Diese Debatte
war überfällig. Es ist gut, dass wir sie heute führen. Depleted
Uranium oder abgereichertes Uran wird von vielen und vor allem
westlichen Staaten als Munition in ihren Kriegen benutzt, weil
DU eine starke Durchschlagskraft vor allem gegen Panzer hat.
Doch DU-Munition ist sowohl chemisch hochgiftig – also toxisch –
als auch radioaktiv. DU-Munition ist auch ein Abfallprodukt der
Atomindustrie, das bei der Anreicherung von Uran oder bei der
Atomwaffenproduktion anfällt. Auch darin, in der Nutzung von
Atomenergie, liegt das Problem.
DU-Munition hat Langzeitwirkung. DU wird bei hohen Temperaturen
beim Auftreffen auf ein festes Ziel freigesetzt und verbrennt zu
DU-Oxyd, und es entsteht feiner alpha-radioaktiver toxischer
Staub, der leicht inhaliert und durch Wind und Wasser verbreitet
werden kann. Dieser Staub ist aus der Umwelt schwer zu
beseitigen und setzt sich bei Einatmung in den Lungen fest. Es
gibt das Golfkrieg-Syndrom, das Balkan-Syndrom, und es ist immer
wieder das gleiche Phänomen festzustellen, dass Soldaten
offensichtlich Krebs bekommen, zum Beispiel Lungenkrebs. Es gibt
auch eine Zunahme derartiger Krebsphänomene bei der Bevölkerung
in den Gebieten, wo diese Waffen eingesetzt wurden.
Interessant ist, dass DU-Munition als solche eine sehr geringe
militärische Effektivität hat, aber sehr viele nicht
kalkulierbare Risiken aufweist. Die NATO hat im Angriffskrieg
gegen Jugoslawien DU-Munition eingesetzt. Im Irak hat die
US-Armee DU-Munition eingesetzt – insgesamt 300 Tonnen. Es gibt
eine erhöhte Anzahl missgebildeter Kinder, insbesondere in
Bagdad. Die Regierung von Afghanistan hat jetzt eine
Untersuchung über den Einsatz von DU-Munition in Afghanistan
gefordert, und sie sagt, dass das US-Militär sie nicht darüber
informiert habe, dass DU-Munition vor allem im Osten
Afghanistans eingesetzt wurde. Im Libanon-Krieg wurde
DU-Munition insbesondere von Israel eingesetzt, und im ersten
Golf-Krieg wurde DU-Munition auch sehr umfangreich eingesetzt.
Es ist die Rede von 66.000 kontaminierten Soldaten.
Das Problem ist offensichtlich. Inzwischen bekommen die ersten
Veteranen Kriegsrenten als Folge dieser DU-Munition, zum
Beispiel Kenny Duncan aus Großbritannien. Wenn DU-Munition
Kosmetik wäre oder etwa ein Stoff in Verbindung mit
Nahrungsmitteln, so wäre sie schon längst verboten. Soldaten
werden angewiesen, Schutzanzüge anzuziehen, wenn sie mit
DU-Munition zu tun haben. Die Soldatenvereinigung EUROMIL
fordert ein Verbot dieser Waffen. Belgien hat DU-Munition
verboten. Gratulation hierzu! Bei der Abstimmung im
Abrüstungsausschuss der Vereinten Nationen waren 122 Länder
dafür, 35 Länder enthielten sich, 6 waren dagegen, darunter
Frankreich, Großbritannien, die Niederlande und Tschechien. Was
wir brauchen, ist ein Verbot des Einsatzes, der Lagerung und der
Produktion von DU-Munition.
Editorische
Anmerkungen
Den Text
erhielten wir vom Büro des Autors zur Veröffentlichung.
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