Mehr als
50 Menschen drängelten sich am 29.April in der Geschäftsstelle
des Pflege- und Assstanzanbieters ambulanten Dienste e.V. (AD)
in der Urbanstraße. Um 10.30 Uhr war das Büro von
MitarbeiterInnen besetzt worden. Auch einige der vom AD
betreuten Menschen unterstützten die Aktion.
Sie wehren sich gegen
Lohnsenkungen für Neubeschäftigte um ca. 20 %. Schon zuvor
hätten die ca. 550 MitarbeiterInnen durch eine Stagnation bei
den Einkommen einen Reallohnverlust hinnehmen müssen, meint
die AD-Betriebsrätin Johanne Harbeck.
Die ambulanten Dienste e.V. waren 1980 mit dem Ziel gegründet
worden, Menschen mit Behinderung durch die Organisierung
persönlicher Betreuung ein selbstbestimmtes Leben zu
ermöglichen. Diesem Grundsatz sei man bis heute verpflichtet,
betont AD-Geschäftsführerin Uta Wehde.
Der Stellvertretende
Betriebsrat Carsten Does beschreibt die besonderen
Schwierigkeiten, einen Tarifauseinandersetzung in einem
Betrieb zu führen, in der sich MitarbeiterInnen und
Geschäftsführung als Teil der alternativen Szene sehen und in
dem sich traditionell alle Duzen. Nachdem bisher aber alle
Versuche gescheitert seien, mit der Geschäftsführung über die
Rücknahme der Lohnkürzungen zu verhandeln, habe man mit der
Besetzung ein Zeichen setzen müssen, betont Does. Die Aktion
war nach knapp zwei Stunden beendet, nicht aber der Konflikt.
Man habe der Geschäftsführung
bis Mitte Juni Zeit gegeben, über die Forderungen der
MitarbeiterInnen nach Rücknahme der Lohnkürzungen in
Verhandlungen zu treten. Am 18. Juni werde bei einem Treffen
des Betriebsrates über die weiteren Schritte entschieden, .
betont AD-Mitarbeiterin Susanne Wagenschein. Die AD-
Geschäftsführung war zu keiner Stellungsnahme bereit.
Im Gespräch mit den
MitarbeiterInnen hatte Uta Wehde die Lohnkürzungen mit der
Notwendigkeit begründet, finanzielle Rücklagen für den Verein
zu erzielen. Außerdem sinke nach der Einführung der Bachelor-
und Masterstudiengänge die Zahl der studentischen
Arbeitskräfte. Deswegen müsse der Lohn für die sozialpflichtig
Beschäftigten abgesenkt werden.
Editorische
Anmerkungen
Den Text
erhielten wir vom Autor.
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