Betrieb & Gewerkschaft

Alstom Mannheim
Erneute Résistance
von H.N.

05/07

trend
onlinezeitung
Turbulenzen im Käfertaler Werk provozierte der als Arbeitsplatzvernichter im Kraftwerksbereich von Alstom bekannte Manager Chardon durch eine Pressekonferenz in der Schweiz. Seine am Freitag, dem 30. März 2007, in der nordbadischen Zeitung „Mannheimer Morgen“ verbreitete Aussage „Arbeiter werden nicht mehr gebraucht“ verursachte wütende Reaktionen.

Aus Protest gegen diese Äußerung legten nach Mitteilung des Betriebsratsvorsitzenden Belz am selben Tag bis zu 500 Beschäftigte vorwiegend aus den Produktionsbereichen spontan die Arbeit nieder und versammelten sich zur Information beim Betriebsrat. Über alle drei Schichten hinweg war die Produktion empfind­lich gestört. Es wurde mit einem Schlag deutlich, was es heißt, wenn in Mannheim „keine Arbeiter mehr gebraucht“ werden. Zwar versuchte der Konzern nach diesem Paukenschlag, in der Öffentlichkeit sofort wieder die Wogen zu glätten. Der „Mannheimer Morgen“ zitierte Alstom-Sprecher Immo von Fallois mit den Worten: „Die Produktion läuft wieder.“

Aktionen

Dem war aber keineswegs so. Am Montag und Dienstag der folgenden Woche nutzten KollegInnen der am Freitag nicht anwesenden Schichten ebenfalls ihr Informationsrecht beim Betriebsrat. Sie verlangten Auskunft über den Sinn der in der Presse veröffentlichten Artikel zu Alstom. Am Mittwoch versammelten sich Beschäftigte der Frühschicht in den Werkshallen. Anschließend marschierten sie zur Personalabteilung, um als „nicht mehr gebrauchte Arbeiter“ ein Zwischenzeugnis anzufordern.

In einer Presseinformation des Betriebsrates vom selben Tag war zu lesen: „Nach wie vor sind die Beschäftigten bei ALSTOM Mannheim aufgrund der Veröffentlichungen im ‚Mannheimer Morgen‘ verunsichert und empört.

Zum einen werden ‚die Arbeiter‘ anscheinend zuerst nicht gebraucht, dann aber doch. Im ‚Mannheimer Morgen‘ vom 03.04.2007 wird unter der Überschrift ‚Arbeiter werden gebraucht‘, über eine erneute Verringerung ‚der Blaumänner bis 2010 von derzeit rund 1800 auf gut 1500‘ gesprochen.

Dem Betriebsrat sind diese angekündigten Personalabbauzahlen nicht bekannt. Trotz Aufforderung des Betriebsrates hat die Konzernleitung bis heute diese diffuse Situation nicht aufgeklärt.

In einer Lage, in der der deutsche und der internationale Kraftwerksmarkt einen derart enormen Auftragsboom verzeichnet, entsteht aus Sicht des Betriebsrates durch das Verhalten der Konzernleitung nicht nur ein großer Schaden für den Standort Mannheim, sondern für den ganzen Konzern!“

Personalnot

Für die von Manager Chardon angekündigte Personalreduzierung haben Betriebsrat und Belegschaft absolut kein Verständnis. Zum einen, weil das Mannheimer Werk gegenwärtig und in den nächsten Jahren eine wahre Auftragsflut abzuarbeiten hat und deshalb dringend zusätzliches Personal benötigt. Zum anderen, weil in der Standortvereinbarung vom Mai 2006 eine Mindestbeschäftigtenzahl von 1550 Personen bis 2010 festgeschrieben ist. Einer der aktuellen Streitpunkte zwischen Betriebsrat und Unternehmensleitung ist in diesem Zusammenhang die Frage, um wie viele unbefristete Einstellungen die Belegschaft aufgrund der Überlast in praktisch allen Bereichen aufzustocken ist. Ein anderer Streitpunkt ist die nach wie vor drohende Schließung des Generatorenbaus mit rund 90 Beschäftigten.

Überstundenstopp

Zur Lösung dieses Konfliktes, der seit Abschluss der erwähnten Standortvereinbarung schwelt, waren Gespräche zwischen den beiden Betriebsparteien begonnen worden. Offenbar waren hierbei erste Annäherungen der gegensätzlichen Standpunkte zu erkennen gewesen. Nach den jüngsten Äußerungen Chardons wurden sie allerdings seitens des Betriebsrats bis Ende April unterbrochen. Der Betriebsrat hatte zudem Ende März als direkte Antwort auf die unverschämten Äußerungen Chardons die Ablehnung aller Überstunden in Mannheim-Käfertal und auf den inländischen Kraftwerksbaustellen beschlossen. Dies hat neben den verschiedenen Aktionen der KollegInnen den Druck auf die Gegenseite massiv erhöht.

Die nächsten Wochen werden zeigen, wie sich die Kräfteverhältnisse zwischen der Konzernleitung im Kraftwerksbereich und ihren örtlichen Statthaltern auf der einen, der Alstom-Belegschaft und ihrem Betriebsrat auf der anderen Seite verschieben werden.

Editorische Anmerkung

Der Artikel ist eine Spiegelung von http://www.rsb4.de/
Weitere Infos zur Situation bei Alstom Power Mannheim gibt es bei www.alstom.resistance-online.com