Betrieb & Gewerkschaft
Streikwelle in Vietnam für höhere Löhne und bessere Arbeitsbedingungen

von rub

04/08

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In den ersten drei Monaten dieses Jahres streikten in Vietnam rund 250 000 Beschäftigte bei Firmen mit ausländischem Kapital in den Investitionszonen von Hanoi, Hue, Da Nang, Long An und Ho Chi Minh Stadt. Die Streiks zogen sich durch alle Branchen: Textil und Schuh-, Spielzeug-, Nähmaschinenproduktion, Automobilzulieferer, Stahlproduktion und Werften.

Nur von einem Streik berichteten westlichen Medien: Der Streik der mehr als 20 000 Arbeiterinnen bei der Schuhfabrik des taiwanischen Unternehmens Ching Luh, die für Nike produzieren. Die Arbeiterinnen fordern eine 20-prozentige Erhöhung ihres Lohnes von 59 Dollar und besseres Kantinenessen. Ein Angebot von zehn Prozent mehr Lohn haben sie bisher abgelehnt. (Stand 2.4.) In anderen für Nike fertigenden Fabriken streikten im Januar und Februar etwa 40 000 Arbeiterinnen. Nike lässt etwa 75 Millionen Paar Schuhe in Vietnam herstellen. Ein paar Sportschuhe werden in Vietnam für zwei Euro hergestellt, in Europa werden sie für etwa 120 Euro verkauft.

Vietnam gilt derzeit als attraktivstes Investitionsland, berichtete das „Handelsblatt“ am 9.10.07. Im letzten Jahr erreichten die ausländischen Neuinvestitionen 15 Mrd. US-Dollar. Nach China ist Vietnam die am zweitschnellsten wachsende Volkswirtschaft Asiens.

Die Attraktivität für ausländisches Kapital machen in Vietnam die billigen Herstellkosten aus, im Wesentlichen erreicht durch Billiglöhne. Die ausländischen Fabriken entwickeln sich zum Unruheherd. Der staatlich festgesetzte Mindestlohn in ausländischen Fabriken liegt bei 50 US-Dollar (in einheimischen ein Drittel weniger). Der Mindestlohn war zum 1. Januar nach Streiks in 540 ausländischen Betrieben im letzten Jahr um fünf Dollar erhöht worden, bei 19 Prozent Inflationsrate aber viel zu wenig.

Ausländische Firmen zahlen in der Regel schon über 50 Dollar, 65% der Beschäftigten haben aber eine Sechs-Tage-Woche, 25% eine Sieben-Tage-Woche. Tägliche Arbeitszeiten von mehr als acht Stunden sind die Regel, manche Firmen verlangen die 70-Stunden- Woche, eine taiwanische Firma wollte jährlich tausend Überstunden. 30% der Beschäftigten haben nur einen befristeten Arbeitsvertrag. In den Staatsbetrieben sind 95% der Beschäftigten in der Einheitsgewerkschaft VGCL organisiert. In den ausländischen Unternehmen ist diese kaum vertreten. Sie ruft auch hier nicht zu den Arbeitskämpfen auf. So sind diese Streiks illegal.

Editorische Anmerkungen

Wir haben den Text der Zeitschrift POLITISCHE BERICHTE 4/08 entnommen.

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