UK: Streik um die Altersrente

übersetzung von imc uk
04/06

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Dienstag, der 28. März 2006, sah mehr als 1 Million ArbeiterInnen, die am größten eintägigen Streik in UK seit dem Generalstreik 1926, teilnahmen. In jedem Ort, jeder Gemeinde und Stadt wurden Streikposten organisiert um die Rentenrechte der ArbeiterInnen zu verteidigen.

Diese Attacke auf die Renten ist Teil des globalen neoliberalen Angriffs auf das Sozialwesen, Arbeitnehmerrechte und die Umwelt, welcher eine Welle weltweiten Widerstandes provoziert. Am gleichen Tag gingen in Frankreich Millionen ArbeiterInnen, StudentInnen und SchülerInnen auf die Straße und in den Streik.

Dieser massive eintägige Kraftakt kommt nach Jahrzehnten der Niederlagen für die Gewerkschaften in UK, aber am 28. März standen mehr als 1 Million GewerkschaftlerInnen beisammen und erhaschten ein flüchtigen Blick auf ihre potentielle Kraft um die Welt zu ändern.

Streik-Berichte: London 1 | 2 | 3 | Nottingham | Liverpool | Derby | West Yorkshire | Birmingham | Cambridge | Sheffield: 1 | 2

 
700.000 der Streikenden waren Arbeiterinnen, was diesen Tag zusätzlich zum größten Frauenstreik in der britischen Geschichte machte. Tausende Schulen waren aufgrund von der Aktionen geschlossen, zusammen mit Freizeitzentren, Rathäuser, Müllabfuhr und vielen anderen lokalen öffentlichen Diensten. Der Streik hatte viele dramatische Effekte, als StreikarbeiterInnen alle Mersey Straßentunnel und Fährverbindungen lahmlegten, zusätzlich mit der Schließung des Tyne Straßentunnels, der Humber Brücke und des Themse Sperrwerkes. In Schottland machten die Streikenden die beiden Forth und Tay Straßenbrücken gebührenfrei für einen Tag! Andere Verkehrsbetriebe die durch den Streik lahmgelegt wurden, waren der Tyne und Wear Stadtbus, Busunternehmen in zahlreichen Großstädten, alle Bus- und Bahn-Dienste in Nordirland sowie die Flughäfen von Bradford und Leeds.

Nachdem die Streikenden am Morgen an den Streikpostenketten standen, gingen Tausende auf Demonstrationen und Kundgebungen in die Stadtzentren. Nach Angaben der Unison nahmen mehr als 850 Menschen in Nottingham an einer Demonstration und Kundgebung teil, mit ähnlich besuchten Protesten in Sheffield, Birmingham, Glasgow, Edinburgh, Liverpool und London. Hunderte von weiteren lokalen Versammlungen wurden überall anders abgehalten.

12 Gewerkschaften sind in diesem Konflikt involviert, darunter UNISON, die GMB und die TGWU. Der Gesetzesantrag, welcher den Konflikt nun heraufbeschworen hat, kam aus dem Büro des Premierministers und schlägt vor: "die Abschaffung des Mechanismus des frühen Ruhestandes, bekannt als Regel 85, ab Oktober 2006 und die Einführung einiger Anpassungen dieses Schemas unter dem neuen Steuerrecht ab April 2006." Regel 85 besagt, daß Angestellte des öffentlichen Dienstes mit 60 Jahren in Rente gehen dürfen, falls ihr Alter zusammen mit den Dienstjahren 85 Jahre ergibt.

Im letzten Jahr drohten StaatsdienerInnen, Angestellte im Gesundheitsdienst und LehrerInnen Streikaktionen aufgrund ähnlicher Angriffe auf ihre Renten an, aber damals wurde ein Deal mit der Gewerkschaftsführung ausgehandelt, der, während er die Rentenansprüche der derzeitig angestellten ArbeiterInnen schützte, unglücklicherweise erlaubte das neue MitarbeiterInnen zu schlechteren Verträgen und Bedingungen eingestellt werden konnten. Aber zur Zeit verweigert die Regierung solch einen Deal mit denen, die in der kommunalen Altersversorgung eingebunden sind. Die kommunalen Gewerkschaftsführungen wollen einen ähnlichen Abschluß aushandeln wie schon in anderen Bereichen des öffentlichen Sektors. Es gibt darüber eine Debatte unter den GewerkschaftlerInnen über diese Strategie, bei der einige AktivistInnen argumentieren das auch die Rechte zukünftiger ArbeiterInnen geschützt werden müssen. Millionen Angestellte der Privatwirtschaft müssen in der Zukunft ebenfalls Aattcken auf ihre Rentenansprüche befürchten, ebenso wie ein genereller staatlicher Angriff auf die staatliche Rente erwartet wird.

Dieser Tag wird vielen das Gefühl gegeben haben, das es durch direkte Massenaktionen möglich ist, bessere Abmachungen zu erreichen.

Weitere Berichterstattung: LaboutNet | LabourStart | Unison: Streikberichte | Streikphot

 

Editorische Anmerkungen

Der Artikel erschien am 29.3.2006 bei Indymedia.