Stadtumbau & Stadtteilkämpfe
Stuttgart-Zuffenhausen
Protest gegen Abriss billigen Wohnraums

von Red. Arbeit-Zukunft

04/2017

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Schon seit September 2016 führen die Bewohner der Keltersiedlung in Zuffenhausen einen Kampf gegen den geplanten Abriss von 271 Wohnungen. Unterstützung erhalten sie dabei aus der Bevölkerung und von Betroffenen aus anderen Stadtteilen.

Über die ersten Proteste berichtete "Arbeit-Zukunft" am 24.9.2016: Stuttgart-Zuffenhausen: 200 demonstrieren gegen Abriss billigen Wohnraums

Am Dienstag, dem 21.3.17 fand bei strömendem Regen eine Protestveranstaltung vor der Zehntscheuer, in der zunächst der Bezirksbeirat tagte und anschließend eine öffentliche Versammlung mit den Vertretern der SWSG stattfand, das städtische Wohnungsunternehmen, das derzeit reihenweise billigen Wohnraum vernichtet. Die offizielle Begründung lautet: Die Gebäude seien nicht mehr sanierungsfähig. Doch renommierte Architekten wie Peter Conradi, der inzwischen verstorben ist, stellten fest, dass diese Wohnungen mit geringem Aufwand saniert werden könnten. Dann blieben auch die Mieten bezahlbar. Denn mit Abriss und Neubau kann die SWSG die Mieten verdoppeln. Und um das gewünschte Ergebnis zu erhalten, hat die SWSG jahrelang kaum noch Instandhaltungsmaßnahmen durchgeführt und die Häuser verfallen lassen. Die Mieten wurden kassiert – und damit jetzt die Vernichtung des billigen Wohnraums finanziert.

Der Abriss der Keltersiedlung ist dabei nicht das einzige Projekt dieser Art. Allein in Zuffenhausen gibt es vier derartige Abrissorgien. In ganz Stuttgart sind es weit mehr. Im Bezirksbeirat haben alle Parteien diesen Plänen zugestimmt, außer der Fraktionsgemeinschaft SÖS/Linke Plus.

Bei der Kundgebung am 21.3. sprach unter anderem die Mieterin Frau Merker. Sie wies daraufhin, dass sich die meisten Menschen in der Siedlung die Neubaumieten gar nicht leisten können. Zudem sei über die Jahre hier eine Gemeinschaft gewachsen, die nun zerstört werde. Der Architekt Lanziner bestätigte ebenfalls die gute Bausubstanz, die nur mit wenig Aufwand saniert werden könne. Ursel Beck von der Mieterinitiative Stuttgart verwies darauf, dass die SWSG zunächst damit geworben hatte, dass die Neubauten barrierefrei würden. Nun spare man aus Kostengründen die Aufzüge, sodass nur noch die Wohnungen im Erdgeschoss mit Einschränkungen barrierefrei würden.

Die Protestaktion zeigte die Wut und Verzweiflung vieler Menschen angesichts der ständig steigenden Wohnungsnot und einer Politik der Vernichtung billigen Wohnraums. Sie zeigte aber auch den Kampfgeist und die Entschlossenheit dieser Menschen, die nicht bereit sind, sich einfach abservieren zu lassen.

Deutlich wurde auch, dass hier trotz der Hetze der AfD und anderer Kräfte die Menschen unterschiedlicher Nationalität zusammenstehen und gemeinsam kämpfen.
Wir werden sie weiterhin solidarisch unterstützen.

Quelle: Erstveröffentlicht bei http://www.arbeit-zukunft.de am 24.3.2017.