Grundsatzerklärung der Gruppe Politik. Organisation. Praxis. [P.O.P.] - Hannover 05/05

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A new Star in Hannover!

Die Gruppe Politik.Organisation.Praxis [p.o.p.] ist im Januar 2005 hervorgegangen aus ehemaligen Aktiven der Antifaschistischen Aktion Hannover, sowie Menschen aus weiteren politischen Zusammenhängen. Wir haben die Notwendigkeit erkannt im politischen Kampf und innerhalb der linksradikalen Bewegung neue Wege zu beschreiten. Die kapitalistische Gesellschaft in ihrem momentanen Zustand, stellt uns vor neue Herausforderungen. Es ist von daher unumgänglich aktuelle gesellschaftliche Zusammenhänge angemessen zu analysieren, um aus revolutionärer Betrachtung heraus Handlungsperspektiven möglich zu machen. Angemessen heißt für uns, aufgrund ungenügender Kenntnisse der gesellschaftlichen Zusammenhänge nicht in reformistisches Handeln zu verfallen, sondern unsere radikalen Positionen auch theoretisch begründen zu können.

Wir halten nach wie vor an dem Anliegen fest, über ein konkretes antifaschistisches Engagement, interessierten Menschen einen Zugang zu linker Politik zu ermöglichen. Darüber hinaus soll ein weiterer Schwerpunkt unserer politischen Arbeit die theoretische Auseinandersetzung mit den herrschenden Zuständen sein. Denn wenn erst wir die Welt verstehen, können wir die Welt auch verändern. Schon Rosa Luxemburg wusste: "Ohne revolutionäre Theorie kann es keine revolutionäre Praxis geben!"

Antifaschismus ist der Minimalkonsens der Linken, jedoch darf Antifa nicht zum Selbstzweck verkommen. Wir müssen über die künstlich installierten "Szenegrenzen" hinaus aktiv sein. Wir dürfen nicht in erkämpften Freiräumen ausharren, sondern Freiräume für Alle schaffen. Wir wollen als politische Kraft wahrnehmbar sein und so vielen Menschen wie möglich ein politisches Engagement ermöglichen.

POP ist Programm:

Das Kürzel [p.o.p.] wird bei vielen bestimmte Assoziationen wecken und tatsächlich spielt dieser Begriff eine wesentliche Rolle bei der Gründung der neuen Gruppe. [p.o.p.] heißt für uns linksradikale Politik populär zu machen. Wir wollen ganz bewusst in den gesellschaftlichen "Mainstream" hinein, um unsere linksradikalen Inhalte zu transportieren. Wir wollen nicht einer Subkultur angehören, sondern wir wollen unsere politischen Inhalte einbringen und auch über eine kulturelle Ebene transportieren.

Es hat sich in der Vergangenheit leider gezeigt, dass weite Teile der klassischen Linken regelrecht verhaftet sind in Denkstrukturen der achtziger Jahre. Fünfzehn Jahre reaktionäre Politik nach der Auflösung der DDR scheinen verschlafen worden zu sein. Wir wollen aus der selbst verschuldeten Defensive der Linken ausbrechen und dazu müssen wir neue Dinge ausprobieren. Wir haben oft den Eindruck, dass für viele Leute „links sein“ bedeutet, sich nur in vermeintlich politisch korrekten Zusammenhängen bewegen zu dürfen, wir sehen das anders! Wir wollen nicht die Augen vor gesellschaftlichen Realitäten verschließen und wir wollen vor allem andere Menschen nicht ausschließen! Wir wollen offen sein für politisch Interessierte, die sich nicht zuerst durch bestimmte, ritualisierte Szeneinstanzen kämpfen müssen. Wir halten auch nichts von einer pseudolinken Verzichtsethik. Politisch links zu sein hat eben nur bedingt etwas mit Aussehen und Verhalten zu tun, viel wichtiger ist für uns das Wissen um die Fähigkeit von Menschen sich zu verändern und zu lernen.

Das gesellschaftliche Sein bestimmt das Bewusstsein und das gilt für Alle! Wir sehen die Notwendigkeit revolutionärer Bildungsarbeit und Aktion, jedoch so verpackt, dass sie für Menschen nicht abschreckend wirkt. Wir vertreten einen positiven Ansatz, wir sind Revolutionäre, wir wollen nicht die erste Klasse abschaffen, sondern die zweite! Alles für alle und zwar umsonst!

Politik:

Als eine Gruppe, die sich aus antifaschistischen Zusammenhängen entwickelt hat, gehen wir von der Grundthese aus: "Wer vom Faschismus spricht, darf vom Kapitalismus nicht schweigen!" Deshalb muss das Ziel der Überwindung des kapitalistischen Systems, das vorrangige Ziel unseres politischen Handelns sein. Wir lehnen die bürgerliche Gesellschaftsform ab, mit all ihren moralischen und ökonomischen Zwängen. In ihr gehören einige wenige Menschen zu den Besitzenden, während viele andere dazu verdammt sind sich und ihre Arbeitskraft "zu Markte zu tragen". Das bedeutet Freiheit für Einige und Unfreiheit für Viele! Momentan präsentiert sich die kapitalistische Herrschaftsform in der Verkleidung einer bürgerlichen Demokratie. Wir wissen, dass gerade in Krisenzeiten der Faschismus auch eine reale Option sein kann, um die grundsätzliche Organisationsform des kapitalistischen Ausbeutungsprozesses sicherzustellen.

Wir haben in der Geschichte gesehen, dass der Faschismus die brutalste Form kapitalistischer Ausbeutung darstellt. Der industrielle Massenmord an Menschen hat gezeigt wie weit es gehen kann. Auch die gegenwärtigen politischen Veränderungen und die Wahlerfolge der Neonazis zeigen uns deutlich, dass es eine reale Bedrohung gibt! Momentan entwickelt sich dieser Staat immer mehr in die Richtung eines autoritären, demokratiefeindlichen Konstrukts, in der Unterdrückung und Ausgrenzung vom gesellschaftlichen Reichtum weiter perfektioniert werden. Während dessen nimmt die rechte Gefahr zu, weil aufgrund der sozialfeindlichen Politik es den Nazis einfach gemacht wird sich als soziale Alternative zu präsentieren, die sie nicht sind. Für uns ist es gleichgültig, aus welcher bürgerlichen Ecke diese Politik kommt, denn sie dient immer einem bestimmten Zweck, nämlich der staatlichen Organisation des Kapitalismus. Es geht jedoch nicht darum diese Tatsachen moralisch zu verurteilen, sondern zu verstehen, was in der jetzigen Phase kapitalistischer Herrschaft passiert und wie wir damit umgehen können.

Zurzeit nimmt der Staat, fünfzehn Jahre nach dem Zusammenbruch des Ostblocks nur die Rolle ein, die ihm als Organisationselement im kapitalistischen Verwertungsprozess zwangsläufig zukommt. Das was von vielen Linken zu recht als Neoliberalismus kritisiert, aber nicht verstanden wird, ist nichts anderes als eine logische Entwicklung, eine Form des "Klassenkampfs von Oben". Es wird deutlich, dass wir die soziale Frage ins Zentrum unserer politischen Tätigkeit rücken müssen. Daraus ergeben sich automatisch weitere Betätigungsfelder, wie z.B. ein revolutionärer Antifaschismus und der Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus. Nationalstaatliche Konstrukte, sowie patriarchale Unterdrückungsstrukturen sind Ausdruck sozialer Verhältnisse, die es zu bekämpfen gilt.

Organisation:

Wir sind der Überzeugung, dass für die Überwindung von Staat und Kapital der verbindlichen Organisierung bedarf. Wir sind nur gemeinsam stark, denn eine gut strukturierte Organisation viel eher in der Lage den politischen Kampf zu führen. Wir sind organisiert in autonomen Arbeitsgruppen, die zu bestimmten thematischen Zusammenhängen aktiv sind. Auf regelmäßigen Gruppentreffen werden die Ergebnisse aus den AG´s vorgestellt und weiter gehende Aktionen geplant. Wir wollen verbindliche und funktionierende Organisationsstrukturen aufbauen, die auf den individuellen Fähigkeiten und Bedürfnissen basieren. Wir wollen Leuten, die politisch aktiv sein wollen die notwendigen Strukturen bieten. Oft werden Menschen durch bestimmte, zum Teil strukturkonservative Organisationsformen abgeschreckt, dass wollen wir ändern! Wir wollen das Gefühl der Hilflosigkeit bei Vielen überwinden helfen, jede/r kann etwas tun!

Wir bieten verschiedene „Einstiegsmöglichkeiten, Antifaschismus ist bei uns eine unter mehreren! Festzuhalten ist, dass jede revolutionäre Organisation langfristig in der Lage sein muss wirkliche Veränderung auch durchsetzen zu können, wir wollen den Klassenkampf heute, morgen, bis zum Ziel!

Praxis:

Wir wollen mit anderen linken Gruppen, als Teil einer breiten antikapitalistischen, antirassistischen und antisexistischen Bewegung diese Welt verändern. Wir werden überall dort anzutreffen sein, wo es gegen den rechten Vormarsch geht, gegen soziale Ausgrenzung und die Verschärfung der, durch den Kapitalismus bedingten, unmenschlichen Lebensbedingungen.

Gegen das Konstrukt nationalstaatlicher Zusammengehörigkeit und dort, wo es gegen die systematische Unterdrückung der Geschlechter geht.

Bei uns sollen sich Theorie und Praxis verknüpfen, wir wollen auf Demos genauso präsent sein, wie durch ein fundiertes inhaltliches Engagement. Unsere Praxis ist es eben auch Demos, Lesungen und kulturelle Events zu organisieren. Wir lassen uns nicht begrenzen! Unser praktisches Handeln wird geprägt sein von einer offensiven Herangehensweise. Wir vertreten unversöhnliche, radikale Inhalte und die gilt es Praxis orientiert nach Außen zu tragen. Wir wollen nicht nur in dem klassischen, subkulturellen Kontext aktiv werden, sondern wir wählen die Aktionsformen, die nötig sind, um einen Politisierungs- und Bildungsprozess in der Gesellschaft zu erzeugen.

Unser Ziel ist eine klassenlose Gesellschaft, in der jeder Mensch ein freies und selbst bestimmtes Leben führen kann, in der die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen nicht mehr existiert! Wir fordern euch auf, organisiert euch, bildet euch! Denkt nach und macht mit!

Pop is the way to communism!
Für die soziale Revolution! Für den Kommunismus!


Politik.Organisation.Praxis. [p.o.p.]
Allerweg 3-7 | 30449 Hannover

(e) pop-hannover@gmx.de
(i) www.antifa-aktion.de

Hannover im Januar 2005

Editorische Anmerkungen

Der Text wurde von
http://www.puk.de/staypunk/antifa/printable/50059095ed0ef1207/index.html
gespiegelt