Die Gier, die Krise und wir
Geringfügige Überarbeitung des gleichnamigen Vortrages, gehalten am 15.03.2011 bei lea gemeinnützige bildungsgesellschaft der GEW Hessen mbH

von
Rainer Roth

04/11

trend
onlinezeitung

Bild am Sonntag interviewte am 14.06.2009 Dieter Hundt (Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände - BDA) und Michael Sommer (DGB).

Hundt:: „Wir alle tragen Mitschuld an dieser Krise. ... Jeder Einzelne trägt ... Verantwortung. Gier ist nicht nur bei den Investmentbankern vorhanden. Viele Menschen wollten ständig bessere Renditen und günstigere Preise. Wir alle haben über unsere Verhältnisse gelebt. Diese Blase musste irgendwann platzen.“

Sommer: „Sie können doch Normalverdiener nicht ernsthaft mit milliardenschweren Finanzjongleuren vergleichen. Die Manager und Banken haben deutlich über ihre Verhältnisse gelebt, ihre Gier hat das System in den globalen Kollaps geführt – nicht, dass sich der kleine Mann einen preiswerten Kühlschrank gekauft hat“.

Wir haben also eine Alternative: Entweder war die Gier von allen an der Krise schuld oder die Gier von wenigen, von Managern und Banken. Aber die menschliche Gier war es. Hundt fordert auf, teurer einzukaufen als es möglich ist. Mangelnde Binnennachfrage ist auch nach Meinung des Kapitals eine Ursache der Krise. Nur wird sie nicht in zu niedrigen Löhnen und Sozialleistungen verortet wie beim DGB, sondern darin, dass von Löhnen zu wenig ausgegeben wird. Auch arme Leute werden kritisiert, dass sie zu günstig einkaufen, nicht aber die Einkäufer der Konzerne. Rabattschlachten der Konzerne darf man nicht ausnutzen, meint der gute Mann. Ob Beschäftigte mit ihren Armutslöhnen auskommen können, interessiert ihn auch nicht. Er klagt nur, dass man von 7,50 Euro zu wenig ausgibt. Ständig bessere Renditen setzen Anlagevermögen voraus. Wer hat das wohl? Die Masse wird jedenfalls in der Regel dafür kritisiert, dass sie zu konservativ sei und kein Risiko eingehen wolle, nicht dass sie die Angebote zu höheren Renditen wahrnehme. Dass Blasen von denen verursacht werden, die sich wenig leisten können oder die drei statt zwei Prozent für Sparguthaben haben wollen, ist einfach nur Quark. Die Masse der Menschen lebt in der Regel in ihren Verhältnissen, nicht darüber. Die Überproduktion an Waren und Kapital wird nicht durch Konsumzurückhaltung erzeugt, sondern durch die Produzenten, durch das Kapital selbst. (Mehr dazu später).

Sommer schlägt zurück. Manager haben über ihre Verhältnisse gelebt. Über welche Verhältnisse? Ihre persönlichen? Die ihrer Firmen? Sie haben Überproduktion persönlich verursacht? Banken haben ebenfalls über ihre Verhältnisse gelebt. Die Verhältnisse der Banken bestehen den riesigen Summen an überschüssigem Kapital, das ihnen zur Verfügung gestellt wurde. Das haben sie anlegen müssen. Sie befanden sich in einem Anlagenotstand. Oberflächlichkeit und Verwandlung von ökonomischen Prozessen in persönliche Entscheidungen, ist bei BDA und DGB Trumpf.

Ihre Grundhaltung ist die vorherrschende Einstellung.

Den gesamten Vortrag als PdF-Datei lesen.

Editorische Hinweise

Wir erhielten den Text durch ein TREND-Beiratsmitglied vom Autor.