Heraus zum 1. Mai: gemeinsam,
solidarisch, achtsam
und trotzdem ungehorsam!
Mit diesem Debattenbeitrag
wollen wir einen Beitrag aus der
Perspektive einer solidarischen
Jugendgruppe liefern. Wieso es
trotz vieler Bedenken und
einiger Widersprüche gerade
jetzt wichtig ist, Widerstand zu
leisten. Dabei fordern wir
sowohl eine lebhafte Debatte
innerhalb unserer Strukturen,
als auch einen offenen
Diskursüber unserenTellerrand
hinaus. Nur gemeinsamkönnenwir
diese Diskussion führen und am
1. Mai gemeinsam solidarisch
protestieren. Der 1. Mai sind
wir alle. Warum wir trotz der
Kontroversität der Debatte
dennoch wütend sind und
Widerstand leisten müssen:Auch
wir diskutieren seit Anbeginn
der Corona Pandemie überden
Ausdruck unseres solidarischen
Verhaltens. Zum einen wollen wir
uns solidarisch gegenüber denen
verhalten die das Virus bedroht,
zum anderen wollen wir auch
solidarisch mit denen sein,
denen das Socialdistancing nicht
hilft, sondern ihr Stimmen und
Perspektiven verstummen
lässt.Menschen, bei denen die
sogenannte „Solidarität“ der
Bundesregierung wie auch sonst
endet, sobald dasbrüchige
Wirtschaftssystem und ihre
„Macht“ gesichert sind.Wir
sprechen von den Menschen an den
EU Ausgrenzen, in den
Geflüchtetenlagern wie Moria in
Griechenland, in den Lagern
hier, den Menschen ohne Obdach,
den Gefangenen in den
Knästen.Sie sind dem Virus
schutzlos ausgesetzt. Daneben
stehen allein in Berlin über
12.000 AirBnB-Wohnungen und
ganze Häuser, die als
Spekulationsobjekte dienen,
einfach leer. Sie sollten dafür
genutzt werden, ihnen einen
sicheren Platz zum Leben zu
schaffen. Denn die Menschen sind
aufgrund der Kriege der
neoliberalen Staaten und ihrer
imperialistischen
Wirtschaftsweise auf der Flucht.
Auch die Menschen, die kein
Obdach haben, leben und sterben
auf der Straße, weil sie keinen
Platz in dem vorgesehenen System
haben und jetzt dem Virus völlig
ausgeliefert sind . Ganz zu
schweigen von der Ignoranz der
Bundesregierung. Sie hat die
permanenten Rufe der Ärzt*innen,
Sanitäter*innen und des
Pflegepersonals, welche den
„Gesundheitsnotstand“ schon
lange vor COVID-19 ausgerufen
haben, konsequent ignoriert.
Ihnen und allen anderen
Arbeiter*innen, ob in
Care-Arbeit oder am
Arbeitsplatz, gilt unsere volle
Solidarität. Sie haben die
Folgen dieser neoliberalen
Wirtschaftspolitik nun
auszubaden. Mit dieser
Wirtschaftspolitik hat der Staat
die momentane Krise zumindest
teilweise mitverursacht. Auch
uns als Jugendliche betrifft
diese Politik direkt: Abitur in
Zeiten von Corona? Klar! Ist ja
nicht so,als würden wir durch
das Bildungssystem ohnehin schon
selektiert werden: Wemstehen
umpfangreiche
Bildungsmöglichkeiten, wie ein
eigener Laptop und gutes Wlan
zur Verfügung? Wer kann sich den
Nachhilfeunterricht oder
Vereinssport nicht leisten und
muss neben Homescooling noch die
ganze Zeit auf seine Geschwister
aufpassen?Dass sich das in
Zeiten von Homeschooling und
Homeoffice zuspitzt, wird
konsequent ignoriert. Das dabei
weit mehr als ein paar
Schüler*Innen auf der Strecke
bleiben, weil sie keine Zeit und
Kopf haben zu lernen oder sich
alle weiter anstecken war ihnen
und ist ihnen schon immer egal.
Nichts Neues für uns aber es
zeigt nocheinmal das nicht
Bildung oder gleiche Chancen das
Ziel in dieser Gesellschaft
sind, sondern Erfolg und
Leistung.Für uns ist klar, dass
wir als junge Menschen gerade in
diesen Zeiten aus solidarischen
Gründen die Pflicht haben,
achtsam und trotzdem
widerständig zu sein. Wir
müssendenpolitischen
Verantwortlichen unsere Wut
über die Ungerechtigkeiten
entgegen schleudern, die ihr
Handeln täglich verursacht. Die
neoliberale Politik, die in
sämtlichen Bereichen des Lebens
zu spüren ist, trägt eine
Mitschuld für die Situation, in
der wir uns jetzt befinden.Denn
Kapitalismus war vor Corona
schon kacke, ist während Corona
kacke und wird nach Corona immer
noch kacke sein. Wie wir dies
erreichen wollen:Grundsätzlich
wollen und werden wir bei all
unseren Aktionen darauf achten,
den Infektionsschutz zu wahren.
Grundlegende Schutzmaßnahmen
sind dabei für uns: Handschuhe,
Gesichtsmasken und ein
Mindestabstand von 1.5
Metern.Wir denken, dass unsere
Demonstrations-Konzepteüberdacht
werden können und sich nun eine
sehr gute Möglichkeit bietet,
neues auszuprobieren.
„Dezentrale Massenaktionen“
könnten ein Kompromiss zwischen
einem solidarischen Schutz für
Risikogruppen und einem
notwendigen Protest am 1.
Mai-Wochenende sein. Wir sind
sehr inspiriert von der
Idee,dass wenn die Polizei
unseren Protest verhindern will,
den Protest auf das ganze
Wochenende und die ganze Stadt
zu verlagern und sie damit ins
Chaos zu stürzen. Anstoß gaben
uns dabei Aktionen wie die
Blockade von über 200 Menschen,
die mit Abstand das Kottbusser
Tor kurzzeitig lahm legte. Aber
auch Aktionen von Balkonen,
Dächern, Musikanlagen,
Besetzungenkönnen Möglichkeiten
sein.Neben dezentralen,
militanten Aktionen, muss es für
die breitere Bevölkerung , die
dem 1. Mai solidarisch gegenüber
steht,Möglichkeiten geben, zu
partizipieren. Wir rufen alle
dazu auf, sich gerade in diesen
Zeiten besser zu vernetzten und
Kämpfe zu verbinden! Dafür ist
eine gemeinsame Debatte und
Vorbereitung aller
notwendig!Egal was passiert, es
wird spannend und wir haben die
Möglichkeit,neues zu wagen! Wir
bereiten uns vor und sind
entschlossen, am 1. Mai zu
protestieren .Wir hoffen, ihr
schließt euch an! Der 1. Mai
sind wir alle!
Quelle:
https://sjbberlin.blackblogs.org/2020/04/15/diskussionsanstos-der-solidarischen-jugendbewegung-zum-1-mai-2020/
Editorische Hinweise
Wir
veröffentlichen
die
Stellungnahmen und Aufrufe zu dokumentarischen
Zwecken. Sie geben nicht unbedingt die Meinung von
Redaktion und Herausgeber wieder. Sie dienen der
freien Meinungsäußerung und stehen in der
Verantwortung des/der Verfasser/in.
Für die
Richtigkeit des Inhalts übernehmen wir keine Gewähr.
|