Es wird mal wieder Zeit auf die
Straße zu gehen, der erste Mai steht vor der Tür. Da lässt
sich jetzt die Frage stellen, warum eigentlich sollte mensch
das eigentlich noch machen? Ist das nicht ein völlig
abgedroschenes altes Ritual?
Die Geschichte des ersten Mai als Kampftag der Arbeiterklasse
begann mit einem nie aufgeklärten Bombenanschlag während einer
Demonstration am 4. Mai 1886 in Chicago.
Dieser Anschlag wurde als Rechtfertigung herangezogen um gegen
sieben Anarchisten, die nachweislich nichts mit dem Anschlag
zu tun hatten, die Todesstrafe zu verhängen. Die Begründung
war das der Bombenanschlag aufgrund der Ideen der Männer
verübt worden wäre und das sie daher ebenso schuldig seien wie
der eigentliche Täter. Ob die Bombe nur aufgrund dieser Ideen
geworfen wurde, oder vielleicht auch weil die Polizei am Tag
zuvor bei der Auflösung eines Streiks sechs Arbeiter
erschossen hatte, lässt sich nicht mehr klären. Der Richter
der die Todesurteile verkündete war wohl der Meinung, dass
bestimmte Ideen gefährlicher sind als jede Bombe.
Es sind eigentlich nur ein paar einfache Ideen die so gefährlich sind: Die Idee, dass Menschen frei und selbstbestimmt zusammen leben können, die Idee, dass Herrschaft uns die Menschlichkeit raubt, egal ob wir herrschen oder beherrscht werden und die Idee, dass jeder Mensch das Recht auf ein Leben in Würde hat.
Aber sind diese Ideen heute
noch Relevant? Leben wir nicht in einem demokratischen
Rechtsstaat der unsere Freiheiten garantiert? Hat sich die
Welt in fast 140 Jahren nicht grundsätzlich verändert?
Aus diesen Ideen ergeben sich Forderungen die das konkrete
Leben betreffen. Wir können also die Forderungen von damals
mit der Situation heute vergleichen. Eine der zentralen
Forderungen 1866 in Chicago war der acht-Stunden Tag, der
Versuch sich ein bisschen Freizeit zu erkämpfen. Heute geht
die Entwicklung nicht in Richtung weniger Arbeit für alle,
sondern im Gegenteil; wir sollen immer noch eine Schippe
draufwerfen, noch ein bisschen mehr leisten in der Schule, im
Job und in der Uni. Selbst wenn wir arbeitslos sind, werden
wir zu völlig sinnentleerten Maßnahmen abkommandiert. Wir
könnten das Arbeiten ja verlernen und uns am Ende selbst
ausdenken was wir mit unserer Zeit anfangen. Dieses Regime von
Disziplinierung und Kontrolle ist ein permanenter Angriff auf
die Würde jedes einzelnen. Denn was uns aus jeder Bewerbung,
jeder Gehaltsabrechnung, jedem Zeugnis und jedem Schreiben von
der ARGE entgegenschreit ist doch das Folgende: „Du bist
kein Mensch, du bist ein Rädchen in einer Maschine. Du bist
nur ein Mittel zum Zweck.“ Der Zweck zu dem wir alle nur
Mittel sind ist die Profitmaximierung. Der völlig
sinnentleerte Zwang zur Kapitalverwertung. Das ist heute noch
genau so wie vor hundertvierzig Jahren. Wir gehen am 1. Mai
nicht für alte angestaubte Organisationen auf die Straße,
nicht für die eine große Ideologie und auch nicht für Männer
mit langen Bärten die schon seit mehr als hundert Jahren tot
sind.
Wir gehen für unsere Ideen
auf die Straße, für unsere Freiheit und für unsere Würde. Weil
dafür immer wieder neu gekämpft werden muss und weil dies eine
Reise ist, die nie zu Ende geht. Wir gehen dafür auf die
Straße, dass immer wieder neu gefragt wird ob Menschen nicht
besser leben können. Und wir erinnern uns an die, die vor uns
denselben Kampf gekämpft haben.
Um es mit den Worten von August Spies zu sagen, der vor fast
hundertvierzig Jahren für seine Ideen hingerichtet wurde:
„Man kann nicht ewig wie ein Stück Vieh leben!“
Kommt am 1. Mai um 14.00 Uhr zur libertären Demo am Kaiserplatz und danach um 16.00 Uhr zum Straßenfest am Frankenbad!