Ein anderer Blick auf den "8. Mai"
Hoch die klassenbewußte Arbeiterschaft! Hoch die rote Armee!
23.4.1945: Konferenz von Belegschaftsvertretern Bochumer Schachtanlagen in der Werkstatt der Zeche Prinz Regent
 
04/05

trend onlinezeitung

Anwesenheitsliste:

Schachtanlage, vertreten durch:

Engelsburg: Bergmann (1) Koch (2) Disse (3)
Fröhliche
Morgensonne: Wolf
Bruchstraße:
Freischläger (4) Ritter, Wagner (5)
Flora:
Greinke (6) Staats
Carolinenglück:
Peuler (7) Hegemann (8), Plewka (9)
Friedlicher Nachbar:
Gemsaw (10), Hilgenstock(11), Junghänel (12)
Dahlhauser Tiefbau:
Weber(13), Schmidt (14)
Prinz Regent:
Schürmann (15), Nölting (16), Sabottke (17), Oberstebrink(18), Weeke(19), Wille(20), Fledderjohann(21)
Dannenbaum:
Frede, Sieberg, Witthäuser
Klosterbusch:
Meinert(22)
Ruhrknappschaft:
Burmeister
Metallarbeiter, Bochum
: Böker (23)
Gäste:
Buchner, Rische(24) Kestermann(25)

1) Emil Bergmann (geb. 1899), nach 1947 Betriebsrat der Zeche Engelsburg, Bochum; KPD.
2) Karl Koch, Teilnehmer an der Gründungsversammlung des FDGB in Bochum am 4. 5. 45 und Mitglied des Bezirksausschusses des FDGB Bochum; KPD.
3) Ludwig Disse (geb. 1889), Teilnehmer an der Gründungsversammlung des FDGB in Bochum am 4.5. 45 und Mitglied des Bezirksausschusses des FDGB Bochum 1946, nach 1947 Betriebsrat der Zeche Engelsburg, Bochum; KPD.
4) Wilhelm Freischläger (6. 11. 1901-14.4. 1956), 1. 10. 46-1.4. 47 Leiter der Geschäftsstelle Bochum, 28.4. 47-30. 6. 50 Leiter des Bezirks Bochum des IV Bergbau bzw. der IG Bergbau, 1946 Mitglied des vorläufigen Vorstandes, 1947 des Bezirksausschusses des FDGB Bochum, 1. 7. 50-31.12. 52 Schulungsleiter der IG Bergbau; KPD, nach 1951 SPD.
5) Ludwig Wagner (geb. 1906), ab 1947-JVIitglied des Ortsausschusses des FDGB Bochum und Betriebsratsvorsitzender auf der Zeche Bruchstraße, Bochum; KPD, später SPD.
6) Karl Greinke (geb. 1897), nach 1945 Betriebsrat der Zeche Flora, Bochum; SPD.
7) Theodor Peuler (geb. 1903), nach 1945 Betriebsrat der Zeche Carolinenglück, Bochum, 1946 Mitglied des Bezirksausschusses des FDGB Bochum; SPD.
8) Wolfgang Hegemann (geb. 1899), 4. 5.45 Teilnehmer an der Gründungsversammlung des FDGB in Bochum, 1946 Mitglied des Bezirksausschusses des FDGB in Bochum, nach 1945 Betriebsrat der Zeche Carolinenglück, Bochum; SPD.
9) Paul Plewka (geb. 1906), 1946 Mitglied des Bezirksausschusses des FDGB Bochum, nach 1945 Betriebsrat der Zeche Carolinenglück, Bochum; SPD.
10) Emil Gemsa (geb. 1894), nach 1945 Betriebsrat der Zeche Friedlicher Nachbar, Bochum; KPD. 
11) Wilhelm Hilgenstock (geb. 1898), nach 1945 Betriebsrat der Zeche Friedlicher Nachbar, Bochum; SPD.
12) Im Protokoll fälschlich Junghansel. Bruno Junghänel (1898-1954), nach 1945 Betriebsrat der Zeche Friedlicher Nachbar, Bochum: SPD.
13 Gustav Weber (geb. 1902), nach 1945 Betriebsrat der Zeche Dahlhauser Tiefbau, Bochum; SPD.
14) Walter Schmidt (12. 12. 1904-20. 3. 1980), Hauer, ab 1919 Gewerkschaftsmitglied, 1920-23 Kassierer der Zahlstelle Weidmar II, 1923-27 Jugendobmann der Ortsverwaltung Bochum, später Vorsitzender des Bezirksjugendausschusses Bochum des Bergbauindustrie-Arbeiterverbandes (BAV), 1927-30 ehrenamtlicher Bezirksjugendleiter des ADGB in Bochum, 1931-33 Sekretär des BAV Bochum, August 1945-Dezember 1946 Leiter der Abt. Arbeitsrecht und der Abt. Angestellte des IV Bergbau, Dezember 1946-September 1964 Mitglied des Geschäftsführenden Vorstandes und Leiter der Abt. Angestellte des IV Bergbau bzw. der IG Bergbau (und Energie); SPD.
15) Friedrich Schürmann (geb. 1902), 1946 Geschäftsführer des vorläufigen Vorstandes des FDGB Bochum und Mitglied des Bezirksausschusses des FDGB Bochum, 1956-62 Arbeitsdirektor; SPD.
16) Wilhelm Nölting (geb. 1889), nach 1945 Betriebsrat der Zeche Prinz Regent, Bochum; SPD.
17) Erich Sabottke (geb. 1893), nach 1945 Betriebsrat der Zeche Prinz Regent, Bochum; SPD.
18) Friedrich Oberstebrink, 1945-46 Betriebsrat der Zeche Prinz Regent, Bochum; KPD.
19) Heinrich Wecke (geb. 1887), 1945-46 Betriebsrat der Zeche Prinz Regent, Bochum; SPD, 1919-21 Stadtverordneter in Steele.
20) Ernst Wille, 4.5. 45 Teilnehmer der Gründungsversammlung des FDGB in Bochum, ab 1949 Betriebsrat der Zeche Prinz Regent, Bochum; SPD.
21) Friedrich Fledderjohann (geb. 1907), 1945-49 Betriebsrat der Zeche Prinz Regent, Bochum, 1946 Mitglied des Bezirksausschusses des FDGB Bochum; zeitweilig KPD.
22) Valentin Meinert, 1946 Mitglied des Bezirksausschusses des FDGB Bochum, 1947 Mitglied de) Kontrollausschusses des IV Bergbau; SPD.
23) Siegfried Böker, nach 1945 Betriebsrat im Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation, Bochum SPD.
24) Friedrich (Fritz) Rische (geb. 25. 12. 14), Metallarbeiter; KPD, nach 1933 illegale Tätigkeit und Inhaftierung, nach 1945 Chefredakteur der Westdeutschen Volkszeitung, Mitglied des Bizonalen Wirtschaftsrates in Frankfurt, 1949-53 MdB.
25) Name der Firma, bei der F. Rische beschäftigt war.

Tagesordnung:
1. Bericht über die allgemeine und betriebliche Lage
2. Knappschaftsfragen
3. Allgemeines
a) Stellungnahme zur Organisation
b) Wahl eines Vorstandes
c) Arbeitszeit
d) Verschiedenes

Die Konferenz wurde von dem Obmann der Schachtanlage Prinz Regent, Schürmann, um 11 Uhr mit dem Bergmannsgruß »Glückauf, Kameraden!« und einem herzlichen Willkommen für die Gäste eröffnet. 

Er gedachte zunächst der Toten, die während der zwölfjährigen Naziherrschaft ihr Leben lassen mußten - die in Konzentrationslagern ermordet, erschlagen und erschossen wurden, die man verhungern ließ, die gequält wurden und umgekommen sind. Im Namen aller seien nur zwei genannt: Der frühere Vorsitzende des Bergarbeiter-Verbandes, Fritz Husemann [(1873-15.4. 1935), Maurer, 1902-11 Sekretär, 1911-19 zweite Vorsitzender, 1919-33 erster Vorsitzender des Bergbauindustrie-Arbeiterverbandes Deutschland! 1933 mehrmals inhaftiert, erneut 1935, am 15. 4. 35 im Konzentrationslager Esterwegen ermordet SPD, 1919-24 MdL Preußen, 1924-33 MdR], und der Funktionär der KPD, Karl Springer. Die Anwesenden erhoben sich zu Ehren der Toten von ihren Plätzen. 

Zu Punkt l der Tagesordnung führte Kamerad Schürmann ungefähr folgen­des aus: Jetzt, nach dem Zusammenbruch der Naziherrschaft, wo alles drun­ter und drüber geht, wo keine Behörde mehr vorhanden ist, wo keiner noch aus noch ein weiß, haben sich in den Betrieben die alten Funktionäre der Gewerkschaften wieder in die Bresche geworfen, um zu retten, was noch zu retten ist. Sie sind teilweise durch Zuruf ernannt oder auch gewählt worden. Wir von Prinz Regent als die stärkste Anlage haben es für notwendig gehal­ten, die heutige Konferenz einzuberufen, um innerhalb der Gruppe Bochum der G[elsenkirchener] B[ergwerks]-AG und ihrer näheren Umgebung auf einer einheitlichen Grundlage vorzugehen und nach einheitlichen Richtli­nien zu arbeiten. Ich bitte, daß nach meinen Ausführungen die einzelnen Kollegen der Schachtanlagen Bericht darüber geben, wie es bei ihnen aussieht. Wir sind nicht nur Betriebsfunktionäre, sondern man kommt mit allen möglichen Fragen zu uns und will, daß geholfen wird, will Auskunft haben, da ja jede Behörde dafür fehlt. Wir müssen uns um die notleidende Bevölke­rung kümmern. Die Ernährung für die Arbeiter unserer Schachtanlagen muß sichergestellt werden. Im Einvernehmen mit der Besatzungsmacht wol­len wir alles tun, um diese schwere Übergangszeit reibungslos zu überwin­den. Besonders im Bergbau kommt es darauf an, daß zusammengearbeitet wird. Die Stromversorgung muß sichergestellt werden. Es dürfen keine Putte versaufen. Von uns aus haben wir als Notstandsmaßnahme am ersten Sonn­tag nach der Besetzung eine Pflichtschicht eingelegt, damit die Bäcker Strom hatten, um Brot backen zu können, und auch nicht eine Anzahl Zechen zum Erliegen kam. Unsere Direktion arbeitet mit uns so ziemlich Hand in Hand. Mit ihrer Zustimmung haben wir einige Entlassungen vorgenommen. Wir müssen im Bergbau alle an einem Strick ziehen. Auch um die Polizei müssen wir uns kümmern. Von uns aus müssen wir der Besatzungsbehörde Leute benennen, auf die wir uns verlassen können und die auch wirkliche Antifa­schisten sind.

Der Vertreter Sieberg von Dannenbaum berichtet: Wir haben denjenigen, die sich an Gefangenen vergangen haben, verboten, weiterhin die Schacht­anlage zu betreten. Weniger Belastete (Steiger) haben wir in Arbeit getan. Einige Entlassungen haben wir auch vorgenommen. In einer Sitzung, die von Generaldirektor Momertz einberufen war und an welcher auch Direk­tor Kayser teilnahm, wurde uns erklärt, so könne das nicht weitergehen. Unsere Erklärung war, für jeden, den wir abgesetzt hätten, hätten wir eine andere Fachkraft eingesetzt. Wir arbeiten mit Prinz Regent in dieser Bezie­hung zusammen nach einheitlichen Richtlinien und lassen uns davon nicht abbringen. Die Direktion gab am Schluß zu verstehen, daß sie gewillt sei, mit uns zusammenzuarbeiten. Wir haben uns also durchsetzen können. In die Polizei haben wir auch unsere Leute hereingebracht, ebenso in andere Wirtschaftskörper. Auch unsere Knappschaftsältesten haben wir eingesetzt.

Bergmann, Engelsburg: Unser Bürgermeister ging dem ersten Panzer mit der weißen Fahne entgegen. Als Vertreter der Bevölkerung schlug er einen Nazi vor, ebenso bei der Polizei. Wir haben diese Leute fortgejagt und ein­wandfreie Persönlichkeiten hierfür eingesetzt. Die Besatzung hat unsere Maßnahmen für richtig befunden. Ebenso ist es auf der Schachtanlage. Der Betriebsführer wird nicht mehr geduldet. Alle Angestellten können wir nicht verjagen. Die Nazis jedoch, welche sich besonders hervorgetan und an Kriegsgefangenen und auch an Deutschen vergangen haben, werden im Einverständnis mit der Besatzung beseitigt.

Meinert, Klosterbusch, ersucht, ihn in seiner abgelegenen Ecke an der Ruhr von allem zu unterrichten und ihn zu den Sitzungen hier in Bochum hinzu­zuziehen.

Freischläger, Bruchstraße: Wir haben in der gestrigen Belegschaftsver­sammlung unsere Vertreter gewählt. Die Belegschaft will den Assessor Bren-ken nicht mehr sehen. Er ist denn auch gegangen. - In der Gewerkschafts­frage wird eine Spaltung nicht geduldet. Beiträge werden wie bisher abge­halten. Auch den 1. Mai feiern wir. Aus einer Strafkompanie, die wir zusammengestellt haben, schicken wir eine Anzahl Nazis zum Zuwerfen von Bombentrichtern usw. Bei uns wurden auch einige Steiger entlassen. Auch bei der Polizei haben wir uns Geltung verschafft.

Gemsa, Friedlicher Nachbar: Ich bin zum Betriebsführer gegangen und habe ihm erklärt, daß auf der Anlage ein anderer Kopf gebildet werden müsse. Er war einverstanden. In der anschließenden Belegschaftsversamm­lung sind unsere Leute gewählt worden. Der Betriebsführer macht nichts, ohne uns vorher zu fragen. In der Polizei sind zwei Leute, die wir gestellt haben.

Peuler, Carolinenglück, freut sich darüber, daß Schürmann von Prinz Re­gent die Konferenz einberufen hat und damit Gewähr für einheitliches Handeln gegeben ist. Wir haben einen Betriebsausschuß von 6 Kameraden gebil­det. Auch einen Werkschutz haben wir eingerichtet. Kohlen können wir noch nicht fördern, da unsere Anlage durch das Bombardement schwer mitgenommen ist. Für die Aufräumungsarbeiten haben wir die 6-Stunden-Schicht eingeführt. Um politische Angelegenheiten, Polizei usw., kümmern wir uns nicht. Diese überlassen wir den politischen Parteien. In der Gewerkschaftsfrage muß eine einheitliche Regelung erfolgen.

Schmidt, Dahlhauser Tiefbau: Bei uns haben die Russen (Gemeint sind ehemalige russische Zwangsarbeiter.) schon gute Vor­arbeit geleistet. Die haben den Betriebsführer »gerade stehen« lassen. Auch wir haben einen Ausschuß gebildet und mit der Besatzung über die weitere Arbeit auf unserer Schachtanlage verhandelt. Arbeiten, die über unseren Betrieb hinausgehen, haben wir noch nicht übernommen. Aber auch diese müssen wir in die Hand nehmen und später eine größere Konferenz ma­chen. Heute schon müssen wir entsprechende Beschlüsse fassen. Auch be­treffs der Gewerkschaftsfrage. Diese können dann der nächsten großen Konferenz und der Besatzungsbehörde als fester Plan vorgelegt werden. Eine »Allgemeine Arbeitergewerkschaft«, Gruppe Bergbau, muß bereits heute konstituiert werden. Mit klaren Richtlinien können wir dann vor die Öffentlichkeit und die Besatzung treten. Auch in der Arbeitszeitfrage müs­sen wir einheitlich vorgehen und entsprechende Beschlüsse fassen, damit sich alle Schachtanlagen danach richten können. Ich schlage vor, daß die tarifliche 7-Stunden-Schicht wieder eingeführt wird. Über den Bochumer Bezirk hinaus müssen wir das ganze Ruhrgebiet erfassen.

Es wird nun zur Behandlung des Punktes 3 a der Tagesordnung »Stellungnahme zur Organisationsfrage« geschritten.

Schürmann führt hierzu aus: Ich halte es für angebracht, eine Industriear­beiterorganisation mit den Gruppen Bergbau, Metall, Transport usw. zu bilden. Die Betriebsorganisation ist die Grundlage, auf der wir aufbauen müssen. Von jeder Schachtanlage und jedem Betrieb soll ein Mann als Vertreter in die Dachorganisation entsandt werden. Diese Vertreter bilden den Ausschuß und wählen dann unter sich den Vorsitzenden. Wir an der Ruhr haben früher den Anstoß zur Organisation gegeben, und draußen im Reich wird man verstehen, daß wir Bergleute an der Ruhr wieder den An­stoß zum Zusammenschluß geben. Im Großen gesehen, sind wir hier im Ruhrrevier mehr verschont geblieben als die anderen im Reich. Es ist des­halb zu verstehen, wenn von uns aus der Ruf erschallt: »Arbeiter, organisiert Euch!«

Nach kurzer Diskussion, an der sich die Kameraden, Sieberg, Meinert, Schmidt und Burmeister beteiligen, wird beschlossen, einen Einheitsver­band, den »Allgemeinen Industriearbeiterverband« zu bilden. Auf Vor­schlag von Schürmann sollen für den Bergbau im Laufe der Woche dann Belegschaftsversammlungen stattfinden, um die Organisation für die Gruppe Bergbau zu schaffen. Er bittet um Vorschläge für den Beitrag.

Schmidt, Dahlhauser Tiefbau: Die Beiträge in derselben Höhe wie jetzt sollen Richtschnur sein und wie bisher vom Unternehmer abgehalten wer­den.

Schürmann schlägt vor, daß die Sätze der DAF weiter abgehalten werden. Alle sind einverstanden.

Zu Punkt 3b »Wahl des Vorstandes« werden auf Vorschlag von Freischlä­ger einstimmig 5 Mann für den Kopf des Industriearbeiterverbandes ge­wählt, und zwar die Kameraden Schürmann, Böker, Wolf, Sieberg, Hege­mann.

Buchner, Gast: Die soziale Republik hat uns das nicht gebracht, was wir als Arbeiter erhofften. Dadurch kam die Spaltung in der Arbeiterschaft. Als Hitler kam, hofften viele, es würde besser werden. Aber das Gegenteil ist eingetroffen. Er hat uns in das allergrößte Elend geführt, das je da war. Wir sind so oft betrogen worden und müssen jetzt handeln. Ich schlage nur eine »Antifaschistische Partei« oder die KPD vor. In der Gewerkschaftsbewegung schlage ich auch eine »Einheitsfront der Deutschen Arbeiter« mit den einzelnen Gruppen Bergbau, Metallindustrie usw. vor. Auch am 1. Mai müs­sen wir etwas machen. Wir werden eine Zeitung herausgeben. Die Besat­zung hat uns erklärt, politisch dürften wir noch nichts tun. Nur Vorbereitun­gen könnten getroffen werden. Von Moskau haben wir bereits schon einen Kommissar hier.

Wolf, Fröhliche Morgensonne, schlägt auch die Einheitsgewerkschaft mit den Untergruppen Bergbau, Metallarbeiter usw. vor. Die tarifliche 7-Stun-den-Schicht darf nur in Frage kommen. Sie muß wieder im Bergbau einge­führt werden.

Böker, Metallarbeiter: Die gewerkschaftliche Frage muß jetzt nur im Vor­dergrund stehen. Die politische Richtung kommt dann von selbst. Diese schält sich schon heraus.

Zu Punkt 3c »Arbeitszeit« erklärt Meinert, Klosterbusch: Die Besatzung sagt, daß die Arbeitszeit wie vor 1933 in Frage kommt. Auch ist im alten Tarifvertrag die 7-Stunden-Schicht verankert. - Es wird beschlossen, daß prinzipiell für Untertage die 7- und für Übertage die 8-Stunden-Schicht eingeführt wird.

Unter Punkt »Verschiedenes« wird beschlossen, am 1. Mai nicht zu arbei­ten. Wir wollen auch keine Bezahlung.

Schürmann zum Schluß: Im zukünftigen Staat wird es auch einen Unter­nehmer wie bisher nicht geben. Wir müssen uns alle so einstellen und so arbeiten, als wenn die Betriebe unser wären.

Hoch die klassenbewußte Arbeiterschaft! Hoch die rote Armee!


Schluß: 5 Uhr
Der Schriftführer
Heinrich Weeke

Editorische Anmerkungen

Quelle: IG Bergbau Archiv. Maschinenschrift. Überschrift: »Protokoll der Konferenz vom 23. April 1945 in der Anlernwerkstatt der Zeche Prinz Regent, Bochum.« Protokollführer Heinrich Weeke. Protokoll eigenhändig unterzeichnet.

Entnommen: Mielke, Siegfried u.a., Quellen zur Geschichte der deutschen Gewerkschaftsbewegung im 20. Jahrhundert, Band 6, S. 213ff 

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