Heute (13.3.2015 - red. trend)
wurde in der Wallrißstraße 2 in Wien Währing ein Haus
besetzt. Eine Erklärung der Squater_innen zur Besetzung ist hier
zu finden. An der Fassade wurden mehrere Transparente
angebracht, die auf die vielfältigen Kämpfe, die wir führen,
hinweisen. Die Polizei belagerte das Haus, das im Erdgeschoss
ein Restaurant sowie ein weiteres Stockwerk mit Wohnraum
umfasst, für mehrere Stunden. Neben Bereitschaftspolizei und
Verfassungsschutz waren auch Hundestaffel und WEGA vor Ort.
Letztere begann gegen 19:00 dann mit der Räumung. Die
Besetzer_innen erhielten zeitweise stimmkräftigen Support von
einer Spontankundgebung an der Kreuzung vor dem Haus. Es kam
noch während der Besetzung zu mehreren Identitäsfeststellungen
von Passant_innen, Festnahmen sind uns aktuell keine bekannt.
Diese Besetzung wird sicher
nicht die letzte sein.
Bleibt informiert, bleibt solidarisch. Let's squat!
Die
Solidaritätserklärung der
Autonomen Antifa [w]
mit der Besetzung:
KÄMPFE IN DEN ALLTAG TRAGEN
In Wien, Frankfurt und überall
Gentrifizierung, Zwangsräumungen und Obdachlosigkeit trotz
gleichzeitigem Leerstand und das in einer Stadt, die sich
rühmt, jene mit der weltweit höchsten Lebensqualität zu
sein? Willkommen in Wien. Willkommen im Kapitalismus. Um
dem eigenen Bedürfnis nach Wohnraum nachzukommen, um ein
soziales Zentrum zu schaffen und um Widerstand gegen die
kapitalistische Stadtentwicklung zu zeigen, wird jetzt
wieder besetzt...
Weltweite Hungerprobleme bei einer Produktivkraft, die
problemlos alle Menschen dieses Planeten versorgen könnte
oder Obdachlosigkeit inmitten von Städten, in denen
massenweise Häuser leer stehen, sind nur besonders
plakative Beispiele für eine viel grundsätzlichere
Irrationalität der kapitalistischen Gesellschaft. Es ist
eine historische Eigenheit des Kapitalismus, dass
potentiell alle Dinge Warenform annehmen. Dinge wie
Nahrungsmittel, Wohnraum oder Smartphones sind demnach
nicht nur Gebrauchsgegenstände, die produziert werden, um
ihren Benutzer_innen das leben zu erleichtern, sondern in
erster Linie Waren. Waren charakterisieren sich dadurch,
dass ihnen neben den sinnlich wahrnehmbaren und für die
Bedürfnisbefriedigung unmittelbar relevanten
Gebrauchswerten auch ein Tauschwert zukommt. Wer also ein
Produkt nutzen möchte, muss es erst durch Tausch gegen
eine andere gleichwertige Ware bzw. deren Geldäquivalent
Eigentum daran erwerben. Alle anderen sind von der Nutzung
prinzipiell ausgeschlossen, ganz gleich wie dringend ihr
Bedarf ist. Für die Produktion in kapitalistischen
Verhältnissen zählt nur ein Bedürfnis: das
zahlungskräftige.
Um zahlungsfähig zu sein, muss die Mehrheit der Menschen
die einzige Ware verkaufen, die sie von sich aus
produzieren können: die Ware Arbeitskraft. Gerade in
Zeiten ökonomischer Krise und interkontinentaler
Fluchtbewegungen ist es für viele Menschen allerdings gar
nicht möglich, diese zu verkaufen. Entweder weil sie
schlicht keine Abnehmer finden oder weil durch
rassistische Gesetze dafür gesorgt wird, dass sie es nicht
einmal versuchen dürfen. Demzufolge können immer mehr
Menschen immer grundlegendere Bedürfnisse wie Nahrung,
Wohnen und Gesundheitsversorgung nicht mehr stillen und
das obwohl die dafür nötigen Produkte und Leistungen
eigentlich massenhaft bereitstehen würden. Es scheint als
ob mit dieser Welt etwas nicht stimmen würde.
Das besetzen von Häusern hebt diese fatale Logik
kapitalistischer Verhältnisse nun keineswegs auf und auch
wer noch so alternativ und widerständig lebt, kann sich
dem gewaltsamen Einfluss dieser Gesellschaft nicht
entziehen. Was so ein besetztes Haus allerdings sehrwohl
kann, ist verdrängten Individuen einen Raum zu geben, in
dem sie leben können. Im Kampf für solche Häuser handelt
es sich also erst einmal um einen Abwehrkampf gegen die
Folgen kapitalistischer Stadtentwicklung. Gleichzeitig
kann ein besetztes Haus Raum für emanzipatorische
Bewegungen bieten, die an einer Welt arbeitet, in der
Obdachlosigkeit, Verdrängung und Substandard-Wohnungen der
Geschichte angehören – einer Welt in der Kapitalismus der
Geschichte angehört.
Weil der Kapitalismus aber noch ganz real existiert und
seine Überwindung bei den meisten Menschen noch nicht auf
der Tagesordnung steht, kommen wir nicht umhin, überall
kleine oder größere Abwehrkämpfe zur Verteidigung unserer
Bedürfnisse zu führen. Vereinzelt können wir dabei
vielleicht die eine oder andere Verschlechterung unserer
Lebensbedingungen verhindern, das schöne Leben für alle
erreichen wir dadurch aber sicher nicht.
Vielmehr erscheint es uns wichtig, sich gegen die
bestehenden Verhältnisse und deren Fortbestand über alle
Teilbereiche linker Politik und alle Staatsgrenzen hinweg
zu organisieren. Einen Gelegenheit dazu bieten die
Blockupy-Proteste am 18. März in Frankfurt. Dort wollen
wir mit Genoss*innen aus ganz Europa gegen die Folgen
aktueller Krisenpolitik und für die Überwindung des
Kapitalverhältnisses streiten. Genau das haben sich unter
anderem die Bündnisse Beyond Europe – antiauthoritarian
platform against capitalism - und das M18-Netzwerk zum
Ziel gesetzt. In Wien, Frankfurt und überall wollen wir
all die lokalen Kämpfe zusammenbringen, zusammen führen
und zusammen eine neue Welt erschaffen, in der die
Produkte den Bedürfnissen der Menschen dienen und nicht
die Menschen den blinden Sachzwängen der Produktion. Diese
Gesellschaft nennen wir Kommunismus.
Quelle:
https://linksunten.indymedia.org/de/node/137440
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