Der Tagesablauf in den Berliner
Knästen orientiert sich am jeweilgen Sicherheitsstandart.
Überall beginnt der Tag zwischen 6.00 und 6.30 mit einer
Anwesenheits- und Lebendkontrolle. Das bedeutet, dass der
Sationsbeamte jede Zelle aufschließt und den menschlichen Inhalt
feststellt. Jede Station hat 20-40 Gefangene. Erst wenn alle
Stationen der Zentrale den richtigen Bestand an Inhaftierten
gemeldet haben, kann der Ablauf weitergehen. Dieser erste
Aufschluß dauert in Moabit nur Sekunden bruchteile, dabei können
Post und Müll rausgegeben werden.
In Tegel und Plötzensee folgen 45 Minuten Versorgungsaufschluß.
Hier wird im Gegensatz zu Moabit kein Frühstück ausgegeben.
Tauchsieder sind nur in Moabit erlaubt , in den anderen
Anstalten wird sich jetzt um den Wasserboiler in der Spülzelle
gedrängelt. Jede Station hat eine Spülzelle, nur hier gibt es
warmes Wasser. In diesem Zeitraum können auch Sani oder Dusche
aufgesucht werden.
Zwischen 7.00 und 8.00 erfolgt wieder Einschluß der
Nichtarbeiter, die Arbeiter rücken in die Betriebe aus. Die
Hälfte der Gefangenen arbeitet nicht, manchen sind froh darüber,
andere leiden unter Lnageweile. In Moabit beginnen die
Freistunden, Stationsweise auf verschiedenen Höfen. Unter
ständigem Gebrüll versucht das Personal das Kommunikationsverbot
zwischen Gefangenenverschiedener Stationen durchzusetzen. In
Tegel streifen spezielle Sicherheitsteams durch die Anstalt,
immer auf der Suche nach Verstößen gegen die Hausordnung.
Mittags ist in Tegel und Plötzensee erneut eine Stunden
Aufschluß. man kann sich nun im ganzen Haus bewegen. Speisesäle
wie in Knastfilmen gibt es nicht, gegessen wird auf der Zelle,
in Moabit bei verschlossener Tür. Anliegen die der Gefangene bis
jetzt nicht geklärt hat, können erst am nächsten Tag wieder
vorgebracht werden, für die Verwaltung ist Feierabend.
Von 12.30 bis 15.00 werden Nichtarbeiter wieder eingeschlossen.
In Moabit findte jetzt Umschluß statt, man kann sich beim
Nachbarn einschließen lassen, ausgenommen sind
Gemeinschaftszellen und Leute mit Sicherheitsverfügungen. Von
15.00 an finden in Tegel und Plötzensee die Freistunden statt,
nach Häusern getrennt, Arbeiter und Nichtarbeiter zusammen. In
diesem Zeitraum wird auch das Abendessen verteilt. Jetzt gibt es
ein allgemeines hin und her gerenne, bei dem alle versuchen
ihren Bedarf an Kaffee, Drogen, Tabak oder Zucker zu
befriedigen. Ist auch die Zeit der meisten Schlägereien.
In Moabit ist um 17.00 Nachtverschluß, danach werden Zellen nur
noch im Notfall von meheren Beamten geöffnet. In Tegel ist von
16.45 bis 18.00 Einschluß um den Bestand zu überprüfen, in
Plötzensee ist Aufschluß bis 19.45. In Tegel ist am fünf
Wochentagen nochmal Aufschluß von 18.00 bis 21.45. In diesem
Zeitraum ist es möglich sich auf der Station zu bewegen. Die
soziale Beziehungen im Stationsleben verlaufen häufig an
Herkunftgrenzen, die Russen haben untereinander das kollektivste
Verhältnis, Araber kochen mit Araber, Türken spielen mit Türken
und Deutschen haben die unsolidarischten Verhaltensweise. Die
wichtigsten Gesprächsthemen sind Knastinterna und juristische
Probleme. Wer nach dem Grund seiner Inhaftierung gefragt wird
sollte das wenigstensAnsatzweise erklären, es gibt nämlich nur
eine Personengruppe die ihr Delikt verschweigt.
Das ist der Tagesablauf im Normalfall, in Tegel gibt es
Teilanstalten mit kürzeren Aufschlußzeiten bis hin zu
Isolationen. In Moabit sind "gefährliche" Gefangene über die
Stationen verteilt nehmen aber nicht mit anderen an Freistunde
oder Dusche teil. Alle genannten Knäste sind Altbauten aus dem
vorletzten Jahrhundert und der entsprechende zustand der
Hafträume führt bei manchen Gefangenen zu physischen und
psychischen Problemen. Die meisten sind in Einzelzellen, in
Tegel gibt es sogar 6Mannzellen. In Moabit verläßt der Gefangene
nur noch wegen Besuch, Arzt oder Anwalt seinen Haftraum,
vielleicht hat er einmal die WocheSport. In Tegel gibt es
zweimal pro Woche Sport, in Plötzensee täglich. Wr grade aus der
U-Haft ineine der Strafanstalten verlegt wurde freut sich
zunächst mal über die Aufschlußzeiten, eine Kochplatte in der
Spülzelle und ein Telefon auf dem Flurkönnen genutzt werden. Die
absolut sinnfreie Alltag bringt aber auch viele dazu ihre Zelle
gar nicht mehr zu verlassen. Freizeitangebote oder
Behandlungsangebote im Sinn des Strafvollzugsgesetzes wurden
hier nicht beschrieben, sie existieren nicht in Berlin für
Insassen des Regelvollzugs.
Editorische
Anmerkungen
Der Artikel
erschien am 7.4.08 bei Indymedia.
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