Betrieb & Gewerkschaft

Tarifabschluss 2007 in der chemischen Industrie

von
Ulrich Dehmel

05/07

trend
onlinezeitung

Am 8. März 2007 wurde der Tarifabschluss 2007 in der westdeutschen Chemieindustrie unterzeichnet. Die Laufzeit beträgt 14 Monate. Für den ersten Monat gibt es einen Pauschalbetrag von 70 Euro. Danach werden die Entgelte tabellenwirksam um 3,6 % erhöht. Zusätzlich wurde eine Einmalzahlung in Höhe von 9,8 % für Normalarbeitszeit-, 10,9 % für Teilkonti- und 12,8 % für Vollkontibeschäftigte vereinbart.

Die Einmalzahlung kann im Rahmen einer Regelung zwischen Betriebsrat und Unternehmen gekürzt, gestrichen oder für einen anderen Verwendungszweck genutzt werden.

Die BCE-Führung rechnet das Ergebnis aus Prozentzahl und Einmalzahlung auf 4,3 %. Aber der tabellenwirksame Teil beträgt gemäß Westrick-Formel lediglich 3,09 %. Und gerade die Entgelttabelle ist die entscheidende Basis für die Erhöhungen der nächsten Tarifrunden. Die IG-BCE-Führung hat weder die günstige Konjunktur noch die Mobilisierungsbereitschaft eines Teils der Beschäftigten genutzt, um ein höheres Ergebnis zu erzielen. Dennoch erfährt der Abschluss 2007 wie der von 2005 eine hohe Zustimmung bei gewerkschaftlichen Funktionären und den Beschäftigten.

Das Ergebnis der Tarifrunde 2007 reiht sich ein in die auf „Modernisierung“, Standort- und Gewinnsicherung ausgerichtete Tarifpolitik der IG-BCE. Das Chemiekapital kann diesen Abschluss wirtschaftlich problemlos verkraften und darf als Gegenleistung gewerkschaftspolitische Zugeständnisse erwarten. So zum Beispiel auch bei den anstehenden Verhandlungen über leistungsbezogene Entgelte.

Dazu passt auch, dass sich der IG-BCE-Chef Schmoldt gegen eine striktere EU-Chemikalienpolitik, für Gentechnik, für Atomenergie, für die Renten- und Gesundheitsreform und für den Lissabonprozess ausspricht. Aber das ist eine andere Geschichte.

Editorische Anmerkung

Der Artikel ist eine Spiegelung von http://www.rsb4.de - dort erschien der Artikel am 1.5.2007