Betrieb & Gewerkschaft

Foxconn fordert »Kein-Selbstmord«-Verpflichtung von ArbeiterInnen

von
FAU Moers

05/11

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Wie die britische Zeitung „The Guardian“ berichtet, müssen ArbeiterInnen beim chinesischen Computerhersteller Foxconn neuerdings eine Erklärung unterschreiben, in der sie verpflichten, an ihrem Arbeitsplatz keinen Selbstmord zu verüben. Was sich beim ersten Hinsehen bizarr anhören mag, hat einen traurigen Hintergrund. Alleine in den letzten 16 Monaten haben sich mindestens 14 ArbeiterInnen bei Foxconn als Ergebnis der katastrophalen Arbeitsbedingungen das Leben genommen. Foxconn ist der größte Computerhersteller der Welt und baut u.a. die iPhones und iPads für Apple.

Es wird vermutet, dass die Welle von Selbstmorden bei Foxconn nur die sichtbare Spitze des Eisberges darstellt und es darüber hinaus eine Vielzahl an fehlgeschlagenen Selbstmordversuchen von ArbeiterInnen gibt. Foxconn beschäftigt in mehreren Fabriken insgesamt 500.000 ArbeiterInnen. Bei Untersuchungen, die das „Centre for Research on Multinational Companies“ und die „Students & Scholars Against Corporate Misbehaviour“ (Sacom) in einigen dieser Fabriken anstellen konnten, förderten sie brutale Ausbeutungsbedingungen im Dienste von Apple & Co. zutage. Hierzu gehören nach Aussage der beiden NGOs:

- Extensive Überstunden. Obwohl es eine gesetzliche Obergrenze von 36 Überstunden pro Monat gibt, fanden sich auf dem Lohnstreifen eines Arbeiters in einem einzigen Monat 98 Überstunden wieder.

- Während der Spitzenzeiten der iPad-Nachfrage erhielten ArbeiterInnen nur einen einzigen arbeitsfreien Tag in dreizehn Tagen.

- ArbeiterInnen, welche die Normen nicht einhalten können, wurden wiederholt vor der versammelten Belegschaft gedemütigt.

Nachdem im letzten Jahr die Welle der Selbstmorde auch im Ausland bekannt wurde und den Ruf von Apple und anderen Kunden zu schädigen drohte, reagierte Foxconn auf eine ganz eigene Art und Weise. Anstelle die brutalen Arbeitsbedingungen zu verbessern, wurden an einigen Wohnheimen (z.B. in Chengdu und Shenzen), in den ArbeiterInnen kaserniert sind, Fangnetze angebracht. Dadurch sollte verhindert werden, dass ArbeiterInnen sich aus den Fenstern zu Tode stürzen. Außerdem müssen neue eingestellte ArbeiterInnen jetzt die eingangs erwähnte „Kein-Selbstmord“-Verpflichtung unterschreiben. Nach wie vor aber sind sie in den Wohnheimen teilweise zu mehr als 20 in einem Schlafsaal zusammengepfercht und sehen ihre Familie lediglich ein Mal jährlich. In der Produktion selbst herrscht nach Aussagen von ArbeiterInnen Redeverbot während der bis zu zwölfstündigen Schichten, in denen viele Beschäftigte für rund 6 Euro Grundlohn pro Tag knechten müssen. Um ein iPad von Apple kaufen zu können, das eine Arbeiterin bei Foxconn produziert, müsste sie 90 Tage arbeiten.

Selbstmorde wegen Ausbeutung sind übrigens keine alleinige Spezialität chinesischer Weltmarkfabriken. Auch in großen französischen Firmen ist die Anzahl von Selbstmorden aus Verzweiflung über die Arbeitshetze in den letzten drei Jahren sprunghaft angestiegen. Leider ist es immer noch so, dass ArbeiterInnen als Reaktion auf ihre Ausbeutung eher sich selbst zerstören, als ihre Wut und Verzweiflung gegen diejenigen Strukturen zu wenden, die unser Leben zerstören.

 

Editorische Anmerkungen

Wir spiegelten den Artikel von der FAU-Website