Die "freiwillige" Corona-App
Ein klares Nein zur Corona-App!

von capulcu

04/2020

trend
onlinezeitung

Die Bundesregierung setzt für eine schrittweise Rücknahme der Corona-Kontaktbeschränkungen auf eine breite Akzeptanz für die nach Ostern herunterladbare App zur nachträglichen Kontaktrekonstruktion Infizierter. Die (berechtigte) Angst vor dem Virus wird benutzt, um einem Großteil der Bevölkerung „freiwillig“ ein autoritär hochwirksames Werkzeug zu verabreichen.

Wir kritisieren in diesem Artikel die technische Konstruktion der App, aber auch ihre sozial-technokratischen Konsequenzen. Selbst wenn das Protokollieren von Kontakten vollständig pseudonym erfolgen würde, müssen wir dringend vor dieser App warnen. In dem Moment, wo (sogar anonyme) Verhaltensdaten flächendeckend anfallen, sind die prädiktiven Modelle, die damit trainiert werden, dazu in der Lage, ganze Populationen in Risikogruppen einzuteilen und algorithmisch zu verwalten. Hinzu kommt, dass ein simples Software-Update die App in ein wirksames Tool zur individuellen Zugangsbeschränkung verwandelt. Daher unser klares Nein zur Corona-App!

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Quelle der Erstveröffentlichung: https://capulcu.blackblogs.org/

Capulcus sind (türkisch) „Wegelagerer“ bzw. „Nichtsnutze“. Der damalige Ministerpräsident Erdogan versuchte so die Regierungsgegner*innen der breiten Revolte 2013 zu diffamieren. Statt über die Gezi-Proteste in Istanbul zu Beginn des Aufstands zu berichten, ließ Erdogan eine Pinguin-Dokumentation im Staats-Fernsehen zeigen. Der Widerstand machte darufhin den Pinguin zu seinem Symbol. Die Revoltierenden nannten sich fortan Capulcus.  Wir sind eine Gruppe von technologie-kritischen Aktivist*innen und Hacktivist*innen, die sich in dieser Zeit gegründet hat und stellen unsere Arbeit solidarisch in diesen Kontext. Wir veröffentlichen Texte in verschiedenen linken Medien, bringen regelmäßig Broschüren heraus und bieten Diskussionsveranstaltungen, Seminare und Schlungen an.