Vor
Gericht
Am 14. Mai
um 9:00 Uhr öffnen sich erneut die Türen des
Gerichts, um deutsches Recht durchzusetzen.
Es wird um Paragraphen verhandelt werden, die
dafür geschaffen wurden, das kapitalistische
System zu schützen und aufrecht zu erhalten
und Eigentum als das höchste zu schützende
Gut zu verteidigen. An diesem Tag werden
Justiz, Senat und Eigentümer natürlich alles
daran setzen aus der Verhandlung mit einem
Räumungstitel heraus zu gehen. Eine
Briefkastenfirma wird versuchen, aufeinander
gebaute Steine als ihr Eigentum ein zu klagen
und wenig später mit hunderten von
uniformierten Kettenhunden in unsere Räume
einfallen, um sie uns gewaltsam zu entreißen.
Sie werden denken, dass sie damit als Sieger
vom Platz gehen.
Wenn wir in
dem Gerichtssaal auf der anderen Seite
sitzen, dann hoffen wir nicht auf irgendeine
„Gerechtigkeit“. Denn wer trotz zahlreicher
Gegenbeweise noch daran glaubt, dass die
Würde und die Freiheit der Menschen im
Kapitalismus eine Bedeutung haben, der
verschließt nur die Augen, ignoriert die
Wirklichkeit und verharrt in Demut gegenüber
den Autoritäten, die uns täglich gewaltsam
unterdrücken. Uns sollte allen klar sein,
dass unsere Ideen nicht vor der Richterbank
verhandelbar sind. Klar, es geht um unser
Haus, um einen Ort des Zusammenkommens, um
Infrastruktur, um die Kadterschmiede und den
Jugendclub. Was jedoch diesen Raum ausmacht
sind unsere Ideen und in denen geht es uns
ums Ganze. Um eine offensive Haltung
gegenüber der Frage, wem zugestanden wird,
über andere Leben zu bestimmen, sei es durch
Eigentum, durch den Knüppel in der Hand,
durch Recht und Gesetz. Hier, in der
kapitalistischen Stadt geht es uns um den
Kampf für ein selbstbestimmtes Leben und ein
solidarisches Miteinander, gegen Verdrängung
und Individualisierung, Arbeits- und
Konsumzwang. Es geht uns darum, den
Widerstand gegen Gentrifizierung und
staatliche Kontrolle mit zu organisieren, ein
Teil dessen zu sein und die vielfältigen
Kämpfe in dieser Stadt mit voran zu bringen.
Ein
kurzer Blick zurück …
Während der
drei Wochen der Belagerung unseres Hauses im
Sommer 2016, nach der Räumung des gesamten
Erdgeschosses am 22.06. haben wir neben der
Schikanen und der Gewalt vor allem die
vielfältige Solidarität gespürt und die
zahlreichen Aktionen haben uns in unserem
Handeln bestärkt. Diese Wochen haben gezeigt,
dass der Begriff der Solidarität nicht durch
Mitleid sondern durch die Verknüpfung von
Ideen und die Bestärkung des eigenen Drang,
die Auseinandersetzungen nach draußen zu
tragen, seine starke Bedeutung erlangt. Nach
bewegenden offensiven Momenten auf der Straße
bewirkte am 13.07.2016 letztendlich auch eine
gerichtliche Entscheidung den Abzug der
Bullen vom Haus. Einen Tag später hatten wir
uns unsere Räume wieder angeeignet und die
Kadterschmiede für euch geöffnet.
… in
eine neue Runde.
Es geht also
in eine neue Runde, einen Tag nach den
viertägigen Diskussions- und Chaostagen hier
in der Rigaer Straße und an anderen Orten
Berlins. Vertreten durch den Verkehrsanwalt
Markus Bernau hat die dubiose Eigentümerin,
die Briefkastenfirma Lafone Investment
Limited mit ihrem bereits dritten
Geschäftsführer seit dem Hauskauf 2014, Mark
Robert Burton, Räumungsklage eingereicht.
Kommt es an diesem Tag zu der Verleihung
eines Räumungstitels, dann kann es schon in
den darauf folgenden Wochen zu einem Angriff
auf unser Haus kommen. Ob dieser vom
Eigentümer oder von der Bullenführung
veranlasst wird, ist dabei irrelevant. Aber
wir werden keinen Angriff auf autonome
Strukturen, kein Eindringen dieser Maden in
unser Haus unbeantwortet lassen. Es gibt aber
auch keine Friedenszeiten, in denen wir uns
zurück lehnen oder zurück ziehen dürfen.
Nutzen wir die Diskussions- und Chaostage vom
10.-13. Mai dafür, uns über unsere Kämpfe und
Perspektiven auszutauschen, voneinander zu
lernen, verkrustete Strukturen in dieser
Stadt aufzubrechen und zusammen zu kommen.
Unterdrückung und kapitalistische Ordnung ist
täglich, unser Widerstand auch. Und er regt
sich überall in dieser Stadt. Von
verschiedenen Orten nehmen wir die Rufe nach
Konfrontation wahr. Lasst uns mögliche
Antworten aber vor allem unseren täglichen
Antagonismus zu den herrschenden Zuständen
diskutieren, denn eine Antwort ist nicht nur
Reaktion, nicht nur ein kurzer Moment,
sondern permanent.
Niemals
aufgeben, niemals kapitulieren!
Unser Erdgeschoss ist und bleibt besetzt!
Liebe und Kraft unseren zwei Gefangenen vom
29.03.!
Rigaer
94
Chronik
Lafone vs. Rigaer94
-
Dezember
2014: Hauskauf durch Lafone Investment
Limited, Briefkastenfirma mit Sitz auf den
Britischen Jungferninseln, Geschäftsführer:
John Dewhurst
-
22.06.2017
Räumung des Erdgeschosses durch 300 Bullen,
Bauarbeiter und Securities, Beginn der
dreiwöchigen Belagerung und zahlreicher
täglicher und nächtlicher Aktionen
-
13.07.2016
Versäumnisurteil beim Landgericht Berlin,
Anwalt von Lafone, André Tessmer, taucht
nicht auf, Räume werden an den Verein
zurück gegeben
-
02.02.2017
Bestätigung des Versäumnisurteils beim
Landgericht Berlin, Lafone ist führungslos,
da Dewhurst bereits am 08.07.2016
zurückgetreten war, Anwalt Markus Bernau
fehlt prozessfähige Vollmacht
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29.06.2017
Lafone prozessunfähig aufgrund plötzlichen
Todes des Busfahrers und Geschäftsführers,
Colin Francis John Guille von Sark Islands,
im Mai, Prozess wird auf unbestimmte Zeit
vertagt
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22.08.2017
Mark Robert Burton übernimmt den Posten des
Direktors. Er ist außerdem noch
geschäftsführender Strohmann drei weiterer
Briefkastenfirmen im nordenglischen Consett
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