansetzen. Organisieren wir uns – schaffen wir uns die Grundlagen um gegen die Schließung der AT-Fabrik Hainburg und der Zweigstelle Ottakring gemeinsam aufzustehen!

* Keine Schließung der Tabakfabrik Hainburg!
* Anstatt „Sozialplänen“: Rücknahme aller angemeldeten Kündigungen in Hainburg und Ottakring!
* Bauen wir unsere eigenen Fabriks- und Ortskomitees auf, nehmen wir es selbst in die Hand!
 

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den Artikel auf Empfehlung der AutorInnen von deren Website.