Betrieb & Gewerkschaft
Von Kolleg_innen für Kolleg_innen

Berliner Betriebsflugblätter

Diesmal: "Vitamin C" (Charité) vom
4. April 2017

04/2017

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Von Kolleg_innen für Kolleg_innen...

„Im Durchschnitt war der Teich einen Meter tief – und trotzdem ist die Kuh ersoffen.“

An dieses alte russische Sprichwort fühlte sich neulich erinnert, wer den Großen Vorstehenden
Karl Max Einhäupl über angebliche „pädiatrische Überversorgung in Steglitz“ schwadronieren hörte. Er meinte damit die im CBF vorgehaltene pädiatrische Notversorgung, die in seinen Augen angesichts der Zahl der niedergelassenen Kinderärzt_innen pro Kopf im Bezirk…ja, geht’s noch, Herr Professor? Wenn mit meinem Kind nachts was ist, wo fahr ich da hin? Klar, ins größte Krankenhaus nebenan, da hilft mir ihre Statistik über Kinderärzt_innen auch nicht weiter. Ruhig mal Herz und Hirn einschalten – nicht immer nur die Brieftasche.

Warme Worte auf Pustekuchen

Man brauchte wirklich viel Geduld um die letzte „Hart aber fair“ - Sendung zu ertragen. Gesundheitsminister Gröhe und der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft hatten
der Krankenschwester Jana Langer nicht mehr zu bieten, als Beschwichtigungen und leere Phrasen. Denn überhaupt ist doch alles nur halb so schlimm. „Die Menschen sind gut aufgehoben in den deutschen Krankenhäusern“, so deren Fazit. Das liege zum einen am tollen Personal und sei gleichzeitig daran zu sehen, dass Deutsche im Urlaub aus dem Ausland
gern nach Hause in die Kliniken wollten, anstelle sich im Ausland behandeln zu lassen. Nee, schon klar. Vielleicht liegt es auch daran, dass man sich bei Diagnosen und Befunden in
seiner Muttersprache besser aufgehoben fühlt als in einer Fremdsprache? Aber daran sieht man mal wieder, wie die Herren sich die Welt schönreden und schönrechnen. Es ist auch ihre Verantwortung, dass die Situation an den Krankenhäusern so ist wie sie ist. Es ist Zeit, dass sie das auch zu spüren bekommen, denn von ihren warmen Worten bekommen wir nur noch Bauchgrummeln.

Was ist krasser?

Ja, es ist krass und eine Frechheit, dass der KAV im Saarland erst Gesprächsbereitschaft signalisiert – natürlich unter der Bedingung, dass der Streik abgesagt wird – und kaum ist der
Streik abgeblasen, will er von Gesprächsbereitschaft nichts mehr wissen. Aber noch viel krasser ist doch, dass man jedes Mal dieses doofe Spiel mitmacht. Jedes Kind weiß, dass wir
mündlichen Zusagen der Chefs nicht trauen können. Und jeder weiß auch, dass sie alles tun, um den Streik zu behindern. Jedoch gehört auch zu unserer Erfahrung, dass die Chefs
sich nur dann bewegen, wenn sie fühlen müssen. Und das tun sie am besten durch Streiks. Das ist unsere Waffe. Kampagnen (wie die aktuelle zur „Entlastung“) sind gut und schön für
die Öffentlichkeit – richtig Eindruck bei den Verantwortlichen machen jedoch nur Streiks. Die Warnstreiks vom 27.03. können da nur ein Anfang gewesen sein.

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 Editorische Hinweise

Wir erhielten die Betriebsflugblätter von den AutorInnen. Wir veröffentlichen sie zu dokumentarischen Zwecken. Für die Richtigkeit des Inhalts übernehmen wir keine Gewähr.

 "Sozialistische Arbeiterstimme"