Betrieb & Gewerkschaft
Brief an die Genossinnen und Genossen
der anarchosyndikalistischen  Gewerkschaften, an die revolutionären Gewerkschafter/innen, die  Basisgewerkschaften sowie alle solidarischen Arbeiterinnen und Arbeiterweltweit

04/08

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onlinezeitung

Genossinnen und Genossen, wir vom Sindicato de Resistencia de Oficios  Varios (Gewerkschaft der Widerständigen verschiedener Berufssparten) aus  Morón, Buenos Aires, wenden uns an euch, um euch über die folgende Situation zu informieren und um eure Hilfe zu bitten.

Wir sind eine kleine Gewerkschaft, die sich im Jahr 2005 im Westen der Stadt Buenos Aires aus Genossinnen und Genossen verschiedener beruflicher Bereiche gegründet hat, um die horizontale gewerkschaftliche Organisierung in unserer Region voranzutreiben.

Vor über einem Jahr lernten wir im Rahmen von Aktionen für einen Genossen, der aus einer Plastikfabrik entlassen worden war, einige Arbeiter des nordamerikanischen Automobilzulieferers Dana (Fabrikant von Achsen für LKWs) kennen. Aus dieser Begegnung hat sich eine sehr enge Verbindung zu den Dana-Arbeitern entwickelt. Sie hatten es geschafft, in einem multinationalen Konzern und innerhalb einer nicht nur bürokratisch organisierten, sondern auch rechtsgerichteten Gewerkschaft eine Basisorganisation zu etablieren. Wir konnten also viel von ihnen lernen. Dabei geben wir zu bedenken, dass in Argentinien keine  Gewerkschaftsfreiheit existiert. Die einzigen Erfahrungen mit Basisarbeit, auf die wir bisher zurückgreifen können, sind die internen Kommissionen in jeder Fabrik oder Firma und die Stadtteilorganisationen.

Die Gewerkschaft SMATA, der die Genossinnen und Genossen angeschlossen  sind, ist eine der bürokratischsten und reaktionärsten Gewerkschaften in ganz Argentinien. Ihre Führungsspitze hatte während der letzten Diktatur mit der Militärregierung zusammengearbeitet und hatte sich ihrer unliebsamen Aktivistinnen und Aktivisten durch Verschwindenlassen entledigt.

Trotz dieser schwierigen Bedingungen gelang es den Genossinnen und Genossen, sieben Jahre lang eine interne Basisorganisation innerhalb der Fabrik aufrecht zu erhalten, Übergriffe der Unternehmensleitung abzuwehren und einige bedeutende Triumphe der Arbeiterschaft zu erringen. So schaffte die Belegschaft es beispielsweise, das Unternehmen aufgrund der in dem Viertel verursachten Verschmutzung anzuzeigen.

Selbstverständlich wollte sich das Unternehmen dieser Basisorganisation  entledigen, und so kam es am 7. Januar aufgrund angeblicher Umstrukturierungsmaßnahmen in der Produktion zur Entlassung von über 60 Mitarbeitenden, darunter fast alle Aktivistinnen und Aktivisten der  Organisation. Daraufhin wurde vor dem Fabriktor ein Camp eingerichtet,
das tage- und nächtelang besetzt war und die Wiedereinstellung aller  Entlassenen forderte. Zwei Woche lang lag das gesamte Werk still. Die ganze Zeit über war das Camp den permanenten Angriffen einer Bande von etwa 60 Leuten ausgesetzt, die die Autos der Genossinnen und Genossen anzündeten, sie zum Teil mit Messern und Macheten angriffen und verletzten und alles Mögliche stahlen. Nach telefonischen Einschüchterungsmaßnahmen und telegrafischen  Aufforderungen, die Arbeit wieder aufzunehmen, gelang es dem Unternehmen, den Betrieb der Fabrik wieder anlaufen zu lassen, wobei die Arbeitsaufnahme von einem unverhältnismäßigen Polizeiaufgebot begleitet wurde.

Viele Genossinnen und Genossen und Mechaniker setzen den Kampf um die  Wiedereinstellung der Entlassenen fort, versuchen, die eigene Angst zu  überwinden und die Arbeitenden zu motivieren, ihre Arbeit wieder niederzulegen. Dieser wichtige Kampf darf nicht an ökonomischen Fragen scheitern.

Deshalb haben wir versucht, in diesem Brief die wesentlichen Ereignisse zusammenzufassen, den Schlag gegen die Arbeiterschaft und den Widerstand dagegen zu schildern und deutlich zu machen, welchen Stellenwert die aktuelle Situation für die Arbeiterbewegung in Argentinien hat – vor dem Hintergrund der Konsolidierung von Regierung und Arbeitgeberverbänden gegen die Interessen der Arbeiterklasse und dem Aufwind, den die Bürokratie nach den letzten Präsidentschaftswahlen erhalten hat.

Die Bankverbindung für unser Spendenkonto ist:
Bitte teilt uns nach der Übersendung einer Spende mit, wie viel überwiesen wurde und im Namen welcher Organisation, um den Genossinnen und Genossen ihre Löhne weiterzuzahlen.

Banco Santander Rió filial 147, número de cuenta: 365134/2.
Código IBAN: IT34Y0313501719000000002103 . El código Swift es: UNCRITMM.


Gesundheit und Freiheit – Salud y Libertad!

Emilio Spataro
Sindicato de Resistencia de Oficios Varios - Morón. – Gewerkschaft der  Widerständigen verschiedener Berufssparten Morón, Buenos Aires. Angeschlossen an FORA-AIT (Regionaler Arbeiterverband Argentinien  Internationaler Arbeiterbund)

Wenn Ihr mehr Informationen wünscht, könnt Ihr Euch hier mit den  entlassenen Arbeitern in Verbindung setzen: solidaridadcondespedidosdana@yahoo.com.ar oder richtet Eure Fragen an das Sindicato de Resistencia de Oficios  Varios de Morón: oficiosvariosmoron@gmail.com

Editorische Anmerkungen

Der Brief wurde über www.ainfos.ca  verbreitet.