Antisemitismus und Fetischismus
Kritische Theorie zur Basisideologie der bürgerlichen Gesellschaft

von Stephan Grigat

05/03
 
 
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In keinem anderen Phänomen kommt der gesellschaftliche Wahn so konsequent zu seiner Wirklichkeit wie im Antisemitismus. Die Reflexion auf Auschwitz als Synonym für die von den Nazis industriell betriebene Massenvernichtung von Jüdinnen und Juden hat daher zentrales Element jeder kritischen Gesellschaftstheorie zu sein.

Die Grundlage kritischer Gesellschaftstheorie ist die Marxsche Kritik der Politischen Ökonomie. Zentrales Element der Marxschen Kritik ist die Theorie des Fetischismus.1 Im folgenden soll der Versuch unternommen werden, die Antisemitismustheorie der Kritischen Theorie, wie sie vor allem von Horkheimer und Adorno, deren Grundbegriffe die Grundbegriffe der Marxschen Werttheorie sind,2 formuliert wurde, vor dem Hintergrund der Marxschen Fetischkritik darzustellen und einige der neueren an Horkheimer und Adorno orientierten Theorien zu Antisemitismus und Rassismus zu diskutieren.

Zirkulation und Projektion

Als wichtigster Text der Kritischen Theorie zum Antisemitismus können die "Elemente des Antisemitismus" in der "Dialektik der Aufklärung" angesehen werden. Aber bereits 1939 hat Horkheimer eine zentrale These, die in den "Elementen des Antisemitismus" wieder aufgegriffen wird, formuliert und seine explizite Orientierung an der Marxschen Ökonomiekritik dokumentiert. In seinem Aufsatz "Die Juden und Europa", in dem sich teilweise Ähnlichkeiten mit Marx’ Argumentation in dem Text "Zur Judenfrage" erkennen lassen,3 geht er davon aus, daß es zur Erklärung des modernen Antisemitismus des "Rückgangs auf die Tendenzen des Kapitals"4 bedarf. Der Nationalsozialismus sei Ausdruck einer unter der Herrschaft des Werts stehenden Gesellschaft. Er fixiere die vom Wertgesetz in die Welt gesetzten Unterschiede.5 Dieselbe Rationalität, die in der alltäglichen kapitalistischen Konkurrenz Unterlegene ins Elend stürzt — also die Durchsetzung des Wertgesetzes — verursache die Ausgrenzung und Verfolgung der Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus.6

Lange war ein Großteil der europäischen Jüdinnen und Juden in die Sphäre der Zirkulation gepreßt, was sie einerseits zum Objekt des Hasses stempelte, sie andererseits aber auch als unentbehrlich erscheinen ließ. Horkheimer konstatiert für den modernen Kapitalismus, daß die Zirkulationssphäre aufgrund der gewandelten Wirtschaftsstruktur ihre ökonomische Bedeutung verliere — eine Einschätzung, die zwar aufgrund der damaligen Monopolisierungstendenzen verständlich ist, aber dennoch nie in der von Horkheimer suggerierten Absolutheit Wirklichkeit wurde. Die Jüdinnen und Juden würden als Agenten der Zirkulationssphäre entmachtet.7 Ihrer ihnen von der Gesellschaft zunächst zugedachten Funktion beraubt, sind sie dem Antisemitismus voll ausgeliefert. Als Exekutoren einer für den Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion notwendigen Sphäre überflüssig geworden, könne sie nur mehr die Revolution, die allgemein menschliche Emanzipation, das Heraustreten der Menschen aus ihrer Naturgeschichte retten.8
In der "Dialektik der Aufklärung" versuchen Horkheimer und Adorno eine Annäherung an das Phänomen des Antisemitismus zu liefern, bei der sie auf die Grenzen der Möglichkeit seiner Überwindung bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Voraussetzungen für eine dennoch mögliche Durchbrechung dieser Grenzen hinweisen — eine Herangehensweise, die auch der Theorie des Fetischismus entspricht, die einerseits die Notwendigkeit falschen Bewußtseins konstatiert, durch seine Analyse aber gleichzeitig die Bedingungen seiner Überwindung formuliert.
Adorno und Horkheimer beginnen die "Elemente des Antisemitismus" mit Überlegungen zum Bild der Jüdinnen und Juden in der nationalsozialistischen Ideologie. Für die Nazis sind sie nicht eine Minderheit neben anderen Minderheiten, die in dem gleichen Ausmaß und mit den gleichen Mitteln bekämpft werden müßte. Vielmehr erscheinen sie in der nationalsozialistischen Ideologie und Praxis als "Gegenrasse, das negative Prinzip als solches."9 Während Arbeiterinnen und Arbeiter weiter der Ausbeutung zur Verfügung zu stehen haben und "Neger" dort gehalten werden sollen, wo sie in den Augen der Nazis hingehören, sind Jüdinnen und Juden zur Vernichtung bestimmt.10

Wie die Vorstellung von Rassen allgemein, so entbehrt auch die Vorstellung von den Jüdinnen und Juden als "Gegenrasse" jeglicher Grundlage. Horkheimer und Adorno weisen aber darauf hin, wie diese absurde Vorstellung dennoch wahr wird: "wahr in dem Sinn, daß der Faschismus sie wahr gemacht hat."11 Das heißt, solange eine kollektivierende Vorstellung von Jüdinnen und Juden tatsächlich nur als Vorstellung existiert, kann sie unter Umständen kritisiert und als unwahr zurückgewiesen werden. Prägt diese Vorstellung aber die Praxis, wie es im zur Macht gelangten Nationalsozialismus der Fall war, so erscheint sie durch die Praxis als adäquate Abbildung der Wirklichkeit. Das bedeutet, Jüdin oder Jude ist, wer Opfer des Antisemitismus wird und wer Opfer wird, muß Gegner sein. Wie der Warenfetischismus, der erst durch die Praxis entsteht, gesellschaftliche Wirksamkeit erhält und beständig reproduziert wird, prägt der Praxis gewordene Antisemitismus die Vorstellungen und das Leben beziehungsweise Töten derer, die ihn in die Welt gesetzt haben. Die Jüdinnen und Juden erscheinen ihnen von Natur aus als "Gegenrasse". Was Adorno über den Fetischcharakter der Ware geschrieben hat, nämlich daß er "keine Tatsache des Bewußtseins (ist), sondern dialektisch in dem eminenten Sinn, daß er Bewußtsein produziert",12 trifft genauso für den Antisemitismus zu.

Der Haß auf die "Gegenrasse" hat keinen ökonomischen Sinn. Während heute gerade linke Autorinnen und Autoren Antisemitismus nur mehr als Mittel zu ökonomischen, sozialen oder bevölkerungspolitischen Zwecken begreifen können,13 verweisen Horkheimer und Adorno nachdrücklich auf die ökonomische Sinnlosigkeit des Antisemitismus. Gleichzeitig halten sie diese ökonomische Sinnlosigkeit für kein taugliches Argument gegen ihn: "Gegen das Argument mangelnder Rentabilität hat sich der Antisemitismus immun gezeigt."14

Die Lokalisierung der gesellschaftlichen Träger des Antisemitismus fällt Adorno und Horkheimer offenbar leicht. Sie behaupten, er diene der Herrschaft zur Ablenkung und zur Korrumpierung. Während die herrschenden Kreise ihn unterhalten, würden die Beherrschten ihn ausüben.15 Da Antisemitismus an dieser Stelle von Horkheimer und Adorno nur als Herrschaftsmittel und Ablenkungsmanöver wahrgenommen wird, erscheint er als Mittel zur Durchsetzung etwas außer seiner selbst Liegendem. Er wird zu einer besonderen Perfidie der herrschenden Klasse. Adorno und Horkheimer bescheinigen den "hohen Auftraggebern", die wüßten, worum es eigentlich gehe, Jüdinnen und Juden nicht zu hassen.16 Sie verkennen, daß Antisemitismus, wie alle Formen des Fetischismus, zwar klassenspezifische Ausprägungen aufweist, aber keine gegen ihn immune Klassen kennt. Das wird auch deutlich, wenn Adorno an anderer Stelle zwar sowohl proletarischen als auch bürgerlichen Antisemitismus ausmacht, letzteren aber nur bezüglich Angehöriger des Mittelstandes, die von sozialem Abstieg bedroht sind, untersucht.17
Das verwundert angesichts der von Horkheimer schon früher formulierten Überlegung zum Zusammenhang von Gesamtprozeß der kapitalistischen Produktion und Antisemitismus, die in der "Dialektik der Aufklärung" wieder aufgegriffen wird, auf die sich Horkheimer auch in anderen Schriften bezog,18 und die, wie gleich zu sehen sein wird, im Widerspruch zur These von einer rein strategischen Nutzung des Antisemitismus durch herrschende Kreise steht.
Durch ihre Einsperrung in die Zirkulationssphäre war den jüdischen Menschen im Gegensatz zu den nicht-jüdischen Menschen "der Zugang zum Ursprung des Mehrwerts weithin verschlossen."19 Der Ursprung des Mehrwerts liegt in der Produktion, in der unmittelbaren Ausbeutung der Arbeitenden. Die Personifikationen des Kapitals, die in dieser Sphäre Geld verdienen, gelten als produktiv. Die Agentinnen und Agenten der Zirkulation hingegen gelten als unproduktiv, als raffendes Kapital im Gegensatz zum schaffenden. Dabei raffen in der Tat beide. Nur raffen die in der Produktion tätigen Kapitalistinnen und Kapitalisten "nicht bloß am Markt sondern an der Quelle ein".20

Die Ausbeutung in der Produktion, die Produktion des Mehrwerts durch die Arbeitenden, bleibt verschleiert. Erst in der Sphäre der Zirkulation wird den Arbeitenden der Wechsel präsentiert, "den sie dem Fabrikanten unterschrieben haben. (…) Die Verantwortlichkeit der Zirkulationssphäre für die Ausbeutung ist gesellschaftlich notwendiger Schein."21 Die Demaskierung dieses Scheins war bereits Gegenstand der Marxschen Werttheorie. Nicht das Geld, sondern die Ware ist die elementare Grundform der kapitalistischen Produktionsweise. Die Quellen der Ausbeutung sind nicht Waren- oder Geldhandel: "Die Zirkulation (…) schafft keinen Wert",22 daher auch keinen Mehrwert. Die Quelle der Ausbeutung ist mehrwertbildende Arbeit, die in der Produktion verausgabt wird. Der Blick der warenfetischistischen Individuen der bürgerlichen Gesellschaft — egal ob dem Proletariat oder der Bourgeoisie zugehörig — bleibt aber an der Zirkulationssphäre hängen. Die gesichtslosen und jederzeit auswechselbaren Charaktermasken, die sie dort vorfinden, substituieren sie in der antisemitischen Projektion durch die Jüdinnen und Juden.23
Daß sich gerade diese als Substitut eignen, liegt nach Adorno und Horkheimer neben den genannten historisch-sozioökonomischen Gründen zum einen an ihrer "künstlich gesteigerten Sichtbarkeit"24 und zum anderen daran, daß sich die Wut auf den entlädt, "der auffällt ohne Schutz".25 Dagegen wäre einzuwenden, daß die zu fast allen Zeiten bestehende relative Rechtlosigkeit von Jüdinnen und Juden, ihre gesteigerte Sichtbarkeit und auch ihre weitgehende Beschränkung auf die Zirkulationssphäre selber schon Resultate des Antisemitismus waren. Prinzipiell ist es nicht unproblematisch, Antisemitismus durch die reale Erscheinung von Jüdinnen und Juden erklären zu wollen. Andererseits wäre es verkürzt, einfach den Befund Hitlers und anderer Antisemitinnen und Antisemiten, daß Jüdinnen und Juden der von ihnen definierten Rolle eines inneren oder äußeren Feindes optimal entsprechen, schon als Erklärung dafür herzunehmen, warum sie sie als optimal entsprechend empfinden.26 Die Schwierigkeit in der Erklärung liegt darin, daß sich der moderne Antisemitismus vollends von der realen Gestalt von Jüdinnen und Juden abgelöst hat. Er kommt ohne sie aus. Worauf sich der Antisemitismus bezieht, ist das antisemitische Bild von ihnen, das sich aus sich selbst erklärt. Stärker noch als beim traditionellen Antisemitismus, legitimiert sich im modernen Antisemitismus Verfolgung durch bereits erfolgte Verfolgung. Dadurch wird er nicht nur resistenter gegen Aufklärung, sondern entzieht sich tendenziell auch Versuchen seiner Erklärung. Erklärt werden kann nicht mehr der Antisemitismus, sondern nur mehr die Gesellschaft, der er strukturell innewohnt.
Zentrales Merkmal dieser Gesellschaft ist neben der Differenz von Wesen und Erscheinung die Diskrepanz zwischen ihren Möglichkeiten und ihrer realen Verfaßtheit. Einerseits sind die materiellen Bedingungen, die ökonomischen Voraussetzungen, kurz: die Entfaltung der Produktivkräfte in der Gesellschaft derart weit entwickelt, daß eine befreite Gesellschaft, das Heraustreten der Menschen aus ihrem Naturzustand, in dem sie sich in ihrem Fetischismus von Dingen beherrschen lassen, offensichtlich möglich ist. Andererseits findet der Schritt zur Emanzipation gerade aufgrund des verdinglichten Bewußtseins nicht statt. Statt dessen kommt die negative Produktivität der Gesellschaft voll zum Vorschein, die sich bis zur bürokratisch organisierten und industriell betriebenen Massenvernichtung von Menschen steigert. Auf diese Diskrepanz von Möglichkeiten und Realität beziehen sich Adorno und Horkheimer, wenn sie schreiben, daß die Unnötigkeit von Herrschaft heute so offensichtlich ist, daß sie zu ihrer Aufrechterhaltung des kranken Bewußtseins bedarf. Nur Verfolgungswahnsinnige lassen sich Herrschaft gefallen, da diese ihnen gestattet, andere zu verfolgen.27

Die hier nachgezeichneten Thesen der Antisemitismustheorie Horkheimers und Adornos können als einer der frühen Versuche einer werttheoretischen Erklärung des Antisemitismus gelten. Antisemitismus wird von ihnen implizit als Fetischismus, als unbegriffene Verdinglichung sozialer Zusammenhänge, die in den Verkehrungen der politischen Ökonomie und ihrer alltagsbewußten Rezeption ihre Grundlage hat, und die aufgrund der Anatomie der Gesellschaft im Bewußtsein der bürgerlichen Subjekte notwendigerweise stattfindet und gesellschaftlich wirksam wird, betrachtet und explizit in Anlehnung an die Kategorien der Marxschen Werttheorie analysiert.

Neben den bereits erwähnten Problemen in ihrer Antisemitismustheorie, wie der falschen These vom Verschwinden der Zirkulationssphäre oder der Vorstellung, herrschende Gesellschaftskreise würden Antisemitismus nur als bewußte Strategie einsetzen, selbst aber nicht antisemitisch sein, wirft auch die Bezugnahme auf die Identifikation von Jüdinnen und Juden mit Geld und der ihm entsprechenden Zirkulationssphäre Probleme auf. Einerseits stellt diese Bezugnahme den werttheoretischen Kern der Antisemitismustheorie von Horkheimer und Adorno dar. Andererseits deutet sie auf die Beschränktheit dieser Theorie hin. Zentrale Momente des Antisemitismus, insbesondere des nationalsozialistischen, wie beispielsweise der scheinbare Widerspruch in der Behauptung von der gleichzeitigen Verantwortlichkeit von Jüdinnen und Juden für liberalen Kapitalismus einerseits und Sozialdemokratie und Kommunismus andererseits, lassen sich mit ihr nicht befriedigend erklären. Die Fixierung auf die Identifikation von Jüdinnen und Juden mit Geld ist eine Fixierung auf eine Erscheinungsform des Werts bei gleichzeitiger Ausblendung seiner selbst.

Diese Mängel umreißen die Kritikpunkte neuerer werttheoretischer und wertkritischer Erklärungsversuche zum Antisemitismus, die sich kritisch auf Adorno und Horkheimer beziehen, aber viel expliziter mit den Kategorien der Marxschen Werttheorie arbeiten. An erster Stelle ist in diesem Zusammenhang Moishe Postone zu nennen.

Personifikation der Abstraktion

Die explizit werttheoretischen und fetischkritischen Elemente von Postones Thesen zum Antisemitismus wurden in dieser Zeitschrift bereits dargestellt28 und werden hier daher nur angedeutet. Postone hat seine Thesen zum nationalsozialistischen Antisemitismus Ende der siebziger Jahre ursprünglich für eine Veröffentlichung in einer amerikanischen Publikation verfaßt. Seitdem sind sie unter verschiedenen Titeln und in leicht überarbeiteten Versionen in unterschiedlichen Periodika und Sammelbänden in der BRD wiederabgedruckt worden.
Ausgangspunkt von Postones Überlegungen ist eine Kritik eines funktionalistisch-ökonomistischen Verständnisses der Marxschen Werttheorie, das die Marxschen Kategorien nur als ökonomische Kategorien begreift, die eine ökonomische Basis konstituieren, aus der dann funktionalistische Ableitungen zu den Überbauphänomenen, zu denen auch alle Denkformen gehören, vorgenommen werden. Da dieser Funktionalismus niemals die Nicht-Funktionalität der nationalsozialistischen Verfolgungs- und Vernichtungspraxis erklären kann, setzt er dagegen ein Verständnis der Marxschen Kategorien als gesellschaftliche Formen, die sich in vergegenständlichter Form ausdrücken und so zwangsläufig, aber nicht unbedingt funktional, bestimmte Denkformen produzieren.

Für Postone werden die Jüdinnen und Juden im modernen Antisemitismus nicht nur mit dem Geld und der Zirkulationssphäre identifiziert, sondern mit dem Kapitalismus überhaupt. Sie werden "nicht nur als Geldeigentümer betrachtet", sondern prinzipiell mit der durch den Kapitalismus als Gesamtsystem — inklusive der zum Kapital sich antagonistisch verhaltenden Kräfte — verursachten "gesellschaftlichen Umstrukturierung und Verschiebung identifiziert."29 Teil und teilweise Motor dieser gesellschaftlichen Umstrukturierungen ist auch das organisierte Proletariat, wodurch Sozialdemokratie und kommunistische Bewegung ebenfalls zum Ziel des modernen Antisemitismus werden können.

Die Juden und Jüdinnen sind im antisemitischen Bewußtsein die Personifikationen der Abstraktheit, der biologisch dingfest gemachte Wert. Die Abstraktheit des Daseins als Citoyen hat sich in Europa nach Postone aufgrund der immer auch als Sprach-, Geschichts-, Traditions- und Religionsgemeinschaften konstituierten Nationen nie wirklich durchgesetzt. Die einzigen, die der "Bestimmung von Staatsbürgerschaft als rein politischer Abstraktion" entsprachen, waren die Jüdinnen und Juden, die zwar "deutsche oder französische Staatsbürger (waren), aber keine richtigen Deutschen oder Franzosen".30

Postones Thesen zum nationalsozialistischen Antisemitismus stellen einen wichtigen Erklärungsversuch der nationalsozialistischen Vernichtungslager dar. Seine Ausführungen können zwar keinesfalls erklären, warum es zu Auschwitz gekommen ist, aber sie geben zumindest einen Hinweis darauf, was dort passiert ist. Natürlich sind seine Thesen allein keine Erklärung dafür, warum es zu Auschwitz gekommen ist oder warum sich der moderne Antisemitismus in dieser Form in Deutschland durchgesetzt hat. Sie können auch bisherige und zukünftige sozialpsychologische, psychoanalytische, soziologische und vor allem historische Untersuchungen nicht ersetzen, wie Postone selber betont.31 So wie die Werttheorie alleine nicht alles erklären kann, können auch werttheoretische und -kritische Analyseversuche zum Antisemitismus solch ein komplexes Phänomen nicht allumfassend erklären. Sie sollten aber die Grundlage für historische, soziologische, etc. Untersuchungen darstellen. Fehlt solchen Untersuchungen die werttheoretische Grundlage, geht der Zusammenhang zwischen Warenförmigkeit der Gesellschaft und Antisemitismus verloren.

In der etablierteren Forschung, die Antisemitismus in der Regel ausschließlich als Vorurteil begreift, sind Postones Thesen bisher kaum zur Kenntnis genommen worden. Seit Beginn der neunziger Jahre hat jedoch jenseits der akademischen, meist demokratieverherrlichenden Antisemitismusforschung eine verstärkte Rezeption von Postones Überlegungen eingesetzt.

Antisemitismus und Staat

Enderwitz wirft Postone vor, seine Thesen zum Antisemitismus seien vollends entsubjektiviert, was auch den jeweils konkreten Staat in seinen jeweiligen historischen Ausformungen als potentiellen Träger des Antisemitismus ausblende. Für Enderwitz aber ist die Erklärung des Antisemitismus und auch seine Radikalisierung zum zur Tat schreitenden Vernichtungsantisemitismus im Nationalsozialismus nur unter Einbeziehung der Rolle des Staates zu leisten.

Ausgangspunkt von Enderwitz’ Überlegungen ist eine historisch-analytische Untersuchung des Prozesses, der die menschliche Arbeitskraft von einem Gebrauchsgüter produzierenden zu einem wertbildenden Faktor transformiert.32 Er beschreibt die ursprüngliche Akkumulation unter Berücksichtigung der diesen Prozeß befördernden Bedürfnisse der politischen Herrschaft.
Im Mittelalter kommt es zur realen Konfrontation der abhängigen bäuerlichen Kleinproduzentinnen und -produzenten mit ihren Ausbeutern und Ausbeuterinnen am Markt und der politischen Herrschaft. Diese reale Konfrontation verlagert sich jedoch auf einen Nebenschauplatz: das Zinsgeschäft. Durch ihre gesellschaftlich prekäre Stellung sind die Juden und Jüdinnen prädestiniert für die Verkörperung dieses anzugreifenden Teils des Wirtschaftslebens. Sie übernehmen so die Rolle des gesellschaftlichen Trägers des in Form des Zinsgeschäfts ausgegrenzten Wertprinzips. Ein realer Zusammenhang zwischen Juden und Geldhandel ist dabei nach Enderwitz nicht erforderlich, da es sich beim Antisemitismus nicht um die rationale Reaktion auf die Realität, sondern um eine neurotische Verschiebung handelt. Diese neurotische Verschiebung, die der Konfliktscheu und der Konfliktunfähigkeit der abhängigen Kleinproduzentinnen und -produzenten geschuldet ist, befördert die reale Verbindung von Juden mit dem Geldhandel; nicht zuletzt dadurch, daß die politische Herrschaft aus dieser Verlagerung der Konfrontation Nutzen zieht und sie daher — teils bewußt, teils unbewußt — fördert.
Im Absolutismus ist der Nutzen der im Auftrag des Hofes mit Geldkapital arbeitenden Juden für die politische Herrschaft so eindeutig, daß die Angriffe der unteren Klassen auf die Juden und Jüdinnen nicht mehr als bloße Ersatzhandlung zutage treten, sondern sich offen mit allgemein herrschaftskritischen Momenten verbinden. Die Angriffe gegen die für den Hof tätigen Juden gehen nun aber nicht mehr von den inzwischen dem Markt weitgehend unterworfenen ehemaligen Subsistenzproduzentinnen und -produzenten aus, sondern hauptsächlich vom sich am Beginn seiner Emanzipation befindlichen Kapital. Das Kapital trägt so eine implizite Kritik an Elementen der politischen Herrschaft vor, kratzt aber gleichzeitig in keiner Weise an der grundsätzlichen Aufrechterhaltung dieser Herrschaft, die es zur weiteren Akkumulation — zumindest noch — braucht.

Mit der Emanzipation des Kapitals von der absolutistischen Herrschaft gelangt das Bürgertum selbst an die Macht. Auf der einen Seite entfällt damit für das Kapital der zuvor vorhandene Grund für die Angriffe auf die "Hofjuden". Auf der anderen Seite sind die ausgebeuteten Klassen, für die der Staat nun zum unmittelbaren Exekutor ihrer ökonomischen Ausbeuter und Ausbeuterinnen geworden ist, derart in ihrer Existenz bedroht, daß sozialpsychologische Verdrängungshandlungen als Proteste nicht mehr ausreichen. Für Enderwitz liegt in dieser Konstellation der Grund, daß es vom Ende des 18. bis etwa zur Mitte des 19. Jahrhunderts zu einem Zwischenspiel relativer Abwesenheit von Antisemitismus kommt.

Mitte des 19. Jahrhunderts kommt es jedoch zu einer qualitativ neuen Forcierung von Antisemitismus. In die Welt gesetzt wird er diesmal vom Staat selbst. Grundlage dafür ist die Trennung der liberal-bürgerlichen Klasse vom unmittelbaren Zugriff auf die Staatsgewalt. In Deutschland, wo sich dies eher als eine Vorenthaltung denn als eine zu vollziehende Trennung darstellt, führt das dazu, daß ein politisch rückständiger Staat als Gesamtorganisator der Kapitalakkumulation unter Berücksichtigung des Produktionsfaktors lebendige Arbeit auftritt. Die so als Volksstaat konstituierte politische Gewalt setzt nach Enderwitz das Bild des Liberalitätsjuden in die Welt, das zeigt, wie die liberale Bourgeoisie zwar ist, aber nicht sein darf. Das dem Volksstaat integrierte Kapital soll einerseits Kapital akkumulieren, andererseits aber staatsloyal und der Gemeinschaft verpflichtet bleiben.

Der Staat benutzt so den Antisemitismus als "planmäßiges Vehikel zur bewußten Steuerung des Verhaltens anderer", was aber dennoch nicht bedeutet, daß die "zynisch funktionalisierte Bedeutung des von Staats wegen kultivierten Antisemitismus"33 den ihn propagierenden Kräften als solche bewußt ist.

Mit der Transformation des Volksstaats zum faschistischen Führerstaat oder zum Volksgemeinschaftsstaat, transformiert sich auch die Figur des Liberalitätsjuden. Vom die negative Liberalität des Bürgertums fixierenden Bild verwandelt er sich zum "aufs Ganze gehenden ökonomischen Gegner und todernst zu nehmenden politischen Widersacher".34 Mit der Transformation zum Volksgemeinschaftsstaat wird der Antisemitismus zum gemeinschaftlichen Volksantisemitismus. Die Radikalisierung des Staatskonzepts radikalisiert zwangsläufig auch den Antisemitismus.

Hervorzuheben ist dabei, daß Enderwitz im nationalsozialistischen Antisemitismus bis zum Beginn des Zweiten Weltkriegs keine qualitative Änderung zum Antisemitismus im demokratischen Volksstaat sieht. Er beschreibt vielmehr eine quantitative Steigerung und spricht von "Zuspitzung", "Radikalisierung" und "Verschärfung".

Die eigentliche qualitative Änderung sieht Enderwitz erst in der Verdoppelung des Bildes des Liberalitätsjuden auf internationaler Ebene in die Bilder vom Monopoljuden und vom marxistischen Juden. Durch die Kriegssituation erlangen diese Bilder in den Augen der Agenten des nationalsozialistischen Staates und seiner Volksgemeinschaft reale Gestalt und verfügen in Form der alliierten Kriegsgegner in Ost und West über ein tatsächliches Bedrohungspotential. Der beginnende Krieg erscheint so als existentieller Entscheidungskrieg gegen die Jüdinnen und Juden. In der Vorstellung der jüdischen Weltverschwörung wird die Ideologie zum Wahn, der für die Jüdinnen und Juden zur Massenvernichtung führt.

Enderwitz hat recht, wenn er Postone vorhält, kein Klassensubjekt zu benennen, das den "qua Antisemitismus artikulierten ,Haß aufs Abstrakte‘ ausbildet und pflegt"35 und es stimmt wohl auch, daß Postone Antisemitismus als "fetischistische Jedermann-Reaktion auf den perennierenden Grundwiderspruch aller kapitalistischen Gesellschaft"36 begreift.

Das sollte man Postone aber nicht ankreiden, sondern zugute halten, da er dadurch nicht den Fehler begeht, Antisemitismus von vornherein auf eine gesellschaftliche Klasse festzulegen. Die Charakterisierung des modernen Antisemitismus als "eine besonders gefährliche Form des Fetischs"37 läßt eine vorschnelle Kennzeichnung der gesellschaftlichen Trägerinnen und Träger des Antisemitismus nicht zu. Sie ermöglicht zunächst einmal, alle in einer wertverwertenden Gesellschaft existierenden Klassen und Individuen als potentielle Träger des Antisemitismus auszumachen. Enderwitz’ Kritik sollte daher nicht zu einem Verwerfen von Postones Thesen führen. Vielmehr sollten seine eigenen, ebenfalls werttheoretisch fundierten historisch-analytischen Beiträge zur Antisemitismustheorie als sinnvolle Ergänzung zu Postones Erklärungsversuch verstanden werden.

Potenzierter Fetischismus

Detlev Claussen wirft Postone vor, einen "Parallelismus" zu konstruieren, da er "der Warenform einen Bewußtseinsinhalt"38 zuordne. Diese "erkenntnistheoretische Verkürzung" verdichte sich bei ihm in einem anderen Zusammenhang zu einem "Generalangriff auf das Konzept der Verdinglichung".39 Claussen geht davon aus, daß die Marxsche Theorie nicht den Inhalt, sondern die Formation der bürgerlichen Gesellschaft untersucht, die Warenform zunächst also keine spezifischen Inhalte habe. Auch der Antisemitismus gehöre in der bürgerlichen Gesellschaft "nicht notwendig als Inhalt zum falschen Bewußtsein".40 Wenn die Ware aber nicht bloß als ökonomische Kategorie, sondern als gesellschaftliche Form begriffen wird, wie dies sowohl Postone als auch Claussen tun, ist nicht verständlich, warum die Ware als Form nicht "gleichzeitig bestimmte (…) Denkformen"41 ausdrücken sollte. Damit wird allerdings noch nicht der Warenform ein Bewußtseinsinhalt, sondern nur umgekehrt ein Bewußtseinsinhalt, in diesem Fall der moderne Antisemitismus, der Warenform zugeordnet.

Der zweite Vorwurf von Claussen kann nur als falsch zurückgewiesen werden. Postone startet keineswegs einen allgemeinen Angriff auf das Konzept der Verdinglichung. Er richtet sich vielmehr gegen ein Konzept der Verdinglichung, das in seiner Orientierung am jungen Marx eine Vorstellung von Entfremdung als einseitigem Prozeß impliziert und damit die Dialektik gesellschaftlicher Konstitution, aus der beim späten Marx Verdinglichung resultiert, aus den Augen verliert.42

Unabhängig von aller Kritik weisen Claussens Ausführungen zum Antisemitismus durchaus Ähnlichkeiten zu Postones Erklärungsversuch auf. Zum einen findet sich auch bei ihm der Hinweis, daß Jüdinnen und Juden im modernen Antisemitismus nicht nur mit einer bestimmten Sphäre der bürgerlichen Gesellschaft, sondern mit der Moderne überhaupt identifiziert werden.43 Zum anderen versucht Claussen den modernen Antisemitismus und insbesondere dessen Weiterexistenz nach Auschwitz mit dem Begriff der Alltagsreligion zu fassen. Er will die "Produktion von Antisemitismus im Alltag", die "Verankerung des Antisemitismus im Unbewußten"44 aufzeigen. Wesen und Funktion des Antisemitismus, der durch die Universalisierung der Warenproduktion zur Alltagsreligion mutiert, die mit dem Haß auf Jüdinnen und Juden "der verdinglichten Welt etwas gibt, woran man sich halten kann",45 läßt sich nach Claussen "nur in einer Kombination von psychoanalytischen und gesellschaftstheoretischen Erkenntnissen"46 bestimmen. Die Analyse des Antisemitismus als zentralem Bestandteil einer Alltagsreligion sei die "Psychoanalyse gesellschaftlicher Erkenntnisformen".47 Claussen weist darauf hin, daß Marx mit seiner Fetischtheorie "nur eine Stufe im Ideologiebildungsprozeß aufgezeigt" hat, der Warenfetisch aber "im Vorbewußten und Unterbewußten weiter bearbeitet wird",48 bis am Schluß die europäische Alltagsreligion des Antisemitismus herauskommt, bei der nach der erfolgreichen Durchsetzung der Warenwirtschaft das antisemitische Bewußtsein überall Jüdinnen und Juden am Werk sieht, "obwohl es nur der Wert ist, der sich an alles haftet".49
Der Antisemitismus als Alltagsreligion — der vom politischen Antisemitismus, der in erster Linie ein Mittel zur Herrschaftssicherung sei, unterschieden wird — ist für Claussen die "Verzerrung einer verzerrten Wahrnehmung."50 In der allgemein üblichen Wahrnehmungsweise in der Warengesellschaft werden "Personen an die Stelle von sachlich vermittelten Verhältnissen zwischen Personen (gesetzt). Diese verzerrte Wahrnehmung gesellschaftlicher Realität wird in der Alltagsreligion noch einmal verzerrt."51 Im Anschluß an Claussen könnte man also sagen, der Antisemitismus ist eine Fetischisierung des Fetischismus oder ein potenzierter Fetischismus. Die im Warenfetisch angelegte Naturalisierung und Verdinglichung wird im Antisemitismus biologisiert und erfährt dadurch seine mörderische Konkretion.

Anmerkungen

1 Vgl. Grigat, Stephan: Zur Kritik des Fetischismus, in: ªStreifzüge´, Nr. 4, 1997, S. 1 ff.
2 Vgl. Backhaus, Hans-Georg: Materialien zur Rekonstruktion der Marxschen Werttheorie, in: ªGesellschaft. Beiträge zur Marxschen Theorie´ 1. Frankfurt/M. 1974, S. 64. Im folgenden werden vorrangig jene Aspekte der Antisemitismustheorie Horkheimers und Adornos behandelt, die explizit oder implizit an die Marxsche Werttheorie anschließen. Andere, für Horkheimers und Adornos Denken ebenso zentrale Aspekte, wie beispielsweise die Thesen zum christlichen Antisemitismus oder zum Ticketdenken, treten dadurch in den Hintergrund. Zu einer umfassenden Darstellung der Antisemitismustheorie der Kritischen Theorie siehe die Arbeit von Rensmann, Lars: Kritische Theorie über den Antisemitismus. Studien zu Struktur, Erklärungspotential und Aktualität. Berlin — Hamburg 1998.
3 Vgl. Jay, Martin: Frankfurter Schule und Judentum. Die Antisemitismusanalyse der Kritischen Theorie, in: ªGeschichte und Gesellschaft´, Heft 4, 1979, S. 440 f.
4 Horkheimer, Max: Die Juden und Europa, in: ders.: Gesammelte Schriften. Bd.4, Frankfurt/M. 1988 (1939), S. 308.
5 Vgl. ebd., S. 309. Horkheimer und Adorno benutzen in ihren Schriften aus der Kriegs- und der unmittelbaren Nachkriegszeit fast durchgängig den Begriff "Faschismus" oder auch "faschistischen Antisemitismus", was aus heutiger Sicht zu einer Reihe von Ungenauigkeiten und unzulässigen Verallgemeinerungen führt. Demgegenüber wird hier für den deutschen Faschismus der Begriff "Nationalsozialismus" verwendet.
6 Vgl. ebd., S. 324.
7 Vgl. ebd., S. 325.
8 Vgl. ebd., S. 328.
9 Horkheimer, Max/ Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente. Frankfurt/M. 1991 (1947), S. 177.
10 Vgl. ebd.
11 Ebd.
12 Theodor W. Adorno an Benjamin, in: Benjamin, Walter: Briefe 2. Frankfurt/M. 1978, S. 672.
13 Siehe beispielsweise die Arbeiten von Götz Aly und Susanne Heim. Besonders deutlich in dem Aufsatz Sozialplanung und Völkermord, in: ªKonkret´, Heft 10, 1989, S. 82 ff. Vgl. dazu Grigat, Stephan: Ökonomie der Endlösung? Antisemitismustheorie zwischen Funktionalismus und Wertkritik, in: ªWeg und Ziel´, Nr. 1, 1997, S. 44 ff.
14 Horkheimer/ Adorno, a. a. O., S. 179.
15 Vgl. ebd.
16 Vgl. ebd., S. 180. Kritisch dazu Demirovic, Alex: Vom Vorurteil zum Neorassismus. Das Objekt "Rassismus" in Ideologiekritik und Ideologietheorie, in: Redaktion diskus (Hg.): Die freundliche Zivilgesellschaft. Rassismus und Nationalismus in Deutschland. Berlin 1992, S. 79 f., wo jedoch der von Adorno und Horkheimer untersuchte Antisemitismus völlig unvermittelt durch den Begriff Rassismus ersetzt wird.
17 Vgl. Adorno, Theodor W.: Studien zum autoritären Charakter. Frankfurt/M. 1995 (1950), S. 151.
18 Vgl. Horkheimer, Max: Der soziologische Hintergrund des psychoanalytischen Forschungsansatzes, in: Simmel, Ernst (Hg.): Antisemitismus. Frankfurt/M. 1993, S. 32, wo Horkheimer noch explizit auf seinen Aufsatz "Die Juden und Europa" verweist, der ihm später, nachdem ihn die radikalen Teile der Studentinnen- und Studentenbewegung für sich entdeckt hatten, eher unangenehm war. Vgl. dazu Jay, a. a. O., S.440.
19 Horkheimer/ Adorno, a. a. O., S. 183.
20 Ebd., S. 182.
21 Ebd., S. 183.
22 Marx, Karl: Das Kapital. Kritik der politischen Ökonomie. Erster Band, Buch I: Der Produktionsprozeß des Kapitals. MEW 23, Berlin 1974 (1864), S. 178.
23 Vgl. Elsässer, Jürgen: Antisemitismus — das alte Gesicht des neuen Deutschland. Berlin 1992, S. 113.
24 Horkheimer/ Adorno, a. a O., S. 194.
25 Ebd., S. 180.
26 So etwa Hecker, Konrad: Der Faschismus und seine demokratische Bewältigung. München 1996, S.134 f. Angesichts lang anhaltender Diskussionen innerhalb der Linken, inwieweit Jüdinnen und Juden nicht doch selbst schuld sind am Antisemitismus, ist eine derartige Position allerdings verständlich und stellt einen ungeheuren Fortschritt dar.
27 Horkheimer/ Adorno, a. a. O., S. 207.
28 Vgl. Grigat, Ökonomie der Endlösung, a. a. O., S.46 f. Dort finden sich auch weitere Ausführungen zu Autoren und Autorinnen, die sich auf Postone kritisch oder positiv beziehen. Der zweite Teil des hier vorliegenden Textes kann als Ergänzung zum Schlußteil des Aufsatzes "Ökonomie der Endlösung?" verstanden werden.
29 Postone, Moishe: Antisemitismus und Nationalsozialismus, in: Redaktion diskus (Hg.): Küss den Boden der Freiheit. Texte der Neuen Linken. Berlin 1992, S. 432.
30 Ebd., S. 432.
31 Vgl. Postone, Moishe: Nationalsozialismus und Antisemitismus. Ein theoretischer Versuch, in: ªKritik und Krise´, Nr. 4/5, 1991, S. 6.
32 Vgl. zum Folgenden Enderwitz, Ulrich: Antisemitismus und Volksstaat. Zur Pathologie kapitalistischer Krisenbewältigung. Freiburg i. Br. 1991.
33 Ebd., S. 108 f.
34 Ebd., S. 110 .
35 Enderwitz, Ulrich: Linker Strukturalismus. Einige Überlegungen zu
Postones Antisemitismus-Thesen, in: ªKritik und Krise´, Nr. 6, 1993, S. 45.
36 Ebd., S. 46. Eine der wenigen, durchaus bedenkenswerten, aber nicht immer ganz treffsicheren Kritiken zu Enderwitz findet sich bei Küntzel, Matthias/ Thörner, Klaus u. a.: Goldhagen und die deutsche Linke oder Die Gegenwart des Holocaust. Berlin 1997, S. 74 ff.
37 Postone: Nationalsozialismus und Antisemitismus, a. a. O., S. 9.
38 Claussen, Detlev: Grenzen der Aufklärung. Die gesellschaftliche Genese des modernen Antisemitismus. Frankfurt/M. 1994, S. 245.
39 Ebd.
40 Ebd., S. 78.
41 Postone: Antisemitismus, a. a. O., S.431.
42 Vgl. Brick, Barbara/ Postone,
Moishe: Kritischer Pessimismus und die Grenzen des traditionellen
Marxismus, in: Bonß, Wolfgang/ Honneth, Axel (Hg.): Sozialforschung als Kritik. Zum sozialwissenschaftlichen Potential der Kritischen Theorie. Frankfurt/M. 1982, S. 230.
43 Vgl. Claussen, Detlev: Traditioneller Judenhaß und moderner Antisemitismus. Interview mit Detlev Claussen. Geführt von Jörg Später, in: ªBlätter des iz3w´, Nr. 178, 1991/92, S. 29.
44 Claussen, Detlev: Antisemitismus und Gesellschaftstheorie, in: Brüsemeister, Thomas u. a. (Hg.): Die versteinerten Verhältnisse zum Tanzen bringen. Beiträge zur marxistischen Theorie heute. Berlin 1991, S. 199.
45 Ebd., S. 197.
46 Claussen, Detlev: Die antisemitische Alltagsreligion. Hinweise für eine psychoanalytisch aufgeklärte Gesellschaftskritik, in: Bohleber, Werner/ Kafka, John S. (Hg.): Antisemitismus. Bielefeld 1992, S. 163.
47 Ebd., S. 165.
48 Ebd., S. 48.
49 Claussen: Antisemitismus und Gesellschaftstheorie, a. a. O., S. 198.
50 Claussen: Traditioneller Judenhaß und moderner Antisemitismus, a.a. O., S. 28.
51 Claussen: Die antisemitische Alltagsreligion, a. a. O., S. 168.

Editorische Anmerkungen
Stefan Grigats Aufsatz erschien in Weg und Ziel, 3/1999. Die vorliegende Internetversion wurde von den Seiten des Café Critique gespiegelt.
http://www.cafecritique.priv.at/fetisch.html